Bob, der Brückenbauer? – Die #LaTdH vom 18. Mai
Papst Leo XIV. ist offiziell in sein Amt als Brückenbauer vom Dienst eingeführt. Außerdem: Wieder Ärger in der Landeskirche Hannovers, antisemitische Stereotype im Film und eine Predigt vom Boss.
Herzlich Willkommen!
An diesem Sonntag gibt’s die #LaTdH später als sonst, denn das kirchenpolitisch wichtigste Ereignis dieser Woche hat erst heute stattgefunden. In Rom wurde Robert F. Prevost offiziell in sein Amt als Papst der römisch-katholischen Kirche eingeführt. Bereits in den Tagen seit seiner Wahl in der vorvergangenen Woche sorgt Papst Leo XIV. beständig für Schlagzeilen. Nicht, weil er Innovatives oder per se Aufregendes sagen oder machen würde, sondern weil jede noch so kleine seiner Regungen beständig auf Hinweise abgeklopft wird, was von seinem Pontifikat zu erwarten ist. Und vielleicht ja auch deshalb, weil sich viele Menschen nach positiven, nach hoffnungsvollen Nachrichten sehnen.
Unter anderem beim ZDF kann man dem „Ereignis von kirchenhistorischer Bedeutung“ noch nachvollziehend beiwohnen. Leo war gerührt, als ihm Kardinal Luis Antonio Tagle den Fischerring ansteckte. Während seiner Predigt zeigte er sich bescheiden und rief zur Einheit der Kirche und zum Frieden in der Welt auf. Beim Defilee umarmte er seinen älteren Bruder, der mit der US-Delegation von Vizepräsident J.D. Vance und Außenminister Marco Rubio reiste, schüttelte die Hände von Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) und des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, den er im Anschluss an die Feierlichkeiten heute noch in Privataudienz empfängt. Beim Regina Caeli auf dem Petersplatz sang der neue Papst (wie auch vergangene Woche schon) und mahnte:
„Bei aller Freude des Glaubens und der Gemeinschaft dürfen wir unsere Brüder und Schwestern nicht vergessen, die aufgrund von Kriegen schwer leiden. Im Gazastreifen sind Kinder, Familien und ältere Überlebende dem Hunger ausgeliefert. In Myanmar haben neue Feindseligkeiten unschuldige junge Menschenleben gefordert. Die gepeinigte Ukraine wartet darauf, dass es endlich Verhandlungen für einen gerechten und dauerhaften Frieden gibt.“
All das wird von Vatikan-Korrespondent:innen wie zum Beispiel von Ludwig Ring-Eifel von der KNA getreulich aufgezeichnet. Der katholische Publizist Andreas Püttmann freute sich schon unter der Woche in seinem „Standpunkt“ bei katholisch.de, mit der Papstwahl erlebten wir wieder die „Strahlkraft des Römisch-Katholischen“. Mit dem Reformationsjubiläum „wurde gefühlt die ganze Republik lutherisch“, nun aber „wird die protestantisch-zivilreligiöse Grundstimmung durch die Wucht päpstlicher Ereignisse in Rom wieder durchbrochen“.
Von meinem (protestantischen) Standpunkt in der ostdeutschen Provinz fühlt sich das alles anders an. Doch kann ich dem Start des neuen Papstes durchaus Positives abgewinnen: Friedensstifter:innen, KI-Kritiker:innen und Brückenbauer:innen braucht es in unserer Welt definitv viele mehr. Und in einer Welt der Partikulargesellschaften, in Europa, wo viele Menschen vielleicht statt Papst Leo XIV. an diesem Wochenende JJ aus Österreich für den Gewinnersong „Wasted Love“ beim Eurovision Song Contest feiern, nehme ich alle Botschafter:innen gerne mit, die den Versuch wagen, über ihren eigenen Standpunkt hinaus zu schauen und zu handeln. Richtig katholisch im Wortsinne halt. Dann wird die Liebe, die Leo XIV. ins Zentrum seiner Predigt am heutigen Sonntag gestellt hat, hoffentlich auch nicht vergeudet werden.
Eine gute Woche wünscht
Philipp Greifenstein
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Debatte
Thomas Wystrach hat bereits in den #LaTdH vom vergangenen Sonntag eine Reihe von Reaktionen auf die Wahl von Robert F. Prevost zu Papst Leo XIV. zusammengefasst. Auch in dieser Woche setzte sich der Reigen von Beiträgen ungebrochen fort, die aus Symbolen wie dem Papstnamen, seinem Wahlspruch und Kleidungsfragen Voraussagen für das Pontifikat ableiten. Was die Person Prevost angeht, sind wir dabei nicht wirklich über das hinausgekommen, was John Allen bereits in seiner Kandidatenvorstellung bei Crux (auf Englisch) aufgeschrieben hatte.
Was die deutsche (katholische) Publizistik im Besonderen angeht, nehme ich zwischen den Zeilen eine gewissen Ratlosigkeit darüber wahr, was mit dem US-amerikanisch/peruanischen Papst nun anzufangen sei. Benjamin Leven in der COMMUNIO empfindet die Lage sogar als „Papst-Enigma“. Schön! Vermutlich einfach eine Folge dessen, dass dieser Papst so gründlich un-deutsch ist.
Immerhin in Messelhausen, einem Stadtteil von Lauda-Königshofen im Main-Tauber-Kreis ist man jetzt, Augustiner-Pater Christoph Weberbauer zufolge, wenigstens ein wenig Papst. Gleich zwei Mal war der neue Papst noch in seinem Amt als Generalprior des Ordens (2001-2013) in Messelhausen gewesen, berichtet der SWR. Auf dem Augustinusweg, der von Prevost damals mit eingeweiht wurde, kann man heute trefflich pilgern gehen: „Er ist den ganzen Weg mitgegangen und war sehr angetan“.
„Das kann ich ja sagen, ohne Geheimnisverrat zu begehen“ – Interview mit Kardinal Reinhard Marx von Marc Beise und Annette Zoch (SZ, €)
Eine weitere Verbindung Prevosts zu deutschen Landen wird derweil über das Geschehen im Konklave konstruiert, in dem sich Kardinal Reinhard Marx, der Erzbischof von München und Freising, besonders eifrig für Prevost als neuen Papst verwendet haben soll. Im Interview bei Marc Beise und Annette Zoch von der Süddeutschen Zeitung (€) redet Marx sein Wirken ein bisschen klein und freut sich als Recke der katholischen Soziallehre selbstredend außerordentlich über die Namenswahl Leo XIV. in der Nachfolge von Leo XIII., der mit seiner Sozial-Enzyklika „Rerum Novarum“ deren Fundament legte. Dass „Rerum Novarum“ auch ein Dokument des Antikommunismus und im Konzert der zahlreichen Enzykliken Leo XIII. sicher eine der weniger ärgerlichen ist, bleibt leider auch hier außen vor.
Marx widerspricht der Wahrnehmung, die katholische Kirche sei weltweit polarisiert und bedürfe nach dem Pontifikat von Franziskus nun eines Schlichters und Gräbenfüllers. Auch habe es im Vorkonklave keine Abrechnung mit dem argentinischen Pontifex gegeben, „höchstens ganz vereinzelt“ ein wenig Kritik. Und auch die deutschen Erwartungen an Leo XIV. kommen zur Sprache:
Deutsche Katholiken hatten mit dem Vatikan jahrelange Auseinandersetzungen wegen des deutschen Reformprozesses Synodaler Weg. Das hat sich zuletzt verbessert, Vertreter des Zentralkomitees waren erst im Februar bei Kardinal Prevost und haben das Gespräch sehr gelobt. Wird das so weitergehen?
Marx: Ich will dem Papst da nichts vorschreiben. Ich sage nur: Der Bischof Prevost hat auch in seinem Bistum in Peru synodale Elemente vorangebracht. Ich war ja einer der Initiatoren des Synodalen Wegs in Deutschland und stehe dazu, bei allen Schwächen, die dieser Prozess vielleicht hat. Der Synodale Weg war und ist weiter notwendig. Franziskus war tatsächlich gelegentlich voller Sorge deswegen, und ich habe versucht, ihn zu beruhigen. Weltkirchlich ist aber noch nicht annähernd geklärt, was „synodal“ eigentlich bedeutet. Wir müssen schauen, wie wir das Partizipative etablieren, ohne aus der Kirche eine parlamentarische Demokratie zu machen. Leo XIV. versteht das, er ist ja auch Kirchenrechtler.
Und wie steht es mit dem Diakonat der Frau?
Marx: Ich hoffe sehr, dass wir da weiterkommen. Das ist unbestritten eine der ganz zentralen Fragen der Zukunft. Aber ich sehe eben auch, dass wir, wenn wir die gesamte Kirche anschauen, unterschiedliche Geschwindigkeiten haben. Und wir können nicht sagen, wenn nicht in fünf Jahren was passiert, dann trete ich aus. Ich denke, es war wichtig, jemanden als Papst zu finden, der diese Türen offen hält und der nicht zurückgeht.
„Um die Frauenfrage wird Leo nicht herumkommen“ – Interview mit Sibylle Hardegger von Heimito Nollé (ref.ch)
Im Interview des reformierten schweizerischen Nachrichtenportals ref.ch mit der schweizerischen römisch-katholischen Theologin Sibylle Hardegger lässt sich paradigmatisch nachlesen, was sich insbesondere Frauen und Reformer:innen vom neuen Pontifikat erwarten. Ganz sicher keinen Rückschritt, sondern im Marxschen Sinne ein Weitergehen.
„Papst Leo XIV. wird um die Frauenfrage nicht herumkommen, denn sie gehört wesentlich zum synodalen Prozess dazu. Ich denke, dass er dieser Frage gegenüber aufgeschlossen ist und etwa Frauen in Führungsämtern fördern wird. Die Synode hat diesen Weg ohnehin schon geebnet. Die Priesterweihe ist noch einmal ein anderes Thema. Hier wird Leo XIV. auf die Einheit der Weltkirche achten wollen. Dennoch habe ich das Gefühl, dass Frauen mit ihm grundsätzlich einen Fürsprecher haben.“
Der „Anbau“ ans bestehende Gerüst der kirchlichen Hierarchie als „Euphemisierung der Laien“ und Strategie, wirkliche Innovation im „katholischen Feld“ auszuschließen, zum Beispiel durch die Berufung von Lai:innen und Frauen in Führungsämter, hat in dieser Woche der katholische Religionssoziologe Michael N. Ebertz bei uns in der Eule ausführlich erklärt und kritisiert. Längst wird die katholische Kirche (hierzulande) maßgeblich von Lai:innen und Frauen geprägt und geleitet, wenn man in die Führungsetagen der (Erz-)Bistümer, in die Gemeinden und Pfarreien und zur Caritas schaut. Aber führt das alles tatsächlich zur Kirchenreform der Hierarchie?
Auch Sibylle Hardegger hütet sich aus womöglich guten Gründen vor allzu viel Optimismus. Franziskus schreckte seinerzeit vor der Öffnung des Diakonats für Frauen zurück, die ihm die Amazonassynode nahegelegt, manche sagen: auf dem Silbertablett präsentiert hatte. Ein Wendepunkt im Pontifikat des Papstes „vom Ende der Welt“. Es folgten noch Jahre, in denen Franziskus sich mühte, den aufgestauten Druck von Reformer:innen und Gegner:innen gleichermaßen in synodale Wege entweichen zu lassen. Und nun? Michael N. Ebertz ist skeptisch:
Die Tatsache, dass Frauen – trotz jahrzehntelanger Forderungen – nach wie vor der Zugang zum Diakonat verwehrt wird, ist ein wichtiger Indikator für die Unwahrscheinlichkeit von Innovationen im kirchlichen Feld, dessen zentrale Akteure mit der jahrhundertelangen Trennung von Sexualität und Kult im Sinne der Unterscheidung von „unrein/rein“ bzw. „weiblich/männlich“ sozialisiert wurden. Wenigstens die rituelle Eingeschlechtlichkeit soll erhalten bleiben. Es fällt schwer, die Wahl von Kardinal Robert F. Prevost zum neuen Papst Leo XIV. nicht auch als ganz auf dieser Linie liegend zu interpretieren. In der Zulassung von Frauen zur Sakralhierarchie sah er zwar eine mögliche Problemlösung, doch eine solche mit noch größeren Folgeproblemen.
Was bedeutet angesichts dessen der an sich ja erfreuliche Befund, der von zahlreichen Kommentator:innen und Beobachter:innen in diesen Tagen bezeugt wird, der neue Papst sei ein ausgesprochen interessierter und zugewandter Zuhörer, auch im Gespräch mit (deutschen) Laien-Vertreter:innen?
Young American – Massimo Faggioli (Commonweal, auf Englisch)
Von besonderer Bedeutung für das Pontifikat von Leo XIV. werden die USA sein. Auch wenn Kardinal Marx Recht behält, und Leo noch dann Papst sein wird, wenn Trump längst kein US-Präsident mehr ist, wird die Liebes- und Versöhnungsbotschaft von Prevost in diesen Tagen wohl nicht ganz zu Unrecht als Gegenprogramm zum entfesselten Trumpismus in dessen erster Heimat gelesen. Im Commonweal Magazine analysiert Massimo Faggioli wie üblich präzise die Lage und das Verhältnis des neuen Papstes zum US-Katholizismus:
While John Paul II created a model of hierarchical unity between the Vatican and the Polish bishops, Benedict XVI’s relationship with Germany was much more contentious. U.S. Catholicism is broader and much more diverse than Polish or German Catholicism—and also more divided. […] Expectations are high that Leo may build some bridges among American Catholics, or at least broker a truce. But even within the single tradition of Catholicism, it’s become difficult to separate political polarization and theological-religious differences. What kind of “American Catholic” Leo XIV is, and how this might shape the relations between the papacy, American Catholicism, and the U.S. in general, are open questions.
Faggioli beendet seine Analyse mit einer Reihe offener Fragen zum „Weiter-so“ in der römischen Kirche. Wie wird Papst Leo XIV. das 2. Vaticanum auslegen? Was versteht er unter Synodalität? Welche franziskanischen Pfade wird er weiter beschreiten und welche augustinischen einschlagen?
Wenn sich der weiße Rauch endgültig gelegt hat und die Hyperventilation der ersten (Nachrichten-)Wochen nachlässt, wird sich auch „Papst Bob“, der Brückenbauer (siehe hier), in einer komplexen und komplizierten Welt wiederfinden, in der nichts allein durch Agape-Emphase besser wird.
In dieser Woche ist (erneut) klar geworden, dass Putins Russland kein Interesse am Frieden hat und noch nicht einmal an einem Waffenstillstand in der Ukraine. Die Palästinenser:innen in Gaza durchleiden eine humanitäre Katastrophe, die Mahnungen und Gebete allein nicht abwenden können. Brückenbauen, das geht auch als Pontifex maximus, als „größter Brückenbauer“, nicht allein. Dafür braucht es Brückenköpfe. Zuhörer:innen, die sich die päpstlichen Mahnungen zu Herzen gehen lassen.
nachgefasst
Kommentar: Landesbischof lehnt Rücktritt ab – eine Frage der Qualität – Florian Breitmeier (NDR)
Rund um die Tagung der Landessynode der Hannoverschen Landeskirche in dieser Woche ist es zu erheblicher Unruhe gekommen. Im Zentrum der Aufregung steht erneut Landesbischof Ralf Meister, der auch Leitender Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD) ist. Ihm wird seit der Aufarbeitung des Missbrauchskomplexes Oesede beständig ein unsachgemäßer Umgang mit dem Themenfeld sexualisierte Gewalt und insbesondere mit Betroffenen zur Last gelegt. Bereits im vergangenen Jahr forderten Betroffene aus unterschiedlichen Tatkontexten und mit unterschiedlichen Rollen den Rücktritt des Landesbischofs, den er aber (zunächst) ablehnte (s. z.B. hier in der Eule).
Nach dem Kirchentag in Hannover, auf dem Meister anders als von ihm in Aussicht gestellt, nicht an Veranstaltungen zum Themenkomplex teilnahm, erneuern Betroffene sexualisierter Gewalt aus der Landeskirche Hannovers nun ihre Kritik – und die Rücktrittsaufforderung. Florian Breitmeier kommentiert das Geschehen für den NDR:
Eine Betroffene beklagte, dass sie nach einem Austausch mit Synodalen vor einem Jahr in Loccum (Landkreis Nienburg) in der Hoffnung nach Hause gefahren sei, diese würden sich bei ihr melden. Diesen Eindruck habe sie zumindest aufgrund der lebhaften Debatte mitgenommen. Doch niemand habe sich danach bei ihr gemeldet. „Keiner. Null. Nada“, schrieb sie. Eine hörende, wissbegierige, mitfühlende Kirche sieht anders aus. In der Fülle der vorgetragenen Äußerungen der Betroffenen wurde deutlich: Das sind keine Einzelmeinungen. Und die Synode?
Die Kirchenparlamentarier brachten nicht den Willen und auch nicht die Kraft auf, im großen Plenum über eine Frage zu debattieren, die seit mehr als einem Jahr im Raum steht: Ist Landesbischof Ralf Meister noch der Richtige im Amt? Er repräsentiert die hannoversche Landeskirche seit rund 14 Jahren. Eine Kirche, die dem Thema Aufarbeitung sexualisierter Gewalt und auch strukturell abgesicherter Empathie für Betroffene quälend lange Jahre ein Maß an Aufmerksamkeit schenkte, das im schroffen Gegensatz stand zur Stärke und Finanzkraft der größten evangelischen Landeskirche in Deutschland.
Auf Social-Media-Plattformen stellt die Landeskirche die Beschlüsse zum Themenfeld dar, die auf der aktuellen Synodentagung gefasst wurden, ebenso wie sie in einem Schreiben über Ralf Meisters Einsatz für das Themenfeld im Vorfeld des Kirchentages informiert. Auf YouTube steht der Tagungsordnungspunkt sexualisierte Gewalt auf der aktuellen Tagung der Landessynode zum Nachschauen zur Verfügung.
Die Wiedergabe des Briefes der Betroffenen Lisa Meyer (Pseudonym) an die Synodalen, in dem sie schonungslos auch die Versäumnisse der Synodalen beschreibt, durch Marlene Kowalski von der Diakonie Deutschland, die als Anwältin der Betroffenen im Synodentagungsprogramm fungierte, empfehle ich nachdrücklich allen haupt- und ehrenamtlichen Funktionsträger:innen aller evangelischen Landeskirchen und diakonischen Werke (ab 1:03:40 Min). Lisa Meyer ist eine der Betroffenen aus dem Tatkontext Oesede und war auch auf der Nach-„ForuM“-Tagung in Loccum im Frühjahr 2024 als Gesprächspartnerin eingeladen, von der ich hier in der Eule berichtet habe.
Buntes
Friedensaktion in Büchel: Kirchenpräsidentin kritisiert Atomwaffen (epd, evangelisch.de)
Zum vorerst letzten Mal trafen sich christliche Friedensgruppen am Fliegerhost Büchel, wo vermutlich US-amerikanische Atomwaffen für die „atomare Teilhabe“ Deutschlands gelagert werden, um mit einem Gottesdienst gegen (nukleare) Rüstung zu protestieren.
Die Kirchenpräsidentin der Evangelischen Kirche der Pfalz, Dorothee Wüst, sprach sich gegen die Polarisierung in der Debatte um Krieg und Frieden aus, weder sollten Befürworter:innen von Waffenlieferungen (an die Ukraine) als „Kriegstreiber“ beschimpft, noch jene, die sich für Friedensbemühungen aussprechen als „Putin-Sympathisanten verdächtigt“ werden. Soweit lag ihre Predigt ganz auf der Linie auch der Debatte auf dem Evangelischen Kirchentag zu Anfang des Monats (s. hier in der Eule) Eine christliche Friedensethik müsse den Diskurs zwischen den beiden Polen führen, erklärte Wüst, aber: „Atomwaffen stehen auf einem anderen Blatt.“
Knapp 120 Menschen feierten nach Angaben der Veranstalter vor dem Haupttor des Fliegerhorsts einen ökumenischen Gottesdienst. […] Der kirchliche Aktionstag wird seit 2017 von einer Projektgruppe organisiert, der Christinnen und Christen aus evangelischen Landeskirchen sowie der katholischen Friedensbewegung pax christi angehören. Der nunmehr achte Aktionstag ist der letzte in dieser Form. Die Projektgruppe will danach besprechen, wie ein kirchlicher Protest gegen Atomwaffen in Deutschland künftig aussehen soll.
Evangelikaler Kitsch mit alten Feindbildern – Maren Hahnemann (Die Eule)
Der prominent besetzte Animationsfilm „Der König der Könige“ soll ein emotional und spirituell aufregendes Kinoerlebnis sein. Dabei werden jedoch antisemitische Vorurteile reproduziert. In ihrer Rezension bei uns in der Eule analysiert Maren Hahnemann den neuen Kinofilm ausführlich:
Immer wieder treffen sich die Pharisäer, um Pläne zu schmieden, wie sie Jesus aufhalten könnten, da dieser das Gesetz nicht halte und sonst bald alle Menschen an ihn glauben würden. Vollkommen entgegen den historischen Begebenheiten ist ihr Anführer der Hohepriester Kaiphas. Durch die narrative Vermischung von Pharisäern und dem Hohen Rat entsteht der Eindruck einer bedrohlichen, Jesus verfolgenden und sich heimlich treffenden Organisation, die starke Züge einer antisemitischen Verschwörungserzählung über die jüdische Weltverschwörung trägt.
Reclaiming Muttertag: Zurück zu den Ursprüngen – Carlotta Israel (Die Eule)
In ihrer Kolumne „Sektion F“ unternimmt Carlotta Israel diesmal den Versuch, durch einen Rückgriff auf seine feministische Geschichte den Muttertag (für die Kirche) zu retten. Denn mit Blumen aus Dankbarkeit und der Reproduktion von exkludierenden Bildern von „Mutterschaft“ ist es sicher nicht getan.
Welche Familienbilder werden bereits vermittelt? Wie sehr werden Gegensätze zwischen Vätern und Müttern geschürt, vielleicht oder gerade im Rückgriff auf Rollenvorbilder aus der Bibel oder Kirchengeschichte? Maria und Josef, Martin Luther und Katherina von Bora – sind sie heute echt noch vorbildlich? Und warum? Wie kann kirchliche Bildungsarbeit zu positiven Elternschaftsbildern beitragen, die unabhängig von Geschlecht und Familienkonstellation konstruiert werden? Und die Kirche ist als – teilweise unerwünschte – Gesprächspartnerin der Politik gefragt, um für eine gerechtere Familienpolitik einzutreten!
Predigt
Bruce Almighty – Diana Butler Bass (The Cottage, auf Englisch)
Bruce Springsteen ist wieder auf Tour: Seine „Land of Hope and Dreams“-Tournee startete in dieser Woche in England und er nutzte den Moment, um scharfe Kritik an der Trump-Regierung zu formulieren. Wie Diana Butler Bass aufzeichnet, gleicht Springsteens Aufruf zum Widerstand einer Predigt und endet folgerichtig mit einem Gebet.
His five-minute remarks are a prophetic sermon about community, liberation, and the power of people to stand for truth. It even ends with a James Baldwin quote (the full quote is below) and a prayer. Watch it. Please. It doesn’t take long.
Ein guter Satz
„I’m an ocean of love
And you’re scared of water
You don’t want to go under,
So you let me go under.“
– aus „Wasted Love“ von JJ, dem Siegertitel des ESC
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