Windmühlen – Die #LaTdH vom 3. September

In der Debatte geht es um gut(bezahlt)e Pflege, auch in kirchlichen Einrichtungen. Und: Wehmut nach dem Urlaub und eine Predigt für keine rechten Leute.

Debatte

Verdi-Chef Bsirske: „Bessere Pflege gibt es nicht umsonst“  – (WAZ)

Frank Bsirske im Interview mit Frank Meßing, Stefan Schulte und Andreas Tyrock über den Fachkräftemangel in der Pflege und wie man dem entgegentreten könnte. Dass seine Schwierigkeiten zu einer tariflichen Einigung nicht (nur) am dritten Weg liegen, sondern ganz entscheidend am Lohndumping der privaten Anbieter, erwähnt er nur am Rande.

Doch gerade in den Altenheimen ist die Tarifbindung sehr niedrig, der Organisationsgrad verschwindend gering. Gerade private Anbieter betreiben massives Lohndumping, selbst bei der Diakonie brechen viele Häuser weg. Gerade deshalb wäre eine Allgemeinverbindlichkeit so wichtig, doch in der Regel blockieren das die Arbeitgeber in den Tarifausschüssen.

Bsirske im Arbeitskampf mit der Kirche – (Cicero)

Wenn man sich die letzten Jahre zu dem Thema anschaut, bekommt man fast den Eindruck, dass dies Bsirskes Kampf mit den Windmühlen ist.

Dieser sogenannte dritte Weg, auf dem sich die kirchlichen Mitarbeiter und ihre Dienstherren gleichberechtigt bewegen sollen, ist Verdi schon lange ein Dorn im Auge.

Euer Gejammer kotzt mich an – Wer sich nicht organisiert, hat auch kein Recht, zu plärren! – (momentnotaufnahme)

Solange sich Pflegende nicht organisieren, wird sich nichts ändern. Da kann Bsirske noch lange gegen Windmühlen rennen, die nicht die Kirchen, sondern die Arbeitnehmer sind. Vielleicht sollte er sich tatsächlich mal darauf konzentrieren, in den Türen, in denen er einen Fuß hat, auch mal auf die Gesamtsituation zu schauen.

[…], damit sich daran mal was ändert. Daran, dass wir einen madigen Personal-Patientenschlüssel haben, für den es keine bundesweite Mindestvorgabe gibt, zum Beispiel. Daran, dass es keine Vorgaben gibt, wie oft Schüler und Praxisanleitungen gemeinsam Dienst haben müssen. Daran, dass Schüler flächendeckend Fachkräfte ersetzen und keine richtigen Schüler sein dürfen. Daran, dass anstrengende und verantwortungsreiche Arbeit vielleicht mal auch entsprechend bezahlt wird.

Für gute und gerechte Arbeitsbedingungen (Kirchlicher Dienst in der Arbeitswelt)

Übrigens gibts vom KDA ein sehr lesenswertes Heftchen dazu. Differenziert und kritisch betrachtet und erläutert, was es mit dem dritten Weg auf sich hat, und ob der Schuld an allem hat.

Randständiges

Nichts zu suchen war mein Sinn: Sechs Tage im Kloster – Wibke Ladwig (Sinn und Verstand)

Wibke Ladwig verbrachte sechs Tage im Kloster Himmerod in der südlichen Eifel:

Erzählte ich jemandem, dass ich für ein paar Tage ins Kloster gehe, erntete ich entweder ein Seufzen oder ungläubiges Lachen. Manche verstanden es. Ich selbst bemühte mich, möglichst keine Erwartungen zu haben.

Wandern mit Eseln in den Cevennen – Thomas Ebinger (Ebiblog)

Thomas Ebinger war mit einigen Stadtkindern und zwei Eseln für sieben Tage wandern:

Schwer ist beim Esel immer der Start. Da braucht es viele Aufforderungen, Klapse auf den Hintern, Rascheln mit Zweigen, Rütteln am Halfter. Aber wenn man es geschafft hat, die Esel in Gang zu bringen, sind sie fast nicht mehr zu stoppen.

Die Ferienpfarrer – Roland Kirbach (Die Zeit)

Die einen fahren nach Rügen oder ans Meer, um Urlaub zu machen, die anderen, um dort Pfarrer zu sein.

In Timmendorfer Strand tauft Pastorin Gralla an diesem Samstagmorgen die vier Jahre alte Celina. Die Familie mit polnischen Wurzeln kommt aus einer Kleinstadt in Schleswig-Holstein.

Predigt

Kepplerstaßen-Seelchen. Eine Predigt zu Matthäus 21,28-32 – Birgit Mattausch (Frau Auge)

Frau Auge schreibt eine sehr alltagsnahe Predigt zu Mt 21,28-32 über ihre Seele aus d‘ Kepplerstroß.

Eine Straße weiter war alles anders. Da war „d Kepplerstroß“: eine Sackgasse bis zur Friedhofsmauer mit niedrigen Häuschen. Dort wohnte der Totengräber, der manchmal morgens schon schwankte. Und andere, die ich nicht kannte. Koine rechte Leut. Die Männer hatten tätowierte Unterarme, die Frauen rote Nägel. Die Autos, die in dr Kepplerstroß standen, waren immer irgendwie zu groß und zu glänzend, um wahr zu sein.

Ein guter Satz

Nur folgen muss man,
aufgelegt sein und schwerelos,
und vor allem sich nicht versteifen.

aus Tänzer von Jörg Haas