Bewegte Bilder für Einsteiger*innen
Videos trenden in der digitalen Kirche: Viele wollen es den Influencer*innen nachmachen und in bewegten Bildern über Gott und die Kirche sprechen. Das ist heute einfacher als je zuvor.
Bewegtbild liegt im Trend. Nicht nur auf dem Barcamp Kirche Online war das Interesse spürbar. Dort waren die Sessions rund um YouTube und Videoherstellung prall gefüllt. Das mag am Fuzz rund um „Jana glaubt“ liegen, hat aber tiefere Gründe. Alle Medienstudien der vergangenen Jahre weisen darauf hin, dass jüngere Menschen im Netz gerne bewegte Bilder schauen. Eine ganze Generation bewegt sich auf YouTube, konsumiert dort Nachrichten, Informationen und Unterhaltung. Sollte die Kirche da nicht auch vorkommen?
Und dann wären da noch all die anderen Plattformen, die mit unterschiedlichen Formen des Bewegtbildes spielen. Der aktuelle Hit sind die 15-Sekunden-Schnipsel auf TikTok, aber auch Instagram hat eine Videofunktion, die von Influencer*innen genutzt werden kann. Die Hürden für Neuanfänger*innen sind auch denkbar überschaubar. Stefanie Hoffmann (@pfarr_mensch), Pfarrerin für „Kirche im digitalen Raum“ der EKBO, macht vor, wie einfach Videoproduktion heute geworden ist.
Die Videos ihres YouTube-Kanals „Glaube.Liebe.Hoffmann“ filmt sie mit einer professionellen Kamera, einer extra Lampe für bessere Ausleuchtung und einem vernünftigen Mikrofon. Damit kann sich jede*r – wie Hoffmann vorführt – an den eigenen Schreibtisch setzen und losinfluencen.
Smartphone, Mikrofon, Video-Editor
Von ihrer Session auf dem Barcamp Kirche Online in Berlin angekiekst, habe ich selbst einmal geschaut, wie mit minimalem Aufwand und ohne große Kosten Videos gedreht werden können. Einsteiger*innen und Gelegenheitsnutzer*innen benötigen dazu nicht einmal eine extra Kamera, die eines gewöhnlichen Smartphones reicht völlig zu.
Soll es – wie in meinem Fall – an die frische Luft und raus zu anderen Menschen gehen, dann empfiehlt sich die Anschaffung eines externen Mikrofons. Ich habe ein einfaches Ansteckmikro für 12 € erworben und bin damit sehr zufrieden. Die Standard-Video-App meines Smartphones unterstützt keine externen Mikrofone, darum nutze ich eine andere kostenlose Video-App: Die Benutzer*innenoberfläche der Open Camera-App ist zwar etwas messy, nachdem ich aber auf externes Mikrofon umgestellt habe, nutze ich nur noch den großen Aufnahmebutton und ignoriere den Rest.
Für semi-professionelle Videobearbeitung am Rechner gibt es eine Menge kostenloser und kostenpflichtiger Programme, deren Vor- und Nachteile eine kurze Recherche auf YouTube gut vor Augen führt. Weil es mir in meinem Experiment aber um den einfachsten Weg zum Ziel ging, habe ich einfach die Video-Editor-App genutzt, die mit meinem Windows-Betriebssystem mitgeliefert wurde. Also: Video(s) auf den Rechner gehauen, im Programm angeordnet, geschnitten, mit Bildtafeln und Überschriften versehen, Musik druntergelegt. Zack, fertig.
Für das Video unten habe ich eine gute halbe Stunde am Rechner verbracht, um aus mehreren kurzen Videos den kleinen Bericht von der Aktion auf dem Eisleber Marktplatz zu zimmern. Den Video-Editor kann jede*r mit etwas Spaß am Ausprobieren meistern. Und ausreichend flexibel ist das kleine Programm auch, bei Bedarf lassen sich eigene Musik und Bilddateien für Standbilder einsetzen. Für dieses Video habe ich mich aber ganz auf die Vorlagen des Programms für Schriftarten, Einblendungen, Filter und Musik verlassen.
Flexibel im Einsatz
Mit minimalem Mitteleinsatz und wenig Zeitaufwand lassen sich so vernünftige Videos für den Haus- und Gemeindegebrauch herstellen. Bissi Geschick und Übung braucht es: Die eigenen Finger nicht vor die Linse halten!
Weil sich der technische Aufwand in Grenzen hält, ist diese kleine Videoproduktionsstrecke flexibel einsetzbar. Kurze Statements oder Andachten, Videos für den Vorstellungsgottesdienst der Konfirmand*innen, knackige Berichte von Gemeindeveranstaltungen oder eben Ausflüge in die Lokalberichterstattung lassen sich damit gut bewerkstelligen.
Weil außer dem Mikrofon nichts angeschafft werden muss, kann die Videoproduktion auch gleich in die Hände von smartphonegeübten jungen Menschen abgegeben werden. Die sind nämlich nicht nur Zielgruppe, sondern ganz im Sinne des Prosumenten-Gedankens auch Handwerker*innen ihrer eigenen Verkündigung.
Etwas zu sagen haben
Die geringen technischen Hürden dürfen nicht darüber hinwegtäuschen, dass die wichtigste Aufgabe für Videoproduzent*innen bestehen bleibt: Weil der ganze Überbau an Technik und Gestaltung wegfällt, sollte umso mehr Zeit dafür da sein nachzudenken, was ich eigentlich sagen will. Auch im Bewegtbild entsteht Relevanz durch den Inhalt.
Bewegte Bilder bleiben für die #digitaleKirche eine Herausforderung, gerade weil die Simplizität des Mediums schnell dazu verleitet, traditionelle Redeformen einfach in das neue Medium zu übernehmen. Predigten sind mit ihrer typischen Länge von 10 – 15 Minuten ohnehin schon schwierig, da bringt es auch nichts sie hübsch abzufilmen. Und das gut gefüllte Bücherregal im Hintergrund hat bitte auch ausgedient.
Es darf nicht langatmig werden, da helfen auch keine wilden Schnitte. Es muss zügig konkret werden. Beim Videodrehen lässt sich darum auch eine Menge für andere Verkündigungsformen lernen: Zum Punkt kommen und als Person für das Gesagte (ein-)stehen.