Foto: masterdesigner (Flickr), CC BY-SA 2.0

Was scherts Dich?!

Die Blogozese wütet über die #Ehefüralle, kein anderes Thema scheint gerade die konservativen Katholiken so zu beschäftigen wie die gesetzliche Gleichstellung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften. Ein Kommentar.

Seit der Bundestag beschlossen hat, die Ehe für gleichgeschlechtliche Paare zu öffnen, bekommen sich konservative Blogger, vor allem katholischerseits, nicht mehr ein. Skandal, schreien sie, Zeter und Mordio! Der Untergang des Abendlandes oder gleich die Apokalpyse werden beschworen.

Argumentativ findet sich noch einmal alles an, was die Debatte in den letzten Jahren schon eklig und lächerlich gemacht hat: Mit der #Ehefüralle wären polygamen Partnerschaften, gar Partnerschaften mit Tieren die Türen geöffnet. Der im Grundgesetz verbürgte Schutz von Ehe und Familie sei hinfällig, weil er jetzt auch gleichgeschlechtliche Paare nebst ihren natürlichen oder adoptierten Kindern umfasst.

Die ganze Werteordnung wäre erschüttert, dadurch dass eine verschwindend geringe Minderheit von Leuten gerne auch mitmachen will. Zur Erinnerung: 2014 gab es in Deutschland 41 000 eingetragene Partnerschaften homosexueller Paare. Es deutet nichts darauf hin, dass Schwule und Lesben heiratswütiger wären als Heterosexuelle.

Vom Gesetzgebungsstand hat Deutschland mit Großbritannien, den USA und Spanien gleichgezogen. In all diesen Ländern ist weder die Gesellschaft, noch der Wertekanon an der Einführung der #Ehefüralle zerbrochen. Es sei denn, man interpretiert den #Brexit oder den Aufstieg Donald Trumps als göttliche Strafe für die Gleichstellung homosexueller Partnerschaften. Soll man sich auf Kosten von Minderheitenrechten um den gesellschaftlichen Zusammenhalt in ohnehin fragmentierten Gesellschaften sorgen?

Mich erinnert all das an ein Spiel von Kindern, zu dem ein weiteres Kind sich dazu gesellt und damit alles verdirbt. Das bisher freudige Spiel scheint plötzlich unmöglich zu sein, bloß weil jemand mitspielen will, den man nicht leiden mag.

Es stellt sich also die Frage, was haben denn die Schwulen und Lesben getan, um den bisher heterosexuellen Verheirateten und Heiratswilligen die Ehe madig zu machen? Nichts weiter, als dass sie eben nicht hetero sind. Sie gehören einfach nicht dazu. Und zwar nicht aus Gründen ihres Verhaltens, sondern weil sie nun einmal so sind, wie sie sind.

In der Spielplatzanalogie: Das hinzukommende Kind wird nicht abgewiesen, weil es vorher Streit gab oder es das Spiel stören will, sondern weil es nicht dazu gehören darf, weil es aus Gründen als Fremdkörper wahrgenommen wird. Für Christen stellt sich die Frage, ob diese Gründe mit dem Evangelium in Einklang zu bringen sind?

Mein Hinweis an die Wütenden ist daher: Geht doch einfach woanders spielen! Was scherts euch?! Wie Felix Neumann auf katholisch.de schon geschrieben hat: „Das Ehesakrament bleibt, was es immer war – und weiterhin werden Christen ihre Ehe christlich leben.“ Die Ehe wird katholischerseits auch weiterhin nur zwischen Mann und Frau geschlossen werden.

Die wütenden katholischen Glaubensgeschwister dürfen beruhigt sein, in ihren heiligen Hallen wird kein Schwulen- oder Lesbenpärchen sich trauen. Es darf daran erinnert werden, dass nicht zuletzt der gegenwärtige Vorsitzende der deutschen Bischofskonferenz Reinhard Marx, von konservativen katholischen Bloggern gerne als Liberaler verunglimpft, sich mehr als deutlich gegen die #Ehefüralle gewandt hat.

Doch vielleicht haben die Wütenden auch den öffentlichen Spielplatz mit ihrem privaten Sandkasten verwechselt? Die Ehe ist ein weltlich Ding und – auch für Katholiken einsichtig – eben nicht nur ein Sakrament der röm.-kath. Kirche, sondern auch eine staatlichen Regulierungen unterworfene Institution. Übrigens nur solange sie mit Vorteilen gegenüber Unverheirateten einher geht. Wer meint, allein bestimmen zu wollen, wer mitspielen darf, der spielt halt zuhause oder in einer stillen Ecke.

Was allerdings am meisten stört und abstößt, ist der unsägliche Ton und Alarmismus, der sich durch die „Diskussionsbeiträge“ zieht. Da wird allenthalben so getan, als ob der Kulturkampf und das Festhalten an ungerechten und überholten Überzeugungen Kern des christlichen Glaubens wäre, und nicht Güte und Langmut.

Egal ob man nun die Gleichstellung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften für eine Sache der Gerechtigkeit hält – wie ich – oder nicht, wir alle sollten über den Mangel an Verständnis und Güte bestürzt sein, der der Debatte so häufig zu Grunde liegt.

Dieser Ton macht uns alle unglaubwürdig über eine so schöne Sache wie die Liebe zwischen Menschen zu reden. Jeder darf zur #Ehefüralle seine Überzeugungen haben und gerne auch behalten: Wer über Liebe spricht, dem sollte man sie abspüren können.