Newsletter #LaTdH

Ora et labora – Die #LaTdH vom 21. Juli

Bleibt der Kirche angesichts ihres Mitgliederschwundes nur das Beten übrig? Außerdem: #digitaleKirche und Diversity, zugkräftige Zeug*innen & synergetische Schwestern.

Debatte: Kirchenstatistik und Konsequenzen

Die Mitglieder schwinden rasant – das ist das Ergebnis der am 19. Juli vorgestellten Jahresstatistiken der beiden großen christlichen Kirchen in Deutschland für das Jahr 2018. Evangelische und römisch-katholische Kirche verloren demnach 2018 noch mehr Mitglieder als bereits 2017. Die Zahl der Protestanten ging um etwa 395.000 zurück, die Zahl der Katholiken sank um knapp 309.000.

„Wir müssen uns fragen, wie wir Menschen eine Heimat in der Kirche vermitteln können“ – Kirchenstatistik 2018 (DBK)

Die Mitglieder der römisch-katholischen Kirche (23.002.128) machen in Deutschland 27,7 Prozent der Gesamtbevölkerung aus. Der Trend der vergangenen Jahre hält aufgrund von „Strukturveränderungen in den Diözesen“ an – neben der Zahl der Pfarreien hat sich auch die der Priester erneut verringert.

Zu den Konsequenzen aus den aktuellen statistischen Daten erklärt der Sekretär der Deutschen Bischofskonferenz, Pater Dr. Hans Langendörfer SJ:

Vor allem wird es darum gehen, einen Wandel zu vollziehen, der darauf hoffen lässt, dass verloren gegangene Glaubwürdigkeit und verspieltes Vertrauen zurückkehren. Ehrlichkeit und Transparenz, angemessene Antworten der Kirche auf die Fragen der Zeit, Veränderungsprozesse, die in der Kirche notwendig sind, sollen dazu helfen, das zu tun, was im Zentrum von Glaube und Kirche steht: die Verkündigung des Evangeliums und das Angebot Gottes, im Glauben dem Leben eine Orientierung zu geben.

Die am Freitag veröffentlichte Zahl der Kirchenaustritte ist dramatisch. Entsprechend alarmiert zeigen sich führende deutsche Kirchenvertreter. Bischöfe und Generalvikare äußerten sich betroffen und betonten zugleich den Willen zu Veränderungen.

Kirchenaustritte 2018: Der letzte Warnschuss – Gabriele Höfling (katholisch.de)

Noch mehr Menschen verließen die römisch-katholische Kirche nur während des Skandals um den Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst: Die neuen Austrittszahlen sind ein Desaster. Die Bischöfe müssen endlich ihr Krisenmanagement verbessern – und zwar unverzüglich, kommentiert Gabriele Höfling (@EleHoefling) in ihrem „Standpunkt“ auf @katholisch_de:

Wie wenig überzeugend die Antwort der Kirchenspitze auf die Kirchenkrise bisher insgesamt wirkt, zeigt sich auch an der immer stärkeren innerkirchlichen Kritik: Theologieprofessoren machen deutlich, dass die Öffnung des Zölibats und auch eine Weihe für Frauen aus ihrer Sicht durchaus möglich wären. Und seit Jahrzehnten engagierte Frauen formieren sich zum Kirchenstreik „Maria 2.0“. […]

Es bleibt nichts anderes übrig als zu hoffen, dass die Bischöfe den Warnschuss dieses Mal endlich gehört haben: Sie müssen jetzt die Zügel in die Hand nehmen und schnell und sichtbar etwas ändern – sei es beim Zölibat oder bei der Rolle der Frauen.

EKD-Statistik: Beleg für langfristige Mitgliedschaftsentwicklung (EKD)

Die jüngste Mitgliederstatistik bestätige die langfristig rückläufige Entwicklung, auf die das Forschungszentrum Generationenverträge in seiner ökumenischen Projektion der Kirchenmitglieder und der Kirchensteueraufkommen bereits vor zwei Monaten hingewiesen hatte (vgl. #LaTdH vom 5. Mai), teilt die Pressestelle der @EKD mit. Der Ratsvorsitzende der EKD, @Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, unterstreicht:

Jeder Austritt schmerzt. Da Menschen heute, anders als früher, aus Freiheit entscheiden, ob sie der Kirche angehören wollen, gilt es für uns heute noch deutlicher zu machen, warum die christliche Botschaft eine so starke Lebensgrundlage ist.

Wir sind dankbar für die vielen Menschen, die sich heute aus Überzeugung für die Mitgliedschaft in ihrer Kirche entscheiden. Unser Land wäre ärmer und kälter ohne sie. Mehr denn je ist unsere Gesellschaft auf Menschen angewiesen, die aus der festen Hoffnung ihres Glaubens auf eine bessere und gerechtere Welt leben.

Kirchenaustritte: Thesen für eine stabilere Kirche – Erik Flügge (erikfluegge.de)

Egal, was gerade der aktuelle Anlass ist, die Austritte sind ein skandal-unabhängiges Phänomen, das beide großen Kirchen seit Jahrzehnten begleitet. Sie nehmen in Zeiten der akuten Krise nur zu, meint Erik Flügge (@erik_fluegge). Deshalb müsse man die Frage nach den Gründen der „Flucht aus den Kirchen“ auch systematisch-strukturell anschauen und nicht situativ.

Flügge stellt Thesen für eine stabilere Kirche auf und formuliert jeweils „richtige“ und „falsche“ Antworten auf die jeweilige Herausforderung. Wenig überraschend plädiert der Bestseller-Autor für „neue Kommunikation“ und „Dinge ausprobieren, messen, was funktioniert“. Manche seiner Thesen erinnern jedoch an modernitätsskeptische Floskeln, die man bisher auch von vielen Bischöfen hören konnte:

Eine große Kirche kann keine Sammlung der individuellen Selbstverwirklichungen sein.

Die Wahrscheinlichkeit, dass man selbst ein besseres Ritual entwickelt als die entsprechenden Expertinnen und Experten ist gering.

Man kann neues geistiges Liedgut schön reden, aber dadurch wird es nicht schön.

Formen durchführen wie sie im Messbuch stehen. Nicht dran herumschrauben, weil man denkt, anders wäre es besser.

Wann Menschen Gottesdienst feiern wollen – Interview mit Julia Koll (evangelisch.de)

Warum gehen Menschen heute zur Kirche? Pastorin Julia Koll leitet die Arbeitsgruppe zur „Kirchgangsstudie 2019“ der Liturgischen Konferenz der EKD. Im Gespräch mit Markus Bechtold (@MarkusBechtold) erzählt sie, was Menschen bewegt, einen Gottesdienst zu besuchen und was sie daran hindert. Für Koll ist „Relevanz“ das entscheidende Stichwort:

Wann ist oder wird für mich etwas wichtig? Bei den Kasualien und auch bei der Gestaltung des Jahreskreises spüren Menschen diese Relevanz stärker als in der Routine des sonntäglichen Gottesdienstes. Ich denke, wir müssen uns darum kümmern, dass Menschen jeden Lebensalters einen Zugang zu religiösen Praktiken und Ritualen finden. Das bedeutet auch den Umgang mit einer gewissen Langeweile, die eintritt, wenn Sachen zum wiederholten Mal gemacht werden.

Wer als Kind häufig Gottesdienste besucht hat, der wird dies mit einiger Wahrscheinlichkeit auch als Erwachsener tun. Aber nicht nur Konfirmand*innen sollten Religion und ihre Rituale vermittelt werden. Es geht hier vielmehr um ein lebenslanges Lernen.

Kirche und Fernstehende: Die Antwort darf nicht bloß „Nein!“ sein – Felix Neumann (katholisch.de)

Taufe, Hochzeit, Beerdigung: An Wendepunkten des Lebens sind kirchliche Rituale auch bei Fernstehenden gefragt. Manchmal stoßen diese Menschen auf mehr oder weniger nachvollziehbare Probleme beim Kontakt mit der Kirche, bekommen auf Fragen nur ein patziges „Nein!“ zu hören. Felix Neumann (@fxneumann) schlägt vor, wie man es besser machen könnte:

Was im Pfarrbüro Tagesgeschäft und Routine ist, ist für diese Menschen jetzt gerade existentiell und einmalig wichtig; was nach Anspruchshaltung und unverschämten Wünschen klingt, hat sehr oft sehr gute Gründe – ebenso wie das, was ohne Erklärung als Bürokratie und Arroganz der Kirche aussieht. Meistens findet sich ein gutes Ende, wenn man einfach darüber redet und herausfindet, worum es eigentlich geht.

Dazu braucht es vor allem Zeit und Erreichbarkeit. Wenn Gemeindereformen mehr erreichen sollen, als den Mangel zu verwalten – Mangel an Priester- und anderen Berufungen, Mangel an Gläubigen, und in absehbarer Zeit Mangel an Geld – müssen sie hier ansetzen: Pastoralteams und Pfarrbüros zu ermöglichen, dass die erste Antwort nie „Nein!“ sein muss, sondern: „Erzählen Sie mehr! Wir finden eine Lösung!“

Pastorale Not im Krankenhaus – Joachim Valentin (katholisch.de)

Bei mehreren Klinikaufenthalten hat Joachim Valentin (@ValentinJoachim) in den vergangenen Monaten schlechte Erfahrungen mit der Krankenhausseelsorge gemacht. In seinem Standpunkt stellt er deshalb kritische Fragen zum Zustand der Seelsorge für erkrankte Menschen:

Wer braucht überhaupt eine solche Pastoral, die in der kaum besuchten täglichen Krankenhausmesse zwar liturgische Formeln wiederholt, sich aber nicht auch nur annähernd auf die spezifische Situation des in Ängsten oder Schmerzen befangenen kranken Menschen einlässt?

Selbst wenn er sich von seiner Kirche entfernt hat, könnte er gerade in den einsamen Tagen im Krankenhaus wieder neu verstehen, was es heißt, existentiell verwiesen zu sein auf einen Gott, der das eigene Leben in Händen hält, vielleicht wieder neu beten lernen wollen, vorausgesetzt es wäre jemand da, um ihn zu verstehen und dabei zu begleiten.

nachgefasst: Kirchenreform

Wenn Päpste peinlich werden – Interview mit Michael Seewald (Deutschlandfunk)

Adam war der erste Mensch, Gewissensfreiheit ist des Teufels – manches, was Päpste gelehrt haben, wirkt heute wie Realsatire. „Selbstkritik ist keine katholische Tugend“, sagt der Dogmatiker Michael Seewald, jüngster Theologie-Professor Deutschlands, im Gespräch mit Christiane Florin (@ChristianeFlori).

Aber aus den Fehlern der „Unfehlbaren“ könne man für aktuelle Reformvorhaben etwas lernen – unter anderem, dass vermeintlich ewig gültige Wahrheiten diskret am Wegesrand entsorgt werden können. Seewald sieht in der römisch-katholischen Kirche zwei gegenläufige Tendenzen:

Auf der einen Seite immer wieder den Ruf nach Evangelisierung, der sich auch in diesem Papst-Brief findet, auf der anderen Seite aber den Umstand, dass es der Kirche jenseits der alten Hülsenfloskeln und Formeln immer schwieriger wird zu erklären, was denn an dem, was sie anzubieten hat, jetzt wirklich Evangelium, also frohe Botschaft, sein soll. […] die Not, die eigene Glaubenslehre, so wie sie nun einmal strukturiert ist, als Evangelium auszuweisen, das wird ein immer größeres Problem in der Kirche.

Was ist dann von dem „synodalen Weg“ zu halten, den die Deutsche Bischofskonferenz (DBK) gemeinsam mit dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) beschreiten will? Was soll bei dieser Art von Prozess, bei dieser Art von Gespräch herauskommen? Seewald bleibt realistisch:

Der synodale Weg ist wahrscheinlich eine Maßnahme, um, einfach gesagt, jetzt Druck aus dem Kessel zu nehmen und ich vermute, dass diejenigen, die von der Wirksamkeit dieses synodalen Weges überzeugt sind, das auch aus subjektiv lauteren Motiven sind. […]

Ich kann mir nur schwerlich vorstellen, dass aus diesem synodalen Weg so konkrete Ergebnisse herauskommen, dass es tatsächlich dauerhaft gelingt, die Kirche in Deutschland zu befrieden.

Zölibat: „Unumstößlich erst seit hundert Jahren“ – Interview mit Hubert Wolf (Frankfurter Rundschau)

Die verpflichtende Ehelosigkeit für röm.-kath. Priester sei weder historisch noch theologisch gerechtfertigt, erklärt der Kirchenhistoriker Hubert Wolf im Gespräch mit Joachim Frank. Der Zölibat an sich sei zwar nicht die Ursache für sexuellen Missbrauch, aber eben doch ein erheblicher Risikofaktor. Daraus leite sich fast von selbst die Forderung ab, die zwingende Verbindung von Priestertum und Ehelosigkeit aufzugeben:

[Die] Täter konnten ihre Vergehen gegebenenfalls in die denkbar schlimmste, aber zugleich wirksamste Tarnung hüllen: die Sakralisierung. Sie redeten ihren Opfern ein: „Gott will es!“ Und der Zölibat, der Priester zu scheinbar seraphisch-reinen, asexuellen Wesen macht, stellt potenziellen Tätern genau diesen Tarnumhang bereit.

Zudem können Historiker Hinweise auf sexuellen Missbrauch finden, seitdem wir Quellen über Kleriker und deren Verhalten haben. Die Bezeichnungen mögen sich ändern, auch die Zuordnungen zu bestimmten moralischen Kategorien. Aber sexuelle Übergriffe und sexualisierte Gewalt sind jedenfalls nicht – wie führende Kirchenmänner heute bisweilen behaupten – ein Epiphänomen der sexuellen Revolution und der 68er. Alles andere als das!

Wolf, der gerade ein Buch zum Thema Zölibat veröffentlicht hat, weist darauf hin, dass die kirchliche Obrigkeit erst mit dem Kodex des Kirchenrechts von 1917 die Ehelosigkeit der Priester zu einem unumstößlichen Kirchengesetz gemacht hat – nicht zuletzt aus systemischen Gründen:

Zölibatäre Priester sind leichter zu dirigieren, leichter zu steuern – und leichter zu erpressen. Nicht zuletzt wegen des bekannt hohen Anteils an Zölibatsverstößen. Nach meiner These ist der gesamte Katholizismus mit seinem Machtapparat, wie wir ihn heute kennen, eine Erfindung des 19. Jahrhunderts.

Buntes: #digitaleKirche

Nützliche, gefährliche Helfer – Heinrich Bedford-Strohm (Chrismon)

In seiner Kolumne in der Chrismon (@chrismon_de) weist der EKD-Ratsvorsitzende Bedford-Strohm darauf hin, dass die Risiken der Digitalisierung aus guten Gründen im Zentrum der öffentlichen Debatten stehen.

Ich bin überzeugt, dass wir die Digitalisierung verantwortlich gestalten können. Es braucht dafür allerdings Politiker und zivilgesellschaftliche Akteure, die die technischen Entwicklungen und die Unternehmen, die davon profitieren, wach und kritisch begleiten.

digital + geschlechtergerecht (ksoe)

Mit dem aktuellen Dossier „digital + geschlechtergerecht“ will die Katholische Sozialakademie Österreichs (ksoe) das Verständnis dafür fördern, dass Technologiedebatten immer auch Auseinandersetzungen über Gesellschafts-, Arbeits- und Menschenbilder sind und zentral die Geschlechterverhältnisse betreffen. Denn: Technologie wird genauso durch und in der sozialen Praxis gemacht wie die soziale Dimension von Geschlecht.

Die Beiträge des Dossiers, das als Broschüre bestellt werden kann, aber auch als PDF zum Download zur Verfügung steht, beschäftigen sich etwa mit der Abwärtsspirale der Anzahl der Informatikstudentinnen seit den 1980er-Jahren oder hinterfragen die urbane Digitalisierungsdebatte im Hinblick auf Verteilungs- und Geschlechtergerechtigkeit.

Bibel

Zeugnisreife – Werner Kleine (Dei Verbum)

In seinem „kurzen Essay über die Notwendigkeit, dass aus Jüngern Zeugen werden“, nimmt Werner Kleine (@WernerKleine) die Zeugnisvergabe vor den Sommerferien zum Anlass, der Kirche einen „Blauen Brief“ zu schreiben:

Die Versetzung ist gefährdet. Das Zeugnis, dass der Kirche der Gegenwart von der Öffentlichkeit ausgestellt wird, ist mangelhaft, wenn nicht gar ungenügend. Allzuoft wohl hat sie das Thema verfehlt. Wo Zukunftsweisendes gefordert war, verharrt sie in Vergangenem. Wo Orientierung gesucht wurde, erweist sie sich selbst als orientierungslos.

Kritisiert wird hier mit Rückgriff auf die paulinischen Briefe, dass die Schülerin „Kirche“ uneinsichtig ist und sich als Lehrerin einer Welt wähnt, die sich längst von ihr emanzipiert hat:

In vielen kirchlichen Dokumenten ist immer noch von Nachfolge und Jüngerschaft die Rede. Das ist sicher nicht verkehrt. Es braucht auch heute noch die Zeit des Lernens für jene, die erst am Beginn der Reifung im Glauben stehen. Für diese Zeit des Glaubenlernens in Wort und Tat sind die Evangelien immer noch ein hervorragendes Lernbuch, um Jesus auf seinem Weg hinterherzulaufen.

Und doch muss die Zeit kommen, wo aus Jüngerinnen und Jüngern gereifte Zeuginnen und Zeugen werden, Menschen, die aufhören, sich von Milch zu ernähren, sonder die feste Speise eines Glaubens zu sich nehmen, der sich dem Leben, wie es nun einmal ist, stellt. Solche Zeuginnen und Zeugen des Glaubens könnten Lehrerinnen und Lehrer der Welt sein, deren Wort Gewicht hat, weil sie wirklich etwas zu sagen haben.

Predigt

Vom beschaulichen und tätigen Leben – Johannes Taig (Hospitalkirche Hof)

Es gibt biblische Texte, die im Laufe der Jahrhunderte derart mit fremden Gedanken und Vorstellungen überfrachtet wurden, dass es einige Mühe kostet, ihre ursprüngliche Bedeutung wieder frei zu legen. Die Geschichte von Maria und Marta (im heutigen Tagesevangelium Lk 10, 38-42) gehört dazu.

Pfarrer Johannes Taig führt durch die Rezeptionsgeschichte und stellt verschiedene Deutungen durch die griechische Philosophie, den Mystiker Meister Eckart, das benediktinische „ora et labora“ und Martin Luthers Schrift „Von der Freiheit eines Christenmenschen“ vor. Sein Fazit:

Christliches Handeln entsteht [.] nicht durch christliche Moral, christliche Tugend, christliche Werte, christliche Pflichten, denen sich der Christenmensch im Leben angestrengt und verzweifelt anzunähern versucht, in der Hoffnung, dass Gott ihn vielleicht dafür belohnt mit dem Himmelreich. Christliches Handeln entsteht dadurch, dass der Mensch durch Christus ein anderer Mensch wird, ein Kind Gottes eben. Der gute Baum bringt gute Früchte. Das Kind Gottes tut gute Werke. Das neue Sein bringt das gute Handeln hervor.

Und so erweist sich die Unterscheidung von vita contemplativa und vita activa, von Kontemplation und Aktion, von beschaulichem und tätigem Leben, von Meditation und Engagement, von Gottesschau und tätiger Nächstenliebe nicht als Alternative, sondern als organische Einheit, in der das eine aus dem anderen hervorgeht in unendlicher Folge. Das eine kann ohne das andere nicht sein. Marta und Maria gehören untrennbar zusammen.

Ein guter Satz