EKD-Synode 2020 findet ausschließlich digital statt
Die EKD-Synode wird dieses Jahr aufgrund der steigenden Infektionszahlen ausschließlich digital stattfinden. Auf die Evangelische Kirche kommt damit eine Mammutaufgabe zu.
(16.10.2020, 10:30 Uhr) Wie am Freitagmorgen bekannt wurde, findet die diesjährige Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ausschließlich digital statt. Die ohnehin verkürzte und an die Corona-Bedingungen angepasste Präsenztagung am 8. und 9. November in Berlin ist abgesagt, wie zunächst einem Tweet der EKD-Jugenddelegierten zu entnehmen war.
In einer Email an die Synodalen, die der Eule vorliegt, wandte sich Synoden-Präses Irmgard Schwaetzer an die Synodalen und begründete die Absage der Präsenztagung mit den weiter steigenden Infektionszahlen. Auch die mit der EKD-Synode im Verbund stattfindenden Tagungen der Vollkonferenz der Union Evangelischer Kirchen (UEK) und der Generalsynode der Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands (VELKD) finden demnach ausschließlich digital statt.
Kurzfristige Absage
Erst in der vergangenen Woche wurden Journalist:innen von der EKD um ihre Anmeldung bei der Präsenztagung gebeten, die kurzfristige Absage kommt daher für viele Beobachter:innen überraschend. Die Synodalen hatten ihre Reisevorbereitungen jedenfalls schon getroffen. Die für die Präsenztagung vorgesehenen Räumlichkeiten im Maritim Berlin wurden allgemein als zureichend eingeschätzt.
Dem Vernehmen nach fanden unter der Woche jedoch unter dem Eindruck des neuerlichen Anstiegs der Infektionszahlen, insbesondere in Berlin, Gespräche statt, die nun in der Absage der Präsenztagung resultierten. Welche Kosten für die EKD aus der Absage der Präsenztagung und der Durchführung als digitale Veranstaltung entstehen, bleibt zum gegenwärtigen Zeitpunkt offen.
Bereits gestern wurde bekannt, dass die Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO) ihre Herbstsynode rein digital durchführen will, nachdem viele andere Landeskirchen ihre Synodentagungen zwar häufig um gesellige Programmpunkte verkürzt, aber dennoch leibhaftig durchführen (konnten). Die EKBO wollte ursprünglich direkt im Herzen der Hauptstadt am Alexanderplatz tagen. Nut hat sich nur wenige Stunden später die EKD am vorsichtigen Vorgehen der EKBO orientiert.
Digital – katastrophal?
Mit der Durchführung digitaler Veranstaltungen hat die EKD in der jüngeren Vergangenheit gemischte Erfahrungen gemacht. Zwar hat innerhalb der evangelischen Landeskirchen (der Gliedkirchen der EKD) während der Corona-Pandemie ein deutlich wahrnehmbarer Digitalisierungsschub stattgefunden, der sich zunächst in vielen digitalen Verkündigungsformaten äußerte (wir berichteten). Mit den Lockerungen der Corona-Maßnahmen im Sommer kehrte man jedoch flächendeckend nicht allein zu Präsenzgottesdiensten, sondern auch zum sonst üblichen Tagungsgeschäft zurück. Nur in einigen Kirchenkreisen hält man an digitalen Pfarrkonventen bzw. Synoden fest.
Während kleine Formate – u.a. die sehr erfolgreichen Web-Seminare der EKD-Stabsstelle Digitalisierung – häufig relativ problemfrei und ohne massiven Ressourceneinsatz durchgeführt werden, tut sich die Evangelische Kirche bei der Umsetzung großer digitaler Events schwer: Vor allem, wenn es darum geht, ein Geschehen nicht nur abzufilmen, sondern interaktiv zu gestalten.
So wurde das „Zukunftsforum 2020“ der EKD vor ein paar Wochen mitten während der Veranstaltung abgebrochen, weil die digitalen Werkzeuge ausfielen. Bereits zuvor beschwerten sich viele Teilnehmer:innen der Tagung für Leitungskräfte aus den Landeskirchen über das schlechte Handling und die Unübersichtlichkeit des genutzten Tools.
Kritische Aufmerksamkeit
Das Synodenpräsidium will die nun anstehenden Fragen bis zur kommenden Woche klären und dann gemeinsam mit den Tagungsunterlagen auch einen neuen Ablaufplan versenden. Man darf also gespannt sein, wie der öffentliche Austausch, der sonst für die Synoden der evangelischen Kirchen stilbildend ist, unter digitalen Bedingungen aufrechterhalten werden kann.
Die Berichte von Präses Schwaetzer und des EKD-Ratsvorsitzenden, Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, sowie die zahlreichen Grußworte kann man sich wohl am heimischen Bildschirm anschauen, aber wie verhält es sich mit kritischen Rückfragen – auch von Journalist:innen, die die Synode sonst begleiten und auf Pressekonferenzen und in den Gängen Stimmungen und Meinungen einsammeln?
Es besteht die Gefahr, dass die kurzfristige Planänderung der Transparenz und Diskussionskultur der Synode massiv schadet. Gerade in diesem Jahr stehen mit der Verabschiedung eines Papiers zur Zukunft der evangelischen Kirche und der erneuten Beschäftigung mit der Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs eigentlich Themen auf der Tagesordnung, die besonders kritische Aufmerksamkeit verlangen.
(Fragen zu den Konsequenzen der Absage der Präsenztagung haben wir an die EKD-Pressestelle gerichtet. Sobald Antworten eingehen, werden wir sie hier ergänzen.)