Einladung – Die #LaTdH vom 25. Februar

Auf geht’s zum Tisch des Herrn für konfessionverbindende Ehepartner_innen?! Außerdem: Weitere katholische Krisenherde, eine Weinberg-Predigt und erbärmlicher Journalismus.

Debatte

Die Deutsche Bischofskonferenz (DBK) ermöglicht konfessionsverbindenden Eheleuten die gemeinsame Teilnahme an der Eucharistie, im Einzelfall, nach Seelsorgegespräch, und nur dort wo Priester und Gemeinde mitspielen. Aber immerhin.

Gilt das auch für Katholiken?


Nichts liegt mir ferner, als diesen Fortschritt in irgendeiner Weise kaputt zu reden. Aber die Frage ist natürlich erlaubt, wie sich das mit der Nachweisbarkeit von „Glauben“ gestalten soll. Fragt der Priester im vorausgehenden Seelsorgegespräch das korrekte Eucharistie-Verständnis aus dem Katechismus ab? Wie schaut es mit dem Vertrauen zur restlichen – katholischen – Gemeinde aus? Ob die wohl alle „auf Linie“ sind?

EKD begrüßt Votum katholischer Bischöfe zum Abendmahl (evangelisch.de, epd)

So richtig vollständig wird die Anerkennung der konfessionsverbindenden Ehe erst, wenn auch der/dem katholischen PartnerIn ihre/seine Teilnahme am evangelischen Abendmahl formal erlaubt ist. Diesen Hinweis erlaubt sich der in den letzten Wochen so sehr gerügte EKD-Ratsvorsitzende Bischof Heinrich Bedford-Strohm (@landesbischof), zu Recht.

„Die Entscheidung macht deutlich, dass das Bedürfnis konfessionsverbindender Ehepaare, gemeinsam an den Tisch des Herrn treten zu können, von der Bischofskonferenz gehört und gewürdigt wird“, sagte Bedford-Strohm. Der bayerische Landesbischof ergänzte, die evangelische Kirche hoffe weiterhin darauf, dass eine Teilnahme konfessionsverschiedener Paare auch am evangelischen Abendmahl möglich gemacht werde. Dies wird bislang von der katholischen Seite untersagt.

Es lebe der katholische Dissens! – Kilian Martin (katholisch.de)

Auf katholisch.de lobt Kilian Martin (@kilianmartin), dass es sich beim Entschluss der DBK nicht um eine strikte Vorgabe von oben handelt, sondern um eine gut „katholische“ Regel:

Die katholische Kirche kennt Glaubenssätze, die nicht zu bestreiten sind. Aber in vielleicht noch mehr Fragen darf man durchaus um den richtigen Weg streiten. Katholisch ist es, wenn die Kirche weit genug ist, auch einen legitimen Dissens zu umfassen. Der Kommunion-Beschluss der DBK setzt dafür ein Zeichen.

Ein kleiner lapsus categoriae, vulgo ein Sortierungsmischmasch, ist Kilian Martin aber dann doch in seinen ansonsten zustimmungswürdigen Kommentar gerutscht:

Der Versuch, offene Fragen auf einfache Antworten zurechtzubiegen führt in der Regel zu noch mehr Streit, Frustration und Unsicherheit. Das zeigen etwa die Diskussionen um den Umgang mit Geschiedenen, Homosexuellen oder auch Traditionalisten. Als falsch erwiesen hat sich dabei gerade der Glaube, man könne Spaltungen heilen, indem man Streitfragen mit starren Beschlüssen beendet.

So wahr seine Warnung vor einfachen Antworten und starren Beschlüssen ist: Geschiedene, Homosexuelle und Traditionalisten auf eine Stufe zu stellen, das ist schon derb. Letztere sind in der katholischen Kirche von nichts ausgeschlossen, werden in keiner Weise diskriminiert. Oder gilt jetzt schon als Diskriminierung, wenn nicht alle die eigene Meinung teilen? Das Unbehagen von Traditionalisten kann mit der tatsächlichen Ausgrenzung von Geschiedenen und Homosexuellen von kirchlichen Handlungen nicht gleich gesetzt werden.

Neue Generation, gewandelte Mentalität – Regina Einig (Die Tagespost)

Eine Einlassung zur Frühjahrstagung der DBK soll hier nicht unter den Tisch fallen: Dass sich die katholischen Bischöfe statt um ideologischen Streit und Medienpräsenz verstärkt um die Probleme der Ortsgemeinden kümmern, kann nach Regina Einig von der katholischen Tagespost nicht allein daran liegen, dass (wie sie selbst anführt) viele Bischöfe Bistümer in desolatem Zustand „geerbt“ haben, es keinen nennenswerten Priesternachwuchs mehr gibt und die Kirche unter Finanz- und Missbrauchsskandalen leidet. Nein, Schuld sind die „jungen“ Bischöfe, die lieber beten als zu streiten. Leider nicht das einzige Beispiel eines nachlässigen, weil von der eigenen Idee Haltung eingenommenen Journalismus in der Tagespost diese Woche (s. unten).

Randständiges

„Der Preis ist zu hoch“ – Andreas Püttmann (domradio.de)

Den webaffinen Kirchennachrichtenjunkies ist vielleicht aufgefallen, dass auf die in der letzten Ausgabe der #LaTdH beschriebene Debatte um die Einladung eines AfD-Politikers zum kommenden Katholikentag bereits am gleichen Tag der Deckel drauf gemacht wurde. Mit diesem Text ist alles gesagt. Nach dem, was Andreas Püttmann (@Puettmann_Bonn) in seinem Kommentar beim Domradio geschrieben hat, kamen nur noch der reichlich hilflose Versuch einer Distanzierung von der AfD durch das ZdK und ein ärgerliches „Interview“ mit dem geladenen AfD-Politiker Volker Münz in der Tagespost (s. oben). Wenn „Interview“ dafür stünde, dem Befragten unhinterfragt jede Äußerung durchgehen zu lassen, dann wäre Sebastian Sasse ein Musterbeispiel des Genres gelungen. Noch einmal dazu Andreas Püttmann, weil man es kürzer einfach nicht sagen kann:

Die Politik muss sich endlich mit deutschen Muslimen solidarisieren – Constanze von Bullion (Süddeutsche Zeitung)

Die Autorin fordert eine konsequente, öffentliche Solidaritätsbekundung mit den deutschen Muslimen. Es ist nicht zu weit gegriffen festzustellen, dass wer auch immer eine solche Geste der Anerkennung vor der Wahl gezeigt hätte, Frau Merkel oder Herr Schulz, die Bundestagswahl wohl nicht so desaströs verloren hätte. Übrigens wählen die Millenials unter den Deutschen muslimischen Glaubens häufiger als nicht-muslimische Menschen ihres Alters. Und so mancher „Gastarbeiter“, der bestens integriert seit Jahrzehnten hier lebt, fühlt sich von der zwischen Terrorismusverdacht und AfD-Rassismus mäanderden Debatte zu Recht abgestoßen.

Gut zwei Millionen Muslime mit deutschem Pass leben in Deutschland, aber keine Kanzlerin und kein Minister, weder Union noch SPD, haben es für nötig gehalten, ihnen nach den Angriffen von rechts beizuspringen – oder ihnen zur Abwechslung mal Wertschätzung zu zeigen. Linke und Grüne haben im Netz über die AfD geschimpft, nicht aber über die stille Entsolidarisierung im Land.

Hinter dem Altar – Kindesmissbrauch in der katholischen Kirche (ARTE)

Eine interessante Dokumentation, die in der ARTE-Mediathek noch bis zum 21. März verfügbar ist:

Als Papst Franziskus 2013 sein Amt antrat, stand die Bewältigung der Missbrauchsskandale und die Vermeidung solch krimineller Taten weit oben auf der Agenda. Mit Franziskus verbanden viele Gläubige und Überlebende die Hoffnung, dass er mit dem Unwesen aufräumen und Transparenz herstellen würde. Doch der Journalist John Dickie zieht nach vier Jahren Amtszeit eine ernüchternde Bilanz.

«Sollen doch andere austreten!» – Silvia Schroer im Portrait von Deborah Sutter (ref.ch)

«Dass ich hier als römisch-katholische Theologin Professorin werden konnte, dafür bin ich bis heute sehr dankbar», sagt sie. «Es wird als willkommene Vielfalt wahrgenommen, dass ich römisch-katholisch bin – nie wurden mir deswegen Steine in den Weg gelegt.» Die Fakultät hat unterdessen ein stark ökumenisches Profil, eine römisch-katholische Ausbildung gehört aber nicht dazu.

Predigt

„Das Haus ist mein und doch nicht mein“ Predigt zu Jesaja 5, 1-7 (Reminszere 2018) – Nadine Greifenstein (philipp-greifenstein.de)

Ich erkläre mich für befangen. Ob diese Predigt was taugt, müsst ihr schon selbst prüfen.

Ich gehe einige Schritte näher heran und suche mit meinen Augen einen Balken im oberen Stockwerk ab. Was steht da? „Das Haus ist mein und doch nicht mein. Nach mir zieht ein anderer ein.“ Lange ist hier keiner eingezogen, denke ich, sehr lange. Schade. Ich gehe ein paar Schritte und betrachte das Haus und seinen Garten nochmal aus der Entfernung. Und ich versuche mir vorzustellen, wie es wohl einmal ausgesehen hat.

Ein guter Satz

„Wenn ein Kind die Eucharistie empfängt wie es Süßigkeiten von seiner Mutter empfängt, welchen Sinn für das Heilige kann es dann haben?“

– Ähm, ich glaube Kardinal Sarah hat sich mit dieser Frage ein Eigentor geschossen, denn eigentlich geht es ihm darum, dass die Eucharistie ausschließlich kniend direkt in den Mund zu empfangen sei. Dass da jetzt auch Evangelen (s.o.) knien, ist dem Kardinal eher nicht so recht, vermute ich. Wie war das mit dem feierlichen katholischen Dissens?


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