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Sy-Sy-Synode – Die #LaTdH vom 18. November

In der Debatte dieser Ausgabe der Links am Tag des Herrn kehren wir noch einmal zur Synode der EKD zurück. Außerdem: Terror in Alindao, die Affäre Wucherpfennig und Wortspiele.

Debatte

Neben vielen anderen Themen (siehe hier bei evangelisch.de) hat sich die Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD, @ekd) in der vergangenen Woche mit drei großen Problemfeldern beschäftigt: Der Jugend, der Digitalisierung und dem Missbrauch. In einem ausführlichen Themenrückblick auf die Synode haben wir in der Eule Akteur*innen aus Kirche, Diakonie und Gesellschaft die Diskussionen und Ergebnisse der Synode einordnen lassen. Doch das ist noch nicht alles:

Jugend

Ein positives Fazit der Synode und ihres eigenes Mitwirkens ziehen die EKD-Jugendelegierten (@EKDjugend) auf ihrem Blog. Besondere Erwähnung findet die Mitarbeit von Elisabeth Schwarz (@Schwarz_Elis) am Digitalisierungs-Beschluss. (Unter der Woche hat sie hier in der Eule Bilanz zum Thema Mitwirkung von Jugenddelegierten auf Synoden gezogen.) Zum Jugendbeschluss selbst mahnen die Jugenddelegierten:

Wir verstehen diesen Beschluss als ein Impulspapier, das weiter durchdacht und bearbeitet werden muss! Wir hoffen, dass das Papier als Arbeitsgrundlage dient, um in den verschiedensten Ebenen und Gremien darüber zu diskutieren und Konkretes in die Praxis umzusetzen!

Digitalisierung

Auf der hauseigenen Medienplattform der EKD evangelisch.de begutachtet der ehemalige EKD-Jugenddelegierte und Internetexperte Ingo Dachwitz (@roofjoke) die digitalen Ergebnisse der Synode: Und kommt zu einem durchaus positivem Ergebnis, allein eine wichtige Weichenstellung stünde noch aus: Nämlich „die Frage, an welchem Digitalisierungsvorbild sich die EKD orientiert“.

Wird es ein kompliziertes Lizenzsystem geben, bei dem die Rechte für jedes einzelne Bild oder Video geklärt und bezahlt werden müssen? Oder werden die Inhalte hier mit offenen Creative-Commons-Lizenzen versehen, die allen eine kostenlose Nutzung ermöglichen? Die EKD hat die Chance, hier ein Zeichen zu setzen für Zugangsgerechtigkeit und Teilhabe. Sie kann mit ihrem aus Kirchensteuern finanzierten Medienpool einen Mehrwert nicht nur für die Kirche, sondern für die Allgemeinheit schaffen.

In seinem Eule-Synodenrückblickskommentar lässt Knut Dahl-Ruddies (@knuuut) seinen imaginierten Edward Snowden die gleiche Frage stellen: Bewegt sich die Kirche aus der Staatssynchronität vollständig hin zur Wirtschaftsaffinität (und vollzieht damit die gesellschaftliche Grundbewegung der letzten 30 Jahre nach) oder setzt sie sich in Wort und Tat für ein partizipatives, offenes Internet ein? Oder mit Slavoj Žižek gesprochen: Kuschelt sie mit Facebook & Google oder hält sie es mit Lenin & Trotzki?

Missbrauch

Für Hannes Leitlein (@hannesleitlein), der in der Christ & Welt Synoden-Fazit zieht, stand diese ganz im Schatten des Missbrauchs-Themas, das „plötzlich evangelisch“ ist. Das trifft – vielleicht richtigerweise – auf die recht monothematische Berichterstattung bei ZEITonline und anderen Medien zu. Ja, dem Thema Missbrauch kann nicht weiter ausgewichen werden, da kann man sich das noch so sehr wünschen (und von kritischen Medien zum Glück nicht bekommen!).

Im Vorfeld der EKD-Synode betonte ein hoher Kirchenvertreter im kleinen Kreis: „Das wird aber keine Missbrauchssynode.“ Und sie wurde es doch.

Ebenfalls mit dem evangelischen Missbrauch beschäftigen sich „im gleichen Blatt“, also der ZEIT, Evelyn Finger und Wolfgang Thielmann (@ThielmannW). Sie fokussieren in ihrem Artikel auf die Opfer und ihre berechtigte Ungeduld.

Als die Synode der EKD tagte und Kirsten Fehrs eine Programmrede über Missbrauchsaufklärung hielt, wurde kein Betroffenenvertreter angehört. Auf Nachfrage der ZEIT hieß es, man habe synodenordnungsgemäß nur zwei Stunden für den Antrag und die Debatte gehabt. – Dann wird es wohl Zeit, die Synodenordnung zu reformieren. Selbst die Bischofskonferenz, bislang nicht für ihren guten Kontakt zu Aufklärungsaktivisten bekannt, hatte den Betroffenenvertreter Matthias Katsch als Redner eingeladen, als sie im September ihre Studie zum sexuellen Missbrauch vorstellte.

Im Rahmen unseres Synodenrückblicks hat Angelika Oetken (@InfoOetken) Fragen an die evangelischen Kirchen aus Opferperspektive formuliert.

nachgefasst

Kirchenbund mag sich noch nicht bei Missbrauchsopfern entschuldigen – Heimito Nollé (ref.ch, bref)

Eine Reaktion auf die Beschäftigung der Synode mit der Missbrauchsthematik kommt aus dem Schweizerischen Evangelischen Kirchenbund, wo sich Theolog*innen in einem offenen Brief an Kirchenpräsident Gottfried Locher (auch GEKE-Präsident & kein unbeschriebenes Blatt) für eine intensive Beschäftigung mit der eigenen Missbrauchsgeschichte aussprechen.

Während die Evangelische Kirche in Deutschland deutlich Stellung bezieht, mag sich der Schweizerische Evangelische Kirchenbund (SEK) nicht bei den Opfern entschuldigen. „Geplant ist unmittelbar keine offizielle Stellungnahme“, schreibt der Kirchenbund auf Anfrage von bref. Dies, obwohl er mit seiner Umwandlung in die Evangelisch-reformierte Kirche Schweiz verstärkt nationale Bedeutung beansprucht. Der Kirchenbund schreibt lediglich, man sei sich der Thematik des sexuellen Missbrauchs in der Kirche „sehr bewusst“.

At least 42 dead in cathedral attack in Central African Republic (CNA, englisch)

Bei einem schrecklichen Angriff auf die Heilig-Herz-Kathedrale in Alindao in der Zentralafrikanischen Republik sind mindestens 42 Menschen ums Leben gekommen. Der Terroranschlag taucht in den hiesigen Medien kaum auf. Christoph Strack (@Strack_C) von der Deutschen Welle filtert auf Twitter seriöse Meldungen und reicht sie weiter. Danke dafür!

Affäre Wucherpfennig

Die leidliche Affäre Wucherpfennig ist in dieser Woche endlich zu Ende gegangen. Über den Fall des kath. Wissenschaftlers, dem der Vatikan zunächst den Unbedenklichkeitsausweis („nihil obstat“) vorenthalten hatte, hatten auch wir in mehreren Ausgaben der #LaTdH ausführlich berichtet. Nun also darf Ansgar Wucherpfennig weiter Rektor der Jesuitenhochschule Sankt Georgen in Frankfurt bleiben und darüber freuen sich jetzt alle.

Arturo Sosa, Generaloberer der Jesuiten, ist es in seiner Stellungnahme ganz wichtig, dass alle Beteiligten gesichtswahrend aus dem Schlamassel herausgefunden haben. But kid you not, das beabsichtigte Signal an allzu kritische katholische Wissenschaftler ist trotzdem angekommen. Was bleibt außerdem? Vielleicht, dass wir jetzt alle wissen, was ein „nihil obstat“ ist? Und, dass es so etwas heut‘ tatsächlich immer noch gibt.

Buntes

Nachhilfe in Vielfaltslehre – Hanna Jacobs (Christ & Welt)

Von Hanna Jacobs (@hannagelb) kommt diese Woche ein weiterer Aufschlag zu einem Burner-Thema der Evangelen. Die hochgelobte und vielbeschworene Vielfalt endet nämlich tatsächlich häufig an der Kirchenpforte. So ein Aufschlag kann natürlich keinen differenzierten Blick in die Vielfalt evangelischen Gemeindelebens werfen. Ich bin mir sicher, es gibt auch zahlreiche Gegenbeispiele von Gemeinden, in denen Menschen unterschiedlicher Herkunft nicht nur nebeneinander, sondern tatsächlich miteinander glauben, beten, leben.

Besonders spannend, dass Hanna Jacobs auch einmal auf die Russlanddeutschen zu sprechen kommt, die an vielen Orten wenigstens institutionellen Anschluss an die evangelischen Landeskirchen gefunden haben. Diese Russlanddeutschen muss man sich genauer anschauen: Ihre Söhne dienen überproportional häufig in der Bundeswehr und in anderen Sicherheitsorganen, ihre Mütter und Großmütter bilden in ihren Wohnorten Parallelgesellschaften, und sie wählen massiv AfD.

Datenschützer: Kirchliche Facebook-Seiten besser abschalten – Felix Neumann (katholisch.de)

Felix Neumann (@fxneumann) schreibt sich zum Thema Datenschutz seit Wochen die Finger wund: Diesmal haben die katholischen Datenschützer den Vogel abgeschossen. Gemeinden und kirchliche Institutionen sollen sich mal lieber von Facebook fern halten, weil sie dort in Mithaftung für die mangelnde Umsetzung der europäischen Datenschutzregeln genommen werden können. Wenn den lieben Datenschützern derlei zu Ohren käme, würden diese Fälle geprüft: „Ergebnis offen.“ Statt Gemeinden und Engagierten Angst einzuflößen, sollten sich die Datenschützer lieber mit Facebook anlegen. Das wäre mal sinnvoll genutzte Zeit. Und wo sind in diesem Fall eigentlich die katholischen (und von mir aus ökumenischen) Lobbyisten in Brüssel?

Göttersturz an der Weichsel – Jan Opielka (Publik-Forum)

Jan Opielka bespricht in der alt-ehrwürdigen Publik-Forum (@publikforum) den Film „Kler“, der polnische Film hält besonders dort die Menschen in Atem. Opielkas Artikel enthält über die Filmrezension hinausgehend wichtige Informationen aus unserem Nachbarland. Der Film läuft seit Anfang Oktober auch in deutschen Kinos. Sehens- und lesenswert.

Uwe Tellkamp kritisiert Debattenkultur – Alex Rühle (Süddeutsche Zeitung)

Weil hier ja ein gebürtiger Dresdner schreibt, geht es diese Woche nicht ohne einen Seitenblick auf einen der bekannteren Autoren, den die Stadt hervorgebracht hat. Uwe Tellkamp („Der Turm“) hat sich die Tage endgültig desavouiert, indem er seine Debattenkritik ausgerechnet im neu-rechten Magazin Sezession Götz Kubitscheks veröffentlichte. Vielleicht haben die beiden das bei der ominösen Podiumsdiskussion in Dresden Anfang des Jahres schon ausbaldowert?

Damals diskutierte Tellkamp mit Durs Grünbein und ein erregter Kubitschek mischte sich aus dem Publikum ein. So viel Begeisterung am eigenen Revolutions-Eros hat auch ohne Blick auf die ideologischen Hintergrunde etwas Klebriges. Alex Rühle (@alex_ruehle) verpasst es in seinem Kommentar leider, den Nexus Kubitschek deutlicher kenntlich zu machen, deshalb gern an dieser Stelle: Wer mit Kubitschek kuschelt, hat sich vom ominösen demokratischen „Diskurs“ verabschiedet. Ich könnte ja von der anderen Seite des Blauen Wunders aus behaupten, dem Mann sei einfach nur die Höhenluft auf dem Elbhang zu Kopf gestiegen, aber im Falle Tellkamps weiterhin an ein Vertigo zu glauben ist nun auch für den größten Naivling passé.

Predigt

Wortspiele – Karsten Dittmann (homilia.de)

Karsten Dittmann (@homilia_blog) bespricht das gleichnamige neue Buch von Holger Pyka (@pastorPy) über kreatives Schreiben in der Predigtvorbereitung und Predigtslam. Scheints für alle Praktiker*innen lesenswert:

Am Ende steht die Frage, wie sich die Besonderheiten des Preacher-Slammings im pastoralen Alltag zwischen Sonntagspredigt und Kasualansprache auswirken können. Holger Pyka macht deutlich: Preacher-Slam ist mehr als der „heiße Scheiß“ der Homiletik. Es ist vielmehr Ausdruck der aufrichtigen Bemühens um die Predigt im Hier und Heute.

Ein guter Satz

„You can’t fight synergy, it’s bigger than all of us.“

– Jack Donaghy (Alec Baldwin, 30 Rock)