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Eingeladen – Die #LaTdH vom 18. Februar

Die AfD wird zum Katholikentag geladen. Außerdem: Eine Razzia, eine Politik-Diskussion und ein göttliches Wesen in der Fastenzeit.

Puh … in dieser Woche fällt die Unterscheidung zwischen wichtiger Debatte und weiteren Meldungen besonders schwer, selten hat „Randständiges“ als Zuschreibung so wenig gestimmt wie an diesem Sonntag. Trotzdem:

Debatte

Katholikentag: Grüne kritisieren Einladung eines AfD-Sprechers – Christof Haverkamp (Kirche + Leben)

Auf dem kommenden Katholikentag in Frankfurt darf ein Vertreter der AfD auf einem Podium Platz nehmen. Das Thema der Veranstaltung lautet: „Nun sag‘, wie hältst Du’s mit der Religion?“ und geladen ist Volker Münz, der religionspolitische Sprecher der AfD-Bundestagsfraktion.

ZdK-Präsident Thomas Sternberg hatte mehrfach betont, Katholikentage hätten niemals Parteien eingeladen, sondern Personen. Weil die AfD mittlerweile im Bundestag sitze, sei der kirchenpolitische Sprecher eingeladen worden: »Die AfD darf keine Gelegenheit bekommen, sich als Märtyrer zu inszenieren«, hatte Sternberg der »Zeit«-Beilage »Christ und Welt« gesagt.

In der Argumentation des ZdK-Präsidenten – so nachvollziehbar und löblich sie sei – gibt es zwei riesen Löcher:

1) Hat sich der vorausgegangene Katholikentag in Leipzig bewusst gegen die Teilnahme von AfD-Politikern entschieden. Katholikentage also haben zumindest schon einmal Parteien ausgeladen.

2) Wenn es nicht darum ginge, aus jeder Bundestagsfraktion eine(n) Vertreter(in) zum Thema zu haben, dann käme man bei diesem Thema wohl nicht auf Münz, der bisher völlig unauffällig geblieben ist und wohl kaum auf Grund irgendeiner angenommenen Kompetenz oder Prominenz eingeladen wird. Dass er kommen darf, liegt an seinem Fraktions-Sprecherposten. Der Unterschied zwischen Einzelperson und Parteienvertreter ist nicht haltbar.

AfD-Vertreter zum Katholikentag in Münster eingeladen (katholisch.de)

Nachvollziehbar ist natürlich der Wunsch der Organisatoren zu verhindern, dass sich die AfD in eine Opferrolle begeben könnte. Allerdings gibt es natürlich kein Recht darauf, auf Podien eingeladen zu werden. Und, ob mit Rechten geredet werden muss, darüber kann man trefflich streiten. ZdK-Präsident Sternberg schiebt außerdem noch nach:

„Auf dem Katholikentag haben Sprüche wie ‚Der Islam gehört nicht zu Deutschland‘ oder ‚Der Islam ist keine Religion‘ nichts verloren.“

Mit einem AfD-Vertreter auf der Bühne wird das ein frommer Wunsch bleiben, genauso wie der, dass dieses Nischenproblem mit der AfD andere wichtigere Botschaften des Katholikentages nicht aus den Nachrichten verdrängen möge.

Volker Münz gehört wohl augenscheinlich nicht zu den völkischen Esoterikern, die sich der AfD immer mehr bemächtigen, wenngleich er die Erfurter Erklärung der Völkischen um Björn Höcke unterzeichnet hat. In seinen (für AfD-Verhältnisse vergleichsweise spärlich bespielten) Social-Media-Profilen preist er sich für die Teilnahme am National Prayer Breakfest inkl. Donald Trump und erweckt den Eindruck dazu persönlich eingeladen worden zu sein (er war Teil einer Bundestagsdelegation auf Besuch beim US-Kongress) und für die Ablehnung türkischer Imame, die für ihn allesamt türkische Agenten sind, solange sie von der Ditib bezahlt werden. Ansonsten liked und teilt er im Netz das, was von der AfD-Führung gemocht wird: Also auch deren „flüchtlingskritische“ Haltung inkl. des Vorwurfs, die Bundesregierung betreibe ständigen Rechtsbruch.

Gehört die AfD jetzt doch auf den Katholikentag? – Thomas Sternberg im Interview (Christ & Welt)

Das ganze Interview mit Thomas Sternberg, geführt von Hannes Leitlein (@hannesleitlein) und Raoul Löbbert (@RaoulLoebbert). Darin auch:

Frage: Der kirchenpolitische Sprecher der AfD heißt Volker Münz. Kennen Sie ihn?

Sternberg: Nein.

Frage: Haben Sie und das ZdK sich vorab über seine politische Vita informiert?

Sternberg: Nein, bis jetzt noch nicht.

Frage: Volker Münz sitzt als engagierter Christ im Gemeinderat seiner Gemeinde in Göppingen. Außerdem ist er nach eigenen Angaben Mitglied eines Tempelritter-Ordens. Und Unterzeichner der Erfurter Resolution, er gehört also dem national-konservativen Kreis um Björn Höcke an.

Sternberg: Mag sein.

Und dann wäre da noch:

Randständiges

Razzia bei Lothar König – Sebastian Haak (Thüringische Landeszeitung)

Im Rahmen der (erneuten) Ermittlungen gegen den Jenenser Jugendpfarrer Lothar König wurde in seinen Privat- und Diensträumen eine Razzia durchgeführt:

Nach übereinstimmenden Angaben von König und Staatsanwaltschaft wurden bei der Durchsuchung Festplatten, CDs, Speichersticks und mindestens ein älterer Tablet-Computer sichergestellt. König sagte, auf mindestens einem der Datenträger seien auch höchst vertrauliche Daten von Seelsorge-Gesprächen aus den vergangenen Jahren. Er wolle nun darauf hinwirken, dass mindestens dieser Datenträger so schnell wie möglich und unausgewertet zurückgegeben werde, da der mit den Vorwürfen gegen ihn nichts zu tun habe.

Königs Tochter und LINKE-MdL Katharina König-Preuss (@KatharinaKoenig) dazu auf Twitter:

Erneute #Razzia bei #Lothar #König. Diesmal, weil #Staatsanwaltschaft #Gera Video beschlagnahmen will, das Lothar entlastet, in Besitz seines Anwaltes ist, der es aber erst im Prozess einführen will und genau das der Staatsanwaltschaft so mitteilte.

Sozialethiker gegen hohe Pensionsrücklagen der Bistümer – Interview mit Joachim Wiemeyer (katholisch.de)

Ein kleiner Nachschlag zum Eichstätter Finanzskandal: Der Bochumer Sozialethiker Joachim Wiemeyer kritisiert das Finanzgebaren der katholischen Bistümer. Der Zockerei liegt als Problem zu Grunde, dass die Pensionslasten erspart werden müssen, trotz niedrigen Zinsen. Deshalb häufen Bistümer zum Teil das Zehnfache ihres Jahreshaushalts an und spekulieren damit herum. Wiemeyer beklagt die mangelnde Transparenz und Kompetenz im Umgang mit Geld:

Natürlich müssen die Bistümer mit Blick auf die demografische Entwicklung und konjunkturelle Schwankungen vorsorgen. Aber es kann nicht sein, dass sie ein Vielfaches und teils das Zehnfache ihres Jahreshaushaltes zurücklegen und auf den Kapitalmärkten investieren. Nach der Lehre der Kirche ist das Kirchengut vor allem für die Armen bestimmt.

Auch beim Haushalt des Verbands der Diözesen Deutschlands (VDD), mit dem deutschlandweite überdiözesane Aufgaben finanziert werden, sieht Wiemeyer Handlungsbedarf. Praktischerweise ist der Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke dort Vorsitzender des Verwaltungsrates und durch den Skandal im eigenen Bistum sicher ausreichend „sensibilisiert“.

Ist die bischöfliche Parteinahme für die Große Koalition angemessen? – Niklas Schleicher, Tobias Graßmann et al. (nthk.de)

Über die Kritik sozialdemokratischer Jungtheologen am Ratsvorsitzenden berichteten wir in der letzten Ausgabe der #LaTdH, in der vergangenen Woche haben das auch idea und DIE WELT nachgeholt. Bei idea wurde sich darüber gefreut, dass die EKD einmal auch aus dem „rot-grünen Milieu“ unter Beschuss kommt. Sonst ist das vornehmlich eine Aufgabe, derer sich das Blatt selbst annimmt. Beiden Blättern ist es wichtig, aus welcher Richtung die Kritik vorgetragen wird. Dass sie überhaupt nichts mit einer irgendwie links oder rechts verortbaren politischen Überzeugung zu tun hat – geschenkt. In der WELT äußert Matthias Kamann (@Matthias_Kamann) die Hoffnung, die unverhoffte Kritik würde nun endlich zu einem Nachdenken innerhalb der EKD führen, welche politischen Stellungnahmen angemessen sind:

Dass die Kirche diese „Gelegenheit“ nutzt, ist so unwahrscheinlich nicht. Die Bereitschaft zur Debatte über das politische Agieren der EKD dürfte eher steigen, wenn dieses auch einmal von Sozialdemokraten kritisiert wird.

Der Vorwurf, die Kirche agiere „zu politisch“ wird üblicherweise von Vertretern des rechten politischen Spektrums erhoben. In diesem Zusammenhang wird oft auch die „Moralisierung“ kirchlicher Botschaften beklagt. Insbesondere die klare Haltung beider Volkskirchen in der Flüchtlingsfrage stößt auf Kritik von Rechts. Aus diesem Anlass einmal die dritte These der vom NThK vorgeschlagenen „Verhältnisbestimmung von Theologie und Politik“:

Eine politische Enthaltsamkeit durch Kirche und Theologie läuft faktisch auf eine religiöse Legitimation für die jeweils hegemoniale Politik hinaus.

Was von Rechts als „linksgrünversiffte“ Einheitskirche auf Staatslinie kritisiert wird, halten andere für eine der letzten Bastionen in einer immer weiter nach rechts driftenden Gesellschaft. Die Frage ist also: Welche Überzeugungen haben tatsächlich die – gerne wörtlich genommene – Vorherrschaft?

Bibel

David Suchet: In the Footsteps of St Paul – Michael Hölscher (Grammata)

Eine interessante Doku über Paulus und seine Reisen von der BBC, nebst ebenso schlüssiger Einführungstexte.

Predigt

„Wir sind göttliche Wesen“ – Harald Glööckler (Der Sonntag)

Leider (noch) nicht freiverfügbar online ist der „Fastenbrief“, den Harald Glööckler den Leserinnen und Lesern der Wochenzeitung der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens DER SONNTAG (@sonntagticker) geschrieben hat. Kleine Kostprobe:

Alles was wir glauben, tritt im Leben ein. Ich habe mit sieben Jahren geglaubt, dass ich ein Modeprinz werde und alle Frauen zu Prinzessinnen mache. Und das ist auch eingetreten. Ich habe einen ständigen Kontakt mit Gott und mit den Engeln, die mir regelrecht zufliegen. […] Wenn wir mit Gott in Resonanz sind und auf der selben Schwingungsebene sind, sind wir Schöpfer und es ist alles möglich. Wir sind göttliche Wesen und deshalb würde ich den Menschen raten, auch an sich selbst zu glauben und sich mehr zuzutrauen.

Und das ausgerechnet im Zentralorgan der so bekenntnisaffinen sächsischen Landeskirche? Herr Glööckler – „Macher“, „Marke“, „Kultgenie“ – ist neuerdings auch als Prediger in Kirchen unterwegs, „den ihre Gäste nicht vergessen werden.“ Vielleicht ja noch in dieser Passionszeit und in ihrer Kirche? Sorgt bestimmt für erhebliche Resonanz.

Ein guter Satz

„Alles Gute ist schon da“

– aus diesen „Tipps fürs präsente Predigen“ von Thomas Hirsch-Hüffell


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