🔥🔥🔥 – Die #LaTdH vom 20. Mai
Datenschutz mit Chuzpe, Nachgefasstes zum Katholikentag, reichlich Buntes und ein Schweigefuchs. Die #LaTdH zum Pfingstfest für entflammte Häupter (und Glieder).
Debatte
Zu Pfingsten kam der Geist auf die Jüngerinnen herab, ihre Nachfolgerinnen haben es mit Datenschutzgesetzen zu tun, die völlig unerwartet vom Himmel fallen und die Köpfe rauchen lassen:
EKD-Datenschutzbeauftragter fordert Debatte über Facebook-Nutzung – Corinna Buschow (evangelisch.de, epd)
Bloggerinnen, Gemeinden und Verbände erzittern vor den „neuen“ Datenschutzrichtlinien. Allenthalben ist die Überraschung groß, dass die vor zwei Jahren eingeführten Regeln nun tatsächlich durchgesetzt werden sollen. Und die Unsicherheit ist groß etwas falsch zu machen: Sich im Netz der Abmahnindustrie auszuliefern oder den Vorwurf zu kassieren, in der Gemeinde schludrig mit Daten von Kirchenmitgliedern umzugehen.
Vor diesem Hintergrund muss die Chuzpe von Datenschutzbeauftragten wie Michael Jacob von der EKD überraschen. Wenn so viele Menschen verunsichert sind und sichtbar keine Ahnung haben, dann haben die Datenschutzbeauftragten geschlampt. Das hindert Jacob nicht daran den nächsten Unsinn anzuleiern:
Der Jurist plädierte für einen eigenen Messengerdienst innerhalb der evangelischen Kirche. „Den können wir programmieren, auf deutschen Servern speichern und die Hoheit über die Daten behalten“, sagte Jacob.
Ich bin kein Fan von WhatsApp, ich nutze es nicht einmal selbst. Aber die Idee, dass die Evangelische Kirche einen eigenen Messenger programmieren lässt und teuer bezahlt, den erwartbar niemand aus der Zielgruppe nutzen wird, ist nun wirklich selten dämlich.
Eigener kirchlicher Messenger Dienst!
Geile Sache, funktioniert bestimmt besser als die 200 Alternativen zu WA, kostet nix in der Entwicklung und geht weg wie geschnitten Brot. https://t.co/bHbIMGEqBk— knuuut 🚴 (@knuuut) May 16, 2018
Das ist ja der Haken bei diesen ganzen Vorschlägen für "eigene Lösungen". Kann höchstens intern sinnvoll sein. Wenn der Rest der Welt anders kommuniziert, ist man damit raus.
— christian (@christianschrdr) May 16, 2018
Fotos vom Pfingstlager – so klappt’s mit dem Datenschutz – Felix Neumann (Digitale Lebenswelten)
Felix Neumann (@fxneumann) schreibt aus der Perspektive von Kinder- und Jugendfreizeiten. Was er schreibt lässt sich wohl für 98 % aller datenschutzsensiblen Gemeindesituationen adaptieren. Wichtige Botschaft: Entspannt euch mal! Denn eine attraktive Onlinearbeit ist selbstverständlich auch mit den neuen Regeln möglich. Reichlich Beispiele, wie man die Dinge regeln kann, liefert Felix Neumann gleich mit.
DSGVO für WordPress Praktiker – Markus Kämmerer (storemotion)
Für all diejenigen mit einem (WordPress-)Blog hat Markus Kämmerer (@HappyArts) das Notwendige aufgeschrieben. Seine Grundbotschaft:
Zur Einstimmung empfehle ich: Keine Panik. Die EU-DSGVO/GDPR bringt uns dazu mit Daten sparsam und transparent umzugehen. Wer das immer im Blick hat, bleibt entspannt und findet – nicht zuletzt mit diesem Artikel – passende Lösungen. Solange ein berechtigtes Interesse […] besteht, dürfen wir weiterhin Daten erheben und verarbeiten. Ein berechtigtes Interesse kann im Grundsatz „jedes von der Rechtsordnung gebilligte Interesse“ sein, das über reine Neugierde hinausgeht. Berechtigte Interessen können rechtlich, wirtschaftlich oder ideell begründet werden. Damit ist (weiterhin) fast alles möglich, was mit sehr guten Argumenten und einer Interessenabwägung unterlegt ist.
nachgefasst
kt18: Katholikentag in Münster
In der letzten Woche wurde vielfach auf den Katholikentag in Münster zurückgeschaut. In der Eule hatten wir eine Bewertung aus friedensethischer Sicht, und anderswo:
„Frieden mit Frauen in fünf Schritten“, ist ein kleiner Leitfaden für die Zukunft der röm.-kath. Kirche in Sachen Frauen von Christiane Florin (@ChristianeFlori). Das Statement vom Katholikentag ist eine extreme Kurzfassung ihres Bestsellers „Weiberaufstand“ (Rezension in der Eule). Also: Alle Argumente versammelt und mit Bums vermittelt.
Im Konradsblatt, der Wochenzeitung des Erzbistums Freiburg, war zum „Weiberaufstand“, d.h. zur Frage der Priesterinnenweihe, ein bemerkenswerter Satz zu lesen:
Der Ruf nach der Frauenordination – um nur ein Beispiel zu nennen – ist heute und war auf dem Katholikentag kein Ruf, der von mehr oder weniger extremen Rändern käme, sondern der in der Mitte dieses Katholizismus angekommen ist. Begründungspflichtig ist nicht länger derjenige, der diese Forderung erhebt, sondern derjenige, der ihre Realisierung zu verhindern sucht.
Klaus Nientiedt bereicherte in seinem Kommentar der Woche auch die Debatte um die Zukunft der Katholikentage:
Es ist nicht überall Leipzig. So wie aber auch nicht überall Münster ist.
Gemeint ist vor allem das unterschiedlich hohe Aufkommen von Teilnehmer_innen. Dass der wilde Osten für kirchliche Großveranstaltungen schwieriges Pflaster ist, kann als Erkenntnis der letzten Jahre gelten – übrigens in ökumenischer Verbundenheit. Warum dann der Katholikentag 2024 ausgerechnet nach Erfurt gehen soll? Darüber und über das liebe Geld, das dafür noch aus der Stadtkasse fließen muss, schreibt auf katholisch.de Karin Wollschläger (@Wollschmolz).
Über Kreuz – Gerd Häfner (LECTIObrevior)
Dem Kreuzzug Markus Söders haben wenige Theologen und Kirchenleute etwas abgewinnen können. Doch einige Hochschullehrer aus und in Bayern sprangen dem Ministerpräsidenten bei. Ihre Erklärung wiederum nimmt der katholische Theologie-Professor Gerd Häfner genüsslich auseinander:
Die Erklärung versteht den Kreuzerlass allein als Ja zur traditionellen (christlichen) Prägung Bayerns und folgt damit im Wesentlichen der PR der Staatsregierung. Nicht zur Sprache kommt die Kernfrage der Debatte, ob eine staatliche Stelle das Anbringen religiöser Symbole in Amtsräumen anordnen und die Deutung dieser Symbole bestimmen darf. Ausgeblendet bleibt auch der politische Kontext der ganzen Aktion, der das identitätsstiftende Symbol zugleich als Instrument der Machtdemonstration und als Zeichen der Ab- und Ausgrenzung markiert. Der Unmut gegen den Kreuzerlass hat auch mit dem Eindruck zu tun, dass der Ministerpräsident sich in seiner Politik stärker an dem orientieren könnte, den er jetzt aufhängen lässt.
Ganz andere Überzeugungen zu den großen Themen des Katholizismus in Deutschland ventiliert Schorsch Gänswein in der Illustrierten STERN. Der liefert auch gleich eine Erklärung für die Gänsweinsche Hybris, sich zu allem und jedem äußern zu müssen:
Mit seinem Arbeitseinsatz rund um die Uhr und der Unfähigkeit, ausruhen zu können, habe er sich vor Monaten eine schwere Ohrenkrankheit eingehandelt, verriet Gänswein. An den Folgen leide er noch immer: Ein Tinnitus, Schwindel und die Beeinträchtigung des Gehörs müssen noch auskuriert werden.
Gute Besserung!
Buntes
Schiffbruch, Profil und Konzentration – Tobias Graßmann (NThK)
Auch in der Evangelischen Kirche wird gerne diskutiert, mit Vorliebe über Profile, Konzepte, Pläne, etc.. Tobias Graßmann (@luthvind) fehlt dabei vor allem die Konzentration auf das, was wirklich wichtig ist:
Denn die Beteiligten müssten dann, so meine ich, erkennen, dass es bei allen Diskussionen um die Zukunft der Kirche im Kern um diese eine Frage geht: Wie geben wir die christliche Lehre – man könnte auch von einer christlichen Elementarbildung sprechen – an unsere Nachkommen weiter?
Tobias Graßmanns Furor muss nicht zugestimmt werden, um das von ihm evozierte Gleichnis Lessingscher Genese allzeit im Handgepäck kirchlicher Strukturdebatten dabei zu haben. Pfarrer Güntzel Schmitzs (@guentzels) Senf zum Thema ist folgender Gedanke zu entnehmen:
Noch immer erwarten wir von Kirchenleitungen auf allen Ebenen – und, sofern wir als kirchliche Mitarbeiterinnen in Leitungsgremien sitzen oder Leitungsaufgaben wahrnehmen, auch von uns – dass sie „wissen, wo’s langgeht“, getreu dem Choral: „Weiß ich den Weg auch nicht, du weißt ihn wohl“*. Und genau hier ist der Irrtum passiert, wie er am Zitat des Chorals deutlich wird. Das „Du“ ist ja nicht die Superintendentin oder die Bischöfin, das bin auch nicht ich als Pfarrerin, sondern es ist ja Gott, der in diesem Choral angeredet wird.
Ein starkes Narrativ: Wim Wenders porträtiert Papst Franziskus – Viera Pirker (feinschwarz.net)
Eine Besprechung des Papstfilmes von Wim Wenders im theologischen Feuilleton (check!) feinschwarz.net. Was der schillerende Begriff Narrativ im Titel zu suchen hat, außer dass er natürlich sehr klug klingt, bleibt offen. Der Film jedenfalls erzählt offenbar eine starke Geschichte. Direkt zum Trailer hier entlang.
Sex Abuse in Humanitarian Groups, Christian Ministries: Who Is Left to Trust? – Stoyan Zaimow (The Christian Post, englisch)
Die Christian Post fragt sich, welchen der zahlreichen christlichen Hilfsorganisationen nach den Sexskandalen der letzten Zeit überhaupt noch zu trauen ist. Die Antwort in Kürze: Eher keiner?! Etwas länger und in englischer Sprache:
„This type of behavior seems to have no boundaries. Whether it’s a Christian organization, or secular organization, it doesn’t seem to make a big difference,“ he said.
Bibel
Moment mal: Pfingsten ist nicht der Geburtstag der Kirche – Philipp Greifenstein (theologiestudierende.de)
Einen eigenen Text zu empfehlen ist ganz schlechter Stil, und dazu noch einen zwei Jahre alten Artikel aus dem Archiv! Doch solange in Pressemitteilungen von Landeskirchen und Kirchenzeitungen, auf Kanzeln und beim Gemeindekaffee immer noch behauptet wird, Pfingsten sei der „Geburtstag der Kirche“, hat dieser Artikel seine Berechtigung.
Es bleibt daher etwas unsinnig, zu behaupten, zu Pfingsten würden wir den „Geburtstag der Kirche“ feiern. Ärgerlich ist es vor allem deshalb, weil damit leider überhaupt nicht die Ermächtigung der vormals Nicht-gemeinten und das freie Walten des Geistes gemeint ist. Vielmehr wird suggeriert, dass sich Nachfolge Christi in den bestehenden Formen und Hierarchien der Kirche abzuspielen hat, weil nur dort der Geist zu finden sei, der Jesus und seine Jüngerinnen verbunden hat.
Predigt
Die Pfingstpredigt des Petrus – Lukas (Apostelgeschichte 2, 14-36, Die Bibel)
Wer auf ne Predigt mit etwas schiefer Exegese alttestamentarischer Zitate steht und mal richtig was abfackeln will, dem sei zum Pfingstfeste das Original empfohlen:
Denn diese sind nicht betrunken, wie ihr meint, ist es doch erst die dritte Stunde des Tages; sondern das ist’s, was durch den Propheten Joel gesagt worden ist (Joel 3,1-5): „Und es soll geschehen in den letzten Tagen, spricht Gott, da will ich ausgießen von meinem Geist auf alles Fleisch; und eure Söhne und eure Töchter sollen weissagen, und eure Jünglinge sollen Gesichte sehen, und eure Alten sollen Träume haben; und auf meine Knechte und auf meine Mägde will ich in jenen Tagen von meinem Geist ausgießen, und sie sollen weissagen. Und ich will Wunder tun oben am Himmel und Zeichen unten auf Erden, Blut und Feuer und Rauchdampf; die Sonne soll in Finsternis verwandelt werden und der Mond in Blut, ehe der große und herrliche Tag des Herrn kommt. Und es soll geschehen: Wer den Namen des Herrn anrufen wird, der soll gerettet werden.“
Ein guter Satz
„Mein Patronus ist der Schweigefuchs“
– aus „Etwas über das Schweigen. Und über die Lücke. Zwischen Himmelfahrt und Pfingsten.“ von @FrauAuge. Lesen!