Newsletter #LaTdH

#PrayForUkraine – Die #LaTdH vom 27. Februar

Russland weitet seinen Krieg in der Ukraine aus, die Reaktionen der Kirchen sind vielstimmig und verdeutlichen eigene Versäumnisse. Außerdem: Ein evangelischer Missbrauchsfall und ein Urteilsspruch.

Herzlich Willkommen!

„Der Krieg wird nicht mehr erklärt, sondern fortgesetzt“, dichtete Ingeborg Bachmann. Es ist auch am vierten Tag des neuerlichen Überfalls Russlands auf die Ukraine schwer, das Geschehen zu begreifen und zu erklären. Ich glaube, die Ukrainer:innen führen einen gerechten Kampf für die Selbstbestimmung ihres Landes und die Demokratie. Sie sind gezwungen, sich mit Waffengewalt zu verteidigen. Ich glaube auch, dass das Blutvergießen, so schnell es irgend geht, beendet werden muss. Zehntausende Zivilist:innen sind bereits auf der Flucht. Der Krieg, den Russland in die Ukraine trägt, hat seit 2014 schon zu viele Opfer gefordert.

#PrayForUkraine, Beten für die Ukraine, schließt auch ein Gebet für Russland ein: Für all die Menschen, die sich nach Frieden sehnen, die mutig auf die Straße gehen, die, wie wir, selbstbestimmt in Freiheit und Frieden leben wollen. Für die russischen Soldaten, die, ob sie wollen oder nicht, in einem ungerechten Feldzug kämpfen müssen. Für die russische Bevölkerung. Für die russische Regierung, um Einsicht und Umkehr.

Eine gute Woche wünscht
Philipp Greifenstein


Debatte

Am gestrigen Abend wurde bekannt, dass Deutschland sich sowohl an den Einschränkungen des internationalen Zahlungsverkehrs für russische Banken als auch an den Waffenlieferungen an die Ukraine beteiligen wird. Nicht nur wurden dafür Genehmigungen an Estland und die Niederlande erteilt, ursprünglich deutsche Waffen weiterzugeben, direkt aus Beständen der Bundeswehr sollen weitere 1000 Panzerabwehrwaffen und 500 Boden-Luft-Raketen vom Typ Stinger geliefert werden.

Wie schon am Donnerstag überschlugen sich daher am Sonnabend die Meldungen und Kommentare von Beobachter:innen: „Einmalig“ sei dies, „historisch“, „ein Wendepunkt in der Außenpolitik Deutschlands“, eine „Zeitenwende“ (Bundeskanzler Scholz). In den vergangenen Tagen wurde die neuerliche Attacke Russlands auf die Ukraine mit ähnlichen dramatischen Zuschreibungen bedacht. Misstraue den Superlativen! Auch den gutgemeinten.

Und die Kirchen?

Die Ukraine ist ein frommes Land, je nach Region vor allem orthodox und griechisch-katholisch geprägt, und auch auf Seiten des Aggressors Russland spielt die christliche Religion eine große Rolle. Nicht nur, aber auch in der Propaganda des Kreml-Chefs Putin. Erste Reaktionen auf den russischen Angriff haben wir in der Eule am Donnerstag zusammengefasst.

Die deutschen Religionsvertreter:innen äußerten sich im Verlauf des Donnerstages entsetzt. Der Vorsitzende der deutschen römisch-katholischen Bischofskonferenz (DBK), Bischof Georg Bätzing (Limburg), und die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Präses Annette Kurschus (Westfalen), äußerten sich am Nachmittag in einem gemeinsamen Statement:

„Wir sind erschüttert über die aktuelle Entwicklung und rufen die Russische Föderation dazu auf, weitere Aggressionen zu unterlassen. Russland muss die militärischen Angriffe unverzüglich stoppen und die territoriale Integrität der Ukraine vollumfänglich anerkennen. Der Angriff Russlands auf die Ukraine gefährdet das Friedensprojekt Europa.“

Jeder Kommentar von Seiten der Kirchen muss damit beginnen, unmissverständlich Ross und Reiter zu nennen. Ein Anspruch, hinter dem sowohl der EKD-Friedensbeauftragte, Landesbischof Friedrich Kramer (EKM), als auch die Ratsvorsitzende in einer ersten Stellungnahme vom Donnerstagmittag zurückblieben. Andere evangelische, katholische und ökumenische Friedensinitiativen schafften es gar, eine mögliche (und von den NATO-Partnern 2008 zugesagte) Bündnismitgliedschaft der Ukraine als Ursache des Konflikts zu benennen, ohne deutlich zu machen, wer – nämlich Russland – hier einen völkerrechtswidrigen Angriffskrieg führt.

Beschweigen der russischen Aggression – Matthias Rüb, Thomas Jansen (FAZ)

Die schwierige Rolle, die Papst Franziskus im Konflikt spielt, beschreiben in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung Matthias Rüb und Thomas Jansen. Die römische Zurückhaltung liege u.a. im Wunsch des Papstes begründet, recht bald einen (natürlich!) „historischen Besuch“ beim russisch-orthodoxen Patriarchen Kyrill durchzuführen und so die katholisch-orthodoxe Ökumene voranzutreiben. Man sei sich auch sonst einig:

Wladimir Putin wurde in den vergangenen Jahren in kaum einem anderen westlichen Land mit so freundlichen Worten empfangen wie im Vatikan. Dreimal empfing ihn Papst Franziskus bisher, zuletzt im Juli 2019. Auf die Frage, wie er sich das Interesse Putins am Papst erkläre, antwortete Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin damals in einem Interview: „Der Präsident der Russischen Republik gilt als religiöser Mann, und ich denke daher, dass er den Papst als Verkörperung jener Werte betrachtet, die er für sein Leben als wichtig erachtet.“

Der Papst war am Donnerstag abweichend vom diplomatischen Protokoll den russischen Botschafter beim Heiligen Stuhl besuchen und stand auch mit dem ukrainischen Präsidenten in Kontakt. Die ukrainische griechisch-katholische Kirche untersteht dem römisch-katholischen Pontifex, feiert jedoch im byzantischen (alten) Ritus.

Über die komplizierte Melange der politischen Interessen aller in Osteuropa ansässiger Kirchen müssen wir verstärkt diskutieren (und berichten). Das gilt sowohl für die „Ökumene des Hasses“ gegenüber „dem Westen“, religiösen Minderheiten, LGBTQI* und Migranten, an der nicht wenige der religiösen Akteur:innen auf allen Seiten beteiligt sind, als auch für deren berechtigte und den westlichen Beobachter:innen häufig unbekannten Anliegen und Traditionen.

Im evangelischen Magazin zeitzeichen versucht sich Oberkirchenrat Martin Illert, Leiter des Referats Mittel-, Ost und Südosteuropa im EKD-Kirchenamt, an einer Ehrenrettung der russisch-orthodoxen Kirche, die keine „Putin-Kirche“ sei. Sie missglückt, worauf u.a. der WDR-Journalist und EKD-Synodale Arnd Henze (@arndhenze) hinweist:

Die Behauptung des Autoren, die russisch-orthodoxe Kirche habe sich „vernehmlich, klar und eindeutig“ geäußert, stimmt nämlich nur insofern, als die beiden verlinkten Stellungnahmen genau das Gegenteil dessen belegen, was Illert behauptet.

Doch geht es um mehr als die Ausdeutung der Stellungnahmen des Moskauer Patriarchats, es geht auch hier um Transparenz: Illert beklagt, westliche Akteure wöllten mit dem Moskauer Patriarchat „abrechnen“. Dieser „aggressive Ton“ irritiert nicht nur Henze. Ich frage mich vor allem: Wer ist damit gemeint? Wohl eher handelt es sich dabei um eine vorauseilende Schutzbehauptung.

Ohne eine wahrheitsgetreue Bewertung der Positionierung der russisch-orthodoxen Kirche geht es nicht. Nicht, um sie zu verdammen, sondern um für den notwendigen und wichtigen ökumenischen Dialog festen Grund zu finden. Die Ökumene mit den orthodoxen Kirchen leidet a) unter dem Desinteresse weiter Teile der hießigen Christenheit, b) romantischen Fremdzuschreibungen über die Romantik „der Russen“ und c) einer unter-kritischen Betrachtung der politischen Verstrickungen und kulturkämpferischen Ambitionen nicht nur, aber vor allem der russischen Orthodoxie.

WTF?! (13): Der Ukraine-Krieg und die Orthodoxen Kirchen – Im Gespräch mit Regina Elsner (Die Eule)

Über die Rolle der orthodoxen Kirchen im Russland-Ukraine-Konflikt sowie diejenige religiöser Sprache und Bilder in der Propaganda auf beiden Seiten habe ich mit der katholischen Theologin und Osteuropa-Expertin Regina Elsner (@reginaelmo) für den Eule-„WTF?!“-Podcast gesprochen. Eine dreiviertel Stunde, die ich allen Eule-Leser:innen ans Herz lege!

Friedensethik auf dem Prüfstand?

Eine zweite Debatte wird in den vergangenen Tagen verstärkt geführt, nämlich um die friedensethische Positionierung insbesondere der evangelischen Kirche. „Jede Waffenlieferung kostet Leben“, erklärte am Freitag die Vorsitzende der Fachgruppe Rüstungsexporte der Gemeinsamen Konferenz Kirche und Entwicklung (GKKE), Simone Wisotzki, dem epd. Andere Akteur:innen machen sich, insbesondere in den Sozialen Netzwerken, für eine „Neuorientierung“ der Kriegs- und Friedensethik hin zu einer „realistischeren“ Haltung stark.

Auch diese Diskussion, die trotz des Scheiterns des Westens in Afghanistan nicht mit der gebotenen Dringlich- und Gründlichkeit geführt wurde, verdient Differenzierung. Ihren Ausgang muss sie bei den bestehenden Positionierungen nehmen, wie sie z.B. in den Friedensdenkschriften und Synoden-Beschlüssen der vergangenen Jahre dokumentiert sind. In ihnen einen „blinden“, radikalen Pazifismus zu finden, verlangt bereits viel Phantasie. Vielmehr wird in ihnen auf der Geltung des Rechts und dem Vorzug diplomatischer Lösungen sowie der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Zusammenarbeit beharrt. Daran festzuhalten, erscheint mir keine Realitätsverweigerung zu sein, sondern ein Imperativ christlicher Weltgestaltung.

Geradezu bestürzend finde ich, dass Christ:innen und Theolog:innen im Netz Propagandabilder und -Nachrichten in so schneller Schlagzahl teilen, dass eine gründliche Selbstprüfung offenbar ausbleibt, und bei der Beschreibung der Vorgänge auf eine religiös verbrämte martialische Rhetorik zurückgreifen, die ich für völlig unangemessen halte. Diese Äußerungen von Einzelnen stehen insbesondere dem Bemühen der Kirchen entgegen, in dieser schwierigen Zeit Orte des gemeinsamen Betens, Aushaltens und Nachdenkens zu sein.

„Nehmt Flüchtlinge aus den Kriegsgebieten auf“ – Interview mit Pavlo Shvarts von Dariusz Bruncz (evangelisch.de, ewangelicy.pl)

Im Interview bei Dariusz Bruncz vom polnischen evangelischen Medienportal erklärt der Landesbischof der Deutschen Evangelisch-Lutherischen Kirche in der Ukraine (DELKU), Pavlo Shvarts, die Lage insbesondere im Osten der Ukraine rund um die umkämpfte, aber auch an diesem Sonntagmorgen noch freie Stadt Charkiw. Was er für seine Kirche als dringliche Aufgabe dieser Tage sieht, können sich auch die Christen in Deutschland gesagt sein lassen:

Was uns übrig bleibt, ist die Aufrechterhaltung unserer Kontakte, das Gebet und die Koordinierung humanitärer Hilfe.

Hilfe

Neben einer Spende an eines der großen christlichen Hilfswerke, die samt und sonders in der Region aktiv werden, gibt es auch die Möglichkeit, kleine und örtliche Initiativen zu unterstützen. Eine Liste solcher ukrainischer Organisationen hat der Historiker Timothy Snyder angefertigt. Es lohnt sich aber ganz sicher auch der Blick in die unmittelbare Nachbarschaft: Überall im Land finden nicht nur Friedensgebete statt, sondern setzen sich Bürger:innen für sichere Fluchtwege und die humanitäre Hilfe in der Ukraine ein.

„45 % Prozent der Mitglieder der jüdischen Gemeinschaft in Deutschland haben ihre Wurzeln in der Ukraine. Auch deshalb geht die Eskalation des bewaffneten Konfliktes der jüdischen Gemeinschaft hier extrem nah“,

twitterte bereits am Donnerstag die Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland e.V., das „diakonische Werk“ des Zentralrats der Juden in Deutschland. Schwer vorstellbar ist es, dass auch die christlichen Kirchen in Deutschland, in denen ebenfalls zahlreiche Menschen mit (post-)sowjetischer Migrationsgeschichte leben, zu einer solchen deutlichen Diagnose kommen. Vielmehr führen diese Menschen in den großen Kirchen ein Schattendasein. Manchenorts brechen dieser Tage auch Konflikte auf zwischen Menschen, die es mit Russland oder der Ukraine halten.

Nicht allein ihnen zuliebe müssen die Kirchen in Deutschland, auch wider die sich verstärkende veröffentlichte Meinung, festhalten: Auch die Kontakte zu russischen Partnern und vor allem zu den russischen Gemeindegliedern müssen aufrechterhalten werden. Die Russen sind nicht unsere Feinde.

nachgefasst

Das Wirken des Missionars wirft Fragen auf – Benjamin Lassiwe (KNA, Domradio)

Für die Katholische Nachrichten-Agentur (@KNA_Redaktion) berichtet Benjamin Lassiwe (@lassiwe) über einen neuen Missbrauchsfall in der evangelischen Kirche von erheblicher Tragweite:

Der 2011 gestorbene Pastor Klaus Vollmer war bekannt für seine charismatische Frömmigkeit, für leidenschaftliche Predigten und für seine besonderen Fähigkeiten, junge Menschen an die Kirche heranzuführen. Er arbeitete in der Hermannsburger Mission und im Amt für missionarische Dienste der mitgliederstärksten Gliedkirche der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und gründete die Bruderschaft der „Kleinen Brüder vom Kreuz“, aus der 2011 die „Evangelische Geschwisterschaft“ entstand.

Nun stehen Vorwürfe im Raum: Der Pastor […] soll seine Stellung für sexuelle Kontakte zu Mitgliedern der Bruderschaft ausgenutzt und an einer minderjährigen Person mehrfach sexualisierte Gewalt ausgeübt haben.

Der Fall Klaus Vollmer reiht sich in eine lange Liste von Missbrauchsverbrechen ein, die insbesondere charismatischen Führungsfiguren vorgeworfen und bewiesen werden konnten. Ein erneuter Anlass, sich genau solche Sozitäten innerhalb der Kirchen genau anzuschauen.

Für die Landeskirche [Hannovers] hat die Causa Vollmer sogar noch weitere Folgen: Denn der Bericht der bisher einzigen bekannten Person, die von Vollmer als Minderjähriger missbraucht worden sein will, wurde vom Landeskirchenamt nicht vollständig an die Kommission weitergegeben. Deswegen wurden nun disziplinarische Vorermittlungen eingeleitet, die von einer anderen Landeskirche durchgeführt werden. Außerdem sollen externe Fachleute die Vorwürfe zu Versäumnissen und den Hinweis auf Missbrauch weiter untersuchen.

Gottes vergessene Kinder – Jana Stegemann, Annette Zoch und Christina Zühlke (SZ, €)

Für die Süddeutsche Zeitung berichten Jana Stegemann (@JanaStegemann), Annette Zoch und Christina Zühlke (@ChristinaZue) noch einmal über den Kölner Missbrauchsprozess (s. #LaTdH der vergangenen Wochen), in dem der Täter am Freitag zu einer Haftstrafe von zwölf Jahren verurteilt wurde. Die Autorinnen stellen in ihrer ausführlichen Darstellung des Falles und des Prozesses die Schicksale der Betroffenen in vorbildlicher Weise in den Vordergrund.

Peter Grunt kann nicht verstehen, warum niemand aus dem Erzbistum Köln auf ihn und seine Schwester zugekommen ist. „Nach den ganzen Sachen, die bekannt geworden sind, fragt keiner: Brauchen Sie Hilfe? Die Seelsorge, die doch angeblich den Kern der Kirche ausmacht, vermisse ich total.“

Buntes

Sterbehilfevereine halfen bei fast 350 Suiziden (tagesschau.de)

Seitdem das Bundesverfassungsgericht im Jahre 2020 die seit 2015 bestehende gesetzliche Einhegung des assistierten Suizids für nichtig erklärte, ist diese de facto in Deutschland (wieder) möglich. Derzeit bereiten die Abgeordneten des Deutschen Bundestages neue Gesetzesentwürfe vor, die den Ansprüchen der Verfassung und des Verfassungsgerichts genügen sollen (wir berichteten). An einer erneuten Einhegung haben die Sterbehilfevereine kein Interesse:

In Deutschland tätige Sterbehilfe-Organisationen haben im Jahr 2021 in fast 350 Fällen Suizide begleitet oder Assistenz für die Selbsttötung vermittelt. Die „Deutsche Gesellschaft für Humanes Sterben“, „Dignitas Deutschland“ und „Sterbehilfe Deutschland“ stellten entsprechende Zahlen in Berlin vor. Die „Deutsche Gesellschaft für Humanes Sterben“ vermittelte 2021 nach eigenen Angaben 120 Sterbewillige an Sterbehelfer. „Sterbehilfe Deutschland“ tat dies in 129 Fällen, „Dignitas“ in 97.

Woher kommt das Geld für die Woelki-Hochschule in Köln? – Andreas Otto (KNA, Kirche + Leben)

Für die Katholische Nachrichten-Agentur berichtet Andreas Otto über ein weiteres Millionenprojekt des Kölner Erzbischofs Rainer Maria Woelki, das an den Gläubigen des Erzbistums vorbei zu einem Fiasko zu werden droht. Woelki will dieser Tage in sein Erzbistum zurückkehren, wogegen sich erheblicher Widerstand regt.

Inzwischen hat sich erwiesen, dass hier eine Milchmädchenrechnung aufgemacht wurde. Denn der Finanzbedarf der mittlerweile von Sankt Augustin nach Köln verlegten Hochschule, die 65 Studierende im Wintersemester 2020/21 zählte, hat sich verdreifacht. Laut Wirtschaftsplänen des Erzbistums ist der jährliche Finanzbedarf bereits auf über drei Millionen Euro gestiegen (2021: 3,4 Millionen Euro / 2022: 3,2 Millionen Euro).

Derweil hat der noch amtierende Apostolische Administrator und Kölner Weihbischof Rolf Steinhäuser in dieser Woche abermals Handlungsfähigkeit bewiesen:

Priesterbild-Konferenz: Selbstvergewisserung und vage Suche nach Ideen – Roland Juchem (KNA, katholisch.de)

Von der vatikanischen Konferenz über die Zukunft des Priesteramts berichtet Roland Juchem ebenfalls für die KNA. Euphorie über die römischen Besprechungen dürfte bei den auf synodalen Wegen wandelnden Katholik:innen hierzulande nicht aufkommen. Es ist auch bemerkenswert, wie Papst Franziskus schon gleich zu Beginn der Befassung enge Grenzen setzt.

Insgesamt ist eine andere Diskussionskultur spürbar – romanisch statt germanisch-angelsächsisch: Kontroverse Details werden eher nicht öffentlich angesprochen. Viel Selbstvergewisserung katholischen Amtsverständnisses auf Basis antiker Kirchenväter, Thomas von Aquin, des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) und der Päpste seither. Allgemeine Schilderungen deuten allenfalls Nuancen an.

Predigt

In diesen Tagen werden überall im Land Friedensgebete durchgeführt. Material dafür stellt u.a. das Evangelische Zentrum für Gottesdienst und Kirchenmusik Michaeliskloster Hildesheim zur Verfügung. Und auf einen kurzen Predigt-Ratgeber in englischer Sprache weise ich gerne hin: „How to preach Peace (Without Being Tuned Out)“.

Preaching peace (like all preaching) is not a matter of “ought” and “should” but of inviting people to catch a vision of what God intends the world to be. So don’t just “view with alarm” the current drift of things. Preach the great Biblical vision of shalom (see Micah 4: 1-4; Isaiah 65: 17-25; Ezekiel 34: 17-31; Matthew 5:2-16, 38-48; Luke 1:67-79; II Corinthians 5:16-21; Ephesians 2:11-22).

Auch die christliche Verkündigung und Gebete – nach meinem Empfinden sowieso schon einmal voneinander zu trennen – sowie die zahlreichen öffentlichen Solidaritätsbekundungen – Nationalflaggen an Kirchen, ehrlich? – stehen sicherlich in der Gefahr, die Micky Beisenherz (@MickyBeisenherz) für die mediale Öffentlichkeit so beschreibt:

Es ist nur dieser entsetzliche Drang, jedes Gefühl, jede Befindlichkeit zu ikonisieren. Diese Verlockung, ehrliche Betroffenheit instagrammable auszustellen, nur um, und das ist das Schlimme, dem nichts folgen zu lassen.

Dem entgegen wünsche ich mir eine leise Kirche der Nachdenklichkeit, die Trauer und Unruhe nicht überspielt, sondern zu halten vermag. Und eine Kirche des handelnden Betens, die sich nicht an möglichst flippigen Gegenwarts- und Zukunftsdeutungen versucht, sondern die gegenwärtige Not zu lindern versucht. Ich weiß, dass daran viele Christ:innen in diesen Stunden und Tagen hart arbeiten – und in Sorge schlaflose Nächte zubringen. Ihnen gilt unsere Solidarität und tätige Mithilfe.

Ein guter Satz