Livin‘ is not easy – Die Links am Tag des Herrn am 9. Juli
Das Leben ist nicht leicht: G20-Gipfel-Aufregung, Flüchtlingselend auf der Balkanroute, Misswirtschaft bei Kirchens. Gut, dass wir die Bibel und Sommerpredigten haben.
In Hamburg findet der G20-Gipfel statt und dazu viele friedliche Proteste und leider auch gewalttätige Ausschreitungen. In der Debatte dazu ein paar Stimmen, die vielleicht noch nicht ausreichend gehört wurden:
Debatte
Offener Brief eines Polizisten: Gedanken zum G20-Gipfel in Hamburg – Anonym (Polizist=Mensch)
Dieser offene Brief eines Hamburger Polizisten ist gut einen Monat alt und spiegelt die Befürchtungen wider, die auch die Sicherheitskräfte bereits im Vorfeld des G20-Treffens hatten.
Verraten Sie mir, welchen Durchbruch erwarten Sie auf Ihrer kleinen Klassenfahrt, dass man tausende Bürger in ihren Grundrechten einschränkt, Gewerbetreibenden finanzielle Einbußen zumutet und hunderte Menschen zeitweise in ihren Wohnungen einsperrt? Wie kommen sie darauf, die Grundrechtseingriffe und Maßnahmen, die sie den Bürgern zumuten und durchsetzen lassen, seien irgendwie verhältnismäßig, erforderlich oder sinnvoll?
Verhältnismäßigkeit. Das scheint mir der Begriff zu sein, der im Nachgang des Gipfels die Debatte in Form und Inhalt leiten sollte.
Die Vorgänge in meiner Heimatstadt … – Christiane Quincke und Christian Säfken (Facebook)
Auf Facebook appelliert Christiane Quincke (@CQuincke) in ihrem kurzen Statement an unsere Bürgerpflicht, sich manches erst einmal durch den Kopf gehen zu lassen:
Gewalt und Zerstörung kann ich in keiner Weise billigen. Der Zweck heiligt nun mal nicht die Mittel. Das gilt aber auch von Seiten der Polizei, die sich nicht gerade deeskalierend verhält. Und ich frage mich, wer auf welchen Seiten eigentlich ein Interesse an dieser Eskalation hat?
Sie verweist auf einen klugen Beitrag von Christian Säfken (@Saefken), der sich in seinem Text um Verhältnismäßigkeit bemüht. Er stellt einige Ereignisse vor und während des Gipfels zu einem für mich stimmigen Bild zusammen. Und auch er verweist, wie Christiane Quincke, letztlich auf die Frage „Wem nützt’s?“, indem er politische Konsequenzen fordert.
Ich bin zwar als Anhänger der Christdemokraten traditionell eher nicht dazu geneigt, bei jedem Vorfall, in den ein Beamter involviert ist, gleich argwöhnisch zu werden. Als Jurist ist man allerdings auch nicht auf der Nudelsuppe daher geschwommen. Was die Polizeiführung in Hamburg derzeit veranstaltet, würde man im Zivilrecht als Minderleistung bezeichnen, manche Verteter des Öffentlichen Rechts sprechen schon von einer offensichtlichen Verletzung der Gewaltenteilung und einem gewollten Verfassungsbruch.
Getreu unserer selbstverordneten Regel, die Klappe zu halten, es sei denn wir finden einen neuen Zugang, an dieser Stelle also erst einmal Schluss mit Hamburg.
Randständiges
Sackgasse mit Stacheldraht – Franziska Tschinderle (Südwind-Magazin)
An den Rand der Aufmerksamkeit sind die Flüchtlinge gerückt, die nach wie vor auf unterschiedlichen Wegen versuchen in Europa anzukommen. Seit 2015 hat sich die europäische Politik gegenüber Flüchtenden radikal verändert. Deutlich wird das, wenn man sich einmal die sog. Westbalkanroute anschaut. Das haben Franziska Tschinderle (Text) und Martin Valentin Fuchs (Fotos) getan.
Heute sind die Menschen in Container-Dörfern und provisorischen Lagern gestrandet. Wer Geld hat, bezahlt Schlepper. Der Rest sitzt fest oder versucht, sich alleine durchzuschlagen. Ungarns Präsident Viktor Orbán, lange Buhmann in Europa, hat mit seinem Zaun längst Nachahmer gefunden. „Eine derartige Abschottung hat es in Südosteuropa seit 1989 nicht gegeben“, betont der Politikwissenschaftler Tobias Spöri von der Universität Wien.
Reformierte Weltgemeinschaft wählt Libanesin Kassab zur Präsidentin (epd, evangelisch.de)
Die Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen hat sich die Woche über in Leipzig und Wittenberg zu ihrer Generalversammlung getroffen. Alles rund um die Generalversammlung findet man im Feed von Friederike Ursprung (@FUrsprung).
Eine Entscheidung mit Symbolkraft ist die Wahl von Najla Kassab zur Präsidentin der Weltgemeinschaft, die weltweit 80 Millionen Christen in 233 Mitgliedskirchen umfasst. Najla Kassab ist Pfarrerin der Evangelischen Kirche in Syrien und dem Libanon.
Pfarrerin konnte die Theologin erst vor vier Monaten werden. Die Evangelische Kirche in Syrien und dem Libanon hatte im Januar 2017 die Ordination von Frauen eingeführt, Kassab wurde im März ordiniert. Sie ist verheiratet mit Joseph Kassab, dem Generalsekretär der Synode der Evangelischen Kirche in Syrien und dem Libanon, und hat drei Kinder.
Gottes Werk und Behles Beitrag – Leonard Kehnscherper, Jonathan Sachse, Frederik Richter (correctiv)
Ein beispielloser Fall von Misswirtschaft und Intransparenz innerhalb der diakonischen Einrichtungen in Deutschland. Ein Manager hat sich das Diakoniewerk Bethel, das zum Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden in Deutschland (BEFG) gehört, „unter den Nagel gerissen“.
Das Jahr 2011 ist der Beginn von Ereignissen, die das Diakoniewerk und den Bund der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinden bis heute in ihren Grundfesten erschüttern. Die Fragen aufwerfen zur Transparenz von Stiftungen in Deutschland und zum Fehlen von Kontrollmechanismen in Kirchen und gemeinnützigen Einrichtungen.
Sister wundert sich über die Ehe – Barbara Offermann (Bethanien bloggt)
An diesem im Ton angenehmen Beitrag zur ansonsten wütenden #Ehefüralle-Diskussion, die vor allem unter Katholik_innen geführt wird, als ob demnächst die Apokalypse ihren Lauf nimmt, haben mich vor allem zwei Gedanken interessiert:
Erstens der Verweis auf die Mütter und Väter des Grundgesetzes. In der F.A.Z. weist Patrick Bahners (@PBahners) in seinem ausführlichen Artikel darauf hin, dass diesen auch andere aktuelle Gesetze in Deutschland wohl kaum gefallen hätten. Trotzdem sei es richtig und vor allem grundgesetzkompatibel, Gesetze dem ach so kritisierten „Zeitgeist“ anzupassen.
Zweitens die Frage nach der Keimzelle der Gesellschaft. Vielleicht ist es an der Zeit, dass Christen darüber nachdenken, was unsere Gesellschaft tatsächlich ursächlich zusammenhält bzw. was denn die kleinste Zelle heute sein kann? Und, ob man nicht gerade aus christlicher Sicht zur Überzeugung kommen kann, dass diese gesellschaftliche Ur-Zelle nicht biologisch determiniert sein muss?
We Need To Dance at Each Other’s Weddings – Caryn Riswold (feminismxianity, englisch)
Eine Aufforderung zum interreligiösen Tanz, inkl. Luther.
Bibel
Wenn der kleine Hunger Jesu kommt – Gerd Häfner (LECTIObrevior)
Prof. Gerd Häfner von der Katholisch-Theologischen Fakultät der LMU in München ist einer der wenigen deutschssprachigen Uni-Theolog_innen, die auf so einem Blog (zum Glück wieder) regelmäßig in dieses Internet hineinschreiben. Sein Blog ist für alle Newbs bzgl. des Neuen Testaments und/oder Blogs die richtige Anlaufstelle. Bloggen geht nämlich sehr wohl mit wissenschaftlichem Hintergrund. Dabei heraus kommen nicht selten so unterhaltsame und gleichzeitig interessante Texte wie dieser.
Predigt
Teresa von Avila: Aus der Stille wächst die Kraft – Ulrike Ebisch (kirchenbezirk-geislingen.de)
Sommerzeit ist Predigtreihenzeit. Gelegentlich habe ich das Gefühl, dass die Prediger_innen des Landes im Sommer vor urlaubsbedingt weiter ausgedünntem Publikum so richtig zu sich finden. Liegt das nur daran, dass im Sommer die Perikopenordnung eingerissen wird? Mehr davon, nicht nur zur Sommerszeit! Nein, auch im Winter, wenn es schneit!
Ein guter Satz
'Overcoming poverty is not a task of charity, it is an act of Justice. Like slavery and apartheid, poverty is not natural' #NelsonMandela
— Bishop Angaelos ن (@BishopAngaelos) July 6, 2017