Kehraus, Umkehren und Einkehren – Die #LaTdH vom 6. Januar

Gute Vorsätze in beliebiger Zahl, Rück- und Ausblicke mit melancholischem Blick. Außerdem: Sternsinger, Beschneidungsfestlichkeiten und erneuerte Kirche.

Debatte

Kehrt um! – Gudrun Lux (katholisch.de)

Jedes Jahr aufs Neue stellen sich viele Menschen an Silvester die Frage: Was kann ich im kommenden Jahr besser machen? Und fassen Vorsätze, die sie meist nicht lange aufrecht erhalten. Das ist schade, findet Gudrun Lux (@gudruncita) und gibt in ihrem „Standpunkt“ auf katholisch.de (@katholisch_de) einen Tipp fürs neue Jahr:

Gute Vorsätze zu fassen bedeutet ja auch, dass man versteht: mein Leben, mein Lebenswandel, da ist nicht alles prima. Da ist noch Luft nach oben. Ob man sich dann bei ein paar Kilo oder Zigaretten zu viel aufhalten sollte? Sind das die zentralen Dinge, die nicht richtig laufen im eigenen Leben? Oder sind es andere? Und wie wäre es mit nur einem (machbaren) Vorsatz, der aber vielleicht das erste Quartal übersteht? Ich überlege mir deshalb: Wo handle ich anders, als ich es eigentlich für richtig halte? Wo gehe ich falsch mit Menschen um, mit wem? Theologisch gesprochen: Wo sündige ich, wo brauche ich eine Umkehr?

Gute Vorsätze fassen für 2019? – Eckart von Hirschhausen und Ulrike Böhmer (Publik-Forum)

Meist halten die guten Vorsätze nicht lange. Fassen Sie welche fürs neue Jahr? Der Mediziner und Moderator Eckart von Hirschhausen (@eckivh) und Ulrike Böhmer, Kirchenkabarettistin und Religionspädagogin, sind sich im Pro & Contra bei Publik-Forum (@publikforum) jedenfalls herzlich uneins, ob das was bringt:

Scheitern kann Spaß machen, solange man immer einmal mehr aufsteht als auf die Nase zu fallen. Wer mit Freude zu stolpern lernt, dem kann nichts mehr passieren. (Hirschhausen)

Lebe dein Leben fröhlich und beschwingt, und wenn du traurig bist, dann weine und lass dich trösten, und tröste andere, wenn die traurig sind. Und wenn das Leben dir einen Schlag versetzt, dann sei gewiss: Du bist behütet, immer! (Böhmer)

Mutig ins neue Jahr: Wie man Vorsätze fasst und sie auch einhält – Interview mit Melanie Wolfers (DOMRADIO)

Ein neues Jahr, ein neues Leben? Viele nutzen den Jahresanfang, um Dinge zu ändern. Die Theologin Melanie Wolfers gibt im Interview mit @domradio wichtige Hinweise, wie man sich dabei nicht überfordert:

Der erste Tag lässt das neue Jahr vor einem wie ein frisch beschneites Feld liegen. Welche Spuren möchte ich in diesem neuen Jahr ziehen? Was ist mir wichtig? […] Sich 77 verschiedene Vorsätze vorzunehmen, um dann spätestens nach einer Woche festzustellen: Eigentlich wollte ich mit dem Rauchen aufhören, jeden Tag Sport machen, das Handy nicht mit ins Bett nehmen – bei 77 Vorsätzen klappt das nicht. Weniger ist mehr. Einen Vorsatz in Gottes Namen umsetzen und dann schauen, was einem das Leben an neuen Wellen zuspielt.

nachgefasst

Wegen der Kirche: Schwermut am Jahreswechsel – Theresia Kapp (katholisch.de)

Rund um den Jahreswechsel hatte Theresia Kamp (@TheresiaKamp) Zeit, darüber nachzudenken, wie es um die römisch-katholische Kirche steht. Die Vertuschung von Missbrauch und andere Dauerbaustellen lieferten genügend Gründe, um melancholisch zu werden, schreibt sie in ihrem „Standpunkt“ auf @katholisch_de:

Zahlreiche Kirchenaustritte, der Mangel an haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitern, der geringe Elan, Menschen für den christlichen Glauben begeistern zu wollen, der Rückgang an Eucharistiefeiern, die doch eigentlich der Höhepunkt kirchlichen Lebens sein sollten, lustlos gefeierte und schlecht besuchte Liturgien, Kirchenabrisse und -profanierungen, Klosterschließungen, Pläne über Strukturreformen, die die Frage aufwerfen, ob sie die Kirche für die Menschen erreichbarer machen oder sie endgültig von ihnen entfernen, etc. Genügend Gründe also, um melancholisch zu werden. […] Schwermut birgt aber ein Potential, denn zunächst zeigt sie, dass einen die Situation der Kirche nicht kalt lässt, dass es einem nicht egal ist, wenn Menschen sich von der Kirche abwenden, und dass man die Probleme ernstnimmt.

Wahrheit 2018: Selbstbetrug und Zukunftsraub – Nora Steen (feinschwarz.net)

Gegen die zur Normalität gewordene Zerstörung und Spaltung setzt Nora Steen (@PastorinN) in ihrem Jahresrückblick im Theologischen Feuilleton @feinschwarz_net die Hoffnung:

Was aus den vergangenen 12 Monaten zu lernen ist? Vielleicht dies: Egal, wie hoch entwickelt eine Gesellschaft ist, es geht im Kern immer wieder um die grundsätzlichen Themen. Um Wahrheit. Um Vertrauen. Um Liebe und Verrat. Das mag kitschig klingen, ist aber ein guter Grund, die Hoffnung nicht ganz aufzugeben, dass wir tatsächlich in der Lage sein werden, dazuzulernen. Irgendwann.

Große Momente 2018: Sternstunden und Highlights des kirchlichen Lebens im zurückliegenden Jahr (EKD)

Digitalisierung, Klimaschutz und die Aufarbeitung sexualisierter Gewalt: Viel war und ist 2018 in Bewegung geraten bei der evangelischen Kirche. Neue Initiativen sind gestartet, alte Projekte kamen zum Abschluss und ein bisschen Reformationsjubiläum ist immer: Ein Rückblick auf das Jahr 2018 als Bildergalerie findet sich auf der Website der @EKD.

Kirche erneuern „angesichts des Versagens“ – Kardinal Marx (Erzdiözese München und Freising)

Der Münchener Erzbischof und Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Reinhard Kardinal Marx, hat zum Jahreswechsel die Erneuerung von Kirche und Gesellschaft angemahnt:

„Das gilt gerade für uns als Verantwortliche in der Kirche und besonders im Blick auf das ungeheure Geschehen des sexuellen Missbrauchs, das im Kern ein Missbrauch geistlicher Macht war und ist. […)] Es geht um die Rolle und Gestalt des priesterlichen und bischöflichen Dienstes, und zwar in Gemeinschaft mit dem ganzen Gottesvolk. Es wird gehen um eine noch stärkere Synodalität, eine Kultur der Beteiligung, der Mitverantwortung, des Ernstnehmens aller Christinnen und Christen.“

Deutsche Bischöfe zeigen sich zum Jahreswechsel selbstkritisch (katholisch.de)

Die Predigten der römisch-katholischen Bischöfe zum Jahreswechsel zeigen deutlich, dass 2018 vor allem wegen des Missbrauchs durch Kleriker ein düsteres Jahr für die Kirche war. Umso mehr bräuchte es nun verschiedene Reformen.

Das Olle von Zwoachtzehn – Mely Kiyak (DIE ZEIT)

Angela Merkels Neujahrsansprache sei eine „alles in allem rhetorische, politische, ästhetische und mediale Vollkatastrophe“ gewesen, meint die Schriftstellerin und Journalistin Mely Kiyak in ihrer Kolumne „Kiyaks Deutschstunde“ in der ZEIT:

Und so füllen sich die Sendeminuten mit dem ollen Gulasch von Zwoachtzehn, denn man will natürlich nicht die Wahrheit sagen über dieses Land und sein Volk. Dass es nervlich am Limit ist. Da steht also die Kanzlerin in diesem überaus schicken, silbernen, maßgeschneiderten Jackett, mit dem sehr adretten Revers, steht so was von nicht in der Zeit und spricht in Floskeln. […] Der Auftritt der Kanzlerin nach einem Jahr allgemeiner politischer Niedertracht in den Parlamenten und auch im politischen Untergrund, verfolgte bloß ein Ziel: das fehlerfreie Ablesen eines toten Textes. Ein Auftritt, dessen größte Herausforderung darin bestand, so zu tun, als spreche Angela Merkel frei und ohne Lesehilfe.

Buntes

Frohes Fest der Beschneidung! Biblische Gedanken zum 1. Januar – Till Magnus Steiner (Dei Verbum)

Gemäß den jüdischen Vorschriften wurde Jesus am 8. Tag nach seiner Geburt in Betlehem beschnitten – und das gilt es zu feiern, meint der Theologe und Bibelwissenschaftler Till Magnus Steiner (@TillMSteiner) in seinem Beitrag im Blog @Verbum_Dei. Bis 1969 wurde in der römisch-katholischen Kirche daher auch am 1. Januar das Fest der Beschneidung des Herrn begangen:

Gott ist nicht nur in einem konkreten, historischen Kontext Mensch geworden. Sondern er ist ein Angehöriger einer Gesellschaft, Kultur und Religion geworden – und hat doch zugleich alle Grenzen überschritten. Ohne das Fest der Beschneidung des Herrn fehlt der Katholischen Kirche in ihrem liturgischen Kalender eine entscheidende theologische Dimension der Menschwerdung Gottes.

Jesus war Jude. Und es wäre ein starkes Zeichen gegen den Antisemitismus, wenn die katholische Kirche wieder daran erinnern würde – Jan-Heiner Tück (NZZ)

Auch Jan-Heiner Tück, Professor für Systematische Theologie in Wien, plädiert in seinem Gastbeitrag in der Neuen Zürcher Zeitung (@NZZ) für eine Wiederbelebung des Festes der „Beschneidung des Herrn“:

Zunächst wäre das ein ökumenisches Signal. Die katholische Kirche würde wieder anschliessen an die Praxis des Ostens und der Reformationskirchen, die das Fest der Beschneidung immer beibehalten haben. Es wäre ein Zeichen des Respekts und der Erinnerung an die jüdische Identität Jesu, die nicht geschichtsvergessen überspielt werden darf. Schliesslich wäre die Wiedereinführung ein demonstrativer Akt der Solidarität mit den Juden heute, denen in Zeiten eines erstarkenden Antisemitismus auch und gerade durch Christen der Rücken zu stärken ist. Bei seinem Besuch der Synagoge von Rom im Jahr 2016 wurde Papst Franziskus von einem älteren Rabbiner gefragt, ob er das Fest der Beschneidung des Herrn nicht wieder einführen wolle. „Eine gute Idee“, erwiderte der Pontifex.

Langsamkeit – Armin Nassehi (Süddeutsche Zeitung)

Das Grundgesetz wird im kommenden Mai 70 Jahre alt. Es beschränkt die Dynamik der Politik – und garantiert so mehr Freiheit, schreibt Armin Nassehi (@ArminNassehi), Professor für Soziologie in München und Herausgeber des Kursbuch (@KursbuchOnline) in der Süddeutschen Zeitung:

Entgegen anderslautenden Behauptungen, die insbesondere im Kontext von Migrations- und Flüchtlingsfragen diskutiert wurden und werden, enthält das Grundgesetz keine Leitkultur für das Leben in Deutschland. Der Adressat dieser Verfassung ist vor allem der Staat selbst. Das Grundgesetz schützt mehr, als es eine enge Leitkultur im Sinne einer mehr oder weniger festgelegten Bestimmung über konkrete Lebensformen regulieren kann. Es schützt Freiheit, was immer auch heißt, dass es auch solche Freiheiten schützt, die den sozialmoralischen, sexuellen, ethnischen, kulturellen oder religiösen Leitgewohnheiten einer (vermeintlichen) Mehrheit zuwiderlaufen, soweit diese nicht gegen geltende Gesetze verstoßen.

Fünf Tipps für den Sternsingerbesuch – Julia Martin (katholisch.de)

Segen bringen, Segen sein: In diesen Tagen ziehen die Sternsinger wieder von Haus zu Haus. Damit der Besuch der Heiligen Drei Könige auch für den Hausherrn ein Erfolg wird, gibt es einige Punkte zu beachten, erklärt Julia Martin (@aufgeteet)  – etwa, ob eine Einladung zum Einkehren sinnvoll ist:

So machen Sie es richtig: Über eine (gut) geplante Verschnaufpause zwischendurch mit Kinderpunsch, Kuchen und Plätzchen freuen sich die Sternsinger bestimmt. Damit die Sternsinger aber auch ihre Tour noch schaffen, sprechen Sie vielleicht vorher mit dem Gruppenleiter, ob und wann ein etwas längerer Zwischenstopp möglich ist. Es wäre sonst ja schade um den Kuchen.

Das Kindermissionswerk „Die Sternsinger“ (@sternsinger_de) hat eigens eine Social-Media-Wall eingerichtet und bietet eine umfangreiche FAQ-Liste für Fragen rund um die Aktion Dreikönigssingen an, also: Die #Sternsinger kommen – kein Grund zur Panik!

Bibel

Das Neue in der Bibel – Uwe Birnstein (EKD)

Alt und neu: Ein sehr plakativer Gegensatz, der die Wirklichkeit oft erhellt. Die aber besteht oft aus Zwischenformen: In das Alte mischt sich Neues, das Neue ist noch vom Alten durchdrungen. Was zeigt: Die Trennung alt/neu ist willkürlich. Auch das jeweils neue Jahr entpuppt sich oft als Fortführung des alten, schreibt Uwe Birnstein (@UBirnstein) in seinem Beitrag zu „Best of Bible“.

Predigt

Predigt über Matthäus 2, 1–12 – Bischof em. Joachim Vobbe (Predigtpreis)

Der Mantel der Legende ist golden, aber er wärmt nicht. Bisweilen verstellt legendäres Beiwerk den wahren Sinn einer Geschichte. Es gibt aber auch Legenden, die den Sinn einer Erzählung vertiefen. So ist es mit der Geschichte von den Magiern, den „Weisen aus dem Morgenland“. Der frühere alt-katholische Bischof Joachim Vobbe legt in seiner Predigt verschiedene Schichten des Evangeliums von Epiphanias / Heilige Drei Könige (Mt 2, 1-12) frei, u.a. das Motiv vom Weg:

Immer wieder müssen wir uns auf unserem Lebensweg neu orientieren, den richtigen Leitstern herausfinden unter all den Irrlichtern, die uns auf Holzwege bringen wollen, die uns ablenken wollen von der Tatsache, dass Gott uns am ehesten in der Einfachheit, Armut und Anmut eines Kindes begegnet. Eine ziemlich dämliche moderne Redensart behauptet, der Weg sei das Ziel. Für Christen wäre dies nur stimmig, wenn Jesus dieser Weg wäre. Christen haben einen Weg mit Ziel. Ihnen allen ist ja vielleicht die schon erwähnte Legende vom 4. König bekannt, der sich verläuft und am Ende vor dem Kreuz Jesu landet. Christen sollten damit rechnen, dass an ihren Wegen Kreuze stehen, aber ebenso gut damit rechnen, dass es nicht bei diesen Kreuzen bleibt.

Ein guter Satz