Watschn-Bischof wird abgewatscht
Erneuter Streit um Walter Mixa: Das Bistum Augsburg fordert seinen ehemaligen Bischof auf, eine Einladung der AfD zu einem Vortrag nach Augsburg auszuschlagen.
Walter Mixa (78) ist vor fast zehn Jahren als Bischof von Augsburg u.a. wegen des Vorwurfs zurückgetreten, in seiner Zeit als Priester Schüler geschlagen zu haben („Die ein oder andere Watschn kann ich nicht ausschließen.“). Nun hat er Ärger mit einem seiner Amtsnachfolger, Konrad Zdarsa, dem aktuellen Bischof von Augsburg.
Anlass ist eine Einladung Mixas in die Stadt: Als Gast der AfD sollte Mixa kurz vor der Europa-Wahl zum Thema „Islamisierung“ sprechen, wie die Augsburger Allgemeine berichtet. Ein Vorhaben, das im Bistum auf heftige Kritik stößt.
Einladung nicht mit der Bistumsleitung abgestimmt
Eingeladen hat Mixa der bayerische AfD-Landtagsabgeordnete Markus Bayerbach, der dem Bildungsausschuss des Landtages vorsitzt und bisher nicht durch extreme Äußerungen aufgefallen ist. Gleichwohl scheint der gemäßigte Konservative sich mit seiner in weiten Teilen rechtsextremen Partei arrangiert zu haben.
Ein solches Arrangement eines emeritierten Bischofs ist neu, wenn auch andere röm.-kath. Bischöfe durchaus die Nähe zu reaktionären und rechtsradikalen Gruppierungen suchen, solange diese vornehmlich unter katholischem Banner operieren. Die bischöfliche Pressestelle ließ darum nach Bekanntwerden der Einladung ausrichten, diese sei „weder mit Bischof Dr. Konrad Zdarsa noch mit seinem Generalvikar Harald Heinrich abgestimmt“ gewesen. Beide lehnen den Auftritt ausdrücklich ab.
Der Bischof werde Mixa außerdem schriftlich auffordern, an der Veranstaltung auf dem Gebiet des Bistums Augsburg nicht teilzunehmen. Offenbar, so mutmaßt das Bistum weiter, sei dem Bischof emeritus nicht bewusst, „dass er mit seinem Verhalten bei vielen Menschen, insbesondere auch bei zahlreichen Gläubigen große Verärgerung verursacht und damit dem Bistum Augsburg und der Kirche insgesamt schweren Schaden zufügt.“
Mehr als den emeritierten Bischof aufzufordern, von der Einladung Abstand zu nehmen, kann Zdarsa nicht tun. Darüber soll der deftige Widerspruch nicht hinweg täuschen. Der Bischof hat keine kirchenrechtliche Möglichkeit, Mixa den Auftritt zu untersagen.
(K)eine Rückkehr nach Augsburg?
Ob sich der emeritierte Bischof an die Aufforderung halten wird, die Einladung auszuschlagen, steht derzeit dahin. Noch im Januar hatte Mixa auf Einladung der AfD in Stuttgart gesprochen. Der Tagespost sagte er danach, er wolle mit allen politischen Parteien im Gespräch bleiben, „die mich darum bitten“.
Wird ihn die Schärfe der Kritik überrascht haben, die ihm aus der Bischofsleitung entgegen schlägt? Nach seinem Rücktritt als Bischof von Augsburg hat sich Mixa wiederholt über „zutiefst illoyales Verhalten“ ehemaliger Mitarbeiter beschwert. Heute meidet er das Bistum und lebt und arbeitet lieber auf dem Gebiet des Nachbarbistums Eichstätt. Dort hegt man deutlich bessere Erinnerungen an den konservativen Bischof, sein dortiger Amtsnachfolger Gregor Maria Hanke hält die Hand über ihn. Auch darum darf die Rückkehr Mixas nach Augsburg zu diesem Zeitpunkt und Anlass überraschen.
Die verbale Watschn aus dem Bischöflichen Ordinariat wird Mixa in seine bisherige Geschichte mit dem Bistum Augsburg einordnen. Für seine reaktionären Fans ist die Aufforderung der Bistumsleitung hingegen willkommener Anlass, dem Emeritus Standfestigkeit gegenüber „Sprechverboten“ zu wünschen. Derweil berichtet der BR, dass die AfD sich über die Reaktion des Bistums verwundere, die Partei sehe sich doch als „Bewahrer des Christentums“.
Darum kann auch gefragt werden, wem der Aufruhr um Mixa jetzt vor allem dient. In Stuttgart hörten dem Bischof emeritus schlussendlich 35 Gäste zu. Vom Medienlärm um die Einladung nach Augsburg haben jetzt schon deutlich mehr Menschen Notiz genommen.