200 x Osterjubel – Die #LaTdH vom 2. Mai

Was sagen die Reaktionen auf das Gewaltverbrechen im Oberlinhaus über Ableismus in der Gesellschaft? Außerdem: Das (vorläufige) Ende eines Streits, orthodoxes Osterfeuer & Wein-Flaschen zum 200. #LaTdH-Jubiläum.

Herzlich Willkommen!

Wenn ich mal wieder „dran“ bin mit der Zusammenstellung der „Links am Tag des Herrn“ (#LaTdH), werde ich meist am Montag mit einer freundlichen Mail von der Eule-Redaktion daran erinnert, dies sei nun „meine Woche“. Einerseits ist das gutes Gefühl, aus der ganz eigenen Sicht auf Kirche(n) und Theologie, Politik und Zeitgeschehen aktuelle Lesetipps vorstellen und einordnen zu dürfen!

Andererseits bedeutet das aber häufig auch die „Qual der Wahl“ zu haben, aus der Vielzahl von aktuellen kirchenpolitischen Themen und theologischen Streitfragen die Beiträge herauszusuchen, die neue Perspektiven eröffnen und den Horizont über die eigene Tradition hinaus erweitern – bei mir selbst und bei den Leser:innen.

Dass das auch bei den nächsten 200 #LaTdH gelingen möge, wünscht Ihnen und sich

Ihr Thomas Wystrach


Debatte

Am Mittwochabend sind im Thusnelda-von-Saldern-Haus in Potsdam, einer Einrichtung des Vereins @Oberlinhaus, der dem Diakonischen Werk Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz angeschlossen ist, fünf Menschen mit Behinderung Opfer einer Tötungsserie geworden, vier von ihnen starben. Tatverdächtig ist eine langjährige Pflegemitarbeiterin der Wohnstätte für Körper- und Mehrfachbehinderungen.

Vier Menschen sind tot, der Ableismus lebt – Raul Krauthausen (Die Neue Norm)

Während die genauen Hintergründe der Tat noch untersucht werden müssen, kritisiert Raul Krauthausen (@raulde) in seinem Beitrag für Die Neue Norm – Das Magazin für Disability Mainstreaming (@DieNeueNorm) die typische Reaktion von Politik und Medien, in ihren Statements nach solchen Gewalttaten die „aufopferungsvolle Pflege“ und „außerordentlich engagierte Mitarbeiter:innen“ in der jeweiligen Einrichtung zu betonen:

Wenn es um die Arbeit mit Menschen mit Behinderung geht, benutzen Menschen ohne Behinderung rasch paternalistische Superlative – als wäre es eine Art „Mission Impossible“ und keine Dienstleistung. Es wird fast ausschließlich über sie gesprochen, und nicht mit ihnen. Polizei, Politik, Pflegepersonal, Pfarrer. Dabei hat unser Mitgefühl den Betroffenen, Angehörigen und Nahestehenden nach dieser schrecklichen Tat zu gelten.

Krauthausen, Aktivist für Inklusion und Barrierefreiheit, stellt sich „nicht erst seit heute“ Fragen zu strukturellen Problemen dieser Wohnformen und wie viel Ableismus (Behindertenfeindlichkeit) in ihnen steckt:

Es handelt sich also um Sonderwelten, um Parallelgesellschaften. Sie trennen. Sie schaffen angesichts mangelnder Selbstbestimmung und fast totaler Abhängigkeit ein Klima, in dem Gewalt leichter entstehen kann als anderswo. Ob diese „Einrichtungen“ immer das Richtige für Menschen sind, die dort nur landen, weil sie mit einer Behinderung leben, dahinter muss ein riesiges Fragezeichen gesetzt werden. (…)

Solche Einrichtungen bergen strukturell gesehen ein Potenzial für Ungutes. Daher müssen wir uns mehr Gedanken darüber machen, wie es für Menschen mit Behinderung andere Perspektiven geben kann. Wie Ableismus besser bekämpft werden kann. Und wie wir es schaffen, in Tagen wie diesen den Fokus auf die Opfer zu richten.

Tötung von behinderten Menschen im Wohnheim: Handeln statt Blumensträuße! (ISL e. V.)

Die Interessenvertretung Selbstbestimmt Leben in Deutschland (@ISL_eV) fordert in einer Pressemitteilung, statt Beileidsbekundungen und Blumensträußen sei „endlich entschlossenes politisches Handeln und Konsequenzen“ erforderlich, um gegen Behindertenfeindlichkeit und Gewalt in Einrichtungen vorzugehen:

Stattdessen wird heruntergespielt, auf Überforderung des Pflegepersonals und deren Schuldunfähigkeit spekuliert sowie im Euthanasie-Duktus von „Erlösung“ durch die Beschuldigte gesprochen.

Das Einnehmen der Täter*innen-Perspektive entwertet das Leben derjenigen Menschen, die von der Gesellschaft behindert werden – in diesen Einrichtungen. Wer die Opfer waren, wird nicht thematisiert. Werden diese Morde von der Wohlfahrtsstruktur billigend in Kauf genommen und warum wird dies von den Medien nicht kritisch genug hinterfragt?

In der tageszeitung (@tazgezwitscher) greift Linda Gerner (@Linda__Gerner) die medienkritischen Reaktionen auf die Berichterstattung über ableistische Gewalttaten auf:

Die geeignetste Möglichkeit, wie Redaktionen einen sensibleren Themenumgang in Bezug auf Menschen mit Behinderung bekommen können und sie als selbstverständliche In­ter­view­part­ne­r*in­nen für vielfältige Themen einbeziehen und Klischees in ihren Artikeln verringern könnten, ist, den Zugang für Menschen mit Behinderung in den Journalismus zu erleichtern. Doch bereits in der Ausbildung gibt es Probleme. Etwa ist an Jour­na­lis­t*in­nen­schu­len das Lernmaterial bislang nicht barrierefrei, Menschen mit Behinderung werden dort bislang kaum ausgebildet.

Die ISL stellt in ihrer Broschüre „Ableismus erkennen und begegnen“ Strategien zur Stärkung von Selbsthilfepotenzialen vor.

nachgefasst

„Worüber Stefan Oster und Johanna Rahner streiten“ hatte Philipp Greifenstein (@rockToamna) bereits in der Eule zusammengefasst und als Teil einer Debatte über die Rollen von Theologie und Journalismus in der römisch-katholischen Kirche eingeordnet. Während die Tübinger Dogmatikerin in der ZEIT-Beilage Christ &Welt am vergangenen Donnerstag unter der Überschrift „Der Bischof als Agitator“ nachlegte und den Passauer Oberhirten zum „Gang nach Canossa“ bzw. einer Entschuldigung von der „Cathedra der Bischofskirche“ aufforderte, äußerten sich viele KollegInnen solidarisch, etwa der Neutestamentler Gerd Häfner („Reizwort und Machtwort“) oder der Fundamentaltheologe Gregor Maria Hoff („Apostolischer Rassismus“).

Der Bischof und die Professorin – Werner Kleine (Dei Verbum)

In seinem Beitrag über „neutestamentliche Wegweisungen aus der ekklesialen Sackgasse“ bei Dei Verbum (@Verbum_Dei) sah Werner Kleine (@WernerKleine) die Situation zwischen Rahner und Oster am vergangenen Dienstag als „verfahren“ an. Bereits der Apostel Paulus habe in seinen Auseinandersetzungen mit der Gemeinde Korinth lernen müssen, dass …

… eine Kirche, deren Führungspersonal immer wieder auf der eigenen Autorität beharrt, (.) sich ebenso in einer Sackgasse (befindet), wie eine Kirche, deren Erneuerungspotential sich im Volke Gottes mit vollmundigen Forderungen erschöpft, ohne dass ein neuer Weg gegangen wird.

Über Jahrhunderte hinweg konnte der sich so stetig perpetuierende Konflikt mit Mitteln weltlicher Macht klein gehalten werden: Wer nicht spurte, wurde eben ausgeschlossen, abgeurteilt und gerichtet. Die Bedrohung der eigenen Existenz zeitigte nur allzu oft die gewünschten Folgen. Das geht eben heute nicht mehr. Die Menschen gehen einfach.

Woman is the N**** of the World – Norbert Bauer (Theosalon)

Norbert Bauer (@no_bauer), Leiter der Kölner Karl-Rahner-Akademie, erinnert die Debatte über Rahners „R-Wort“ an den Streit um einen Protestsong von John Lennon, in dem ebenfalls Diskriminierung und Rassismus, Frauen und „N-Wort“, zusammengedacht wurden. Nicht zuletzt deswegen, weil auch 1972 die gewünschte Wirkung nicht erzielt wurde.

Auch wenn die beiden Begriffe sachdienliche Hinweise liefern, verhindern sie erst mal die erhoffte Diskussion. Das scheint bei Bätzing und Oster klammheimliche Freude auszulösen. Statt über die katholische Diskriminierung von Frauen sprechen zu müssen, tun sie alles dafür, dass nur über den Begriff Rassismus diskutiert wird.

Der Passauer Bischof fragt „welche Effekte produziert man mit einer solchen Verwendung des Begriffes ‚Rassismus‘ bei den Menschen, die tatsächlich Opfer von Rassismus sind?“ Er könnte auch mal drüber nachdenken, welchen Effekt die katholische Diskriminierung der Frauen auf den weltweiten Kampf um Gleichberechtigung hat. Und welche Rolle die Kirche dabei spielt.

Voraussetzung: Verbale Abrüstung – Interview mit Pater Bernd Hagenkord SJ (Kirchenzeitung der Diözese Linz) 

Pater Bernd Hagenkord SJ (@BerndHagenkord), geistlicher Begleiter des „Synodalen Wegs“ (@DerSynodaleWeg), plädierte im Interview mit der Kirchenzeitung der Diözese Linz für „verbale Abrüstung“:

Die Nerven liegen blank, der Ton wird rauer und statt einer Debatte prallen Unbeweglichkeiten aufeinander. Dabei ist in der Synodalen Versammlung die überwiegende Mehrheit der Delegierten daran interessiert, konstruktiv Struktur und Inhalt des kirchlichen Lebens für die Zukunft zu gestalten. Aber es gibt auch die Extreme, die schnell von Spaltung sprechen. Das ist laut, kommt vor allem von außerhalb Deutschlands, wird aber hier von interessierter Seite wiederholt.

Den Streit beilegen – Gemeinsame Erklärung von Prof. Johanna Rahner und Bischof Oster (stefan-oster.de)

Am Freitagvormittag dann wurde überraschend eine „Gemeinsame Erklärung“ auf der Website des Bischofs veröffentlicht, mit der Stefan Oster und Johanna Rahner deutlich machen wollten, „dass auch in einer erhitzten Atmosphäre medialer Konfrontationen immer noch ein ehrliches Gespräch möglich“ sei.

„Den Streit beilegen“ sollen insbesondere diese Klarstellungen:

Johanna Rahner räumt ein, den Rassismus-Begriff in eine angespannte kirchliche Debatte eingebracht und an einer bestimmten Stelle zugespitzt formuliert zu haben. (…)

Johanna Rahner zieht den angeschärften Begriff des ‚Rassismus‘ für die Debatte um Frauenrechte in der Kirche zurück und entschuldigt sich für den, in einer emotional aufgeladenen Atmosphäre in ‚Christ und Welt‘ erhobenen Verdacht, Stefan Oster habe ihre Äußerungen absichtlich falsch wiedergegeben.

Stefan Oster räumt ein, den Vorwurf des Rassismus medial verkürzt aufgenommen und auf sich selbst und andere bezogen weitergedacht zu haben. (…)

Stefan Oster entschuldigt sich für die verkürzte Rezeption des theologischen Vortrags und bedauert, Johanna Rahners Stellung als katholische Theologin hinterfragt und sie damit zusätzlich zu öffentlichen Klarstellungen genötigt zu haben.

Es fällt auf, dass weder die bischöfliche Medienschelte noch die Anfragen an die Wissenschaftsfreiheit der Theologie erwähnt werden. Auf der „zwischenmenschlichen Ebene“ mag der Streit beigelegt sein, die Frage nach der Gleichberechtigung von Frauen in der römisch-katholischen Kirche wurde ausgespart – ein Punktsieg für Oster?

Gute Katholiken sollten nicht päpstlicher sein als der Papst – Michael Seewald (Christ in der Gegenwart)

Der Katechismus der Katholischen Kirche von 1992 ist ein lehramtliches Superdokument, ein Markstein des wahrhaft Katholischen? Wer das glaubt, verkenne das Selbstverständnis dieses Buches und erliege einem Irrtum mit Blick auf seinen Inhalt, schreibt Michael Seewald in der heutigen Ausgabe des Christ in der Gegenwart (@ChristGegenwart).

Während er bei der theologischen Bewertung eines „gerechten Krieges“ zu Recht auf friedensethische Lehrveränderungen durch Papst Franziskus verweisen kann, weist seine Argumentation für ein vergleichbares Reformpotential in der Frage der Frauenordination erhebliche Schwachstellen auf.

In der Tat, die Frage der Frauenordination wird lehramtlich nicht als geoffenbart, sondern als „notwendig mit der Offenbarung zusammenhängend“ eingestuft. Und „was unter einem Dogma genau zu verstehen sei“, hat das Erste Vatikanische Konzil zwar erklärt, seine These, …

… das Zweite Vatikanische Konzil (habe), obwohl es den Begriff des Dogmas meidet und in seiner Offenbarungstheologie andere Akzente setzt, an dieser Festlegung nicht gerüttelt, …

… ist aber nicht haltbar. Seewald behauptet:

Ob dieser Bereich überhaupt Gegenstand unfehlbaren Lehrens sein kann, war bis zum Pontifikat Johannes Pauls II. und ist bis heute umstritten. Wer gar meint, beim Nein zur Frauenordination handle es sich um ein Dogma, hat nicht die Tradition der Kirche auf seiner Seite, sondern lediglich den Katechismus von 1992 – und damit eine Tradition, die noch keine 30 Jahre alt ist.

Mögliche Zweifel an dem vom Lehramt so verstandenen definitiven Charakter hat Rom immer wieder zurückgewiesen. In seinem Apostolischen Schreiben „Ordinatio sacerdotalis“ hatte Papst Johannes Paul II. 1994 festgehalten:

Damit also jeder Zweifel bezüglich der bedeutenden Angelegenheit, die die göttliche Verfassung der Kirche selbst betrifft, beseitigt wird, erkläre ich kraft meines Amtes, die Brüder zu stärken (vgl. Lk 22,32), daß die Kirche keinerlei Vollmacht hat, Frauen die Priesterweihe zu spenden, und daß sich alle Gläubigen der Kirche endgültig an diese Entscheidung zu halten haben.

Damit hat er genau jene Unfehlbarkeit in Anspruch genommen, die das Zweite Vatikanische Konzil in der Dogmatischen Konstitution „Lumen Gentium“ in Kapitel III behauptet hat: 

Diese Unfehlbarkeit, mit welcher der göttliche Erlöser seine Kirche bei der Definierung einer Glaubens- und Sittenlehre ausgestattet sehen wollte, reicht so weit wie die Hinterlage der göttlichen Offenbarung, welche rein bewahrt und getreulich ausgelegt werden muß, es erfordert.

Dieser Unfehlbarkeit erfreut sich der Bischof von Rom, das Haupt des Bischofskollegiums, kraft seines Amtes, wenn er als oberster Hirt und Lehrer aller Christgläubigen, der seine Brüder im Glauben stärkt (vgl. Lk 22,32), eine Glaubens- oder Sittenlehre in einem endgültigen Akt verkündet.

Seewald ist hier zu kurz gesprungen – er scheut vor dem Angriff auf das Erste und Zweite Vatikanische Konzil zurück. Den um Kirchenreform bemühten Menschen in der römisch-katholischen Kirche ist aber nicht geholfen, wenn ihnen immer wieder falsche Hoffnungen gemacht werden, als könne es innerhalb des römisch-katholischen Systems eine Chance auf Frauenordination geben. 

Buntes

Maria: Kraftquelle für unser soziales Engagement – Iris Jilka, Susanne Lehner, Maria Moucka-Löffler, Sandra Schlager (kfb OÖ)

Der „Marienmonat“ Mai hat begonnen! Die Arbeitsgruppe #frauenverdienenmehr! der Katholischen Frauenbewegung Oberösterreich hat einen Vorschlag für eine Neugestaltung der traditionellen Maiandachten erarbeitet, in dem Maria als „Kraftquelle für unser soziales Engagement“ – gerade in der Corona-Krise, in der Frauen besonders betroffen sind – vorgestellt wird:

Das Magnifikat preist Gott als solidarischen und gerechten Gott, dessen Eingreifen den Niedrigen und Hungernden gilt. Die Weltordnung wird auf den Kopf gestellt und Partei für diejenigen, denen Unrecht geschieht, ergriffen.

Corona-Ostern in der orthodoxen Kirche: Kommunion als Infektionsrisiko? – Interview mit Elias Haslwanter (Domradio)

Aufgrund der nicht mitvollzogenen Gregorianischen Kalenderreform des 16. Jahrhunderts feiern die orthodoxen Christ:innen erst heute Ostern. Seit dem Beginn der Corona-Pandemie gibt es auch in den Kirchen der Orthodoxie Hygienekonzepte und Diskussionen, ob der Kommunionempfang zum Ansteckungsrisiko wird.

Elias Haslwanter, Assistent am Lehrstuhl für Liturgiewissenschaft und Sakramententheologie der Universität Wien und Mitherausgeber des Buches „Gottesdienst auf eigene Gefahr? Die Feier der Liturgie in der Zeit von Covid-19“, erläutert im Interview mit dem @domradio die Hintergründe:

Im orthodoxen Raum wird das eucharistische konsekrierte Brot in den Kelch hineingetan, in einen großen Kelch, der genug an Volumen für konsekrierten Wein und konsekriertes Brot hat. Dann wird das auch noch mit heißem Wasser, dem Zeon, vermengt. Die Hitze soll so die Fülle des Heiligen Geistes symbolisieren.

Aus diesem „Gemisch“ wird dann dem Kommunikanten mit einem Löffel die Kommunion direkt in den Mund gereicht. Die Diskussion entbrennt dann genau daran, dass es nämlich oft nur ein einziger Kommunionlöffel für alle Kommunikanten ist und es beim Reichen der Kommunion nicht selten zu Berührungen kommt. (…)

Nach orthodoxer Auffassung birgt die Kommunion sowieso keine Gefahr der Übertragung. Es können keine Bakterien, keine Viren und keine Krankheiten übertragen werden, weil es sich ja um Leib und Blut Christi handelt.

Und hier aktuelle, bewegte Bilder vom wundersamen Entzünden des Heiligen Feuers in der Grabeskirche in Jerusalem vom gestrigen (orthodoxen) Karsamstag:

Der Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK) hat kirchliche Autoritäten dazu aufgefordert, während der globalen Impfkampagne zur Bekämpfung der COVID-19-Pandemie Menschen zum Thema Impfung aufzuklären und sich für gleiche Behandlung bei der Immunisierung einzusetzen.

Auch Bundesgesundheitsminister Jens Spahn will die Kirchen und anderen Religionsgemeinschaften als #impfluencer in die Werbekampagne für Corona-Schutzimpfungen einbeziehen. Christian Wolff (@Chriwo49) fragt in seinem Blog nach der „Botschaft“ der Pandemie und den Konsequenzen für Gesundheit und Sozialpolitik, Umweltschutz, Bildung und Kultur. Von den Kirchen erwartet er „Deutung und Zukunftsgestaltung statt Rückkehr zur Normalität“.

Theologie

Ein Tausendsassa: Erinnerungen an einen leidenschaftlichen Theologen und Netzwerker – Christoph Markschies (zeitzeichen)

In seinem Beitrag für zeitzeichen (@zeitzeichenNET) erinnert der evangelische Theologe und Präsident der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Christoph Markschies (@markschies), an seinen vor 170 Jahren geborenen Vorgänger, den Kirchenhistoriker Adolf von Harnack – und formuliert wenig verklausuliert auch Erwartungen an die Rolle der theologischen Wissenschaft heute:

Harnack hielt Theologie und Wissenschaftspolitik zusammen, er verband Theologie und säkulare Wissenschaft, er kombinierte seine Netzwerke in Wirtschaft und Politik mit einem staunenswerten sozialen Engagement, weil er im Kern ein sehr frommer Mann war. Morgens hielt mit einer Sammlung von Lutherpredigten seines Vaters Hausandacht und wanderte regelmäßig mit Kindern wie Enkeln Choräle singend über Friedhöfe zu den Gräbern der Verstorbenen. (…)

An ihn zu erinnern, gibt Hoffnung, dass die Theologie in der späten Neuzeit nicht aus den Wissenschaftsinstitutionen verschwinden muss, sondern Theologie bleiben und trotzdem wertvolle Impulse für das ganze Wissenschaftssystem geben kann.

Predigt

„Ich bin der Weinstock – ihr seid die Flaschen?“: Von der Freiheit der Abhängigkeit – Angelika Paulitsch (Diözese Linz)

Ein Titel aus dem Kirchenkabarett kommt Angelika Paulitsch, Leitende Pfarrseelsorgerin im Bistum Linz, bei der Auslegung des heutigen Tagesevangeliums (Joh 15, 1-8) in den Sinn. Die Bildrede von Jesus als Weinstock und seinen Jünger:innen als Reben, denen für ihre Treue „reiche Früchte“ verheißen werden, im Falle verdorrter Zweige aber auch mit dem Feuer gedroht zu werden scheint, klingt für heutige Ohren anstößig.

Wenn Jesus sich selber als Weinstock bezeichnet und uns als seine Reben, dann bietet er uns an, unsere Kraft-Quelle, unsere Lebensquelle zu sein, aus der wir unsere Energie beziehen können. Das funktioniert aber nur, wenn wir an ihm hängen bleiben. Um noch einmal auf das Bild von den Reben und den Flaschen zu kommen: Reben können unmittelbar aus der Quelle trinken, in der Menge, in der sie es brauchen. Die Nährstoffe, die der Weinstock aus der Erde nimmt, teilt er selbstverständlich mit seinen Reben. Flaschen hingegen werden befüllt. Sie werden nicht gefragt, wann, wie oft, womit und wie viel.

Ein guter Satz


Liebe #LaTdH-Leser:innen,

mit dieser Ausgabe der „Links am Tag des Herrn“ ist ein rundes Maß voll: Die 200. Ausgabe der #LaTdH markieren für uns einen langen Weg. Vor fast vier Jahren, am 18. Juni 2017, erschienen die ersten #LaTdH. Seitdem sind sie gewachsen: An Umfang, an Tiefe, und sie haben an Resonanz gewonnen. Zum Jubiläum darum ein herzliches Dankeschön allen #LaTdH-Leser:innen und Newsletter-Abonnent:innen und besonders den #LaTdH-Autor:innen, die uns über diese lange Zeit bis hierher begleitet haben: Jacqueline Bohrmann, Daniel Fetzer, Philipp Greifenstein, Eva Katharina Kramer-Well und Thomas Wystrach.

Der Sonntag ist ein besonderer Tag. Als Tag der Erinnerung an die Auferstehung Christi sortiert er den restlichen Alltag. An Sonntagen erscheint das Zeitgeschehen in einem anderen Licht. Neue Perspektiven wagen, an Debatten und Diskussionen dran bleiben, Abseitiges entdecken – all das wollen wir in den #LaTdH weiterhin versuchen. Dafür benötigen wir die Unterstützung unserer Leser:innen, mit einem Eule-Abo – ab 3 € im Monat – lässt sich das leicht bewerkstelligen.

Wir wünschen Ihnen einen frohen Sonntag!
Die Eule-Redaktion