EKD-Synodenpräses Heinrich: „Ich habe nicht geklatscht“
Die Tagung der EKD-Synode in Ulm ist wegen des Bahnstreiks unterbrochen. Synoden-Präses Anna-Nicole Heinrich erklärt die Reaktion auf das Statement von Annette Kurschus zu den Missbrauchsvorwüfen in Siegen:
Am Mittwochvormittag ist in Ulm plötzlich Schluss: Aufgrund des nahenden Bahnstreiks wurde die Tagung der EKD-Synode unterbrochen. Die Beschlussfassung soll in einer zeitnah stattfindenden digitalen Sitzung vonstattengehen. Die Fortsetzung der Tagung sei nicht mehr möglich gewesen, erklärte die Präses der Synode, Anna-Nicole Heinrich, vor Pressevertretern. Die Stimmfähigkeit habe wegen der vorgezogenen Abreisen von Synodalen in Frage gestanden.
Der letzte öffentliche Moment der Tagung bleibt also das kurze Statement der EKD-Ratsvorsitzenden, Annette Kurschus, am frühen Dienstagabend im Plenum der Synode. Kurschus hatte noch einmal dargelegt, dass sie zu den Hintergründen des mutmaßlichen Siegener Missbrauchsfalls und auch zu ihren persönlichen Beziehungen zum mutmaßlichen Täter aufgrund der staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen nichts sagen dürfe, was eine Identifikation der Person in der Öffentlichkeit zulasse. Sie erklärte allerdings, dass sie mit der Person nicht einfach nur bekannt sei: „Ich kenne sie sogar sehr gut. Jedenfalls dachte ich das.“ Sie habe „keine Kenntnis von Taten der sexualisierten Gewalt“ gehabt. Zum sog. Gartengespräch (hier mehr dazu in der Eule) erklärte Kurschus, sie „prüfe“ sich intensiv: „Habe ich etwas überhört? Habe ich etwas übersehen? Die Vorwürfe befremden mich sehr.“
Reaktion der Synode
Nach ihrer kurzen Erklärung erhielt die Ratsvorsitzende von fast allen Anwesenden einen kurzen Applaus und nach einer weiteren kurzen Atempause meldeten sich drei Synodale zu Wort, um sich danach zu erkundigen, wie es nun weitergehe. Dazu konnte und wollte Kurschus wenig erklären, da sie aus dem Verfahren in ihrer Landeskirche auch herausgehalten würde. „Ich finde es auch gut, dass wir da sauber sind“, so Kurschus. Sie versprach abermals eine unabhängige Aufklärung durch Expert:innen, es solle „nichts zurückgehalten werden“.
Am Mittwochmorgen ordnete Anna-Nicole Heinrich das Geschehen vom Dienstagabend vor der Presse ein: Unter den Teilnehmer:innen der Tagung habe ein sehr unterschiedlicher Informationsstand bestanden. Nicht alle hätten vor Kurschus‘ Erklärung bereits Zeit gefunden, die Berichterstattung über die Siegener Missbrauchsvorwürfe wahrzunehmen. Denn Applaus eines Großteils der Synode versteht sie als Bekenntnis zu der von Kurschus versprochenen unabhängigen und lückenlosen Aufklärung.
Sie selbst habe nicht geklatscht, erklärte Heinrich, und sei über den Applaus auch „irritiert“ gewesen. Sie habe durch die Berichterstattung in der Siegener Zeitung erneut einen Eindruck davon erhalten, wie „perfide“ Täter in Missbrauchskontexten vorgehen und sei von den Schilderungen „berührt“, mit denen Betroffene in der Regionalzeitung zitierten werden. Die EKD-Synode wolle ihre Bemühungen um eine Verbesserung der Aufarbeitung sexualisierter Gewalt weiter intensiv fortsetzen. Die gemeinsame Arbeit mit dem Beteiligungsforum (BeFO), dem Heinrich selbst angehört, sei erfolgreich und werde fortgeführt.
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