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Mut zur Zukunft? – Die #LaTdH vom 13. April

Union und SPD legen einen Koalitionsvertrag vor, der wenig Gutes für die Zukunft verheißt. Außerdem: 80. Todestag von Dietrich Bonhoeffer, Aufarbeitung in Würzburg und heidnische Revivals.

Herzlich Willkommen!

Am 9. April 1945 wurde Dietrich Bonhoeffer im KZ Flossenbürg hingerichtet. An seinen 80. Todestag erinnern in diesen Tagen Familienmitglieder, Theolog:innen und Kirchenvertreter:innen. Der Streit um den neuen Bonhoeffer-Film, der seit Mitte März auch in Kinos in Deutschland zu sehen ist, war hier in den #LaTdH bereits am 27. Oktober 2024, am 1. Dezember 2024 und am 16. März 2025 Thema. Die Kritik am Film und an der Vereinnahmung Bonhoeffers durch rechte Evangelikale in den USA nahm auch rund um den Jahrestag wieder breiten Raum ein, wie z.B. in diesem Interview von Josefine Janert mit dem Bonhoeffer-Großneffen Tobias Korenke oder in diesem DLF-Interview von Christoph Reimann mit Ruggero Schleicher-Tappeser.

„Warum der Theologe 80 Jahre nach seiner Ermordung noch inspiriert“, erklärte im Interview beim Deutschlandfunk die Präses der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Anna-Nicole Heinrich. Sie nahm auch einer internationalen Jugendbegegnung im KZ Flossenbürg teil, bei der auf Einladung der Evangelischen Jugend und der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern (ELKB) junge Menschen aus Kirchen aus Polen, Schweden, Ungarn und Palästina/Jordanien eine Woche lang zu Bonhoeffer arbeiteten (s. hier & hier auf dem Instagram-Account von Heinrich).

In der Online-Kolumnenserie bei den zeitzeichen (€) habe ich am Freitag darüber geschrieben, wie eine Aneignung des evangelischen Theologen und Widerstandskämpfers ohne Authentizitätsfimmel gelingen kann. Bonhoeffer der Heilige, der Märtyrer, das „unerreichte Vorbild“ (Wolfgang Huber in den zeitzeichen (€)) – ich finde diese Zuschreibungen, schreibe ich in meiner Kolumne, „ein bisschen too much„. Nicht, weil sie nicht stimmen würden, sondern weil ich vermute …

… dass wir, indem wir Bonhoeffer als Helden verehren, auch die politischen Bedingungen, die ihn zu seinem Denken und Handeln zwangen, voreilig historisieren – so als ob uns derartige Bedrängungen nur noch als Zuschauer:innen auf der Leinwand, aber nicht im real life begegnen können.

Im DLF-Interview kommt Anna-Nicole Heinrich auch auf die Unterschiede unserer politischen Situation zu derjenigen zu sprechen, in der Bonhoeffer lebte. Sie ist anders! „Dem Rad in die Speichen fallen“ – das beginnt nicht erst mit dem Widerstand gegen (staatlich verübtes) Unrecht, sondern ist zunächst ein Plädoyer zur Politik. Unter den Bedingungen des demokratischen Rechtsstaates haben wir in der Tat Gerichte zur Rechtsdurchsetzung und die Möglichkeit, durch persönliches Engagement, Wahlen, Willensbekundungen und Positionierungen in Wort und Tat an der Gesetzgebung mitzuwirken.

Darum schauen wir in der „Debatte“ dieser #LaTdH auf den Koalitionsvertrag, den CDU/CSU und SPD „fertig“ verhandelt haben. Kommen die Kirchen und ihre Anliegen in den Regierungsplänen der wahrscheinlich neuen Bundesregierung vor? Wie steht es um die Eigeninteressen der Institution Kirche?

Eine gute Karwoche wünscht
Philipp Greifenstein

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Debatte

Die Koalitionär:innen von CDU, CSU und SPD haben sich in dieser Woche auf einen Koalitionsvertrag für ihre Regierungszeit geeinigt. „Verantwortung für Deutschland“ ist das Papier (PDF) überschrieben. Die CSU hat bereits zugestimmt. In der SPD läuft vom 15. bis 29. April ein Mitgliedervotum, bei dem alle Parteimitglieder über den Koalitionsvertrag abstimmen können. In der CDU stimmt der Bundesausschuss („Kleiner Parteitag“) am 28. April über den Vertrag ab. Als möglicher Termin für die Wahl des Bundeskanzlers steht im Moment der 7. Mai im Raum.

Die sich nun doch ein wenig hinziehende Regierungsbildung hat ganz praktisch schon mal Auswirkungen auf den Evangelischen Kirchentag, der vom 30. April bis 4. Mai in Hannover stattfindet. Die eigentlich für den Samstagmorgen angekündigte Bibelarbeit mit dem CDU-Vorsitzenden und wahrscheinlichen neuen Bundeskanzler, Friedrich Merz, musste abgesagt werden. Am 3. Mai wird in Halle 4 der Messe nun Margot Käßmann über „Mut zum Aufbruch“ sprechen.

Mehr Licht als Schatten: Der Koalitionsvertrag aus kirchlicher Sicht – Steffen Zimmermann (katholisch.de)

Bei katholisch.de ordnet Hauptstadtkorrespondent Steffen Zimmermann die Inhalte des Koalitionsvertrages ein. Positiv hält er fest, dass die Union sich mit ihrer Forderung nach der Abschaffung des Entwicklungshilfeministeriums nicht hat durchsetzen können (wir berichteten hier & hier). Auch einen Beauftragten für Religionsfreiheit der Bundesregierung wird es weiterhin geben. Zimmermann notiert auch, dass Streitthemen der Kirchen, wie „die Ablösung der Staatsleistungen, die Reform des kirchlichen Arbeitsrechts oder die Forderung einer weitgehenden Freigabe von Schwangerschaftsabbrüchen“, im Regierungsprogramm von Union und SPD fehlen.

Entscheidend für den jetzt eingeschlagenen Kurswechsel dürften die weltpolitische Großwetterlage – andere Themen sind zurzeit einfach wichtiger – und der Wiedereintritt der traditionell eher kirchenfreundlichen Union in die Bundesregierung sein.

Und doch gibt es im Koalitionsvertrag natürlich auch Themen, die den Kirchen weniger schmecken dürften. Neben der Ankündigung, dass erst seit gut zwei Jahren geltende und auch von den Kirchen unterstützte Lieferkettengesetz abschwächen zu wollen, dürfte dies vor allem für das große Thema Migration gelten.

Streitthema Migration

Da hat Zimmermann Recht und es verwundert, dass er insgesamt trotzdem „mehr Licht als Schatten“ sehen will, wie übrigens auch die Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Irme Stetter-Karp, die ebenfalls bei katholisch.de ausführlich zitiert wird. Die Koalition hält an den europarechtlich und humanitär zweifelhaften Rückweisungen an den deutschen Grenzen fest, will den Familiennachzug für Menschen mit subsidiärem Schutz (wir berichteten) für zwei Jahre aussetzen, auch nach Syrien und Afghanistan abschieben und „Pull-Faktoren“ abstellen (wird schwer, weil Mythen sich halt nicht einfach in Luft auflösen). Auch die Einbürgerungsregeln, die von der Ampel-Regierung gerade erst ein wenig gelockert wurden, will die Union wieder verschärfen.

Insgesamt ist das migrations- und flüchtlingspolitische Programm der wohl zukünftigen Bundesregierung (a) zutiefst am migrationsfeindlichen, rechtsradikalen Diskurs der AfD orientiert, (b) desinteressiert an den Realitäten der Einwanderungsgesellschaft und den wirtschaftlichen Chancen einer zügigen und gelingenden Migration und (c) in weiten Teilen eine Luftnummer, weil viele – insbesondere die restriktiven – Maßnahmen der Mitwirkung und Zustimmung der anderen EU-Länder bedürfen, wenn nicht sogar einen offenen Bruch mit geltendem EU- und Völkerrecht voraussetzen.

Darin liegt zunächst einmal die Gefahr, dass die Union, die von ihr im Wahlkampf angefachten Erwartungen in der Bevölkerung bezüglich einer strengeren Migrationspolitik, recht bald enttäuschen wird (im besten Fall) oder die neue Bundesregierung über ihren migrationspolitischen Forderungen die Europäische Union weiter spaltet und internationales Flüchtlingsrecht schleift (worst case).

In einem weiteren Sinne darf man sich fragen, was die ängstlichen Verabredungen unter der Überschrift „Verantwortung für Deutschland“ eigentlich für die Zukunft bedeuten: Vier Jahre Verzicht darauf, die (post-)migrantische Geselschaft zu gestalten? In diesem Kontext ist eine weitere Beobachtung von Steffen Zimmermann bedeutsam: Der Islam kommt im Koalitionsvertrag nur als Gefahr vor. Und das 20 Jahre nachdem ein CDU-Innenminister, Wolfgang Schäuble, die Deutsche Islamkonferenz erstmals einberufen hat.

Und das Religionsverfassungsrecht?

Im Wahlkampf hatten Podcast-Host Michael Greder und ich in einer Episode des „Eule-Podcast“ ausführlich die religionspolitischen Ideen der Parteien analysiert. Schon damals herrschte über Parteigrenzen hinweg dahingehend eher Ebbe. Im neuen Koalitionsvertrag allerdings ist im Vergleich zur gesamtgesellschaftlichen Lage geradezu Dürrezeit angesagt, was Impulse für die kirchlichen Institutionen und das Gefüge von Staat und Religionsgemeinschaften angeht.

Wenn die Koalition gebildet ist und bis zum Ende der Legislatur durchhalten sollte, werden wir mit diesem Programm an den Beginn des dritten Jahrzehnts des 21. Jahrhunderts vorrücken: Aber am Religionsverfassungsrecht, das dann immer noch weitgehend ein Staatskirchenrecht sein wird, wird sich seit der Jahrtausendwende kaum etwas geändert haben.

Die Ablösung der Staatsleistungen an die Kirchen, immerhin ein Verfassungsauftrag, kommt ebenso wenig im Koalitionsvertrag vor wie mögliche Reformen am Körperschaftsrecht und bei der Kirchensteuer, am kirchlichen Arbeitsrecht oder Ideen für das Zusammenleben in unserer pluralen, multi-religiösen Gesellschaft. Der Koalitionsvertrag von CDU/CSU und SPD ist – nicht nur auf diesem Themenfeld – ein Dokument der Ideenlosigkeit angesichts einer krisenhaften Zeit – oder vielleicht einfach auch Ausweis der inhaltlichen Auszehrung der beiden großen Volksparteien.

Anyway … von der neuen Bundesregierung werden die beiden großen Kirchen und ihre Wohlfahrtsverbände, wenn es um ihre Eigeninteressen im Sinne des Organisationenerhalts geht, nichts Übles zu erwarten haben. Inhaltlich sieht das, nicht nur beim Thema Migration, anders aus:

Das Lieferkettengesetz, auch ein Baby der Kirchen, soll entscheidend entschärft werden, um den Wirtschaftsflügel der Union zu befriedigen. Klimaschutz wird ab sofort klein geschrieben, „Schöpfung“ kommt nur als Teil von „Wertschöpfung“ im Vertrag vor. Immerhin haben sich die Koalitionär:innen eine „große Pflegereform“ vorgenommen. Eine alte Forderung von Diakonie und Caritas. Eine Kommission soll bis Ende des Jahres dazu Vorschläge vorlegen (S. 109 des Koalitionsvertrags). Und (erst einmal) nur nebenbei: Auch auf dem Handlungsfeld sexualisierte Gewalt ist der Koalitionsvertrag ein Totalausfall.

„Ich gebe euch Zukunft und Hoffnung“

Die Ampel-Regierung wollte unbedingt eine „Zukunftskoalition“ sein. CDU/CSU und SPD wollen das emphatisch nicht. Allerdings hat man aus dem weitgehenden Scheitern der Ampel nicht den Schluss gezogen, auf großspurige Versprechen lieber zu verzichten, sondern steht dem gesamten Komplex „Zukunft“ recht feindselig gegenüber. Einer der wenigen Spitzenpolitiker der Union, die auf den Evangelischen Kirchentag nach Hannover kommen werden, ist Armin Laschet. Am 2. Mai wird er gemeinsam mit der Kirchenpräsidentin der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN), Christiane Tietz, eine Bibelarbeit über „Mut zur Zukunft“ (Jeremia 29, 1-14) halten.

„Suchet der Stadt Bestes, dahin ich euch habe wegführen lassen, und betet für sie zum HERRN; denn wenn’s ihr wohlgeht, so geht’s euch auch wohl. […] Denn ich weiß wohl, was ich für Gedanken über euch habe, spricht der HERR: Gedanken des Friedens und nicht des Leides, dass ich euch gebe Zukunft und Hoffnung.“ (Jeremia 29, 7 + 14)

Die Bonhoeffer-Expertin Tietz wird Laschet vielleicht auch erklären können, warum es doch gut christlich ist, der Zukunft fröhlich und tatkräftig zugewandt zu leben. Aus „Widerstand und Ergebung“ stammen die schönen Sätze:

„Den Optimismus als Willen zur Zukunft soll niemand verächtlich machen. […] Es gibt Menschen, die es für unernst, Christen, die es für unfromm halten, auf eine bessere irdische Zukunft zu hoffen und sich auf sie vorzubereiten. Sie glauben an das Chaos, die Unordnung, die Katastrophe als den Sinn des gegenwärtigen Geschehens und entziehen sich in Resignation oder frommer Weltflucht der Verantwortung für das Weiterleben für den neuen Aufbau, für die kommenden Geschlechter. Mag sein, dass der Jüngste Tag morgen anbricht, dann wollen wir gern die Arbeit für eine bessere Zukunft aus der Hand legen, vorher aber nicht.“

nachgefasst

Zeitgeist formt Missbrauch: Zu jeder Zeit – Felix Neumann (katholisch.de)

Auf katholisch.de hat sich Felix Neumann das neue Würzburger Missbrauchsgutachten ausführlich angeschaut. Er zieht gute Vergleiche zu anderen Studien, auch zur evangelischen „ForuM-Studie“. Trotz der weitgehenden Unvergleichbarkeit der Studien in den römisch-katholischen (Erz-)Bistümern, die in den vergangenen Jahren seit der großen bundesweiten „MHG“-Studie durchgeführt wurden, kann man doch aus jeder der Untersuchungen auch Erkenntnisse mitnehmen. Auf die methodischen Schwierigkeiten hat Harald Dreßing, der sowohl an der „MHG“- als auch an der „ForuM“-Studie mitgewirkt hat, mit einem Leserbrief an die FAZ hingewiesen. Er meint:

Die diözesanen Studien produzieren eine Vielzahl nicht vergleichbarer Daten und tragen letztlich eher zu einer weiteren Vertuschung denn zu einer systematischen Aufklärung bei.

Den methodischen Flickenteppich in der katholischen Aufarbeitung kann man sehr gut kritisieren – und darauf hoffen, dass die Unabhängigen Regionalen Aufarbeitungskommissionen (URAK) der evangelischen Landeskirchen und Diakonie-Landesverbände diesen Fehler nicht wiederholen (wir berichteten). Aber dass sie zu „einer weiteren Vertuschung“ geführt hätten, das ist mir persönlich doch ein zu harrsches Urteil.

Die Vielfalt aus juristischen, historischen und soziologischen Zugängen (mit nur gelegentlich auch mal ein paar theologischen Einsprengseln) ist unübersichtlich. Allein auf Grundlage der Studienlage ergibt sich immer noch kein Gesamtbild des Missbrauchs in der römisch-katholischen Kirche. Auch Desidarate der „MHG“-Studie, z.B. bei der Caritas und bei der Untersuchung von Personalakten in zahlreichen Bistümern, wurden bisher nicht beseitigt. Über die Strukturen und Eigenheiten des Missbrauchs und der sexualisierten Gewalt in der Kirche haben wir doch trotzdem eine Menge gelernt, wie Felix Neumann mit seinem Überblicksartikel wieder einmal zeigt.

Monokausale Erklärungen verbieten sich, verdunkeln sie doch den Blick auf Tatkontexte, in denen diese Erklärungen gerade nicht greifen – auch über die Kirche hinaus. Auch wenn mittlerweile eine gewisse Studienmüdigkeit eingekehrt ist und die Würzburger Studie im besonderen wenig Potential für aufsehenerregende Schlagzeilen bietet: Ihr Verdienst ist es, den Blick auf den je zeitgebundenen Kontext von Taten zu lenken.

Buntes

Die Zukunft der Flüstertüte – Philipp Greifenstein (Die Eule)

Wohin steuert die evangelische Publizistik? Welche Wege führen aus Relevanz-, Reichweiten- und Glaubwürdigkeitskrise? Und wie verändert sich das Selbstverständnis der evangelischen Kirchenpresse? Im Anschluss an eine Tagung in der Evangelischen Akademie Tutzing habe ich ausführlich über die Krise(n) der evangelischen Publizistik geschrieben: Im Print und im Netz.

Durch Kooperationen, Zentralisierungen und Rationalisierungen der kirchlichen Medien werden die Möglichkeiten für relativ institutionenabständigen und kritischen Journalismus zunehmend kleiner. Wie bei der Schließung der Evangelischen Journalistenschule (ejs) auch einer nicht-kirchlichen Öffentlichkeit vorgeführt, fragen Verantwortliche der Kirchen in Synoden und Kirchenämtern auch bei ihren Medien zunehmend, welchen handfesten Nutzen für die Mitgliederbindung und -Gewinnung ihr (finanzielles) Engagement für die Publizistik hat.

Theologie

Vier Thesen aus dem Mittelbau – Aneke Dornbusch, Carlotta Israel (Die Eule)

Vor welchen Herausforderungen stehen junge Wissenschaftler:innen angesichts der Debatten zum Theologiestudium? Vier Thesen zu einer Reform der universitären Theologie, wie sie derzeit von Expert:innen aus Theologie und Kirche beraten wird, haben Eule-Kolumnistin Carlotta Israel („Sektion F“) und Aneke Dornbusch formuliert. Beide sind Teil des Vorstands der Interessenvertretung des Wissenschaftlichen Mittelbaus an ev.-theol. Fakultäten und Instituten für ev. Theologie (IVWM).

Weil durch die Verschleppung notwendiger Veränderungen die langfristige Perspektive der Theologie unklar bleibt und nicht sicher ist, was all das für die nächste Generation von Wissenschaftler:innen bedeutet, ist aktuell für immer mehr unserer Kolleg:innen ein langfristiger Verbleib an der Hochschule keine Option mehr.

Fürchtet euch nicht: OER und die Third Mission – Phillip Angelina und Laura Mößle (y-nachten)

„Alle reden von OER“ – mit dieser sicher etwas optimistischen Aussage beginnen Phillip Angelina und Laura Mößle ihren Artikel über Open Educational Resources und ihre Verheißungen für Theologie und Religionspädagogik. „Theologie sollte nicht hinter verschlossenen Türen stattfinden, sondern im offenen Austausch mit der Gesellschaft“, sind sich die beiden wissenschaftlichen Mitarbeiter:innen im Projekt FOERBICO sicher.

OER sind frei zugängliche Bildungsmaterialien, die in unterschiedlichen Formaten und Medien vorliegen können. Sie stehen unter einer offenen Lizenz, die es ermöglicht, sie kostenlos zu nutzen, zu verändern und mit oder ohne Änderungen weiterzugeben, mit wenigen oder gar keinen Einschränkungen. […]

OER bieten die Chance, theologisches Wissen zugänglich zu machen und neu mit der Gesellschaft in Diskurs zu treten. Theologie-Treiben sollte kein einseitiger Prozess sein, sondern ein gemeinsames Lernen, Wagen und Gestalten. Dabei spielt auch der Gedanke der Freigiebigkeit eine Rolle: Bildung sollte geteilt, verbreitet und möglichst vielen Menschen zugänglich gemacht werden. OER können ein neuer Impuls sein, um Barrieren zu überwinden und theologische Erkenntnisse mit der Lebenswelt der Menschen zu verbinden.

Mir geht sowieso nicht auf, warum die Ergebnisse theologischer Forschungen, die in Deutschland fast ausschließlich von staatlichen Stellen bzw. den Kirchen finanziert werden, nicht allen Bürger:innen und Kirchenmitgliedern frei und barrierearm zur Verfügung stehen sollten. Stattdessen finden sich wissenschaftliche Publikationen häufig immer noch hinter meterhohen Mauern von Paywalls von Wissenschaftsverlagen.

Pagan Revivals: Why a ‘dead’ religious tradition continues to exist – Robin Douglas (Religion off the Beaten Track, englisch)

In seinem Newsletter „Religion off the Beaten Track“ schreibt Robin Douglas über die Revivals paganer Religiosität in den vergangenen 2000 Jahren, die doch in Europa durch die Vorherrschaft der christlichen Religion geprägt waren. Warum begeistern sich trotzdem immer wieder (oder noch?) Menschen für heidnische Kulte und mit ihnen verbundene Praktiken und Philosophien? Da insbesondere ja Instagram voll ist mit modernen Hexen und anderen Crossover-Religionen, eine spannende Lektüre!

Ein guter Satz

„Die einzige Sicherung, die der Glaube verträgt, ist das Wort selbst, das durch Christus auf mich zukommt.“

– Dietrich Bonhoeffer


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