Ja, ist denn noch Weihnachten? – Die LaTdH vom 7. Januar

Anderswo ist jetzt (erst) Weihnachten, während wir die Weihnachtsdeko schon wieder verräumen. Außerdem: #MeToo, ne musikalische Predigt und Jeruschalajim.

Weihnachten, Epiphanias und die heiligen drei Könige

Gestern war der 6. Januar, Epiphanias. Für viele Menschen ist das der Tag, an dem die Weihnachtsbäume aus den Wohnzimmern verschwinden, womöglich von der Jugendfeuerwehr abgeholt werden, die Weihnachtsdekoration wieder in Kartons verstaut wird, die Krippe ihren üblichen staubgeschützten Ort auf dem Speicher wiederfindet. Am 6. Januar, dem Fest der Heiligen drei Könige verschwindet Weihnachten aus den Wohnzimmern Deutschlands (zumindest aus vielen, ich will hier nicht verallgemeinern). Andernorts wird erst am 6. Januar das Familienfest gefeiert, andernorts gibt es erst am 6. Januar die Geschenke, denn immerhin haben ja auch erst die heiligen drei Könige die Geschenke zum Jesuskind gebracht bzw. gerade Epiphanias ist doch die Feier der Menschwerdung Gottes.

Die Ruhe nach dem Sturm — Weihnachten 2017 – Liturgiefuchs (Liturgica)

Wie ich den Liturgiefuchs einschätze, hat er mit Bedacht Epiphanias gewählt, um seinen Weihnachtstext zu veröffentlichen. Er wirft einen Blick auf die einzelnen und verschiedenen Liturgien am Weihnachtsabend und auch die Tage danach und schließt dies mit einer Krippenbetrachtung ab: am Tag der Menschwerdung Gottes, abgerundet mit herrlichen diametralen Bildern zur Umsetzung heute.

Man kann die christlichen Hochfeste auch darüber definieren, dass es die Feste sind, die noch am meisten Einfluss auf das Privatleben der Gläubigen haben. An Weihnachten ist es die Bescherung und das familiäre Beisammensein. Das Osterfest lässt die Kinder in den Gärten nach Christus suchen. Da hatte die Liturgie der Kirche, also die Feier der Heiligen Geheimnisse, so starken Einfluss auf die Menschen, dass sie eigene Formen gefunden haben, an denen sie festhalten.

Dono ergo sum. Eine Weihnachtsnachlese – Maria Elisabeth Aigner (feinschwarz.net)

Weihnachten steht in fester Verbindung mit Geschenken. Sei es nun, weil das Jesuskind selbst Geschenke bekommen hat, oder weil es für sich ein Geschenk ist, dass Gott Mensch geworden ist. Immer öfter, wahrscheinlich abhängig davon je älter ich werde, höre ich aus Verwandten- und Bekanntenkreisen: Wir schenken uns dieses Jahr nichts, oder ich will dieses Jahr keine Geschenke. Meist steht hinter dieser Aussage ein Guter Wille oder auch ein schlechtes Gewissen: Ich hab‘ so viel und in Afrika verhungern die Kinder, da brauch ich nicht noch mehr. Die Autorin hat genauso auch beschlossen keine Geschenke zu erhalten und schickt Briefe an diejenigen, die sie bisher beschenkt hatten mit der Bitte das Geschenk für sie in eine Spende für Afrika zu investieren und tritt damit eine kontroverse Debatte los.

Wieder ein E-Mail. Ein langer Austausch über meine Erfahrungen in Afrika folgt. Es ist etwas in Bewegung gekommen, ein Prozess ist losgetreten – in mir und bei meinem Gegenüber. Theodizee-Fragen, Glaubensfragen, Zerrissenheit, Sinnfragen. Dankbarkeit darüber, dass wir hierzulande leben dürfen: in Frieden und Freiheit, in einer Demokratie, mit Essen, Kleidung, Bildung, Kultur. Meine Brüder und Schwestern in Afrika haben oft nicht einmal ein Zehntel von alledem.

Sternsingen mit Hindernissen – Heiko Kuschel (Stilvoll Glauben, evangelisch.de)

Zusammengefasst ist der 6. Januar der denkbar unlogischste Tag das Haus zu entweihnachten. Glücklicherweise ziehen dieser Tage ja noch die Sternsinger durch die Straßen. Vorausgesetzt, es finden sich genügend, die nicht gerade noch im Skiurlaub sin. Und sie kommen nicht nur auf Bestellung ins Haus. Sind sie aber erstmal im Hausflur angekommen, gibt es so einiges zu bedenken. (Vielleicht erhöht die Resultate-Aussicht ja den Spaßfaktor für das ein oder andere Kind, das im nächsten Jahr dann umso lieber wieder mitlaufen will.)

Leider sind noch keine Rauchmelder auf dem Markt, die geweihten von profanem Rauch unterscheiden könnten, und so kommt es immer öfter, wie es eben kommen muss: PIIIIIEEEEEP!

Randständiges

Jerusalem – Heiligkeit jenseits von Machtbehauptung – Christian M. Rutishauser (feinschwarz.net)

Donald Trump hat Jerusalem als Hauptstadt Israels anerkannt. Eine Aussage, die wiederholt während seiner Amtszeit zu weltpolitischen Debatten und zusätzlichen Sitzungen führte. Da Trump die Angewohnheit hat, erst zu sprechen und gar nicht zu denken, sorgt er wiederholt für Aufruhr in der Weltpolitik. Rutishauser betrachtet die Frage, ob überhaupt jemand Besitzanspruch für Jerusalem hat, vom Ethos des Heiligen her.

In der Debatte um Jerusalem als Hauptstadt des Staates Israel, hat nun der in Toronto lebende Rabbiner David Meyer das Argument jüdischer Selbstbeschränkung in einem Beitrag in «Le Monde» ins Spiel gebracht: Nach dem jüdischen Religionsgesetz werden Dinge, die keine/n Besitzer*in haben, als hefker bezeichnet, Dinge aber, die nicht besessen werden können, weil sie für einen heiligen Dienst ausgesondert sind, als hekdesh. Alles würde dafür sprechen, Jerusalem jüdisch als hekdesh zu verstehen und die Stadt nicht politisch zu vereinnahmen! Die Heiligkeit Jerusalems steht im Dienst nicht nur des jüdischen Volkes, sondern auch der gesamten Menschheit.

The Silence Breakers – Wolfgang Luenenbuerger-Reidenbach (haltungsturnen.de)

Die Weihnachtsferien sind fast um, der Alltag greift wieder um sich und gleich zu Beginn des Jahres treten wieder #metoo-Vorwürfe auf, wieder einhergehend mit Ermahnungen voreiliges Urteilens betreffend. Dass es viel Mut kostet aufzustehen und #metoo zu sagen, zeigt die Entwicklung im letzten Jahr. Luenenbuerger-Reidenbach macht die Entscheidung des Time Magazins die „Silence Breaker“ zu Persons of the Year zu ernennen glücklich und hoffnungsvoll.

Ich habe zu #MeToo geschwiegen. Vor allem, weil ich finde, dass Männer, vor allem Männer in Machtpositionen, erst einmal zuzuhören haben. Und darum habe ich die letzten zwei Monate zugehört. Über mein eigenes Verhalten nachgedacht. Noch einmal Abbitte dafür geleistet, dass ich in einer privilegierten Situation allzu lange geschwiegen habe und am Ende auch nur durch Weggehen auf das sexistische und übergriffige Ausnutzen von Macht reagiert habe (und nicht durch den Versuch, es zu beenden oder öffentlich zu machen).

Folgt seiner Empfehlung und lest den Text in der Time dazu.

Predigt

Musik hilft glauben – Alina Oehler (Luft nach oben, Die Zeit)

Klassische Musik, gerade im kirchlichen Bereich, setzt viel voraus. Wenn man sich jedoch wirklich mit ihr beschäftigt, kann zur Erkenntnis führen. In der Dogmatik würde man sie einen „locus theologicus“ nennen, einen Ort theologischer Erkenntnis. Musik drückt, wie jede andere echte Kunst, etwas aus, das mit Worten nicht gesagt werden kann. Sie schafft es auf diese Weise, etwas von der Größe Gottes erfahrbar zu machen.

Ein guter Satz

Ist heute ein schönes Bild:


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