Masel Tov – Die #LaTdH vom 22. April
Der Staat Israel feiert 70. Geburtstag und in Deutschland wird intensiv über Antisemitismus diskutiert. Außerdem: Ein Lehrer, dem es ernst ist und Reformvorschläge für das theologische Examen.
Debatte
Am 5. Ijjar 5708 rief im Alten Museum in Tel Aviv David Ben-Gurion im Beisein des provisorischen Staatsrates den Staat Israel aus. Das war am 14. Mai 1948. Der 5. Ijjar hat in diesem Jahr am 19. April begonnen, weshalb an diesem Tag bis in den Samstagabend hinein in Israel 70 Jahre Unabhängigkeit gefeiert wurde.
70 Jahre Staat Israel – ein prophetisches Zeichen? – Egmond Prill (Pro. Christliches Medienmagazin)
Dieser politische Akt ist in den Augen vieler eine Erfüllung zahlreicher Prophezeiungen, dass das Volk Israel endlich eine Heimat haben darf, zurückkehren darf ins eigene, ins gelobte und versprochene Land, nach Jerusalem. Egmond Prill führt vor Augen, dass es sich dabei und eine Prophezeiung aus dem babylonischen Exil handelt, die als biblische Prophetie über künftige Zeiten hinausreicht, die Hoffnung pflanzt und wachsen lässt, welche in der Nationalhymne zum Ausdruck kommt, oder auch im Pessach-Gruß: „Nächstes Jahr in Jerusalem“.
Und Juden erklärten: Unser Gott ist die Jahrhunderte und Jahrtausende mitgegangen. Er zog mit uns durch die Wüsten des Orients und durch die Wüsten menschlicher Existenz. Verfolgung und Vertreibung haben das jüdische Volk heimgesucht. Gott hat es schließlich heimgebracht.
Die Israel-Politik des Vatikan: Auf Friedenssuche – Johannes Schidelko (katholisch.de)
Der Zionismus begann ca. 50 Jahre vor der Gründung des Staates Israel und schon 1904 trat der Zionistenführer Theodor Herzl an Pius X. heran und bat um Unterstützung für eine jüdische Heimstatt in Palästina. Pius X. reagierte ablehnend. Johannes Schidelko führt aus: Der Vatikan erkannte Israel erst 45 Jahre nach dessen Gründung, im Jahr 1994, an und entsandte einen Botschafter nach Tel Aviv. Das heißt aber nicht, dass rechtliche Verhandlungen abgeschlossen und vergessen sind, die eine Internationalität Jerusalems fordern, sowie einen freien Zugang zu den Heiligen Stätten gewährleisten.
Der von der UNO mehrheitlich forcierte Teilungsplan für Palästina von 1947 in einen arabischen und einen jüdischen Teil fand die Zustimmung Roms insofern, als Jerusalem dabei herausgenommen und unter internationale Verwaltung gestellt werden sollte. In dieser Phase versuchte Pius XII. mit gleich drei Enzykliken binnen eines Jahres die Aufmerksamkeit der Welt auf das Heilige Land zu richten.
Zerstritten, gespalten, zerissen – Richard C. Schneider (Die Zeit)
Und wie ist es heute? Nach 70 Jahren? Sind die Gräben überwunden? Ist Anerkennung da? Warum frag ich das? Jeder weiß, dass dem nicht so ist. Nicht einmal das Volk Israels selbst ist sich einig, ist gespaltener den je. Richard Chaim Schneider (@rc_schneider) fragt sich, ob Israel so seinen 100. Geburtstag erleben wird.
Die Gefahr, dass Israel tatsächlich ein Apartheidsstaat werden könnte, in dem eine Minderheit über eine Mehrheit regiert, oder aber ein Staat für zwei Völker und somit nicht unbedingt mehr ein „jüdischer“ Staat oder dass Israel eines Tages gar eine große Anzahl von Palästinensern nach Jordanien vertreibt, ist durchaus gegeben. Dass ausgerechnet die nationale Rechte dieses Szenario mit ihrer Politik noch befeuert, ist eine der vielen Absurditäten der israelischen Politrealität.
nachgefasst
Keine Kippah im Anne-Frank-Haus aber eine in Berlin – Chajm (Chajms Sicht)
Gleichzeitig zum Israel-Jubiläum bricht in Deutschland eine neue Antisemitismus-Debatte aus, nachdem in Berlin zwei Kippa tragende junge Männer angegriffen wurden, von denen einer kein Jude ist, sondern die Kippa aus Solidaritätsgründen und als Experiment getragen hatte, um zu sehen, ob man sich in Berlin mit Kippa frei bewegen könne. Chajm (@chajmke) stellt dies neben die Vorschriften im Anne-Frank-Haus in Amsterdam, wo ein Mitarbeiter dazu aufgefordert wurde, keine Kippa mehr zu tragen.
Das Haus möchte sich »so neutral wie möglich« zeigen und keine politischen und religiösen Botschaften präsentieren. Anscheinend soll sich niemand unwohl fühlen.
Angesichts der Geschichte des Hauses erscheint das schwer vorstellbar, sich überhaupt neutral zu präsentieren zu können. Unsinnig, die Geschichte eines jüdischen Mädchens, einer jüdischen Familie, ja der gesamten jüdischen Bevölkerung erzählen zu wollen, ohne überhaupt diesen Aspekt zur Sprache bringen zu wollen. Dieser Ort kann keine neutrale Haltung zum Judentum haben.
Union-Fraktionschef Kauder fordert Abschaffung des Echo – Sabine Lennartz (schwäbische)
Volker Kauder will derweil zu drastischen Mitteln greifen. Er fordert im Interview mit Sabine Lennartz (@Sabine_Lennartz) für den Angreifer, der sich selbst gestellt hat, dass er die ganze Härte des Rechts spüre. Gleichzeitig kritisiert er den Musikerpreis Echo stark, fordert, dass man ihn abschaffen solle, nachdem er an Rapper verliehen wurde, die mit dem Holocaust in ihren Texten spielen.
wer ein antisemitisches Klima hinnimmt oder gar fördert, muss sich auch nicht wundern, wenn jüdische Schüler gemobbt werden, wenn jüdische Mitbürger auf unseren Straßen angegriffen werden. Der Staat muss alles tun, dass diese Entwicklung so nicht weitergeht.
Im Anschluss an den Beitrag ist im Video Campinos Ansage diesbezüglich zu sehen – sehr sehenswert.
Und auch der Lehrer Jörg Heeb macht nochmal deutlich, was eine solche Entscheidung für Folgen hat. Schüler verstehen nicht mal, was sie da eigentlich hören und stellen es solange auch nicht in Frage, bis es ihnen vor Augen geführt wird.
„ICH KANN DAS NICHT ERKLÄREN, ICH FINDE ES EINFACH KRANK!“Vergangene Woche hat mich der Chef-Homie aus einer meiner…
Gepostet von Jörg Heeb am Samstag, 14. April 2018
Buntes
Examens Review – Max Plöm (theologiestudierende.de)
Das ehemalige Mitglied des Leitenden Gremiums der Studierendenschaft Evangelische Theologie (SETh) Max Plöm (@the_PLoeM) hat sein 1. Theologisches Examen im 2. Prüfungsdurchlauf bestanden. Nach eineinhalb Jahren lernen und einer wiederholten Prüfung kann er zurückblicken und Vorschläge und Wünsche äußern, die das Examen als nicht so ganz abschreckendes Gespenst im Studienzimmer schweben lassen. Sehr erfrischend, dass da mal konkrete Vorschläge kommen und nicht nur gemeckert wird.
Ohne an dieser Stelle eine allgemeine Genderdebatte vom Zaun brechen zu wollen, fällt doch merklich auf, dass der Anteil an Prüferinnen verschwindend gering ist. Natürlich ist dies zum Teil in anderen, strukturellen Problemen begründet, dass sich aber in einer Vielzahl von Prüfungsgruppen keine einzige Prüferin findet, ist ein Zustand, der heute kaum noch hinnehmbar ist. Ein konkretes Beispiel: Ich persönlich fand es unangenehm, meine Endnote von einer Gruppe, ausschließlich aus alten weißen Männern bestehend, zu bekommen. Was sich, wie ich von Kommilitoninnen erfahren habe, nur noch potenziert, wenn man eine Frau ist.
Predigt
In deinen Toren werd ich stehen (Extended Version) – Predigt zum Israelsonntag 2015 am 9. August 2015 – Philipp Greifenstein (philipp-greifenstein.de)
Beim heutigen Debattenthema bietet sich eine Predigt zum Israelsonntag an. Auch wenn heute Jubilate ist, oder gerade weil heute Jubilate ist dürfen wir nicht vergessen. Philipp weist mit rhetorischem Geschick ganz verschiedene Aspekte auf, warum und wie der Israelsonntag als Tag der Erinnerung genutzt werden kann und sollte. Heute ist Gelegenheit nochmal laut auszusprechen: nicht nur am Israelsonntag sollte sich erinnert werden, sondern immer.
Der Israelsonntag ist ein Tag der Erinnerung und deshalb nehme ich mir noch einmal Zeit und Atem und lese genauer hin: „Der Segen und der Fluch, die ich dir vorgelegt habe“. Unser Glück und Leid liegt nicht in unserer Hand, so vieles haben wir nicht im Griff. Und auch manche Schrecklichkeit unserer Zeit lässt uns nur ratlos zurück. Das gemahnt mich an die Ratlosigkeit vieler Menschen guten Willens in Deutschland und überall auf der Welt im Angesicht des Terrors oder des Fremdenhasses, der in diesen Tagen unter uns bedrohlich an Macht gewonnen hat.
Ein guter Satz
„Die Anerkennung Israels durch die Vereinten Nationen im Jahre 1947 war in Wirklichkeit die Sanktionierung eines politischen Siegs der Juden und keineswegs ein „Geschenk“, noch weniger die Begleichung einer Schuld“
– Marek Halter in „Alles beginnt mit Abraham“