Krieg und Frieden – die #LaTdH vom 1. September

Heute wird in Sachsen und Brandenburg gewählt, was haben die Kirchen dazu zu sagen? Außerdem: Erinnerung an den deutschen Überfall auf Polen vor 80 Jahren und Wege (zurück) zur Kirche.

Debatte: Wahlen im Osten, #MitRechtenLeben?

Heute, am 1. September 2019, sind die Wählerinnen und Wähler in Sachsen und Brandenburg aufgerufen, die Abgeordneten für ihre Landtage zu wählen. Auch vor den noch anstehenden Landtagswahlen in Thüringen im Oktober richten sich die Blicke von Politik und Medien auf Ostdeutschland. Bei den zurückliegenden Kommunal- und Europawahlen wurde die AfD mancherorts stärkste politische Kraft. Was geschieht da?

Den Osten gibt es nicht – David Begrich (gegneranalyse.de)

David Begrich (@DavidBegrich) versucht im Blog Gegneranalyse – Antiliberales Denken von Weimar bis heute (@gegneranalyse) eine Einordnung: In Ostdeutschland entstanden nach der Wiedervereinigung für keine Partei stabile Wählermilieus. Die Skepsis gegenüber Parteien und gesellschaftlichen Großorganisationen sei nach dem Ende der DDR weit verbreitet gewesen. Bis vor kurzem sei die Abwanderung junger und gut ausgebildeter Leute unvermindert weitergegangen.

Die vielfach beklagte „mangelnde Präsenz vor Ort“ sei weder dem Desinteresse noch dem Unvermögen großer gesellschaftlicher Akteure wie Parteien, Gewerkschaften und Kirchen zuzuschreiben, es fehlten schlicht die Menschen und die Strukturen, um politische Deutungsangebote auch tatsächlich vor Ort zu kommunizieren. Diese Lücke fülle die AfD geschickt aus:

Mit ihrer gegenwärtigen Rhetorik zur Friedlichen Revolution von 1989 adressiert die AfD die ostdeutsche Erfahrung und das Narrativ eines Systemumbruchs. Die AfD agiert scheinbar paradox. Einerseits rekurriert sie auf Elemente der DDR-Nostalgie, wo es um deren nationalistische und autoritäre Praxis geht. Andererseits beschwört sie die Erfahrung der Friedlichen Revolution 1989 und setzt sich selbst als deren legitime Erbin ein, die die „Wende vollenden“ wolle.

Die Erfahrung, dass und wie der real existierende Sozialismus in der DDR binnen Wochen zusammenbrach, ist im Osten sehr präsent. Daran knüpft die AfD mit ihrer Rhetorik an, wobei der genaue Charakter des erwünschten Systemumbruchs offenbleibt und von den Adressaten der AfD selbst inhaltlich gefüllt werden kann. Dass die AfD eine antiliberale Agenda verfolgt, ist dabei offenkundig und wird von ihrer Kernanhängerschaft im Osten politisch goutiert.

In Sorge um unser Land: Gegen den Missbrauch der Friedlichen Revolution (stiftung-fr.de)

Dreißig Jahre nach der Friedlichen Revolution in der DDR hat die gleichnamige Stiftung in Leipzig gegen den Missbrauch der Ereignisse im Herbst 1989 durch die AfD protestiert. „Mit Befremden und in großer Sorge um unser Land nehmen wir zur Kenntnis, dass die AfD die Friedliche Revolution von 1989 für ihre Zwecke missbraucht“, heißt es in einer Erklärung, die die Stiftung Friedliche Revolution am vergangenen Freitag veröffentlicht hat.

Darin erinnert sie an das kirchlich-christliche Engagement in der DDR und verweist darauf, dass weder die öffentlichen Auftritte der AfD noch die Programmatik der Partei den „Geist der Friedfertigkeit“, der für die Friedliche Revolution bestimmend gewesen sei, spüren lassen:

Die evangelischen Kirchen in der DDR haben sich für den Schutz der Menschenwürde eingesetzt, die AfD hingegen macht sie großen Teilen der Gesellschaft streitig. Vom Geist der Friedfertigkeit ist bei ihren öffentlichen Auftritten wie auch in ihrer Programmatik wenig zu spüren. Mit verbaler Gewalt und bewusster Ausgrenzung von Minderheiten, wie wir sie bei der AfD erleben, hätte es die gewaltlosen Veränderungen in der DDR nie gegeben. Auch die AfD in Ostdeutschland könnte heute ohne das kirchlich-christliche Engagement in der DDR nicht an einer demokratischen Wahl teilnehmen.

Wort der Bischöfe zur Wahl des Sächsischen Landtages am 1. September (Bistum Dresden-Meißen)

In einem gemeinsamen Aufruf zur Landtagswahl in Sachsen blicken der  Landesbischof der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Sachsens (EVLKS) Dr. Carsten Rentzing und Bischof Heinrich Timmerevers (Bistum Dresden-Meißen) „dankbar“ auf die letzten 30 Jahre zurück:

Viele von uns waren Mitwirkende und Zeugen dieser Friedlichen Revolution. Wir dürfen Gott dankbar sein für die Demokratie, die Freiheit und den damit verbundenen Wohlstand. Dieser Wandel hat viel Gutes gebracht, aber andererseits auch tiefe Spuren in Biografien von Menschen hinterlassen, das sehen wir deutlich. (…)

Mehr und mehr spüren wir, dass die gesellschaftlichen Veränderungen in den  wirtschaftlichen, sozialen, aber auch kulturellen Bereichen weiter vorandrängen. Das kann auch zu Unsicherheiten und zu einem verstärkten Suchen nach Orientierung führen.

„Verstärkte Suche nach Orientierung“? Wird damit die gegenwärtige Lage in Sachsen treffsicher beschrieben oder nicht eher dröhnend beschwiegen? Von der AfD und ihrer Ideologie ist zumindest nicht die Rede.

„Die Kirche kann sich nicht raushalten“ – Philipp Greifenstein im Gespräch mit Gerald Beyrodt (DLF)

Wahlempfehlungen der Kirchen gibt es nicht mehr, aber auch mit Warnungen vor der AfD halten sie sich in ihren „Orientierungshilfen“ zurück, vor allem in Sachsen. Auch Nicht-Positionierung sei eine Positionierung, kritisiert unser Redakteur Philipp Greifenstein (@rockToamna) im Interview mit dem Deutschlandfunk (@DLF):

Das hat ganz sicher etwas mit einer Scheu vor der eigenen Klientel zu tun. Und auch etwas damit, dass die AfD es ganz geschickt angestellt hat, bestimmte politische Inhalte, die konservativen Christen in Sachsen wichtig sind, ins eigene Programm zu hieven, beziehungsweise Anknüpfungspunkte zu schaffen. Ein Beispiel dafür ist immer wieder die Familienpolitik – oder die Fragen, die sich immer wieder um geschlechtliche Identität herum entspinnen. Und da gibt es Anknüpfungspunkte in ein evangelikales, pietistisch geprägtes Milieu. (…)

Aber in Sachsen ist das schon etwas Besonderes, denn in der Wahlhandreichung der sächsischen Landeskirche, die gemeinsam mit dem Bistum Dresden-Meißen entstanden ist*, da kommt das Wort AfD zum Beispiel – oder der Parteiname AfD – gar nicht explizit drin vor. Und das ist schon ein Problem. Ich habe das Gefühl, hier wird also in einer Sprache, die über den Verhältnissen steht, gesprochen, was ich für völlig unnötig halte, denn am Ende wissen ja alle, worum es geht – und da kann man sich ja auch deutlich äußern.

[* Anm. d. Red.: Die Handreichung ist gemeinsam vom Katholischen und Evangelischen Büro Sachsen herausgegeben worden, letzteres vertritt auch die Interessen der EKBO und EKM, deren Gebiet auch Teile des Freistaats Sachsen umfasst.]

Warum der Begriff „Rechtspopulismus“ verharmlosend ist – Wilhelm Heitmeyer (DER SPIEGEL)

„Rechtspopulismus“ ist ein verführerisch einfacher Begriff. Tatsächlich setzt er unterschiedliche politische Phänomene gleich und verdeckt so ihre Gefahren. Um ihnen begegnen zu können, müssen sie genauer benannt werden, fordert Wilhelm Heitmeyer in seinem Gastbeitrag in @DerSPIEGEL.

Heitmeyer, 74, Gründer und von 1996 bis 2013 Direktor des Instituts für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung der Universität Bielefeld, unterscheidet drei Varianten:

erstens die Kategorie des Rechtspopulismus;
zweitens alle jene Varianten, die als Autoritärer Nationalradikalismus bezeichnet werden können;
und drittens der gewalttätige Rechtsextremismus, einschließlich neonazistischen Versionen.

Anhand dieser Differenzierung könne die Gefährlichkeit für die offene Gesellschaft und liberale Demokratie unterschieden werden. Die AfD siedelt Heitmeyer im Feld von Variante II, also eines „autoritäten Nationalradikalismus“, an:

Diese Formation hat eine Zielrichtung, die sich sowohl von rechtspopulistischen als auch von gewalttätigen rechtsextremistischen Varianten dadurch unterscheidet, dass sie auf die Destabilisierung von gesellschaftlichen und politischen Institutionen zielt, um einen Systemwechsel zu erreichen. Systemwechsel heißt nicht Diktatur, sondern im Rahmen bisheriger legaler Verfahren die Umstellung auf eine geschlossene Gesellschaft und eine illiberale Demokratie. Hier lagern die Ansätze für autoritäre Versuchungen.

Der mediale Fokus auf die AfD dürfe nicht den Blick verstellen auf das „existierende Eskalationskontinuum im gesamten rechten Spektrum“. Verbreitete Einstellungsmuster der „gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit“ in Teilen der Bevölkerung …

… liefern Legitimationen für das Agieren des Autoritären Nationalradikalismus in Parlamenten und Institutionen, diese wiederum liefern weitere Legitimationen für das schon gewalttätige Agieren der systemfeindlichen Milieus wie die Autonomen Nationalisten. Die Legitimationsspirale geht dann weiter in Richtung der neonazistischen Kameradschaften wie Blood & Honour, die wiederum die Verbindungen zu terroristischen Einzeltätern oder Zellen herstellen.

nachgefasst: Gedenken an den 1. September 1939

Weltkrieg? Fehlanzeige! – Stephan Lehnstaedt (taz)

Am 1. September jährt sich zum 80. Mal der deutsche Überfall auf Polen – und damit der Beginn des 2. Weltkriegs. Es ist nicht so, dass das hierzulande groß bemerkt würde oder gar Anlass zur Erinnerung wäre, kritisiert Stephan Lehnstaedt, Professor für Holocaust-Studien am Touro College Berlin, in der taz (@tazgezwitscher). Ganz im Gegenteil:

Es gibt in Deutschland keine offizielle Veranstaltung von Bundestag oder Bundesregierung. Einzelne zivilgesellschaftliche Initiativen führen lokale Aktionen durch, es gibt vereinzelt Podiumsdiskussionen, und auch manche Gedenkstätte wird tätig. Mehr oder weniger ist damit allerdings die wissenschaftliche Beschäftigung mit dem Kriegsbeginn abgehakt, denn tatsächlich findet hierzulande aus diesem Anlass keine einzige Konferenz statt.

Für Lehnstaedt bleibt in der Bevölkerung ein Bild weitgehenden Unwissens. Es gebe andere Prioritäten des Gedenkens, sowohl staatlicherseits, etwa in Schulbüchern, wie zivilgesellschaftlich, in Gedenkstätten und medial:

Die Folgen dieses Nichtwissens sind mangelndes Verständnis für unseren Nachbarn und europäischen Partner. Sie verhindern eine Aussöhnung und sie verhindern einen ernsthaften Dialog, der nicht zuletzt den Austausch darüber umfasst, warum der Angriff auf Polen für uns nicht so wichtig ist wie für unser Nachbarland.

Verdrängte Verbrechen: 80 Jahre Zweiter Weltkrieg – Markus Meckel (blaetter.de)

Obwohl fast jede Familie davon betroffen war und Opfer zu beklagen hatte, ist in Deutschland das öffentliche Erinnern an den 2. Weltkrieg heute erstaunlich wenig präsent, meint Markus Meckel in seinem Beitrag in der aktuellen Ausgabe der Blätter für deutsche und internationale Politik (@blaetter).

Fast könne man den Eindruck gewinnen, dass nach der Rede Richard von Weizsäckers vor dem Deutschen Bundestag 1985, in der er das Ende des Krieges als Befreiung beschrieb, alles gesagt schien und das Thema nicht weiter der Behandlung bedurfte:

Mehr als an jedem anderen Beispiel zeigt sich im Fall des Zweiten Weltkriegs, wie sehr wir in Deutschland bis heute eine Erinnerungskultur haben, die noch stark gespalten und wenig integrativ ist. Fest etabliert ist dagegen das Gedenken an den Nationalsozialismus und seine unendlichen Verbrechen. Dieses wird von einem vielgestaltigen Institutionengeflecht getragen, wobei sich alle Ebenen des politischen Lebens, vom Bund über die Länder bis zu den Gemeinden, aktiv beteiligen und die Öffentlichkeit regen Anteil nimmt. (…)

Meines Erachtens besteht heute die zentrale Herausforderung darin, die verschiedenen Dimensionen der Gewaltgeschichte des 20. Jahrhunderts – die Weltkriege, die beiden totalitären Diktaturen Nationalsozialismus und Kommunismus sowie die vielfältigen rassistisch und politisch begründeten Vertreibungen und Repressionen – viel stärker als bisher geschehen in ihren inneren Zusammenhängen ins öffentliche Bewusstsein zu bringen.

„… in vier Jahren kriegsfähig“ – Michael Wildt (FAZ)

Vom ersten Tag ihrer Regierung an waren die Nationalsozialisten bestrebt, Deutschland auf einen neuen Weltkrieg vorzubereiten. Anders als während des Ersten Weltkrieges durfte die „Heimatfront“ nicht wanken. Also musste die Gesellschaft umfassend militarisiert und darauf vorbereitet werden, jede Art von Gewalt im Inneren wie im Äußeren wenn nicht auszuüben, so doch zu tolerieren. Darauf weist Michael Wild, Professor für Deutsche Geschichte im 20. Jahrhundert an der Humboldt-Universität Berlin, in der FAZ hin:

Repression und Kontrolle auf der einen, Gratifikationen auf der anderen Seite bestimmten die nationalsozialistische Sozialpolitik. So war es für die Kriegsmobilisierung wichtig, den Arbeitseinsatz zu lenken und damit die freie Wahl des Arbeitsplatzes einzuschränken. Mit dem halbjährigen Reichsarbeitsdienst, den alle jungen Männer vor ihrem Wehrdienst zu leisten hatten, stand nicht nur ein Mittel bereit, Arbeitslosigkeit statistisch zu kaschieren. Er war auch ein willkommenes Instrument der Disziplinierung und Militarisierung.

Kirchliche Unterstützung des Hitler-Krieges nicht verschweigen! – Heinrich Missalla (Pax Christi)

Ein offenes und ehrliches Bekenntnis zum problematischen Verhalten der damaligen Bischöfe zu Hitlers Krieg forderte der Theologe Heinrich Missalla in einem kurz vor seinem Tod am 3. Oktober 2018 verfassten fünfseitigen Brief an die deutschen Bischöfe, den die römisch-katholische Friedensbewegung pax christi (@pax_christi) und die KirchenVolksBewegung „Wir sind Kirche“ (@WirSindKirche_) unterstützen:

Mir ist nicht bekannt, dass irgendein Bischof sich nach dem Krieg öffentlich zu seinen Äußerungen bekannt und/oder die Gläubigen um Entschuldigung für seine Irreführung gebeten hat. Es bleibt ein Rätsel, warum fast der gesamte deutsche Episkopat den verbrecherischen Charakter des Hitler-Krieges nicht erkannt und benannt und darum die ihm anvertrauten Gläubigen aufgerufen hat, sich gehorsam und todesbereit zur Verfügung zu stellen.

So bitter die Einsicht auch sein mag: alle Verurteilungen der nationalsozialistischen Ideologie und alle bitteren Erfahrungen mit der NS-Herrschaft in den vorangegangenen Jahren sind kein Hindernis für sie gewesen, den Krieg Hitlers zu unterstützen, weil sie ihn offenkundig für gerechtfertigt hielten. In diesem Irrtum befangen, haben sie auch die Gläubigen auf einen Irrweg geführt.

Zumindest von evangelischer Seite ist einiges zum 80. Jahrestag des Kriegsbeginns geplant: Auf einer Themenseite stellt die EKD (@EKD) Textvorschläge für Andachten und Gottesdienste sowie Hintergrundinformationen zum Zweiten Weltkrieg; der Reformierte Bund (@reformiertinfo) weist auf Materialien der Aktion Sühnezeichen Friedensdienste (@asf_ev) hin.

Gemeinden in Deutschland und Polen feiern via Skype gemeinsam Gottesdienst (ekir.de)

1200 Straßenkilometer liegen zwischen der Hauptkirche zu Rheydt in Mönchengladbach und der Kirche im polnischen Pasym (früher Passenheim). Und doch feiern die beiden evangelischen Partnergemeinden am kommenden Sonntag, 1. September 2019, gemeinsam Gottesdienst – verbunden per Internet-Liveschaltung. Es predigt Präses Manfred Rekowski (@ManfredRekowski) von Rheydt aus via Skype zu beiden evangelischen Gemeinden. Von beiden Kirchen aus gestalten die Mitwirkenden den Gottesdienst.

Buntes

Stell dir vor, es ist Frieden, und keiner (von uns) geht hin – Pater Nikodemus Schnabel (katholisch.de)

In Lindau fand letzte Woche die Weltversammlung von „Religions for Peace“ (@religions4peace) statt. Fast 1.000 Vertreter unterschiedlicher Religionen aus über 120 Ländern trafen sich am Bodensee. Nur das Gastland war unterrepräsentiert, findet @PaterNikodemus, der selbst dabei war, in seinem Standpunkt bei @katholisch_de:

Während die Vertreter der indigenen Religionen aus dem Amazonas um Unterstützung für die Rettung des tropischen Regenwaldes in Brasilien warben, Religionsvertreter aus Nord- und Südkorea wagten, wozu ihre Politiker nicht in der Lage sind, und Kardinal Bo aus Yangon zusammen mit Buddhisten und Muslimen aus Myanmar und Bangladesch konkrete Fahrpläne zur Versöhnung entwarf, waren die Pressevertreter verzweifelt auf der Suche nach O-Tönen von deutschen Religionsvertretern. Zum Glück ließ sich eine kleine Handvoll vor Ort finden. Für Relevanzverlust kann man auch selber sorgen!

Immerhin: Eröffnet wurde die 10. Weltversammlung von „Religions for Peace“ von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier mit einer engagierten Rede.

Weltbürgerin und Weltreisende in Sachen Religion – Christoph Strack (Deutsche Welle)

Azza Karam (@Mansoura1968) ist die neue Generalsekretärin von „Religions for Peace“. Erstmals steht eine Frau an der Spitze der bald 50 Jahre alten internationalen Organisation. Christoph Strack (@Strack_C) stellt die 1968 in der ägyptischen Hauptstadt Kairo geborene Muslimin vor, die heute als Professorin für Religion und Entwicklung an der Freien Universität Amsterdam lehrt.

Die Kirche und dieses Internet – Rolf Krüger (aufnkaffee.net)

In seinem Blog Auf ’n‘ Kaffee hat Rolf Krüger (@rolfkrueger) seinen Beitrag zum im Herbst erscheinenden Buch „Gemeinschaft der Glaubenden gestalten: Nähe und Distanz in neuen Sozialformen“ vorab veröffentlicht. Darin erklärt er viele Missverständnisse und Schwierigkeiten, denen die #digitaleKirche immer wieder begegnet:

Kirche in ihrer jetzigen Form ist mit der neuen, vernetzten Welt überfordert und für diese nicht relevant. Da kann sie noch so viele YouTube-Channels bauen. Menschen werden sich weiterhin zunehmend individuell miteinander vernetzen – auch um ihre spirituellen Bedürfnisse zu stillen. Sie brauchen keine Organisation, die sich für sie zuständig fühlt oder ihnen gar die Welt erklärt. Sie braucht nicht mal eine Organisation zum Händchenhalten in schweren Zeiten. (…) Wie begegnen wir als vom digitalen Wandel geprägte Menschen unseren ebenso geprägten Mitmenschen?

Der Rückkehrer – Tom Kroll (DIE ZEIT)

Als Kind ging der Vater von Tom Kroll (@TomspaceKroll) in die Kirche. Als Erwachsener blieb er ihr fern. Fast 45 Jahre lang. Nun geht er wieder hin. Warum? Ein berührender Text erklärt, dass er in der Kirche das (wieder) fand, was er lange gesucht hatte:

Gleichgesinnte. Menschen, die das Immaterielle im Leben suchen. Wie der Küster, der immer den Gottesdienst vorbereitet und sich ehrenamtlich um das Gebäude kümmert. Wie der Pastor, der für Jugendliche einen Treffpunkt organisiert, oder wie die Menschen, die sich um Flüchtlinge kümmern. (…)

Als Kind lockten ihn die Geschichten, als Jugendlicher war er von Jesus begeistert, als junger Erwachsener hat er in der Idee des Protestantismus Halt gefunden. Wenn er heute sagt: Gott ist in allem, dann denke ich darüber nach, dass Gott auch in ihm ist, wenn er einmal wieder zu Staub wird.

Es tut auch nur ein bisschen weh – Christina Rietz (DIE ZEIT / Christ & Welt)

Die römisch-katholische Kirche braucht eine Frischenzellenkur. Das wissen auch die Bischöfe. Im Herbst diskutieren sie in Rom und Fulda über den Zölibat, die Rolle der Frau und die Missbrauchskrise. Wo sind Reformen möglich? In ihrem Beitrag in Christ & Welt gibt Christina Rietz (@rietzi) einen Überblick – und nennt die Erfolgsaussichten gleich in Prozent-Punkten.

Bibel

Was der Klimawandel und Gott gemeinsam haben – Werner Kleine (katholisch.de)

Der Klimawandel sei eine existenzielle Gefahr für die Menschheit: Die Untätigkeit angesichts dieser Bedrohung lässt Werner Kleine (@WernerKleine) an der Intelligenz des Homo sapiens zweifeln – und eine Parallele zum Gottesglauben erkennen.

In seinem Beitrag „Silberstreif und Wetterleuchten“ im Blog „Dei Verbum“ (@Verbum_Dei) hatte sich Kleine bereits vor einigen Tagen ausführlicher mit biblischen Impulsen zur Notwendigkeit, sich dem Klimawandel zu stellen, beschäftigt.

Predigt

Seid bescheiden und großzügig zugleich! – Wilhelm Weber (religion-und-spiritualitaet.de)

In seiner Predigt über das heutige Tagesevangelium (Lk 14, 1.7-14) will Wilhelm Weber, röm.-kath. Pfarrer i.R. und Autor bei Religion und Spiritualität, vermeiden, dass „der große Lebensentwurf Jesu (.) in kleine Münze gewechselt und dem treuen Kirchenbesucher ein schlechtes Gewissen eingeredet wird“. Stattdessen stellt er die Frage, „ob die Kirche insgesamt als konstitutive gesellschaftliche Größe den Willen Jesu klar lehrt und glaubwürdig lebt“:

Kirchliches Lehren und Handeln sind Ausweis dafür, wie wir Nachfolge Christi verstehen, sind Zeugnis in der Welt, nach dem wir beurteilt werden. Ebenso sind natürlich auch unsere eigene Bescheidenheit und Großzügigkeit im Umgang mit den Menschen Ausweis unserer christlichen Reife. Manche Praxis in der Kirche und auch in der einzelnen Kirchengemeinde und selbstverständlich auch in unserem privaten Handeln ist durch Jesu Wort und Geist nicht gedeckt.

Ein guter Satz