دعوة – d.h. Mission – Die LaTdH vom 28. Januar

Christen und Muslime in einer Weggemeinschaft – auch zum Taufbecken? Außerdem: Eine bewegte katholische Woche, die Bibel zur Mission und ein Zitat für die Ewigkeit.

Debatte

Die Synode der Evangelischen Kirche im Rheinland (EKiR) tagte zu Beginn des Jahres und hat einen Beschluss zum Dialog mit Muslimen gefasst, der zur Diskussion Anlass gibt:

Für die Begegnung mit Muslimen. Theologische Positionsbestimmung – EKiR (ekir.de)

Der Synodenbeschluss umfasst nur zwei Seiten und so kann sich jede_r selbst ein Urteil bilden. Die Konversion (Wechsel des religiösen Bekenntnisses) vom Islam zum Christentum gilt der EKiR nicht als Ziel des angestrebten Dialogs. Allerdings wird diese auch mit keinem Wort kritisiert, entwertet oder abgelehnt.

Der Synodenentscheidung voraus gegangen ist ein länglicher Prozess, der – typisch für die Evangelische Kirche – im Austausch zwischen Gemeinden, Synode und Kirchenleitung unter Zuhilfenahme von Arbeitsgruppen und theologischen Arbeitspapieren gestaltet wurde. Den Synodenbeschluss davon losgelöst zu betrachten, greift zu kurz. Darum:

Weggemeinschaft und Zeugnis im Dialog mit Muslimen – EKiR (ekir.de)

Ein Blick in die Arbeitshilfe zum Thema von 2015: Sie betont den Dialog gegenüber einem Missionsverständnis, das das Gegenüber als Objekt von Belehrung und Bekehrung sieht. Stattdessen kommen die Muslime als Subjekte in den Blick und sind Nachbarn in unserer Gesellschaft, mit denen intensiver zusammen gelebt, gefeiert und gelernt werden soll. Als biblisch-theologische Quintessenz schreiben die Autor_innen auf:

Damit erscheint auch der sog. „Taufbefehl“ in einem anderen Licht. Es ist eben nicht damit gemeint, dass eine Begegnung von Christen mit Menschen anderer Religion grundsätzlich das Ziel der Bekehrung des anderen hat. Gleichwohl haben Christen den Auftrag, in ihrem Handeln Zeugnis darüber abzulegen, was ihren Glauben trägt. [Hervorhebung von mir] In der heutigen Situation könnte dies bedeuten, im sog. Missionsbefehl in erster Linie einen innerkirchlichen Auftrag zu hören und unsere Praxis danach zu befragen, wie sie dem Anbruch und der Verkündigung des Reiches Gottes entspricht. Konkret wird dies heute, wenn Mission sich auf den Aufbau heilender und versöhnender Gemeinschaften konzentriert.

Ich kann auch in der Arbeitshilfe keine grundsätzliche Ablehnung der Verkündigung des Evangeliums gegenüber Muslimen entdecken, noch gar eine Absage an Konversionen. Muslime mit Taufwunsch sind herzlich Willkommen! Sehr wohl aber wird eine große Skepsis gegenüber einem bestimmten, engen Missionsverständnis an vielen Stellen deutlich: Es soll bewusst nicht darum gehen, Muslime zu überzeugen. Die theologischen Überlegungen, die eine solche Weggemeinschaft begründen, überzeugen mich. Muslime und Christen verbindet mehr als nur der Bezug auf Abraham. Z.B. die Missio Dei, nach der sich Gott selbst der Welt zuwendet. Im Glauben an den einen Gott haben auch Muslime Anteil daran.

Leider zu kurz gesprungen – Michael Diener (3E-Magazin, Facebook)

Eine kritische Stimme kommt von Michael Diener, ehemaliger Vorsitzender der Evangelischen Allianz und immer noch Mitglied des Rats der EKD. Er betont in seinem kurzen Einspruch auf Facebook, dass das Heil allein in Jesus Christus zu finden ist.

Das gravierende Manko dieses Papiers liegt für mich darin, dass es als KIRCHE Jesu Christi die Begegnung mit Muslimen so beschreibt, als hätte es die ökumenische Missionsdebatte der vergangenen Jahrzehnte nicht gegeben. Mit dem unaufgebbaren Dialog und auch mit Konvivenz, mit gemeinsamem gesellschaftlichem Handeln und vielem Schätzenswerten mehr, kann und darf nicht alles gesagt sein. Wer das Verhältnis von Christinnen und Christen zu Angehörigen anderer Religionen nur SO beschreibt und dabei auf den Begriff des ZEUGNISSES verzichtet, wird biblisch und theologisch weder dem Evangelium noch den Menschen gerecht.

Keine Mission von Muslimen? – Thomas Klatt (evangelisch.de)

Noch ein weiterer Blick in die Vergangenheit der Debatte: evangelisch.de (@evangelisch_de) hat 2015 über die Reaktionen auf das Arbeitspapier berichtet. Zu Wort kommt auch Joachim Lenz, der Direktor der Stadtmission Berlin, die Notunterkünfte betreibt, in denen vor allem Asylsuchende aus islamischen Ländern unterkommen. Er wird folgendermaßen zitiert:

„Wir versuchen Menschen so anzusehen, wie Gott sie ansieht. Nämlich als geliebte Geschöpfe Gottes. Also kümmern wir uns gut um sie. Und wir sagen nicht, da kommen ganz viele Missionierungsobjekte zu uns. Wir empfangen sie, indem wir ihnen ein warmes Bett geben, was zu essen und indem wir versuchen, ihnen erste deutsche Worte beizubringen. Und wir hoffen durchaus, dass sie uns fragen, warum wir das machen“

Nicht-Evangelische können jetzt mitarbeiten – EKiR (ekir.de)

Die Synode hat außerdem die Mitarbeit von Menschen nicht-evangelischen Bekenntnisses in der Kirche neu geregelt. Damit hat die EKiR eine EKD-Richtlinie von 2016 umgesetzt. Nicht zuletzt durch den inhaltlich-theologischen Prozess zur Begegnung mit Muslimen hat sie diese Entscheidung vereindeutigt und grundiert.

Sie folgt dem Anliegen der Interkulturellen Öffnung und begegnet so dem Mangel an qualifizierten evangelischen Bewerberinnen und Bewerbern in einigen Arbeitsbereichen. […] Nicht-christliche Mitarbeitende können eingestellt werden, wenn es um Arbeitsbereiche geht, die der Interkulturellen Öffnung dienen oder Menschen betreut werden, die keiner christlichen Kirche angehören.

Auch dieses Thema hatten wir in den #LaTdH schon einmal, mit der klugen Antje Schrupp (@antjeschrupp): „Warum es falsch ist, in der Kirche nur Christ_innen einzustellen“.

Randständiges

Dunning-Kruger-Effekt bei der Kirchenredaktion des Bayerischen Rundfunks – Matthias Krause (Skydaddy’s Blog)

Ein Nachschlag zur Debatte der #LaTdH von letzter Woche. Auch wenn die Rechen- und Präsentationsfehler in diesem Fall auf Seiten des BR liegen (wie auch Krause meint), ist mir nicht ganz klar, warum das Erzbistum München und Freising (und ich vermute viele weitere Bistümer und Landeskirchen) so schamig mit dem Fakt umgehen, dass das meiste Geld nun mal in die Gemeinden und klassische Kirchenarbeit fließt, nicht in „Bildung“ oder andere Zwecke. Könnte man nicht unterstellen, dass wer heute noch Kirchensteuer zahlt, genau das will?

Der Sozialstaat: Im Dienst der Freiheit … und der Gleichheit – Alexander Thiele (Verfassungsblog)

Ist es Aufgabe des Sozialstaats dafür zu sorgen, dass alle das Notwendigste haben, um ihre grundgesetzlich verbürgten Rechte wahrzunehmen, oder ermöglicht und empfiehlt das Grundgesetz eine weitergehende Gleichstellung? Anders herum: Sollte mehr umverteilt werden und lässt sich das verfassungsrechtlich begründen? Eine Lehrstunde in Demokratieverteidigung, anspruchsvoll und aufschlussreich geschrieben von Alexander Thiele (@Alex_J_Thiele).

Damit erlaubt diese Interpretation des Sozialstaatsprinzips zwangsläufig auch ein größeres (allerdings keineswegs grenzenloses) Maß an Umverteilung, als das liberale rein freiheitsfunktionale Verständnis.

Deutsche Bischöfe würdigen „Donum Vitae“ (katholisch.de)

Die röm.-kath. Amtskirche und Donum Vitae, eine never-ending-story. Donum Vitae, die anders als die kirchlichen Beratungsstellen im Schwangerschaftskonflikt die für eine Abtreibung notwendigen Beratungsscheine ausstellt, und die Amtskirche auf Kuschelkurs. Ehemalige Donum Vitae-Mitarbeiter_innen können jetzt auch in kath. Beratungsstellen arbeiten.

Katholischer Stadtdekan fordert Segensfeier für Homo-Paare – Gespräch mit Johannes zu Eltz von Wolfgang Türk (hessenschau.de)

Der Frankfurter Stadtdekan Johannes zu Eltz hat sich in den letzten Jahren (s. Limburger Luxus) zu einem kircheninternen kritischen Geist und liberalen Statthalter entwickelt. Nun fordert er im Kielwasser der von Bischof Bode angestoßenen Diskussion zumindest Segensfeiern für gleichgeschlechtliche Ehen (die natürlich – Sakrament! – nicht Ehe genannt werden dürfen).

Wir können nicht warten, bis wir die Letzten aus der Kirche getrieben haben, die an unserer Hartherzigkeit leiden. Wunderbarerweise gibt es immer noch Menschen, die das in der Gemeinde ausgehalten haben. Sie sind nicht ausgetreten. Sie wünschen sich immer noch, dass die Hirten ihnen entgegenkommen. Das ist aber zutiefst die Sehnsucht nach Gott, nicht nach der Kirche.

Bibel

What’s Mission? Ask Jesus – Howard Snyder (Seedbed, englisch)

Ein kleiner Durchgang zum Thema „Mission“ vor allem durch das Johannesevangelium. Mit klaren 1,2,3 … Abzweckungen, die typisch sind für amerikanische Blogs.

Three other prominent terms in John relating to Jesus’ mission are will, work, and works. A dozen or so times Jesus speaks of the “work” or “works” of God that he was sent to accomplish, and several times of doing the Father’s “will.” Jesus says in John 9:4, “We must work the works of him who sent me while it is day; night is coming when no one can work.”

Drei weitere prominente Begriffe bei Johannes, die in Verbindung mit Jesu Auftrag stehen, sind Wille, Werk und Werke. Ungefähr ein dutzend Mal spricht Jesus vom „Werk“ oder „Werken“ Gottes, das/die zu vollenden er gesandt wurde. Und weitere Male davon, den „Willen“ des Vaters zu erfüllen. Jesus sagt in Johannes 9,4: „Wir müssen die Werke dessen wirken, der mich gesandt hat, solange es Tag ist; es kommt die Nacht, da niemand wirken kann.“

Ein guter Satz


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