Mit Rufus Beck im Bibel-Express
Erstmals steht die Lutherbibel 2017 komplett als Hörbuch zur Verfügung. Fast 100 Stunden liest Rufus Beck die Geschichten der Bibel vor. Die Audio-Bibel soll es auch als Streaming-Angebot geben.
Rechtzeitig zum Weihnachtsgeschäft bringt die Deutsche Bibelgesellschaft „Die Bibel. Gelesen von Rufus Beck“ in zwei Varianten auf den Markt (Audio-CD-Paket 199 €, MP3-CD-Paket 99 €). Das Audio-CD-Paket umfasst nach Angabe der Deutschen Bibelgesellschaft 83 CDs mit einer Spieldauer von ca. 98 Stunden. In Zusammenarbeit mit dem Audio Verlag (DAV) hat die Bibelgesellschaft seit 2017 an der Umsetzung gearbeitet.
Vorgelesen wird die Bibel von Rufus Beck, der Generationen von Hörbuchfans als genialer Interpret der Harry Potter-Bücher von Joanne K. Rowling bekannt ist. Beck gab jeder Figur der magischen Welt Rowlings eine eigene Stimmfarbe und Persönlichkeit, so dass die Hörbücher wie Hörspiele anmuteten.
Die Bibel hat Beck nun aber im klassischen Hörbuchstil aufgenommen. Von der besonderen Qualität können sich Interessent*innen durch eine Hörprobe überzeugen: Die Bibelgesellschaft stellt online die Kapitel 5-7 des Matthäusevangeliums, die Bergpredigt also, zur Verfügung.
Für seine Arbeit als Synchron- und Hörbuchsprecher und die sieben Audiobücher der Harry Potter-Reihe erhielt Beck zahlreiche Preise. Die Harry-Potter-Hörbücher gehören bis heute zu den größten kommerziellen Erfolgen der Branche. Zusammen kommen sie übrigens auf über 100 Stunden Spieldauer: Mit Mammut-Projekten kennt sich Beck also aus.
„Die Bibel. Gelesen von Rufus Beck“ enthält den vollständigen Bibeltext, inkl. Apokryphen, in der revidierten Fassung von 2017. Zum damaligen Reformationsjubiläum hatte die Deutsche Bibelgesellschaft die Lutherbibel, die zuvor in der revidierten Fassung von 1984 vorlag, durch eine Kommission der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) überarbeiten lassen. Zahlreiche Wissenschaftler*innen hatten sich an dem Projekt beteiligt.
Die Lutherbibel 2017 nimmt aktuelle Erkenntnisse der Bibelforschung auf und kehrt an einigen Stellen zum vertrauten „Luther-Sound“ vorausgegangener Fassungen zurück. Die Bibel in der Übersetzung Martin Luthers „Letzter Hand“ datiert aus dem Jahr 1545, seitdem wurde sie mehrmals überprüft und sprachlich den Erfordernissen des Gottesdienstes und nach wissenschaftlichen Kriterien angepasst. Aus der Lutherbibel wird im Regelfall in den Gottesdiensten der lutherischen und unierten evangelischen Landeskirchen gelesen.
Streaming-Angebot kommt
In der Kooperation von Bibelgesellschaft und Audio Verlag (DAV) ist letzterer für die Online-Vermarktung der Hörbibel von Rufus Beck verantwortlich. Die gesamte Bibel wird es als Audio-Buch bei Audible geben, ist von dort zu erfahren.
Die Amazon-Tochter Audible macht ihren Hörer*innen das Angebot, für knapp 10 € im Monat ein ganzes Hörbuch zu streamen. Es ist also möglich, deutlich günstiger als für 100 € an „Die Bibel. Gelesen von Rufus Beck“ heran zu kommen. „Die Tracks sind dabei wie auf der Audio CD nach Kapiteln geordnet – dabei entspricht jeder Track einem Kapitel eines biblischen Buches“, so der DAV.
Allerdings stellt der Stream bei Audible keinen Kauf des Hörbuchs im ursprünglichen Sinne da. Wird das Audible-Konto gekündigt oder gesperrt, sind auch die „gemieteten“ Hörbücher nicht mehr zugänglich. Digitalaffinen Kritiker*innen stößt auch das abgeschlossene Dateiformat auf, ein Download der Dateien mit freier Software ist nicht möglich. Audible stellt über 30 000 Bücher in deutscher Sprache zur Verfügung, übt aber gerade auf kleine Verlage auch Druck aus, sich dem eigenen Flatrate-Modell anzupassen. 2015 wurde vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels deshalb eine Kartellbeschwerde gegen das Unternehmen eingereicht.
Keine kostenlose Verwendung möglich
Die Deutsche Bibelgesellschaft wollte sich zu den Herstellungskosten der Hörbibel nicht äußern. Sie operiert als eigenständige Stiftung. Zusammen mit der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) gibt sie die Bibel nach der Übersetzung Martin Luthers heraus. International verantwortet sie die wissenschaftlichen Bibelausgaben in den Ursprachen. An denen wirken – wie auch an der Lutherübersetzung 2017 – Wissenschaftler*innen der Theologischen Fakultäten und Hochschulen mit. Darum wird immer wieder diskutiert, ob die entstandenen Übersetzungen nicht als Gemeingut der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt werden sollten.
Eine Produktion wie „Die Bibel. Gelesen von Rufus Beck“ ist besonders zeit- und ressourcenaufwändig, lässt die Bibelgesellschaft wissen. Es sei aufgrund dessen nicht möglich, das Ergebnis kostenlos zur Verfügung zu stellen. Das gelte auch für die Verwendung durch Kirchgemeinden und im Gottesdienst.