Nr. 1 – Die Links am Tag des Herrn vom 18. Juni 2017

Die Erstausgabe der Links kommt in der Debatte römisch-katholisch daher. Außerdem: Eine persönliche Heilungsgeschichte, Kirchenkritik aus den eigenen Reihen, britische Imame und Döner.

Jeden Sonntag geben wir euch mit den Links am Tag des Herrn einen Überblick darüber, was unter Kirchenleuten diskutiert wird. Dabei greifen wir bewusst nicht nur auf große Medien zurück, sondern wollen die Breite der christlichen Blogosphäre vorstellen. In einem Einführungsartikel haben wir euch aufgeschrieben, was es mit den Links auf sich hat.

Debatte

Verlernen lernen – Bildung für eine Kirche im Umbruch – Arnd Bünker (feinschwarz.net)

Arnd Bünker, Leiter des Schweizerischen Pastoralsoziologischen Instituts in St. Gallen, schreibt verklausuliert und – wie in letzter Zeit bei feinschwarz.net leider häufiger – nahe an der Unverständlichkeit über notwendige Reformen der kirchlichen Bildungsarbeit in der kath. Kirche.

„Wie in gesellschaftlichen Veränderungsprozessen gilt auch in der Kirche: Wissen ist eine zentrale Ressource für die Bewältigung von Transformationen; Bildung stellt dieses Wissen zur Verfügung. Nicht zuletzt sind auch Arbeitsmotivation und die Identifikation mit der Kirche notwendig, um Veränderungsprozesse zu gestalten. Auch hier gilt Bildung als Schlüssel zum Erfolg.“

Das ist an für sich nicht falsch, aber in dieser Sprache versprüht es den Eros eines verendenden Gnus. Trotzdem: Hält man den Artikel eine Weile aus, überrascht Bünker mit der titelgebenden Idee des „Verlernens“. Nachdenkenswert. Und bei der Sprache fangen wir mal an.

Der Weiberaufstand – Christiane Florin

Noch weitaus kritischer steht Christiane Florin dem Status quo der röm.-kath. Kirche gegenüber. Ihre Kritik entzündet sich an der Marginalisierung der Frauen in der Kirche, beispielhaft am mangelnden Zugang zum Amt. Darüber hat die ehem. Chefin der Christ & Welt und jetzige Redakeurin des Deutschlandfunks ein Buch geschrieben: „Der Weiberaufstand“. Auf der Website zum Buch sind inzwischen einige Rezensionen verlinkt. Eine Besprechung hier in der Eule folgt.

Pasti oder Antipasti? – Max Pilger (y-nachten.de)

Max Pilger ist ein Kind der katholischen Jugend und will Pastoralreferent werden. Mit den Forderungen, die seine Kirche an ihren Nachwuchs in Amt und Würden stellt, mag er sich nicht abfinden. Sein Text ist eine deutliche Problemanzeige, die von den Verantwortlichen nicht überhört werden sollte.

„Die Konsequenz: Ich habe Lust und will es eigentlich gerne probieren im pastoralen Dienst. Aber ich werde auf jeden Fall noch irgendetwas anderes machen, bevor ich (nach mind. fünf Jahren Studium übrigens) in die weitere drei Jahre dauernde Ausbildung gehe (auch das muss sich ändern!), damit ich zur Not sagen kann: Ne, dann eben nicht. Denn ich will nicht nur etwas von der Kirche, sondern die Kirche will auch etwas von mir.“

Randständiges

Warum es falsch ist, in der Kirche nur Christ_innen einzustellen – Antje Schrupp (Gott & Co.)

Antje Schrupp (@antjeschrupp) schreibt darüber, warum es schlecht ist, dass Kirchens so häufig darauf beharren, nur Christ_innen einzustellen. Wie immer bei Antje Schrupp, werden die Argumente sauber gegeneinander abgewogen. Die Debatte wird bleiben und sich intensivieren, umso weniger Menschen hierzulande Mitglied in einer Kirche sind.

„Wenn wir mit dem diakonischen Auftrag argumentieren, also damit, dass es unsere Pflicht als Kirche sei, uns um Arme, Kranke etc. zu kümmern, dann gehört dazu meiner Meinung nach auch die Verpflichtung, uns bestmöglich um sie zu kümmern.“

Islam gegen Terror (kreuz-und-quer.de)

Es geht um eine Erklärung von inzwischen 500 britischen Imamen, sie würden den Attentätern von London und Manchester ein Begräbnis nach islamischen Ritus verweigern. Neben der Erklärung findet sich unter dem Link auch ein Interview von Christiane Florin (s.o.) mit Mahmoud Abdallah, islamischer Theologe an der Uni Tübingen. Die Erklärung der Imame wird häufig gelobt, handelt es sich dabei doch um ein Zeichen der Ablehung gegenüber dem gewaltbereiten Islamismus, das nicht wenige permanent von allen Muslimen fordern. Ich bin trotzdem – oder gerade deswegen – skeptisch. Die RAF-Terroristen wurden von Pfarrern unter die Erde gebracht. Ein verschenktes, vergeudetes Leben bleibt trotzdem ein Leben. Auch Attentäter haben Familie und Freunde, die Trost und Zuspruch brauchen.

No Longer Naked and Ashamed – Bonnie Petroschuk (christholdfast.org, englisch)

Eine persönliche Heilungsgeschichte. Könnte ebenso gut unten unter Predigt stehen.

„All of this got me thinking about shame, and it occurred to me that, ever since Adam and Eve ate the fruit in the Garden of Eden, shame has been our natural state.“

Lasst die Kirche im Dorf! (und auch in der Stadt) – Jonas Goebel (juhopma.de)

Jonas Goebel (@juhopma) ist Vikar in der Nordkirche und bloggt immer wieder auch kirchenkritisch. Diesmal: Ein Aufruf an seine Kirche, sich nicht weiter zurückzuziehen, als es absolut nötig ist.

„Entscheidend ist: In immer mehr Fällen haben wir zu viele Kirchen für die wenigen Leute, die noch zu uns kommen. Und so eine Kirche zu behalten, das kostet. Instandhaltung, Heizkosten und so einiges mehr. Irgendwie klingt das ja nur logisch und vernünftig, dass man sich da von Gebäuden trennt. Quasi die Gebäude der Menge an Menschen anpasst. Trotzdem bin ich dagegen. Warum? Weil wir es glaube ich noch bitter bereuen werden. Und weil wir damit selbst dazu beitragen aus der Gesellschaft zu verschwinden. Und zwar so richtig.“

Bibel

Das Essen der Anderen – Till Magnus Steiner (Dei Verbum)

Auf der schon optisch sehr ansprechenden Plattform Dei Verbum schreibt Till Magnus Steiner (@TillMSteiner) diesmal über alttestamentarische Perspektiven zur Lebensmittelverschwendung.

„Die Produktion von Lebensmitteln dient nicht allein dem Gewinn, sondern auch der Versorgung der Menschen. Nicht verkaufte und genießbare Lebensmittel gehören nicht in den Müll, sondern sie gehören den Bedürftigen.“

Predigt

„Mit alles, aber ohne scharf!“ – Holger Pyka (Youtube)

Ich dachte, wir beginnen die „Predigtreihe“ der Links am Tag des Herrn mal mit einem Klassiker der Predigt-Slam-Szene. Dann ist mir aufgefallen, dass sich bisher nur 830 Leute diese Slampredigt angeschaut haben. Kann das wahr sein? Also erhält Holger Pyka (@PastorPy) mit diesem älteren Beitrag den Vorzug, auch vor den Slampredigten des diesjährigen Kirchentags.

Ein guter Satz

„Das kann man dann meinetwegen auch „Fresh X“ nennen.“

– aus Tobias Graßmanns (@luthvind) Plädoyer für eine theologische Kirche, siehe hier