#GroKo, na logo? – Die #LaTdH vom 4. Februar
Wir haben uns daran gewöhnt, dass Politiker sondieren, wird jetzt koaliert? Was sagen die Kirchen dazu? Außerdem: Viel #digitaleKirche, Biblisches & ein Filmtipp.
Debatte
Das wünscht sich die Kirche von der GroKo – Gabriele Höfling (katholisch.de)
Auf katholisch.de hat Gabriele Höfling (@EleHoefling) einen ganzen Katalog von Forderungen und Anfragen aus der röm.-kath. Kirche an die koalitionsverhandelnden Parteien zusammengetragen. Der Bund der Katholischen Jugend (BDKJ) und der Bund der katholischen Unternehmer (BKU) wünschen sich z.B. mehr Augenmerk auf das Thema Umwelt. Besonders intensiv wird der Kompromiss zum Familiennachzug, der diese Woche „bekannt“ wurde, gleich von mehreren Stimmen kritisiert:
Bereits am Montag sagte [Caritas-]Präsident Peter Neher: „Ein Land wie Deutschland kann die Aufnahme und Integration schutzsuchender Menschen in einer wesentlich höheren Größenordnung gut meistern.“ Diese „willkürliche und viel zu niedrige Grenze“ trenne Familien die durch das Grundgesetz und die Europäische Menschenrechtskonvention geschützt seien. Zudem sei unklar, nach welchen Kriterien die monatliche Auswahl getroffen werden sollte. Der Vertreter der Deutschen Bischofskonferenz in Berlin, Prälat Jüsten, sieht es als „untragbare Härte, wenn Familien auf unabsehbare Zeit getrennt werden.“ Einen „Skandal“ nennt der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki die Entscheidung.
„Miteinander zu reden ist allemal besser als den Kontakt abzubrechen“, … – Heinrich Bedford-Strohm (Facebook)
… meint der Ratsvorsitzende der EKD, der bayerische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm (@landesbischof), auf Facebook. Er war als Gast bei der SPD-Fraktion des Bayerischen Landtags – also unter Freunden. Aus seinem Aufruf zu Dialog über die wichtigen Zukunftsfragen in Europa lässt sich auch eine deutliche Präferenz für das Zustandekommen einer neuen Großen Koalition herauslesen:
Man muss sich immer fragen: was passiert, wenn wir aus Frust über die Positionen der anderen die Beziehungen kappen. Wird den verletzlichen Menschen, deren Anwälte wir als Christen sind, dadurch mehr geholfen? Oder wird nichts besser, sondern Manches eher schlechter? Diese Frage, die man analog auch für die gegenwärtigen Koalitionsverhandlungen stellen kann und muss, ist aus meiner Sicht auch eine ethische Frage. Denn die Frage zu welcher Gelegenheit ich mühsam Kompromisse suche und wann ich klare Kante zeigen muss, kann sich ethisch ja nicht daran entscheiden, ob ich mich persönlich dabei gut fühle, sondern nur daran, wie dem ethisch wertvollen Anliegen am besten gedient ist …
Die Übergangsregierung – Bernd Rheinberg (Salonkolumnisten)
Bei den Salonkolumnisten (@Salonkolumnist) wirft Bernd Rheinberg (@BerndRheinberg) schon einmal einen Blick in die Zukunft jenseits der #GroKo, welcher er nur eine kurze Lebensdauer prophezeit. Denn die politische Mitte strebt in Deutschland wieder auseinander, gefragt sind große Erzählungen (Narrativ, ick hör dir trapsen ..) und eine Suche nach erfrischenden Antworten an den Rändern.
Nachdem viele Jahre fast alle Parteien in die politische Mitte drängten, sind nun in Gesellschaft und Politik Fliehkräfte zu bemerken, die die großen Parteien wieder auseinandertreiben, um ein Zerreißen zu verhindern. Dies geht einher mit einem Generationenwechsel bei CDU und SPD, was den Umkehrschub von zentripetal zu zentrifugal verstärkt.
„Zentripetal“ bedeutet „nach Innen strebend“, und ist laut Rheinberg jetzt nicht mehr in. „Zentrifugal“ heißt, wir rennen alle auseinander. Genau davor warnt der Ratsvorsitzende. Schrecklich ist das natürlich nur für diejenigen, die Wahrheit ausschließlich in der Mitte vermuten. Was gegen die schlimmsten Extreme und üble Erzählungen schon immer geholfen hat, ist eine andere Art des „Zentripetalismus“: Eine Innerlichkeit, die sich nicht allein auf sich selbst verlässt.
Randständiges
Sex und Macht in der Kirche – Carola Scherf (pastoracara.wordpress.com)
Die #Metoo-Bewegung betrifft nicht nur die Filmbranche, aus der sie hervorgegangen ist und von wo aus sie auch immer wieder neu aufflammt, auch anderweitig sind Stimmen zu hören. In den Kirchenkreisen ist diese Debatte abgeändert worden in #ChurchToo. Denn Kirchens kann davor die Augen nicht verschließen, auch wenn man den Eindruck gewinnen kann, dass sie es teilweise noch tut. In der vergangenen Woche haben wir in der Eule hier und hier zum Thema berichtet.
Carola Scherf (@PastoraCara) blickt auf #Metoo als Sichtbarmachung von Machtverhältnissen und Sexismus als Ausdruck von Macht, die nicht nur in einem Geschlecht zu verorten ist.
Er [Sexismus] ist in Männern wie Frauen sehr tief verankert. Und daher kann er sich auch sehr gut auswirken, wenn ihm Raum dazu gegeben wird. Ich möchte an dieser Stelle Folgendes ausdrücklich nicht sagen: Dass Frauen sexistisches Verhalten oder gar sexualisierte Gewalt provozieren und sich entsprechend anders verhalten müssen, so wie es in der #Metoo-Diskussion vielfach gegen Frauen verwendet worden ist. Ich möchte darauf aufmerksam machen, dass Frauen (und auch Männer) es schwer haben, aus diesem Tanz von Sex und Macht auszusteigen.
Fernsehwochenvorschau: „Kreuz ohne Haken“ – Tilmann P. Gangloff (evangelisch.de)
Auf evangelisch.de empfiehlt Tilman P. Gangloff unter anderem eine Dokumentation über Pfarrer und Gemeinden, die auf Grund ihres Engagements für Flüchtlinge und gegen Rechts Angriffen aus der rechtsextremen Szene bis hin zu Anschlägen ausgesetzt sind. Die Doku „Kreuz ohne Haken“ läuft am Dienstag, 6. Februar auf 3Sat um 23:10 Uhr.
Mitten in der Nacht wird ein Pfarrer in der Nähe von Aachen niedergeschlagen. Pfarrer Charles Cervigne ist dafür bekannt, dass er sich seit Jahren um Geflüchtete kümmert und auch Kirchenasyl organisiert. […] Als die Flüchtlingswelle ihren Höhepunkt hatte, wird Cervigne massiv von rechten Schlägern angefeindet und bedroht, dieses Mal machen sie ernst. An seiner Haustür wird er niedergeknüppelt. Ohne Spuren zu hinterlassen tauchen die Täter ab. Der Angriff ruft die Gemeindeglieder auf den Plan. Sie organisieren sich, um das Pfarrhaus zu bewachen und ihren Pfarrer zu beschützen. Charles Cervigne lässt sich nicht beirren: „Wenn wir die Gnade Gottes erwarten, müssen wir Menschen erst einmal anfangen, selbst gnädig untereinander zu sein.“
So geht Social Media im Gemeindealltag – Carola Scherf (nordkirche.de)
Und noch ein Text von Carola Scherf (@PastoraCara): Noch immer ist die große Frage, wie #digitaleKirche funktionieren kann, und warum sie überhaupt nötig ist. Bei der Nordkirche schreibt die Pfarrerin, warum sie bloggt, twittert, sich in den Sozialen Medien tummelt, und wie sie das in den Gemeindealltag integrieren kann. Ein Text zum Ausdrucken für all diejenigen, die von #digitaleKirche noch überhaupt keine Vorstellung haben.
Wenn ich Menschen mit dem, was ich sage und zeige, erreichen will, muss es kurz sein. KURZ! Und prägnant. Wenige Worte und emotionale Szenen müssen direkt in Kopf und Herz gehen. Die Regel lautet immer: Bild schlägt Text. Also: nicht so viele Worte machen.
Theologe entwickelt Handy-App für Konfi-Unterricht – Sandro Serafin (pro-medienmagazin)
Die Kirchen scheinen sich den Aufruf nach #digitaleKirche zu Herzen genommen zu haben. Ein Team um Thomas Ebinger (@Thomas_Ebinger) hat im Auftrag der EKD eine App für den Konfi-Unterricht mit vielfachen Funktionen entwickelt. Ob das den Konfi-Unterricht wirklich aufblühen lässt? Hilft es ihnen auch über die Konfi-Zeit hinaus mit dem Gelernten, Diskutierten und Erfahrenen vertraut zu bleiben?
Die Anwendung hat zahlreiche Funktionen: Die Jugendlichen können die komplette Bibel und wichtige theologische Texte, wie etwa das Glaubensbekenntnis, digital herunterladen und lesen. Außerdem können sie innerhalb ihrer Gruppe über die App kommunizieren und sich in ein digitales Tagebuch eintragen. Ein Kalender erinnert sie darüber hinaus an ihre wichtigsten Termine.
Eigentlich wird das im Blickfeld #digitaleKirche hiervon eindeutig übertroffen. Die ICF-Gemeinde in Zürich nimmt jetzt auch Spenden in Bitcoins an. Von der Krypto-Währung zur Krypto-Kirche?
Bibel
Rezension: Wilfried Härle, Von Christus beauftragt – Lars Peinemann (nthk)
Vom emeritierten Professor für Systematische Theologie Wilfried Härle stammt ein neues Buch zur Frauenordination, in dem er zuerst einmal ein „biblisches Plädoyer“ für die Ordination bzw. Priesterweihe von Frauen liefern will. Lars Peinemann hat das Buch für das Netzwerk Theologie in der Kirche (@nthk_de) besprochen.
Der zweite Teil des Buches ist leider deutlich weniger exegetisch geprägt. Nach Hinweisen zum Unterschied zwischen alttestamentlichem Priesterbegriff und der christlichen Gemeinde wird das allgemeine Priestertum in erster Linie aus den Schriften Martin Luthers hergeleitet. Dies ist nicht grundsätzlich abzulehnen, kommt aber dem Anspruch des Buches, ein biblisches Plädoyer zu sein, nur noch bedingt nach.
Zum Thema der Weihe von Frauen in der röm.-kath. Kirche kann man natürlich weiterhin zum Buch von Christiane Florin (@ChristianeFlori) greifen: „Der Weiberaufstand“, Rezension hier in der Eule.
Ein guter Satz
And ye shall not use these words to be an ass.
— Elizabeth Casey (@wflowersblog) February 3, 2018
„Und ihr sollt diese Worte nicht nutzen, um euch wie Ärsche aufzuführen“
– Antwort auf die Frage: „Wenn Du der Bibel einen Satz hinzufügen könntest, wie würde er lauten?“
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