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Zeit für eine Unterbrechung?

Die Evangelisch-lutherische Landeskirche Hannovers hat eine App herausgebracht – XRCS. Was verbirgt sich hinter den vier rätselhaften Buchstaben?

XRCS ist die neue App aus der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers. Dass sich hinter diesem Namen eine christliche App verbirgt, weiß nur, wer zum Beispiel in den Sozialen Netzwerken schon von dieser App gehört hat. XRCS verbindet die Jahrhunderte alte Tradition christlicher Spiritualität mit schlichtem, modernem Design.

Die Kombination von Tradition und Moderne wird auch schon im Namen deutlich, XRCS steht für exercise, also Übungen. Gemeint sind Jahrhunderte alte geistliche Übungen, sogenannte Exerzitien. Die App bietet zwei Modi, einen intensiveren Exerzitienmodus und einen Inspirationsmodus mit kurzen Denkanstößen.

„Wo nimmst du Gottes Gegenwart wahr?“

Damit bietet sie, sowohl ein Angebot für Kenner christlicher Spiritualität, als auch etwas für Menschen, die vorher noch keinen Kontakt mit christlicher Spiritualität hatten. Entwickelt wurde die App von Rainer Koch in Zusammenarbeit mit der Agentur gobasil und Kirche2. Sie ist Teil des Themenjahres „Zeit für Freiräume“ der hannoverschen Landeskirche.

Bild: Screenshot XRCS-App

Im Exerzitien-Modus können die Nutzer bei den dreimal am Tag angebotenen Übungen die Intensität und Dauer jeweils auswählen. Dadurch können auch Menschen, mit einem unregelmäßigen Tagesablauf haben, die Exerzitien mitmachen. Während der Übungen rät die App, den Flugmodus einzuschalten, zeigt die verbleibende Zeit an und gibt Denkanstöße wie zum Beispiel: „Wo nimmst du Gottes Gegenwart wahr?“ Leider kann man während der Übung den Bildschirm nicht dunkel schalten ohne die Übung zu unterbrechen.

Im Inspirationsmodus bietet die App dem Nutzer ein- bis dreimal täglich eine Frage zum Nachdenken, wie z.B. „Wann hast du zuletzt dein Glück in vollen Zügen genossen?“ Manche Fragen haben auch einen direkten Bezug zu einer Bibelstelle, wie z.B. „Ist alles möglich? (Markus 9,23)“. Besonders an der App XRCS ist, dass sie ein spirituelles Angebot bietet, das flexibel und dennoch kontinuierlich ist und es so auch vielbeschäftigten Menschen ermöglicht, regelmäßig eine kurze Auszeit mitten im Alltag zu nehmen.

Die meisten Apps sind immer verfügbar. Laden dazu ein, deutlich mehr Zeit mit ihnen zu verbringen, als man vor hatte und unterbrechen einen mit einer lauten Push-Benachrichtigung. XRCS ist da anders, nach einer Inspiration oder Übung zeigt sie „Ich melde mich wieder bei dir. Bis dahin.“ an und ist bis zur nächsten Meldung nicht verwendbar. Ihre Push-Benachrichtigungen sind mit der Frage „Zeit für eine kurze Unterbrechung?“ auch auffallend unaufdringlich.

Dieses besondere Eigenschaft der App ist gleichzeitig ein Vor- und Nachteil, denn auch wenn der Inspirationsmodus mit nur einer Minute pro Inspiration wirklich wenig Zeit beansprucht, die Benachrichtigung der App lässt sich auch sehr einfach ignorieren. Aber wenn man die Benachrichtigung der App ignoriert, dann schafft man sich ja auf eine gewisse Art auch einen Freiraum, was der Intention der App entspricht.

XRCS im Alltag

Und wie fühlt sich XRCS im Alltag an? Als ich von XRCS gelesen habe, habe ich die App gleich installiert. Sie passte einfach perfekt zu meinem Neujahrsvorsatz, mir mehr Auszeiten zu gönnen und mehr Zeit mit Gott zu verbringen.

Seit mittlerweile zwei Wochen nutze ich die App und habe in der Zeit sowohl den Exerzitienmodus, als auch den Inspirationsmodus getestet. An den ersten Tagen gab es technische Schwierigkeiten. Seit dem letzten Update meldet sich die App aber zuverlässig dreimal am Tag bei mir.

Häufig tippe ich auf die Benachrichtigung, wenn ich im Zug sitze, auf jemanden warte oder an der Kasse stehe. Also in Zeiten, in denen ich sonst eher selten einen Denkanstoß oder die Stille suche. Mir gefällt es, dass ich selbst im Exerzitienmodus flexibel bin und die Dauer der Übung jeweils so wählen kann, wie es in mein aktuelles Zeitbudget passt.

XRCS bereichert meinen Alltag auf eine angenehme und unaufdringliche Weise. Außerdem ist XRCS endlich eine christliche App, die ich auch anderen Menschen weiterempfehlen kann, ohne dass mir das Design peinlich ist. Oder wie Hannes Leitlein (@hannesleitlein) schreibt: