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Ramadan und Zuckerfest – Die #LaTdH vom 22. Oktober

In der Debatte: Ein islamischer Feiertag in einer christlich-abendländischen Kultur? Außerdem: Eindrücke vom herbstlichen Pfarramt auf dem Land, #metoo und Dämonologie im Markusevangelium.

Debatte

Wie weit reicht die Religionsfreiheit in Deutschland, einem christlich geprägten Land, auf das sich viele berufen, wenn es um die Frage nach einem muslimischen Feiertag in Deutschland geht.

Lautes Getöse um nichts? – Joachim Heinz (domradio.de)

Das Domradio liefert bewährt eine Bestandsaufnahme und führt eine zeitliche Chronologie und die einzelnen Stimmen auf, ausgehend von Thomas de Maizières Äußerung zum Thema Leitkultur.

Wenn TV-Legende Thomas Gottschalk sich auf Twitter zu Wort meldet und CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer auf Facebook seinen Gefühlszustand mit „tief bestürzt, ja fassungslos“ umschreibt, dann gibt es Redebedarf. In diesem Fall zum Thema muslimische Feiertage.

Das Kreuz mit dem Islamischen Feiertag – Marco F. Gallina (marcogallina.de)

Viel zu viel Nicht-Schönes lässt sich zu der Debatte an der Oberfläche des Internets finden: „Verleugnung der christlich-abendländischen Kultur“, „Islamisierung“ sind da sehr harmlos. Und unweigerlich ist ein solches Thema gefundenes Fressen für jeden Islamkritiker aus jeglicher Ecke. Marco Gallina nutzt die Gelegenheit für einen ausgedehnten Seitenhieb gegen das ZdK und schafft es als Ausnahme zu vielen anderen ohne abwertende Beschimpfungen gegen einen solchen Feiertag zu argumentieren.

Die christlichen Feiertage sind gewachsene Strukturen. Feiertage dienen dem Ritual und des Andenkens, sie bilden nicht das jetzige Sein eines Landes, sondern dessen Vergangenheit ab. Der Islam ist davon kein Teil.

Ein Wort über christliche Feiertage – und die Wünsche anderer – Bischof Stefan Oster (stefan-oster.de)

Interessanterweise ist es gar nicht so einfach, jemanden zu finden neben dem Präsidenten der ZdK und dem Zentralrat deutscher Muslime, der sich klar für einen Feiertag ausspricht. Bischof Stefan Oster wird auf katholisch.de so zitiert, dass man es auf den ersten Blick als eine Fürsprache lesen kann. Auf seiner Website, wohin der Link führt, liest sich das für mich etwas anders, aber urteilt selbst.

Menschen anderer Glaubensrichtungen sollten in unserem Land ebenfalls Gelegenheit haben, auch ihre eigenen religiösen Feiertage angemessen zu begehen.

Religiöse Feiertage: Ein Spiegel der Gesellschaft – Rat der Religionen Frankfurt (rat-der-religionen.de)

Der Rat der Religionen Frankfurt (@RatReligionen) hat sich ebenfalls mit dem Thema auseinandergesetzt und kommt in seiner Stellungnahme (vom Dezember 2016) zu einigen interessanten und beachtenswerten Einschätzungen.

Ein Nachteil der geltenden Regelungen ist, dass sie kompliziert sind und zwischen öffentlichem Recht und Privatrecht große Unterschiede machen. Sie sind vielen Menschen in Deutschland nicht bekannt, sodass diese ihre Rechte nicht einfordern können.

Das Verhältnis von Staat und Religion ist historisch gewachsen als eine Übereinkunft der Regierungen mit den größeren Kirchen anlässlich innerchristlicher Konflikte. Daher ist dieses Verhältnis stark auf die großen christlichen Konfessionen zugeschnitten. Problematisch ist dabei, dass dies die heutigen gesellschaftlichen Realitäten nicht widerspiegelt. Hinzu kommt, dass dieses Rechtsverhältnis auf religiöser Seite das Vorhandensein eines vertragsfähigen Rechtskörpers und zentralen Ansprechpartners voraussetzt. Dies ist aber vor allem bei intern heterogenen Religionsgruppen oft schwierig bzw. in einigen Religionen theologisch nicht angelegt und daher nicht gewollt.

Randständiges

Zuwanderung, Islamisierung und Opfermythos: Motive der österreichischen Nationalrats-Wahl – Johann Pock (feinschwarz.net)

Im theologischen Feuilleton feinschwarz.net (@feinschwarz_net) gibt es eine Analyse der Nationalratswahlen in Österreich von Johann Pock:

Eine weitere, wenn auch nicht neue Erkenntnis ist, dass es keine relevante Partei in Österreich mehr gibt, die christliche Grundhaltungen und Grundwerte vertritt. Wenn sich Kurz und Strache für den Erhalt der Kreuze an öffentlichen Plätzen einsetzen, so ist dies meines Erachtens ein Kulturkonservatismus, nicht mehr. In einem Interview mit der Wiener Kirchenzeitung „Der Sonntag“ sagte Kurz noch im Feb 2017: „Menschen in Not bedürfen Schutz. Menschen auf der Flucht benötigen eine echte Perspektive.“[2] Gleichzeitig ist er auf europäischer Ebene einer der härtesten Verfechter der Abschottung der Außengrenzen – immer mit dem Verweis, dass dies nicht nur dem Schutz nach innen dient, sondern zum Besten für die Flüchtenden sei.

„Die Kirche signalisiert zu oft: Du gehörst nicht zu uns“ – Christiane Florin & Sebastian Baer-Henney (Deutschlandfunk)

Für den Deutschlandfunk hat die bekannte Kirchen-Journalistin Christiane Florin (@ChristianeFlori) (mit ihrem Buch „Der Weiberaufstand“ auch schon in der EULE besprochen) mit Sebastian Bear-Henney (@luthersoehnchen) über sein freshes Kirchenprojekt @dieBeymeister in Köln gesprochen.

Florin: Sie sagten in unserem Vorgespräch, bestimmte Leute fühlten sich schon ausgeschlossen, wenn auf dem Tisch der Gemeinde Kondensmilch steht und nicht geschäumte Milch. Oder wenn es eben keinen handgebrühten Filterkaffee gibt, sondern irgendetwas aus einer Maschine. Was haben die richtige Milchauswahl und der richtige Kaffee mit Gott und dem Glauben zu tun?

Baer-Henney: Es geht natürlich nicht primär um den Kaffee. Aber auch da wird wieder ein Signal gesendet. Und die Frage ist schon: Ist das, was hier vermittelt wird, relevant für mich in meinem Leben? Und wenn schon die ganze Ästhetik und der Kaffee und die Art, wie der gereicht wird, so diametral dem entgegenstehen, wie ich es zu Hause habe oder wie ich es gerne habe, da wo ich hin gehe in meiner Freizeit, soll ich dann hier wirklich mit meinen Glaubens- und Lebensfragen andocken können?

#metoo – Steffi Wießner (HopeChannel)

Wir bleiben beim Radio, hier beim Sender der Siebenten-Tags-Adventisten: Ein weiteres Thema der Woche waren die Schilderungen von sexuellen Übergriffen unter dem Hashtag #metoo. Steffi Wießner gibt eine Einführung ins Thema zum anhören. 5 gut investierte Minuten.

Herbstzeitlose – (ploetzlichpfarrerin.wordpress.com)

Der Herbst kommt. Bunte Farben im Sterben. Und mittendrin eine junge Pfarrerin auf dem Land, auf der Suche nach dem richtigen Zeitempfinden.

Um etwas Neues in der Gemeinde (oder überhaupt bei Kirchens) zu starten und etwas zu verändern braucht es schon ein paar Jahre (mindestens fünf meinte mein Mentor), viel länger als anderswo. Gleichzeitig rasen die Wochen und Monate als Pfarrer*in  nur so an einem vorbei. Ich wette, die 20 Jahre fühlen sich für die Kollegen höchstens an wie sieben Jahre, die allerdings mit Erlebnissen aus 50 Jahren gefüllt sind.

Predigt

Predigt über Markus 1, 32 – 39, Christoph Fleischer, Welver 2017 – (Der-schwache-Glaube.de)

Christoph Fleischer stellt in seiner Predigt die beiden Lesarten des Markusevangeliums anhand der Dämonenaustreibung parallel.

Die Dämonenfrage ist mir immer ein wenig fremd, aber ich merke, dass hier etwas Entscheidendes dargestellt wird. Haben nicht die Evangelien den Zweck, uns die Gestalt des geglaubten Christus genauso zu vermitteln wie des irdischen Jesus?

Ein guter Satz

2,5 Jahre bin ich jetzt hier im Pfarrdienst auf dem Land. In der Pfarrer*innen-Welt ist das vergleichsweise nur ein winzig kleiner Pups.

– s.o. „Herbstzeitlose“


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