Foto: Thomas Lohnes / Brot für die Welt

Kirchliche Hilfswerke befürchten Spendenrückgang

Kleinere oder gar keine Weihnachtsgottesdienste: Was viele Christen zu Weihnachten 2020 bedrückt, stellt die christlichen Hilfswerke vor große Probleme, denn die Kollekten werden fehlen.

Christ:innen in allen Kirchen bereiten sich in diesen Tagen auf Weihnachten vor, der Advent liegt in den letzten Zügen. Vor allem die Frage, ob zu den Corona-Weihnachten 2020 in Präsenzgottesdiensten gefeiert werden soll oder nicht, bewegt die Gemüter (wir berichteten, außerdem die #LaTdH vom 4. Advent).

Der Ausfall von Christvespern schlägt auch bei den christlichen Hilfswerken ins Kontor. Die Weihnachtsgottesdienste am Heiligen Abend werden in normalen Jahren im deutschsprachigen Raum von ca. 25 Millionen Menschen besucht. In diesem Jahr werden es sehr viel weniger Besucher:innen sein, auch dort wo noch mit Präsenzgottesdiensten unter strikten Hygienevorschriften gefeiert werden kann. Viele Gemeinden sammeln Heiligabend für Brot für die Welt, Adveniat oder eines der anderen Hilfswerke der evangelischen oder katholischen Kirchen.

„Jede Spende hilft!“

Von den Weihnachtskollekten und der Spendenbereitschaft im Advent hängen viele Hilfsprojekte und Entwicklungshilfemaßnahmen ab.

Im letzten Jahr sorgte darum die Unterstützung der Seenotrettung im Bündnis #United4Rescue für Diskussionen in der Evangelischen Kirche. Kritisiert wurde aus der evangelischen Entwicklungshilfe, dass die Aktion, angeführt vom EKD-Ratsvorsitzenden Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm (Bayern), ausgerechnet zum Advent gestartet wurde, in dem das Hilfswerk Brot für die Welt für seine Projekte sammelt.

Der Hinweis kam nicht unberechtigt, denn die Projekte und die Entwicklungszusammenarbeit der christlichen Hilfswerke helfen bei der Behebung von Fluchtursachen – und packen damit das Problem an der Wurzel, dessen Konsequenzen #United4Rescue mit der Seenotrettung auf den Mittelmeer bekämpft.

Dieses Jahr stehen die kirchlichen Hilfswerke vor einem Problem ganz anderen Ausmaßes. 21 % der aufgewendeten Mittel von Brot für die Welt stammten 2019 aus Spenden und Kollekten. Die Weihnachtskollekten und Spenden während des Advents fallen besonders ins Gewicht. „Dieses Jahr ist die Weihnachtskollekte besonders wichtig“, mahnt deshalb der EKD-Ratsvorsitzende, „gerade weil Corona die Ärmsten in der Welt besonders hart trifft.“

Die Folgen der Corona-Pandemie stehen im Zentrum des diesjährigen gemeinsamen Spendenaufrufs von Brot für die Welt und Adveniat. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing (Limburg), weißt auf die „Ärmsten der Armen in Lateinamerika und der Karibik“ hin, die unter der Pandemie leiden und um die sich „Adveniat“ besonders kümmert. „Weil die Kollekten nicht wie üblich stattfinden können, bitten wir Sie in ökumenischer Verbundenheit, unter www.weihnachtskollekten.de Ihre großzügige Spende zu geben.“

Die Präsidentin von Brot für die Welt, Cornelia Füllkrug-Weitzel, und Pater Michael Heinz, Hauptgeschäftsführer von Adveniat, erinnern in diesem Seuchenjahr: „Die Corona-Pandemie ist für viele Menschen in den armen Ländern existenzbedrohend. Jede Spende hilft!“

„Leise“ Spenden per Smartphone

In den Christvespern wird traditionell „leise“ gespendet, höchstens das Rascheln von Scheinen in den Kollektenkörben soll man hören. Dieses Jahr haben viele Menschen deutlich weniger im Porte­mon­naie, doch sind auch die Ausgaben für Glühwein, Weihnachtsbummel und Gelegenheitskäufe stark zurückgegangen.

In früheren Zeiten gaben Christen einmal den zehnten Teil ihres Einkommens ab und viele fromme Gläubige halten sich noch immer an diesen Ratschlag, der aus dem Ersten Testament stammt. Doch zumindest so viel, wie man für den Weihnachtsbaum in der festlich geschmückten Stube ausgegeben hat, kann man wohl auch für einen guten Zweck verwenden.

Brot für die Welt macht es seinen Spender:innen sogar sehr einfach: Eine SMS genügt, und man hat eine Spende von 5 € getätigt, von denen 4,83 € an Brot für die Welt gehen. Mit einer Onlinespende sollte auch die jüngere Generation der digital natives klar kommen. Dort kann man sich den Spendenzweck sogar selbst aussuchen, worauf insbesondere jüngere Spender:innen zunehmend Wert legen.

Und wer zu diesen Corona-Weihnachten vor allem etwas für die Flüchtlinge auf den Griechischen Inseln tun will, deren Lage sich seit dem letzten Weihnachtsfest überhaupt nicht verbessert hat, der kann direkt bei der Caritas für die Geflüchteten-Nothilfe auf Lesbos spenden.