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Was wir sein (lassen) wollen – #LaTdH vom 19. November

Die Links am Tag des Herrn mit epischen Auseinandersetzungen: EKD vs. Zukunft, analog vs. digital, Oury Jalloh vs. Staatsanwaltschaft, pro-Familie vs. pro-Dubia und Zebaoth vs. Zalando. Enjoy!

Debatte

In Bonn tagte die Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland. Neben dem Rückblick auf das Reformationsjubiläum widmeten sich die Synodalen („Kirchenparlamentarier“) dem Thema Zukunft. Viel fand sich dann unter der Binsenwahrheit: Die Jugend ist unserer Zukunft. Deshalb will sich die Synode 2018 ausführlicher mit dem Thema Jugend beschäftigen. Was die Synode außerdem beschlossen hat, steht hier auf der Website der EKD.

Ökumene – was soll das sein? Ein journalistischer Zwischenruf – Christiane Florin (ekd.de)

Einer der Redebeiträge der Synode ist lesenswert: Christiane Florins (@ChristianeFlori, Rezension ihres Buches „Der Weiberaufstand“ in der Eule) „Zwischenruf“ ist Ermahnung und Ermutigung zugleich. Florin geht es um Wertschätzung des Pluralismus, die Katholiken und Evangelen erst lernen (mussten). Die Ökumene des „Sich-gegenseitig-in-Ruhe-lassens“ ist deshalb aus ihrer Perspektive ganz ok.

Ob das institutionelle Gefüge noch passt, ob für die Sinnsucher, von denen in den Zielgruppenanalysen immer die Rede ist, tatsächlich ein Plätzchen frei ist oder ob sie den Betriebsablauf stören – wer diese Frage stellt, bekommt zu hören: Institutionenkritik haben wir hinter uns gelassen. Es geht doch nicht um Gremien und Ämter, es geht um Begeisterung. Die jungen Leute interessieren sich nicht für institutionelle Debatten.

Florin berührt einen letztlich auch auf dieser Synode verschwiegenen Punkt. Dass junge Menschen sich nicht für die Institutionenfragen interessieren, ist ein Vorurteil, das von denjenigen vorgetragen wird, die in den Institutionen das Sagen haben. Das spiegelt auch die Zusammensetzung des Rates der EKD wieder. Wir müssen über die Institutionen reden, über Quoten und das Personal.

Gezerre am Zipfel des Talars – Knut Dahl-Ruddies (Pastorenstückchen)

Knut Dahl-Ruddies (@knuuut), einer der Pfarrer, die schon lange mit diesem Internet zu tun haben, kritisiert die Selbstverständlichkeit, mit der die EKD Forderungen nach Neuaufstellungen aus der Öffentlichkeit begegnet. Auch die Diskussionsbeiträge auf der Synode hätten sich mit zum Teil sinnbefreiter Kritik hervorgetan.

Leider lässt sich die evangelische Kirche gerne vor die Alternative stellen „Lieferheld“ oder „Lieferando“ zu spielen. Ist der Ball einmal angenommen, muss man Leuchtturmprojekte liefern, die mit der Zeit zu Schlaglichtern verkommen, die ihrerseits Schatten auf stillgelegte Kirchtürme werfen. Was also tun? Falsche Frage! Es geht noch nicht einmal um ein Lassen, obwohl selbst das schon viel wäre. Es geht um Hoffen. Hoffen, dass die Einsicht wächst, dass es Orte der Zwecklosigkeit braucht. „Zwecklos aber nicht überflüssig“, das wäre ein überaus treffendes Motto für eine christliche Kirche aufgedruckt auf Fidget-Spinner im Jahre 501 nach der Reformation.

Beziehungsstatus: Es ist kompliziert – Lena Ohm (evangelisch.de)

Jetzt soll es schnell gehen, bis zur Synode 2018 muss die Road-Map für den digitalen Wandel der Evangelischen Kirche stehen. Dazu wird eine Projektgruppe eingesetzt.

Um die Herausforderungen zu meistern, die Jung beschrieben hat, fordert er die Einsetzung eines „Projektteams“, das ein dreiviertel Jahr mit Unterstützung aus der Wissenschaft und anderen Quellen ein Konzept zum Umgang mit den Herausforderungen des digitalen Wandels erarbeiten soll. Dafür ist in dem Antrag ein Budget von 50.000 bis 100.000 Euro veranschlagt. Das Ergebnis dieser Beratungen soll dann auf der Synode 2018 dem Plenum präsentiert werden.

Dringend ein Wörtchen mitsprechen sollten diejenigen, die der Kirche mit der #digitalenKirche seit Jahr und Tag in den Ohren liegen: Z.B. die (bald ehemaligen) EKD-Jugenddeligierten!

Reformationsjubiläum kostet 6,5 Millionen mehr in 2017 – Hanno Terbuyken (evangelisch.de)

Das Reformationsjubiläum kostet – wie erwartet – mehr. Insgesamt hat die Synode gar 12 Millionen Euro freigegeben, falls Bedarf besteht, denn die Krux ist: Mit den 6,5 Millionen sind bei weitem nicht alle möglichen zusätzlichen Kosten abgedeckt. Die Evangelische Kirche ist damit vollständig in der Berliner Republik angekommen, obwohl die Synode in der alten Bundesstadt Bonn stattfand.

Zum Schluss: Binsen und Binnen


Ein Fokus aber auf 4 (vier!) Sachen. Alles in Binsen- und Binnensprache. Das „Kirche neu denken“ fängt in der Sprache an. Dafür braucht es auch institutionell Leute, die anders sprechen, weil sie anders sind.

Randständiges

War es Mord? Dramatische Wende im Fall des Asylbewerbers Oury Jalloh (Monitor, WDR)

In dieser Woche ist in den Fall Oury Jalloh (wir berichteten im Oktober) unerwartet und glücklicherweise neue Bewegung gekommen. Das Magazin Monitor berichtete über die Widersprüche der Ermittlungen zum Tod des Asylbewerbers, der 2005 in Polizeigewahrsam verbrannte.

Dubia an die Dubia-Kardinäle – Paul M. Zulehner (zulehner.wordpress.com)

Der renommierte Pastoraltheologie Paul M. Zulehner zweifelt an den Zweifeln, die vier Kardinäle bezüglich des nach-[familien]-synodalen Schreibens Amoris Laetitia („die Freude der Liebe“) an Papst Franziskus vorgebracht haben. Die vier überspannen ihre Kritik schon den ganzen Sommer über mit immer neuen Anwürfen auf geringer Faktenbasis. Inzwischen wirken sie wie quängelnde Kinder, die vom Aufsichtspersonal hartnäckig ignoriert werden. Zulehner fasst zusammen und ordnet die Dubia („Zweifel“) kirchengeschichtlich und pastoraltheologisch ein.

Katholische Zeitung „Die Tagespost“ auf Sanierungskurs – Josef Bordat (Jobo72’s Weblog)

Bereits seit Anfang des Monats ist klar, dass der bekannteste Blogger der Blogozese (= katholische Blogosphäre) Josef Bordat (Interview in der Eule) zukünftig seltener bloggen wird, weil er das Internetangebot der katholischen Die Tagespost mitverantworten wird. Die Tagespost wird im Print zukünftig nicht mehr zweitägig, sondern wöchentlich erscheinen, also eigentlich eine „Wochenpost“ sein?! Immerhin, hier stellt sich (relativ) unabhängiger Kirchenjournalismus neu auf. Ab Dezember auch online.

Predigt

Predigt am 12. November 2017 (Drittletzter Sonntag des Kirchenjahres) – Roland Herrig (Des Hinterweltlers Predigten)

Eine sehr persönliche Predigt von Pfarrer Roland Herrig, der erst vor kurzem in seine neue Gemeinde in Sebnitz und Umgebung aus Teneriffa gekommen war. Nach einer schlimmen Krebsdiagnose predigt er über die Austreibung der Dämonen bei Lukas 11, 14-23.

Schweigen ist etwas anderes:
Schweigen ist Reden ohne Worte.
Oder Hören auf die Worte eines anderen.
Hiobs Freunde sind zu ihm gekommen und haben eine Woche mit ihm geschwiegen.
Erst als sie ihren Mund aufgetan haben, wurde es Mist.
Weil sie das Falsche geredet haben, den Dämonen zu Munde.
Jesus hat den stummen Dämonen ausgetrieben.
Das ist logisch.
Denn Jesus ist das Wort.
Nicht die Stummheit.
Jesus ist das Wort Gottes, das die Wahrheit zur Sprache bringt.

Ein guter Satz

– Ein wichtiger Hinweis für die kommenden Geschenkeeinkäufe. Von Felix Neumann, ursprünglich als Reaktion auf einen Bock, den Idea geschossen hat.


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