Brandherde – Die #LaTdH vom 28. August
Papst Franziskus regelt seine letzten Dinge – und irrt, was den Ukraine-Krieg angeht. Außerdem: Vorbereitungen auf die ÖRK-Vollversammlung, Woelki-Nachrichten und Kirchenbauarbeiten.
Herzlich Willkommen!
Bereits am 19. August verstarb, wie diese Woche bekannt wurde, der niederländische Künstler und Bibelillustrator Kees de Kort. Seine Bilder zu Bibelgeschichten sind tief in das Gedächtnis vieler Christ:innen verankert, seit er Ende der 1960er-Jahre mit der Illustration von „Was uns die Bibel erzählt“ begann. Auch ich habe als Kind in einer Kees de Kort-Kinderbibel gelesen, so wie heute mein Sohn in einer „Neukirchener Kinderbibel“ mit Kees de Kort-Illustrationen schmökert.
Mit seinen Bildern hat Kees de Kort die Vorstellungen geprägt, die sich Generationen von Menschen von den biblischen Figuren machen: Abraham, wie er nach dem Sternenzelt Ausschau hält; der Vater, der nach seinem „verlorenen“ Sohn Ausschau hält und ihn schließlich in seine Arme schließt; der im Baum hängende Zachäus. Kees de Kort wurde 87 Jahre alt. Und mir ging zu dieser Kirchennachricht die Zusage durch den Kopf, die Abram von Gott erhält: Ich will dich segnen, und Du sollst ein Segen sein.
Eine gute Woche wünscht
Philipp Greifenstein
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Debatte
Der Papst ruft zum Konsistorium nach Rom: Gestern kreierte er 20 neue Kardinäle, 16 von ihnen sind jünger als 80 Jahre und könnten derzeit an einer Papstwahl teilnehmen. Mit all seinen Kardinälen will der Papst in einer Unterredung, so die offizielle Darstellung, „die Apostolische Konstitution »Praedicate Evangelium« im Detail beleuchten“.
Doch hat in Rom und weltweit das Rätselraten um diesen Papst ein neues Ausmaß angenommen. Während in Deutschland und Europa der Ärger über Franziskus‘ mindestens missverständlichen Kurs in der Ukraine-Politik im Vordergrund steht, bereitet sich die katholische Weltkirche auf einen Wechsel im höchsten Führungsamt vor.
Three reasons why Pope Francis perpetually fails Ukraine – Regina Elsner (Euromaidan Press, englisch)
Scharf ins Gericht mit der bisherigen Ukraine-Politik des Vatikans und Papst Franziskus‘ geht die katholische Theologin und Orthodoxie-Expertin Regina Elsner (@reginaelmo, hier im „WTF?!“-Podcast der Eule zu Beginn des Ukraine-Krieges) in einem Beitrag für Euromaidan Press:
Every time Pope Francis opens his mouth, Ukrainians prepare to cringe: the Catholic leader has offered plenty of platitudes but zero specifics of who the aggressor and victim is in Russia’s six-month bloody war.
Die Gründe für Franziskus‘ Ukraine-Politik liegen offen zu Tage, darunter die seit 20 Jahren selbstverständliche und von offiziellen Stellen öffentlich kaum diskutierte Allianz mit der russischen Orthodoxie gegen den Liberalismus. Sind es tatsächlich die gemeinsamen Werte, die Franziskus blind machen? Oder ist es seine eigene persönliche, eben auch nicht-europäische Weltsicht, nach der zwar „alle schuldig“ sind, nur die durch ein Attentat umgekommene rechtsextreme russische Propagandistin Darja Dugina nicht?
Franziskus‘ Äquidistanz zu den Kriegsparteien wird nicht zum ersten Mal kritisiert. Sie wurzelt auch in einem vatikanischen Verständnis von neutraler Außenpolitik, die in der Vergangenheit segensreich gewirkt hat. In diesen Tagen wird diese Tradition nicht nur von Elsner, sondern auch vom einflußreichen katholischen Publizisten Massimo Faggioli (@MassimoFaggioli) in Frage gestellt („The Holy See’s dealings with Russia and China: the legacy of Ostpolitik and the „change of epoch“, La Croix international, englisch, €). Beide stellen die Frage, ob angesichts eines so eindeutig einseitig verschuldeten Krieges nicht auch die vatikanische Außenpolitik einer „Zeitenwende“ bedarf.
Da das Treffen Franziskus‘ mit dem russischen Patriarchen Kyrill in Kasachstan im September nun ins Wasser fällt, weil der Moskauer Patriarch nicht zur der Friedenskonferenz anreist, die als Rahmen eines persönlichen Treffens hätte dienen können, schlägt Elsner vor:
Für den Vatikan könnte dies die Chance sein, endlich eine klare Haltung gegenüber Russland einzunehmen und wahrzunehmen, dass weder Putin noch Patriarch Kyrill ein Interesse daran haben, diesen Krieg zu beenden. Wenn das geschieht, könnte der Vatikan endlich seine Solidarität mit der Ukraine stärken und zur Stärkung ihrer Gesellschaft in ihrem Kampf für Freiheit und Würde beitragen. (Übersetzung von mir)
Daran haben eigentlich alle Katholiken, die sich in den vergangenen sechs Monaten für die Ukraine einsetzen, großes Interesse. Nicht zuletzt die katholischen Hilfswerke, die in der Ukraine, ihren Nachbarländern und auch in Deutschland den Opfern des Krieges humanitäre Hilfe leisten. Für ihre Glaubwürdigkeit stellen die Einlassungen des Papstes ein gewaltiges Problem dar.
FAZ-Kirchenredakteur Daniel Deckers urteilt unter der Überschrift „Putins Papst“ gar:
Bis heute weigert sich der Papst – anders etwa als der Ökumenische Rat der Kirchen –, die Aggression Russlands gegen die Ukraine so zu nennen, wie es die kirchliche Sozialethik zwingend verlangt, nämlich einen Angriffskrieg. Ebenso wenig hat der Papst sich jemals gegen die Pervertierung der religiösen Sprache zur Verherrlichung des Krieges gewandt, wie sie sein russischer „Dialogpartner“ Kirill mittlerweile perfektionierte. Und nun befeuert Franziskus auch noch den russischen Opfermythos um den gewaltsamen Tod der kremlnahen Kriegshetzerin Dugina. Es wäre ein Wunder, wenn dies die letzte Entgleisung des Papstes bliebe. Seine moralische Autorität ist allerdings schon jetzt dahin.
Vor Konsistorium: Warum lädt der Papst alle Kardinäle nach Rom? – Anna Mertens (KNA, katholisch.de)
Es ist nicht allein sein Umgang mit dem Ukraine-Krieg, der Beobachter:innen in den vergangenen Monaten verstärkt über Papst Franziskus rätseln lässt. Plant der Papst seinen Rücktritt? Da wären:
„Seine Reise nach L’Aquila zum Grab von Coelestin V., dem ersten Papst, der einen Rücktritt ermöglichte und zurücktrat“, für seinen Vorgänger Ratzinger ein symbolischer Termin, die aber ein „Zufall“ gewesen sein soll. Die juristischen Vorbereitungen, die für einen Krankheitsfall des Papstes im Moment getroffen werden (s. #LaTdH von letzter Woche). Und die Erhebung weiterer Kardinäle am gestrigen Samstag. Hinzu kommt der Gesundheitszustand des Papstes, über den wegen seiner häufigen Auftritte im Rollstuhl spekuliert wird.
Der Eindruck drängt sich auf: Der Papst trifft letzte Vorkehrungen. In Rom jedenfalls wird getuschelt, weiß nicht nur Anna Mertens (@Mertens_kna) von der KNA: „Da kommt etwas Großes, aber es ist kein Rücktritt“. Neue Regeln für eine Papstwahl womöglich:
Mit einer Konklave-Reform könnte Franziskus einen Schritt wagen, den seine Vorgänger nicht gingen. Er könnte die Versammlung der Papstwähler öffnen, die Bischofssynode mit einbeziehen und vielleicht in der Vorwahlphase eine stärkere Beteiligung der Ortskirchen schaffen – eventuell bis hin zu den Gläubigen. Vielleicht kombiniert Franziskus auch Rücktritts-, Vertretungs-, und Wahlregeln. Noch sind all dies Spekulationen, aber nicht mehr lange.
Mit der Erhebung von 20 neuen Kardinälen verändert Franziskus jedenfalls endgültig das Kräfteverhältnis im Wahlkörper:
Das Kardinalskollegium besteht nun aus 226 Männern; von ihnen sind 132 zur Papstwahl berechtigt. 83 der Wähler sind von Franziskus ernannt (62,6 Prozent), 38 von Benedikt XVI. (2005-2013) und 11 noch von Johannes Paul II. (1978-2005). Für eine gültige Papstwahl ist eine Zwei-Drittel-Mehrheit erforderlich; das wären derzeit 88 Stimmen.
Dabei bleibt der Papst seiner Linie treu, neue Kardinäle auch „an den Enden der Welt“ zu finden. Der Katholizismus denkt nicht länger mehr ausschließlich europäisch, sondern global: Mit allen Konsequenzen.
Papst Franziskus setzt auf Afrika und Asien – Christoph Strack (Deutsche Welle)
Über diesen Perspektivwechsel berichtet auch Christoph Strack (@Strack_C) für die Deutsche Welle. Er hat das neue Kardinalskollegium durchleuchtet und wartet mit interessanten Info-Grafiken und Hintergründen zu den neuen Kardinälen auf.
Erstmals kommt die Mehrheit der Papstwähler nicht mehr aus Europa. Vorerst sind es noch 53 von 132. Bei früheren Entscheidungen konnten die Europäer wesentlich Regie führen in einem Konklave. Das ist heute überholt. Franziskus hat im Kreis der Kardinäle das vollzogen, was bei Statistiken zur weltweiten Religiosität oder zur weltweiten Präsenz von Katholikinnen und Katholiken längst Wirklichkeit ist: Andere Kontinente dominieren, vor allem Afrika, Asien, Lateinamerika. Und der 85-jährige Papst, der als Argentinier selbst von der Südhalbkugel kommt, will frischen Wind aus dem globalen Süden für seine Kirche.
Ein etwas anderes „Round up“ der neuen Kardinäle bietet das amerikanische katholische Magazin Where Peter is mit vielen weiteren Lektürehinweisen auf Englisch.
Als Richter macht der Papst beim Thema Missbrauch keine gute Figur – Felix Neumann (katholisch.de)
Ein Urteil über das Pontifikat Franziskus‘ ohne einen Blick auf die Missbrauchskrise ist nicht möglich. In dieser Woche zog Felix Neumann (@fxneumann) bei katholisch.de ein kritisches Fazit: Der Papst bemühe sich zwar, aber an den grundlegenden Fehlern in der Architektur der römischen Kirche habe er bisher nichts ändern können. Sein Umgang mit hochrangigen Missbrauchstätern und Vertuschern sei bestenfalls erratisch.
Das macht wenig Hoffnung auf eine angemessene rechtliche Bewältigung von Missbrauch und Vertuschung in der Kirche. Ändern kann an den Verfahren nur der Papst etwas. Das müsste er wollen. Sein Handeln spricht dagegen.
Marco Politi: Im Auge des Sturms – Kai Schmieding (SR, ARD-Audiothek)
Bereits Anfang Dezember vergangenen Jahres sprach der Vatikan-Experte Marco Politi für die Sendung „Fragen an den Autor“ mit Kai Schmieding vom Saarländischen Rundfunk. Über die Sendung bin ich erst in diesen Tagen in der ARD-Audiothek, diesem unerschöpflichen Quell sehr guten Radiojournalismus‘, gestolpert.
Politi sieht das Pontifikat Franziskus‘ keineswegs als gescheitert, sondern im argentinischen Papst einen Politiker, der auch „Zickzackkurs“ fahren kann – ja, muss. Aus europäischer Perspektive wirkt vieles am Papst und seiner Kirche problematischer, als es im Rest der Welt wahrgenommen wird. Das bedeutet nicht, dass die europäischen Beobachter:innen mit ihrer Kritik oder auch die deutschen Katholiken mit ihren Reformforderungen übertreiben. Beides zugleich kann wahr sein:
Dass Reformen, wie sie in Deutschland gefordert werden, dringend notwendig und weltweit angeraten sind, und dass dem einschlafenden europäischen Katholizismus eine Internationalisierung und Ent-Kolonialisierung seines Denkens gut tut. Der Papst liegt daneben, wenn er „den Westen“ für den russischen Angriffskrieg in der Ukraine mitverantwortlich macht, und hat Recht damit, die Opfer des westlichen Wirtschaftens und Regierens im Globalen Süden zu beklagen. Mit so einem Et-Et (Sowohl als auch) klarzukommen, galt einmal als katholische Spezialdisziplin.
nachgefasst I: Streit
Vollversammlung des ÖRK in Karlsruhe
Von Mittwoch an treffen sich eine Woche lang Vertreter:innen von 350 Kirchen bei der Vollversammlung des Ökumenischen Rates des Kirchen (ÖRK), zum ersten Mal in Deutschland. Karlsruhe und die gastgebenden Kirchen bereiten sich auf ca. 4000 Teilnehmer:innen vor, die unter dem Motto „Die Liebe Christi bewegt, versöhnt und ein die Welt“ diskutieren, beten und feiern werden.
Richtige Begeisterung ob dieses internationalen Events mag so richtig allerdings nicht aufkommen: Es droht Ärger. Nicht nur, weil natürlich eine gute Resolution zum Ukraine-Krieg gefunden werden soll, sondern auch weil das Thema Nahost-Konflikt auf die Tagesordnung kommen wird. Im Vorfeld streiten darüber vor allem die deutschen Gastgeber, die einen antisemitischen Eklat befürchten. Das lähmt wahrnehmbar auch die Vorfreude und das eigentlich gebotene Rühren der Werbetrommel: Die Angst der Gastgeber ist groß, die nächste Bühne für einen Antisemitismus-Streit bereitzustellen.
Erwartet und befürchtet wird ein Antrag aus Südafrika, Israel als „Apartheidsstaat“ oder zumindest dessen Besatzungsregime als „Apartheidspolitik“ zu ächten, dem weite Teile der Delegierten aus dem Globalen Süden zustimmen könnten. Auch der deutsche Protestantismus ist in dieser Frage nicht komplett einig, wenngleich sich im Vorfeld der Vollversammlung die Fronten schon beginnen zu klären. In den evangelischen zeitzeichen meldete sich diese Woche nun die AG juden&christen zu Wort (weitere Debattenbeiträge sind dort verlinkt).
Zwischenrufer vor Gericht – Michael Schlegel (taz)
Ein juristisches Nachspiel hat der Protest gegen einen Auftritt des Bundeskanzlers auf dem vergangenen Katholikentag in Stuttgart. Der Klimaaktivist Simon Helmstedt (@SimonHelmstedt) provozierte bei der Podiumsdiskussion den bemerkenswerten historischen Vergleich von Protestformen aus dem Munde des Kanzlers. Was nun alles im Umfeld der Veranstaltung gelaufen und was davon am Ende strafbar ist, wird nun vor dem Amtsgericht Stuttgart geklärt.
Was Sie wissen sollten, bevor Sie sich über kulturelle Aneignung aufregen – Jens Balzer (Republik)
Winnetou, Rastas usw. usf. – über kaum ein Thema streitet das deutschsprachige Feuilleton so gerne wie über „cancel culture“ und „woken Aktivismus“, der kulturelle Aneignung krititisiert. Jens Balzer hat in der schweizerischen Republik einen Grundlagentext zum Thema cultural appropriation geschrieben, der in die Lehrbücher der (Journalisten-)Schulen gehört.
nachgefasst II: Catholica
Allein mit den Meldungen um den Kölner Erzbischof Rainer Maria Woelki ließen sich in dieser Woche die #LaTdH füllen: Woelki hat weitere Rechtshändel mit der BILD und dem Kirchenrechtler Thomas Schüller (@tschueller61), die aber irgendwie befriedet werden konnten.
Was das dramatische Nicht-Erinnern des Kardinals an eine Liste mit Missbrauchstätern angeht, auf der u.a. Winfried Pilz zu finden war, kommt langsam Licht ins Dunkel (z.B. auf dem Datenschutz-Blog von katholisch.de-Redakteur Felix Neumann). Schließlich kritisieren nicht allein die inzwischen obligatorischen Stadtdechanten, sondern auch die Landesrektorenkonferenz Woelkis Hochschulpläne.
Doch sind Woelki und Franziskus natürlich nicht die einzigen katholischen Würdenträger, deren Agieren im Missbrauchsskandal derzeit in der Kritik steht: Auch Kardinal Marc Ouellet, dem Präfekten des Bischofsdikasteriums, werden Vorwürfe gemacht, die Franziskus praktischerweise von einem Freund des kanadischen Kardinals „aufklären“ ließ, berichtet u.a. Matthias Rüb für die FAZ. Das kritisiert nun auch der Kirchenrechtler Bernhard Anuth in einem „Quo Vadis“-Kirchenjustiz-Interview bei katholisch.de von – ebenfalls – Felix Neumann.
Und im Bistum Trier wurde ein neuer Zwischenbericht zur Missbrauchsaufarbeitung veröffentlicht, der „Handlungsaufträge“ enthält, die der dortige Bischof und Missbrauchsbeauftragte der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), Stephan Ackermann, natürlich „begrüßt“. Berechtigte Kritik am Trierer Bischof und der Arbeit der Kommission erklärt Christiane Florin (@ChristianeFlori) in einem Bericht für den Deutschlandfunk.
Buntes
Die Schöpfung nach Kees de Kort – Daniele Muscionico (Christ & Welt)
Ein Porträt des kürzlich verstorbenen Kees de Kort hat Daniele Muscionico 2020 für die Christ & Welt (@christundwelt) und das schweizerische reformierte Kirchenmagazin bref (@BrefMagazin) verfasst – und darin Person und Bedeutung de Korts gut getroffen.
In einem sehr kurzen Artikel beim SRF wird sein Wirken so zusammengefasst:
Kees de Kort bewirkte nicht weniger als einen Epochenwechsel in der Geschichte der Kinderbibel. Das sagt die Kinderbibelforscherin Christine Reents im SRF-Interview 2014, anlässlich seines 80. Geburtstags. […] Kees de Kort habe, so Reents, eine eigene Ikonografie für Kinder entwickelt. Durchaus modernen Kunstrichtungen verpflichtet, habe de Kort die biblischen Szenen aufs Wesentliche reduziert. Im Gegensatz zu vielen neueren Bibeln gab es bei Kees de Kort auch keinen unnötigen «Firlefanz». […]
In Sachen Texttreue und Psychologie wurde der Illustrator de Kort beraten: Ein grosses, ökumenisches Expertenteam bereitete die Bibelausgaben mit ihm zusammen vor. Das waren niederländische Psychologen, Pädagoginnen, Theologen und ein Rabbiner. Es war auch diese geballte Fachkompetenz im Hintergrund, die die Qualität der Kinderbibeln von Kees de Kort ausmachte. […]
An easy way to make your Church more welcoming – Mike Lewis (Where Peter is, englisch)
„Hoffentlich ist dies ausnahmsweise ein Kirchenbau-Artikel, der von Katholiken und anderen Christen über ideologische Grenzen hinweg gut aufgenommen wird“, bekundet Mike Lewis zu Beginn dieses kurzen Artikels. Er beschreibt eine Idee, Gotteshäuser für Rollstuhlfahrer:innen zugänglicher zu machen: Indem man Inseln in die Bankreihen sägt, so dass Gottesdienstteilnehmer:innen im Rollstuhl nicht auf dem Gang oder in der ersten Reihe stehen müssen.
Mit Kirchenbankunterbrechungen wie diesen sind Rollstuhlfahrer:innen stärker in die Gottesdienstgemeinde integriert. Sie können bei ihren Freunden oder ihrer Familie sitzen. Sie müssen sich nicht darüber sorgen, ob sie anderen den Weg versperren oder angeklotzt zu werden. Wie wir alle wissen, fühlen sich viele Katholiken in der ersten Reihe nicht wohl, und das trifft auch auf Menschen mit Behinderung zu. (Übersetzung von mir)
Die notwendigen Umbauarbeiten in den Kirchen hierzulande scheinen mir wunderbare Gelegenheiten zu sein, mit den Heimwerker:innen unter den Gemeindemitgliedern was Praktisches und Sinnvolles zu unternehmen.
Ja-Wort ohne Stress – Monika Hautzinger (EKIBA)
Es mehren sich die Berichte von Traufesten oder Hochzeits-Festen in unseren Kirchen, die gleich mehreren Hochzeits- und Ehepaaren die Möglichkeit geben, sich segnen zu lassen. Von Kirchenprofis werden diese Segensfeiern, die analog zu den schon seit ein paar Jahren etablierten Tauffesten erprobt werden, nicht selten skeptisch beäugt.
Nicht erst seit der Lindner-Hochzeit (hier in der Eule) fragen sich Beobachter:innen: Kommt dabei nicht die Ernsthaftigkeit eines Ja-Wortes vor Gott zu kurz? Werden dabei die Regeln für kirchliche Trauungen (ohne Not) geschleift, die anderswo von Pastor:innen mühsam aufrechterhalten werden?
Der kurze Bericht von Monika Hautzinger auf der Website der Evangelischen Landeskirche in Baden (EKIBA) beruhigt. Mir dünkt: Wer den Gedanken der Kirche als Begleiterin an den Wendepunkten des Lebens ernst nimmt, ja, darin die vornehmliche Kontaktfläche zu Kirchenmitgliedern erblickt, der/die landet automatisch bei Kasualagenturen und solchen neuen Formen kirchlicher Segensfeiern. Die sich übrigens, so jedenfalls mein Eindruck, in der Form gar nicht so sehr von bisherigen Gottesdienstformaten unterscheiden.
Zehn Paare haben sich angemeldet. Gut eine Woche vor dem Traufest sind sie zum gemeinsamen Vorgespräch eingeladen. Der Abend hat die Pfarrerin sehr berührt. „Ich habe überhaupt nicht damit gerechnet, dass die Paare so viel von sich erzählen, anderen gegenüber so viel von sich preisgeben, regelrecht ihr Herz ausschütten. Da sind viele Tränen der Rührung geflossen. Alle waren sich einig, dass sie sich viel zu wenig Gedanken machen über das, was sie im Lauf der Jahre schon alles miteinander geschafft haben.“ […] Intensiv werden Hände gehalten und Tränen getrocknet. Mit verliebten Blicken und innigen Umarmungen erleben die Paare und ihre Gäste die Segnung.
Viele Grüße vom #Tauffest in #Eckernförde @EKD @nordkirche_de pic.twitter.com/RyWbS28dxW
— Ev.-Luth. Kirchenkreis Rendsburg-Eckernförde (@Kirche_RD_ECK) August 27, 2022
„Amal, Ukraine!“ geht online: Nachrichten aus Deutschland und Berlin für ukrainische Geflüchtete (GEP)
„Amal, Hamburg!“ und „Amal, Berlin!“ sind zwei Projekte des Gemeinschaftswerks der Evangelischen Publizistik (GEP), des Medienhauses der EKD, die Journalismus von und für geflüchtete Menschen anbieten. Das Angebot gibt es jetzt, zeitlich befristet, auch auf Ukrainisch, informiert das GEP per Pressemitteilung.
Jetzt versorgen auch drei Journalist*innen aus der Ukraine ihre Landsleute muttersprachlich mit den wichtigsten Nachrichten und berichten über Themen, die für die Neuangekommenen wichtig sind. […] Zeitgleich entsteht auch beim GEP in Frankfurt am Main eine Amal-Redaktion. Hier wird das Team von Anfang an dreisprachig aufgestellt.
Theologie
7000 mal HERR (Evangelische Akademie zu Berlin)
An zwei Abenden sind das Evangelische Zentrum Frauen und Männer (hier in der Eule), die Universität Oldenburg und die Evangelische Akademie zu Berlin (@EvAkad_Berlin) den theologischen Fragen rund um die Übersetzung des Gottesnamens in der Bibel nachgegangen.
Am zweiten Abend, von dem eine Aufnahme auf YouTube zur Verfügung gestellt wird, diskutierten unter Leitung von Eske Wollrad (Ev. Zentrum Frauen und Männer) der Leipziger praktische Theologe Alexander Deeg (hier in der Eule), der systematische Theologe Dominik Gautier von der Universität Oldenburg, Annette Jantzen vom Bund der Deutschen Katholischen Jugend und die Theologin und Journalistin Antje Schrupp (u.a. hier in der Eule).
Die meisten evangelischen Bibeln geben das Tetragramm mit „HERR“ wieder – so auch die 2021 erschienene BasisBibel, die sich speziell an neue Bibelleser*innen wendet. Das Hebräische bietet dagegen eine viel größere Vielfalt an Bezeichnungen für Gott: ha-schem, adonaj, elohim, jah – um nur einige zu nennen. Auch jüdisch-rabbinische Übersetzungen bedienen sich mit ha-schem, ha-makom oder DU und ER (in Kapitälchen geschrieben) einer breiteren Palette.
Antje Schrupp (@antjeschrupp) hatte die Debatte über eine zeitgemäße und theologisch verantwortbare Übersetzung des Gottesnamens mit einem Verriss der neuen BasisBibel im Januar 2021 angeheizt.
Lilith: Von einer Dämonin zur Ikone der Frauenbewegung – Janis Lutz (Jüdisches Museum Frankfurt)
Janis Lutz, Kurator am Jüdischen Museum Frankfurt (Main) (@jmfrankfurt), beschreibt in dieser Dokumentation nicht allein, warum und mit welchen Objekten die Legende der Lilith Eingang in zwei Ausstellungen seines Hauses gefunden hat, sondern was sie heute so faszinierend macht.
Im Rahmen der vielbesprochenen und -gelobten Ausstellung „Rache: Geschichte und Fantasie“ geht es auch um die „vielseitige Rezeptionsgeschichte von Lilith, die sich von einer rächenden Dämonin zur Ikone der Zweiten Frauenbewegung emanzipierte“.
[Die beiden Schöpfungserzählungen] führten in der jüdischen Auslegung des biblischen Texts und insbesondere im mittelalterlichen „Alphabet des Ben Sira“ zu reichlich Spekulationen. Adam soll eine erste Frau gehabt haben, Lilith, die wie er aus Erde geschaffen wurde. Sie widersetzte sich ihm jedoch, floh aus dem Garten Eden und Gott schuf eine zweite Frau aus Adams Rippe, Eva.
Ein guter Satz
bevor du jemanden verurteilst scrolle eine meile durch seine timeline
— özge inan (@oezgeinan) August 27, 2022