Newsletter #LaTdH

Gem1am 1am – Die #LaTdH vom 27. August

Diese Links am Tag des Herrn sind definitiv kein Bückstück! Während einsame W@nderer mit ihrer Kirche hadern, geht es in Indien, den USA und Österreich handfester zu.

Debatte

Bei Kirchens sind auch zur Sommerszeit wieder alle unterwegs, natürlich in Richtung einer anderen, besseren Kirche. Leider besteht – wie so oft – nicht so recht Einigkeit darüber, wohin der Weg uns führen soll. Und dann sind wir in durchaus unterschiedlichem Tempo unterwegs: Manche w@ndern, andere rennen einfach weg.

Austreten oder w@ndern? – Christian Hennecke

Ein weiterer Beitrag zur bisher noch wenig aufgegangenen Diskussion um das Wandern und Wundern-Buch (s. #LaTdH vom 6. August) . Christian Hennecke ist unumschränkt begeistert. Und er geht mit einigen a priori an die Sache ran, die man jedenfalls hinterfragen darf:

Ich bin immer dafür, die Erfahrungen und Kenntnisse etwa der Organisationsentwicklung oder einer marketingorientierten Dienstleistungslehre einzubringen. Aber es gibt ein Risiko: braucht der derzeitige Wandel nicht ein tiefgreifendes Nachdenken über das Wesen der Kirche, das nicht stehenbleibt bei einem Kirchenverständnis, das natürlich durch die Rede von Kirchensteuern und Kirchenmitgliedern geprägt ist? Und braucht es nicht einen ganz anderen Blick auf Getaufte und Ungetaufte, der sich nicht an der möglichen Angebotspalette der Kirche orientiert? Und wieso steht die Kirche überhaupt im Mittelpunkt – und wieso wird in diesem Kontext so stark auf die Gemeinden geschaut: denn sie sind nicht mehr der Kern und Stern des Kirchenverständnisses.

Begeistert ist Hennecke auch von der eigentümlichen Sprache der Autorinnen. Ein Aspekt der insbesondere von Niklas Schleicher beim Netzwerk Theologie in der Kirche kritisch gesehen wurde (wir berichteten).

Visionswirker. – Sebastian Baer-Henney (#RLVNZ)

Ich für meinen Teil halte die Gemeinde nicht für abgefrühstückt. Welche Sozialform ist denn dem Evangelium angemessen? Wo die Gemeinde allzu schnell über Bord geworfen wird, beschleicht mich das Gefühl, dass ein sehr enges Gemeindebild im Spiel ist. Anders Sebastian Bear-Henney in einem Beitrag, der schon ein paar Tage älter ist:

Vielleicht wäre es ja sinnvoll, einfach mal mehr auf die Lust zu hören? Vielleicht gelingt es ja, Menschen zu gewinnen, wenn man sagt: Wir machen nur das Allernötigste, vor allem aber machen wir, woran Ihr Spaß habt. Welche Gemeinde wollt Ihr denn? Was können wir tun, um unsere Gemeinde mehr zu Eurer zu machen?

Randständiges

AfD light: Lindners neue FDP – Wolfgang Michal (Blätter für deutsche und internationale Politik)

Nicht wenige Bundesbürger sind schwer begeistert von den putzigen FDP-Plakaten, von denen der schnieke Herr Lindner wie ein angeschossenes Reh herunter träut. Und so wie es aussieht, rückt die FDP in Mannschaftsstärke wieder in den Bundestag ein. Erstaunlich, was der Wähler bereit ist zu vergessen und vergeben. Wer ist denn da noch, außer dem Herrn Lindner und was hat es mit dem eigentlich auf sich?

So wie die Schwäche der FDP nach 2010 den Aufstieg der AfD möglich machte, verhalf die Schwäche der AfD ab 2016 den Liberalen zu ihrem Wiederaufstieg. Heute gibt sich Lindner mal als enthusiastischer Europäer (wie Macron), mal als schneidiger AfD-Demagoge (wie Alexander Gauland). Er ist ein Chamäleon, das eine Chamäleonpartei in die Bundestagswahl führt.

Neue Uni-Kirche heilt Wunden – Uwe Naumann (Der Sonntag)

Hinter diese Überschrift gehört eigentlich zumindest ein großes Fragezeichen. In Leipzig wurde der Bauabschluss am Paulinum gefeiert. Die Aula/Universitätskirche, an der sich nicht nur in der Messestadt die Geister scheiden. Jedenfalls hat sich die Prominenz des Freistaats eingefunden um zu feiern, nicht zuletzt sich selbst.

[…] obwohl der Altarraum durch eine riesige Plexiglaswand vom Kirchenschiff, der Aula, abteilbar ist, verstehe Unland [Georg Unland (CDU), Finanzminister Freistaat Sachsen] die Wand nicht als Trennung von Kirche und Staat. Diese Diskussion als »Teil des Krieges« um die Deutung und Nutzung des Wiederaufbaus der 1968 gesprengten Paulinerkirche sei vorbei, sagte Unland dem Sonntag. Dabei hält die Auseinandersetzung noch an, nämlich um den Einbau der historischen Kanzel.

Die schweigende Mehrheit macht mir Angst – Steffi Seyferth (missio magazin)

Im aktuellen missio magazin erzählt der indische Jesuit und Menschenrechtsaktivist Cedric Prakash vom schwierigen Schicksal religiöser Minderheiten in Indien. Insbesondere die hindu-nationalistische Regierungspartei stünde einem friedlichen Zusammenleben im Wege.

Die Regierung um Narendra Modi ist eine Bedrohung für alle Minderheiten im Land. Es wird öffentlich Stimmung gegen Muslime und Christen gemacht. Es gibt das sog. „ghar wapsi“-Programm (Heimkehr-Programm), das Menschen, die zum Islam oder Christentum konvertiert sind, zwingt, wieder Hindu zu werden.

Why Every Member of Trump’s Evangelical Advisory Board Should Quit, And Why They Probably Won’t – Paul Brandeis Raushenbush (Auburn Seminary, englisch)

Donald Trump wird von seinen Ratgebern im Stich gelassen oder anders formuliert: Immer mehr Verantwortungsträger in den Vereinigten Staaten realisieren, dass Trump und seiner Regierung nicht zu helfen ist, sondern stattdessen Widerstand geleistet werden muss. Immer mehr, doch längst nicht alle: sein evangelikales Beratergremium hält treu zum aktuellen Präsidenten (Stand: 26. August 2017).

There is, however, one advisory group that remains largely intact and resistant to any calls to moral accountability: the President’s Evangelical Advisory Board, whose members are listed below. As of the writing of this piece, only one of this board has separated himself from the hurtful and racist apologetics coming from the White House.

Bibel

Some Curious Numerical Facts about the Ages of the Patriarchs – Paul Davidson (Is That in the Bible?, englisch)

Dem aufmerksamen Bibelleser entgeht nicht, dass so mancher – vornehmlich alttestamentarische – Protagonist der Heilsgeschichte in ein mehr als gesegnetes Alter vorgedrungen ist. Den Zahlenspielereien hinter den steinalten Patriarchen geht Paul Davidson in seinem neuesten Blogbeitrag nach.

“Why did the people in Genesis live to be hundreds of years old?” is a question that surely everyone who ever took the Bible seriously has asked. Those who have moved on from their childhood (or childish) adherence to a literal interpretation of Genesis are still generally curious about the ages and if there is any symbolism to the numbers that the Bible records with such tedious exactitude.

Ein schöner Satz

Ihr Protestanten seid doch das Bückstück der Politik.

Was Thomas Müller (@thomasmillair) von theologiestudierende.de des Abends spät in Wiener Kneipen zu hören bekommt: Immerhin, die EKD ist jetzt auch in Österreich eine Hausnummer. Ansonsten schreibt Thomas über die große Nähe der Evangelen zur Politik.