Foto: Philipp Greifenstein

„Wir haben Deutschland nicht erreicht“

Im Gespräch: Pfarrerin Simone Carstens-Kant vom Zentrum Taufe in Lutherstadt Eisleben über die Taufe, Luther und Kritik am Reformationsjubiläum.

Die Taufkirche Martin Luthers in Eisleben wurde bis 2012 aufwendig restauriert und zum Zentrum Taufe umgestaltet. Seit fünf Jahren widmet sich die Arbeit in und um die Kirche dem Thema Taufe und auch das Reformationsjubiläum zieht Besucher aus aller Welt an.

Eule: Wer sich das Zentrum Taufe anschaut, der stellt fest: Das ist ja eine Kirche!

Carstens-Kant: Genau. Und das war uns von Anfang an wichtig, dass es schon baulich kein Tagungszentrum oder gar noch ein Luthermuseum wird, sondern als Kirchenraum bestehen bleibt, in dem eine Gemeinde zuhause ist, in dem Gottesdienst gefeiert wird. Die Petrikirche steht am Taufort Luthers. Das ist für uns der Aufhänger, um über die Taufe zu sprechen und es nicht allein mit Luther bewenden zu lassen.

Eule: Welche Rückmeldungen bekommen Sie von den Besuchern der Kirche?

Carstens-Kant: Die meisten sind sehr überrascht, in diesem alten Kirchengemäuer dann eine so moderne Gestaltung zu finden. Die Menschen melden uns zurück, dass sie den Raum als sehr offen und hell empfinden und ganz deutlich das Gefühl haben, dass hier auch Raum für Ruhe und Spiritualität ist.

Zentrum Taufe, Petrikirche in Lutherstadt Eisleben, Foto: Philipp Greifenstein

Eule: Am deutlichsten unterscheidet sich der Kirchenraum durch den Taufbrunnen von anderen evangelischen Kirchen.

Carstens-Kant: Ja, der Taufbrunnen ist für viele Besucher erst einmal befremdlich. Ich erlebe da auch immer wieder zuerst witzig gemeinte Sprüche, die auf Distanz deuten lassen, wie „Soll ich dich da mal reinschubsen?“. Im Gespräch wird dann aber die Bedeutung des Taufbrunnes sehr schnell verstanden und auch wertgeschätzt.

Eule: Als Beobachter erlebe ich vor allem drei Arbeitsbereiche des Zentrums: die Taufe als Kasus, Bildungsarbeit mit Gruppen und die Betreuung von Touristen. Hat die gelebte Realität da die ursprüngliche Konzeption eingeholt?

Carstens-Kant: Das kann man schon so sagen. In den fünf Jahren seit Einrichtung des Zentrums Taufe haben sich 53 Menschen im Taufbrunnen taufen lassen, dazu kommen vielleicht noch einmal so viele Taufen am Taufbecken. Die Kasualien nehmen also schon einen großen Teil der Arbeit ein. Zwischen der Bildungsarbeit und der Betreuung der Touristengruppen gibt es viele Überschneidungen, weil es schon unser Anspruch ist – das geht auch unseren Ehrenamtlichen so -, dass wir mit den Besuchergruppen ins Gespräch kommen wollen.

Eule: Worüber wird dann gesprochen?

Carstens-Kant: Wir knüpfen bei der eigenen Taufe an. Noch vor wenigen Jahren war es so, dass viele Besucher zur eigenen Taufe wenig zu sagen hatten. Heute aber erlebe ich, dass viele sich ihrer Taufe intensiver erinnern: An den Ort ihrer Taufe, ihren Tauf- oder Konfirmationsspruch. Dieser Ort bringt das Gespräch über die eigene Taufe ins Laufen.

Eule: Das Taufgedächtnis spielt hier, aber auch anderswo in der evangelischen Kirche eine viel größere Rolle als vor ein paar Jahren, auch in den Gottesdiensten.

Carstens-Kant: Ja, ich finde das eine sehr gute Entwicklung. Es ist auch gut lutherisch, dass man sich seiner Taufe immer wieder vergewissert. Manchmal wird kritisiert, dass die Tauferinnerungen ja reines Ritual seien. Ich meine: Die evangelische Kirche hat lange diese sichtbaren Zeichen vernachlässigt oder besser gesagt, ihrer Zeichenhaftigkeit beraubt, indem der Verstand angesprochen wurde, aber das Gefühl außen vor blieb. Solche Rituale wie die Tauferinnerung, z.B. durch ein Kreuzeszeichen mit Wasser auf Stirn oder Hand, machen auch ohne Worte spürbar, worum es geht.

Eule: Ist das nicht reichlich katholisch so eine Abwendung vom Wort?

Carstens-Kant: Das Wort steht ja neben dem Zeichen. Wir sollten uns davor hüten, alles zu zerreden. Es gibt dieses Sprichwort: „Erzähle mir und ich vergesse. Zeige mir und ich erinnere mich. Lass es mich tun und ich verstehe.“ Auch Luther hat immer wieder davon geschrieben, dass die Taufe gelebt werden will, dass man sich von der eigenen Taufe einholen lassen soll. Die Tauferinnerungen sind dafür Zeichen, dass viele Menschen heute danach ein Bedürfnis haben.

Eule: Im Taufbrunnen wird durch Untertauchen getauft, das ist für evangelische Landeskirchen untypisch. Wodurch erklären Sie sich die Anziehungskraft der Ganzkörpertaufe?

Carstens-Kant: Wir wollten von vornherein einen Ort schaffen, an dem sich Menschen durch Untertauchen taufen lassen können. Nicht im Freibad, nicht am See, nein, in einer klassischen Kirche. Dabei geht es nicht um einen von vielen Seiten befürchteten „Tauftourismus“. Den wollen wir nicht, und das ist so auch nicht eingetreten. Wohl aber wenden sich Menschen an uns, die bewusst so getauft werden wollen. Sie verbinden damit ein stärkeres Erleben des Taufgeschehens.

Blick in den Taufbrunnen, Foto: Philipp Greifenstein

Eule: Also „Der alte Adam wird ersäuft …“?

Carstens-Kant: Ja, durchaus. Durch das Untertauchen wird deutlich, dass das Wasser auch eine todbringende Seite hat, das Auftauchen wird dann als sehr intensiv erlebt. Wir vertrauen da der Stärke des alten Rituals, das die frühe Christenheit praktizierte. Das hat nichts mit Nachmachen der Freikirchen zu tun. Auch Luther betont an mehreren Stellen, dass es gut wäre, den Täufling ganz unterzutauchen.

Eule: Die Taufe wird hier sehr häufig in eigenen Taufgottesdiensten gefeiert, wie sieht es da mit der Gemeindeanbindung aus?

Carstens-Kant: Das stimmt. Wenn wir Anfragen bekommen, frage ich immer gleich zurück, ob nicht der Pfarrer der Heimatgemeinde die Taufe durchführen kann, zwei Drittel der Täuflinge stammen nicht aus unserer Region. Und dann laden wir auch die Gemeinden mit ein, schlagen z.B. vor, daraus einen Gemeindeausflug nach Eisleben zu machen.

Eule: Die Taufe wird dennoch, nicht nur hier, sehr häufig als Familienfest gesehen und begangen.

Carstens-Kant: Es gibt natürlich Menschen, die zu ihrer Ortsgemeinde keine oder nur schwache Bindung haben, die sich aber gerne hier taufen lassen wollen. Ich halte es da mit Christian Grethlein, der sagt, dass auch die Familien eine Gemeinde sind. „Und sie ließen sich taufen mit ihrem ganzen Haus …“, heißt es ja auch in der Apostelgeschichte. Dennoch ist mir die Taufe im Gemeindegottesdienst lieber.

Eule: Bei Erwachsenentaufen steht das Bekenntnis schon stärker im Blickpunkt als bei der Taufe von Kindern. Gehört so ein Bekenntnis nicht in die Öffentlichkeit?

Carstens-Kant: Das ist für mich vor allem die Frage danach, wie mit der eigenen Taufe dann gelebt wird. Wie sieht christliches Bekennen heute aus? Vor kurzem habe ich eine Frau getauft, die meinte, für ihre Tauffeier – übrigens eine ökumenische – würden der katholische Kollege und ich zureichen. Dann aber hat sich ihre Familie wider Erwarten so sehr dafür interessiert, dass wir schließlich mit zwanzig Leuten Gottesdienst gefeiert haben. Das öffentliche Bekenntnis ist ja nicht auf den Taufgottesdienst beschränkt, es nimmt dort lediglich seinen Anfang.

Eule: Wird die Taufe als Familienfest nicht irgendwie zum reinen Event?

Carstens-Kant: Das ist ein Vorwurf, den ich sehr häufig gehört habe. Ich kann das nicht wirklich nachvollziehen. Die Taufe ist ja wirklich ein besonderer Anlass, den man auch besonders feiern sollte. Ich merke auch, dass diese besondere Form der Taufe Menschen tief berührt. Täuflinge und Gemeinde, und mich selbst auch jedes Mal wieder.

Blick in den Altarraum mit Taufbrunnen, Foto: Philipp Greifenstein

Eule: Die Touristen kommen natürlich wegen Luther.

Carstens-Kant: Das ist auch gut so. Es gibt ja auch nur eine Taufkirche Luthers. Für Luther-Touristen in Eisleben ist das Zentrum Taufe eine Station zwischen Geburts- und Sterbehaus. Unser Anspruch ist, mit den Besuchern über die Taufe an sich ins Gespräch zu kommen. Das fällt bei Seminaren und der Arbeit mit Schulklassen und anderen Gruppen natürlich leicht. Natürlich verknüpfen wir mit Luther, aber es geht sehr schnell auch darum, was die Taufe uns heute bedeutet.

Eule: Der Besucherstrom hat sich auf Grund des Reformationsjubiläums stark erhöht. Sind Sie zufrieden?

Carstens-Kant: Am Jubiläum selbst gibt es schon viel zu kritisieren, mit unserem Beitrag aber sind wir vor Ort sehr glücklich. Auch die Besucherzahlen sind hoch, wir haben inzwischen über 70 000 Besucher hier gehabt.

Eule: Die EKD sagt ja inzwischen, wir sollten nicht zu sehr auf die Zahlen schauen. Allerdings hat sie damit auch angefangen.

Carstens-Kant: Zahlen können natürlich über vieles hinweg täuschen. Es ist ja so, dass es Teile des Jubiläumsprogramms gab, die nicht so funktioniert haben. Ich schaue aber auf die Reformationsdekade sehr positiv zurück. Ohne diese zehn Jahre hätten wir viele Menschen nicht für die Reformation und ihre Geschichte interessieren können.

Eule: Es gibt ja zur Zeit reichlich Kritik am Jubiläum, zuletzt von Friedrich Schorlemmer und Christian Wolff vorgebracht. In ihrer Denkschrift schreiben die beiden in ihrer Diagnose der evangelischen Kirche auch, dass Kasualien ihr Gewicht in der Biographie vieler Menschen einbüßen.

Carstens-Kant: Ich kann das für den Ausschnitt meiner Arbeit hier nicht bestätigen. Vielleicht doch für die Bestattungen. Da fehlt uns ein Stück weit der Zugang zu sagen, warum der Verstorbene kirchlich bestattet werden sollte. Bei der Taufe erlebe ich, dass sie für die Menschen, mit denen wir hier arbeiten, große Bedeutung hat.

Was die Kritik am Reformationsjubiläum angeht, finde ich es schade, dass wir nicht schon viel früher damit angefangen haben, da wären wir vielleicht bei ganz anderen Zielen gelandet. Das ist meine Kritik: Wir hätten eigentlich immer wieder schon mal vorher gucken müssen, Mensch, wo läuft’s denn falsch oder wo sind wir dabei in so eine Gigantomanie hineinzurutschen.

Eule: Wer ist denn nun Schuld daran, dass es nicht läuft, wie man sich das gedacht hat?

Carstens-Kant: Es ist kein einzelner schuld daran, sondern die Wahrnehmung verschiedener Menschen ist vielleicht nicht klar genug gewesen. Die Vernetzung hat nicht gut funktioniert, nach allen Seiten hin. Ich habe schon von Anfang an gesagt: Es ist gut, dass wir ein schönes Fest feiern. Durch die Reformation ist ja wirklich viel in Bewegung gekommen. Aber lasst uns nicht vergessen, dass Kirche immer auch einen sozialen Auftrag hat. Und da ist, finde ich, zu wenig gemacht worden. Zu viel gefeiert, zu wenig innovativ gehandelt.

Eule: Dann reden wir aber schon über Wittenberg?

Carstens-Kant: Ich war 2011 bei einer Tagung in Wittenberg und da wurde eine Powerpoint-Präsentation gezeigt: Mitten in der völlig schwarzen Erde breitet sich langsam, erst als winziger Punkt, dann als umfassendes Glänzen ein Licht über den Globus aus. Der winzige Punkt war Wittenberg. Da hab ich mir gesagt: Die haben da wohl Wittenberg mit Bethlehem verwechselt. Und in meiner Erinnerung haben damals auch die Wittenberger selbst gefragt, was das eigentlich soll.

Eule: Also ist am Ende doch die EKD schuld?

Carstens-Kant: Ich kann es nur mit dem „wir“ sagen. Wer da jetzt konkret verantwortlich ist, wo einfach Weichen nicht rechtzeitig gestellt wurden, weiß ich nicht –  ich hätte mir von Anfang an gewünscht, mehr in die Ecken zu schauen, wo Reformation bisher nichts bewegt.

Eule: Was wäre da möglich gewesen?

Carstens-Kant: Zum Beispiel die Einrichtung einer Ausbildung, die Menschen der Kirche stärker befähigt, an soziale Brennpunkte zu gehen. Nicht gleich mit der Bibel in der Hand, aber schon als Kirche erkennbar zu werden.

Eule: Diese Menschen gibt es ja in der evangelischen Kirche schon. Das sind gleichzeitig die Leute, die sich seit zehn Jahren fragen, was das eigentlich soll. Die schreiben natürlich keine Kritik-Manifeste.

Carstens-Kant: Das hätte dem Jubiläum gut zu Gesicht gestanden, mehr in diesen Bereich zu investieren. Das soziale Gefälle wird auch in meiner Wahrnehmung immer stärker. Ein Beispiel:

In Wittenberg kam jetzt während des Reformationssommers ein Mann zu uns ins Bugenhagenhaus, dem es ganz offensichtlich nicht gut ging. Er war krank und bedürftig. Weil er es zu Fuß nicht mehr schaffte, habe ich ihn nach Hause gefahren. In ein Viertel, bei dem ich mich gefragt habe, ob die Bewohner in diesem Sommer überhaupt mal in ihrer schmucken Innenstadt waren, ob die etwas vom Trubel des Reformationssommers mitbekommen haben. Und ich habe mich gefragt, ob denn wir Menschen, die den Reformationssommer gefeiert haben, auch nach solchen Menschen gefragt haben, ob wir sie überhaupt wahrnehmen. Die haben wir nicht erreicht, weil wir sie überhaupt nicht in den Blick genommen haben.

Eule: Kritik kommt jetzt auch von Leuten, die ja den Schlamassel selbst zu verantworten haben. Sie müssten sich eigentlich selbst kritisieren, nicht wirklich verstanden zu haben, was diese Gesellschaft bewegt. In den letzten zehn Jahren hat sich in Deutschland ja viel getan.

Carstens-Kant: Wir haben Deutschland letztlich als EKD nicht erreicht. Ich stehe dazu, dass ich selbst die Sprache der Menschen in den Sozialwohnungsgebieten nicht spreche. Ich kann das nicht. Es gibt aber Menschen, die das können. Deshalb sage ich, dass man Menschen, die diese Gabe haben, stärker hätte ausrüsten müssen. Das heißt ja nicht, dass es das andere nicht geben darf: die Events und die Touristen. Ich bin hier in den Touristengruppen immer als Pfarrerin aufgetreten. Und das haben die auch gemerkt. Diese unterschiedlichen Gaben zu nutzen, das wäre wichtig gewesen.

Eule: Dafür ist es jetzt recht spät, oder?

Carstens-Kant: Nein, das kann man immer noch korrigieren. Man kann ja sagen: Das haben wir jetzt gelernt. Jetzt unternehmen wir etwas in diese Richtung. Dazu gehört aber, sich auch einzugestehen, dass zumindest die beiden großen Kirchen Gemeinschaften des Bildungsbürgertums sind. Das sind halt auch die, die noch in den Gottesdienst kommen. Wir haben da wirklich große Gruppen verloren. Die Frage ist, ob wir sie jemals hatten.

Eule: Das Reformationsjubiläum ist auch zum großen Teil ein bildungsbürgerliches Event. Da gibt es ja auch viele Anknüpfungspunkte: Reformation als Bildungsgeschehen und so. Ich frage mich: Was hat man denn erwartet? Wenn man bisher nur an die Bildungsbürger adressiert, wie sollte das ausgerechnet beim Jubiläum anders sein?

Abendveranstaltung beim Reformationssommer, Foto: Martin Jehnichen für r2017

Carstens-Kant: Ich befürchte, dass man es gar nicht gewollt hat. Sonst hätte man ja deutlich anders agiert. Resignation? Vielleicht. Ideenlosigkeit? Vielleicht auch die. Schlimmer: Gewohnheit und Sicherheiten.

Eule: Ich finde manche Kritik deshalb ärgerlich, weil sie alle Veranstaltungen und Orte in einen Topf wirft. Es gibt ja örtliche Unterschiede. Hier in Eisleben wurde z.B. nichts gebaut, wofür man nach dem Fest keine Verwendung hat.

Carstens-Kant: Ja, das stimmt. Die beiden Museen sind auch von der Größenordnung angemessen und das Zentrum Taufe hat eine Aufgabe, die über 2017 hinaus geht. Das Zentrum ist auch eine der Früchte der Reformationsdekade, aber bewusst eben nicht auf das Jubiläum ausgerichtet, sondern auf ein anderes großes Thema, die Taufe eben.

Eule: Das war beim Reformationssommer in Wittenberg anders …

Carstens-Kant: Das hätte alles eine Nummer kleiner sein können und immer noch gereicht. Ich habe gehört, dass das auch die große Trauer in Wittenberg ist, dass die vielen Besucher eben nicht auf die Weltausstellung, sondern in die Kirchen und in die festen Ausstellungen gegangen sind. Diese Gigantomanie bleibt ein Problem, mit dem wir uns noch lange beschäftigen werden.

Eule: Es klingt verschiedentlich auch an, dass man hätte wissen können, dass so etwas in der ostdeutschen Provinz eben nicht geht.

Carstens-Kant: Ich finde es eine große Gefahr, das Dilemma mit dem entkirchlichten Osten zu erklären. Wir haben ja das Reformationsjubiläum nicht allein für Mitteldeutschland gefeiert, sondern für ganz Deutschland. Man kann sich ja auch mal fragen, wo bei den Großveranstaltungen die evangelischen Christen aus den alten Bundesländern waren. Margot Käßmann hat recht: Viele haben sich die Weltausstellung in Wittenberg entgehen lassen. Und wenn man von 500 000 Gästen geredet hat, waren auch die Menschen aus Westdeutschland gemeint.

Innenraum des Zentrum Taufe, Foto: Philipp Greifenstein

Eule: Den Gigantomanie-Schuh müssen sich nicht alle anziehen. In Eisleben nicht und in Eisenach auf der Wartburg nicht und auch in Wittenberg selbst sind ja viele Sachen sehr erfolgreich.

Carstens-Kant: Wir sind hier jedenfalls sehr zufrieden. Kommen Sie gerne weiter nach Eisleben! Wir hoffen auch, dass 2018 noch Menschen kommen, denen 2017 vielleicht zu viel Trubel war. Mit dem Zentrum Taufe wird es auch nach dem Jubiläum so weiter gehen wie bisher. Die Kirche bleibt stehen. Und es hat sich auch bei Gemeinden und Schulen rumgesprochen, dass es hier einen Ort gibt, um am Thema Taufe und natürlich auch über Luther zu arbeiten.

Eule: Weil es einen thematischen Schwerpunkt gibt, anders als beim Jubiläum?

Carstens-Kant: Ich denke schon. Die Taufe ist ein Thema, das es bis zum letzten Tag unserer Erde geben wird.


(Die Fragen stellte Philipp Greifenstein.)