Unglaublich? Mutig! – Die #LaTdH vom 8. April
Nicht sehen, doch glauben? Die #LaTdH mit ungläubigem Staunen über die Einladung eines AfD-Politikers auf den Katholikentag, Glaubenskämpfen um die Eucharistie unter Bischöfen und Thomas, dem Erz-Zweifler.
Debatte
AfD ausladen! – Münsteraner Erklärung für eine mutige Kirche (feinschwarz.net)
Der kirchenpolitische Sprecher Volker Münz der Bundestagsfraktion der Partei Alternative für Deutschland ist vom Zentralkomitee der deutschen Katholiken für ein Podium beim 101. Katholikentag 2018 in Münster vorgesehen. (s. #LaTdH vom 18. Februar) Die Unterzeichner*innen der »Münsteraner Erklärung für eine mutige Kirche« lehnen die Einladung ab:
Die Politik der AfD ist für Christ*innen unannehmbar: Wir suchen einen Weg des Glaubens nach Auschwitz – Spitzenfunktionäre der AfD verhöhnen hingegen die Erinnerung an den Holocaust und verklären den verbrecherischen Krieg der Wehrmacht. Unser Glaube ist katholisch und ökumenisch, also weltumspannend – die AfD macht die Menschenrechte teilbar durch nationalen Egoismus. Uns ist die Bewahrung der Schöpfung dringendes Gebot – die AfD verbreitet Fake News über Klimawandel und ökologische Krise.
Ausgrenzen hilft nicht! – Thomas Söding (feinschwarz.net)
In einem Leserbrief antwortet Thomas Söding, Professor für Neues Testament an der Ruhr-Universität Bochum und Mitglied im Zentralkomitee der deutschen Katholiken, auf die Erklärung und erklärt, warum der Katholikentag keine Angst vor einem AfD-Mann haben müsse:
Die AfD will das christliche Abendland verteidigen – und organisiert den eklatanten Widerspruch zum christlichen Menschenbild. Darüber muss gesprochen werden – wenn nicht auf dem Katholikentag, wo sonst? Mit einem Repräsentanten der Partei muss gestritten werden – wo, wenn nicht auf dem Katholikentag? Ausgrenzen hilft nicht, Verdrängen auch nicht. Schönreden wäre fatal; Klartext ist angesagt.
Mutig sein gegenüber der AfD! – Till Magnus Steiner (Dei Verbum)
Auch der bloggende Theologe @TillMSteiner (Forschungsschwerpunkt: Exegese des Alten Testaments) plädiert dafür, »dem wiederaufkommenden Rassismus sowie der salonfähigen Menschenverachtung« mit mehr Mut und Konfliktbereitschaft entgegenzutreten:
Die christliche Existenz ist kein »Friede, Freude, Eierkuchen«, kein Ringelpitz. Weder Kirche noch ein Kirchentag darf eine reine Wohlfühlveranstaltung sein, denn die Nachfolge Christi ist ein Auftrag, in der Welt zu wirken. Die Jünger Jesu sind nach seiner Himmelfahrt nicht hinter verschlossenen Türen geblieben. (…) Wenn wir nicht der Meinung sind, dass unsere Lehre überzeugender ist als die Äußerungen der AfD, was ist dann all unsere Theologie und unser Glauben wert? Eine mutige Kirche sucht die Konfrontation.
In politreligiöser Feindschaft gefangen – Matthias Kamann (Die Welt)
Volker Münz sieht seine Partei als Opfer. Der AfD-Politiker beklagt sich im WELT-Gespräch darüber, dass »die AfD von den Amtskirchen diffamiert wird«. Doch diesen Opferdiskurs gebe es auch in umgekehrter Richtung, schreibt @Matthias_Kamann und verweist darauf,
wie zerrüttet das Verhältnis zwischen den beiden großen Kirchen einerseits und der AfD andererseits ist. Jede Seite erhebt gegen die jeweils andere einen Vorwurf, der im religiösen Zusammenhang der denkbar schwerste ist: sich dem Ideal der Gemeinschaft zu verweigern und stattdessen bestimmte Gruppen vertreiben zu wollen. Daraus folgt – um im kirchlichen Sprachgebrauch zu bleiben – gegenseitige Exkommunikation.
Oster-Spezial „Humor“
Unter den Abonnentinnen der #LaTdH haben wir am Osterwochenende zwei Ausgaben der Zeitschrift für praktisch-theologisches Handeln „Lebendige Seelsorge“ zum Thema „Humor“ verschenkt. Die Osterüberraschungen flattern Sabrina Hoppe (@Dr_in_Hope) und Paulmartin Schneider ins Haus. Herzlichen Glückwunsch!
nachgefasst
Nachdem die Deutsche Bischofskonferenz im Februar den Weg für einen Kommunionempfang evangelischer Ehepartner unter bestimmten Bedingungen geebnet hatte, wurde diese Entscheidung vom EKD-Ratsvorsitzenden und bayerischen @landesbischof Heinrich Bedford-Strohm in einer ersten Reaktion als »wichtiger Schritt auf dem Weg der Ökumene und echte Erleichterung« gewürdigt (s. #LaTdH vom 25. Februar)
Nun ist es aber zu einem schweren Zerwürfnis unter den römisch-katholischen Oberhirten gekommen: Ohne vorherige Absprache mit dem Vorsitzenden, Kardinal Reinhard Marx, haben sich sieben Bischöfe unter Führung des Kölner Kardinals Rainer Woelki mit der Bitte um »Hilfe« an den Vatikan gewandt, wie der Kölner Stadt-Anzeiger am Mittwoch berichtete. Man habe Zweifel, ob »der vorgelegte Lösungsentwurf mit dem Glauben und der Einheit der Kirche vereinbar« sei.
Nun drohen Sonderregeln in »abtrünnigen Bistümern«: Zu erwarten sei, dass in den Diözesen Bamberg, Augsburg, Passau, Regensburg, Eichstätt, Köln und Görlitz auch künftig keine evangelischen Christen zur Eucharistie zugelassen werden, kritisiert Kirchenrechtler Prof. Thomas Schüller: »Dieses Vorgehen ist stillos und in der Geschichte der Bischofskonferenz einzigartig.«
Die sieben Bischöfe ernten den Gegenwind zu Unrecht, findet hingegen der Dogmatiker Helmut Hoping. Er bezeichnet das Vorgehen im Interview mit dem Kölner @domradio als »ganz normal«. Das eigentliche Problem:
Jetzt erwartet die Evangelische Kirche in Deutschland schon auch eine Änderung im Kirchenrecht für den Empfang des evangelischen Abendmahls durch Katholiken. Es ist wie bei Amoris laetitia und auch hier, dass man schon den Eindruck gewinnen kann, dass über Einzelfallentscheidungen versucht wird, die Lehre zu verändern.
Ebenfalls gegenüber dem Domradio fühlt sich ZdK-Präsident Thomas Sternberg »sehr erinnert an den wahrscheinlich tragischsten Fall, den wir in der Bischofskonferenz erlebt haben« – den vom Papst erzwungenen Ausstieg aus der Schwangerenkonfliktberatung – und bedauert daher auch den jüngsten Streit:
Das ist für die Ökumene ein sehr unschönes Zeichen. (…) Aber ich denke, das sind wir den evangelischen Glaubensgeschwistern auch geradezu schuldig, dass wir hier in dieser Frage weiterkommen.
Während Kardinal Woelki inzwischen zu »mehr Gelassenheit« aufruft und sich »ein bisschen erstaunt darüber (zeigt), dass das einen solchen Rummel ausgelöst hat und dass da von Dissens und ähnlichen Dingen geschrieben wird«, weist Joachim Frank in seinem Kommentar darauf hin, der Siebenergruppe um Woelki gehe es »im wahrsten Sinn des Wortes ums große Ganze«:
Jede Öffnung in pastoralen Fragen – wie hier die Zulassung evangelischer Christen zur Kommunion in der katholischen Messe – gilt ihnen als Aufweichung der kirchlichen Lehre und Verwischung katholischer Konturen.
Eigentlich gehe es um eine Kleinigkeit, endlich konfessionsverschiedene Paare gemeinsam zur Kommunion zuzulassen. Doch hinter dem theologischen Scharmützel tut sich ein tiefer Graben auf, erklärt @brittabaas in Publik-Forum:
Der Katholizismus in Deutschland steht am Scheideweg: Er kann sich den Anforderungen von außen stellen. Oder den Weg nach innen gehen, in den selbst gewählten Abschluss vom »Anderssein der Anderen«. An der Eucharistiefrage, die kaum noch jemand verstehen kann, zeigt sich wie unter einem Brennglas, was »Selbstbewahrung« in schwierigen Zeiten auch bedeuten kann: Selbstabschluss. Rückkehr in katholische Welten der Vergangenheit. Es ist ein gefährlicher Weg, denn er sucht sein Heil in der Abgrenzung.
In einem inzwischen veröffentlichten Antwortschreiben weist Kardinal Marx die Kritik seiner »Hochwürdigsten Herren, liebe Mitbrüder« zurück:
Die Vollversammlung hat ihre Entscheidung vor dem Hintergrund theologischer und ökumenischer Bezugstexte und kirchenrechtlicher Regelungsmöglichkeiten getroffen und sieht deshalb die Rückbindung mit der Universalkirche als klar gegeben an, zumal nach der Ermutigung von Papst Franziskus zu weiteren Schritten in der Ökumene, auch in der Seelsorge. Die Handreichung setzt diesen Wunsch behutsam um mit der Absicht, für die Seelsorger und die Eheleute eine größere Klarheit zu schaffen.
Marx hat eine interessante kirchliche Karriere zurückgelegt: Vom Religionslehrer der heutigen Publik-Forum-Redakteurin Britta Baas (s.o.) über die Arbeit als Direktor der Kommende Dortmund (Sozialinstitut des Erzbistums Paderborn) und erfolgreicher Buchautor (»Das Kapital«) bis zum Erzbischof von München und Freising, dem Vorsitz der Deutschen Bischofskonferenz und der Berufung in den von Papst Franziskus eingerichteten »K9-Rat« zur Kurienreform im Vatikan. Er gilt weithin als liberaler Kirchenreformer mit sozialem Gewissen und ökumenischer Aufgeschlossenheit.
Von 2002 bis 2007 war der barock auftretende Kirchenfürst aber noch Bischof von Trier – und just während dieser Zeit, am 29. Mai 2003, feierte der römisch-katholische Priester und Theologe Prof. Gotthold Hasenhüttl während des Ökumenischen Kirchentags in Berlin einen ökumenischen Gottesdienst mit Eucharistiefeier nach katholischem Ritus und offener Kommunion – vorbereitet und gestaltet von der KirchenVolksBewegung »Wir sind Kirche« und dem Ökumenischen Netzwerk »Initiative Kirche von unten«. Bischof Reinhard Marx (Bistum Trier) suspendierte den an der Universität des Saarlands tätigen systematischen Theologen wegen dieser »Straftat« am 17. Juli 2003 vom Priesteramt und entzog ihm am 3. Januar 2006 auch noch die kirchliche Lehrerlaubnis (Nihil obstat):
Mit der Einladung zur offenen Kommunion beim Gottesdienst am 29. Mai 2003 in der Gethsemane-Kirche Berlin, haben Sie sich verbotener Gottesdienstgemeinschaft schuldig gemacht, die zudem vorher öffentlich angekündigt war. Nach c. 1365 CIC soll derjenige, welcher sich einer verbotenen Gottesdienstgemeinschaft schuldig macht, mit einer gerechten Strafe belegt werden.
Die Dokumentation dieses Vorgangs sei allen empfohlen, die sich gerne von den bunten Bildern der »ökumenischen Männerfreundschaft« zwischen Marx und Bedford-Strohm täuschen lassen.
Buntes
Unbekannte haben Hakenkreuz von der Schweringer Glocke geflext – Manon Garms (Die Harke)
Schweringen kommt nicht aus den Schlagzeilen heraus. Deutschlandweit wird inzwischen über den richtigen Umgang mit einer Kirchenglocke diskutiert, die 1934 mit einem Hakenkreuz versehen und als »Vaterlandsglocke« geweiht wurde. Nach monatelangem Streit haben Unbekannte in dem niedersächsischen Dorf jetzt Tatsachen geschaffen. Sie entfernten ein Hakenkreuz und einen Teil der Glocken-Inschrift mit einem Winkelschleifer:
Pastor Jann-Axel Hellwege bestätigte den Vorfall auf HARKE-Nachfrage, wollte sich am Montag aber nicht weiter zu dem Vorfall äußern. Wann genau es passiert sei, könne er nicht sagen. Auch ließ er offen, ob bei der Polizei Anzeige erstattet worden ist, und verwies auf eine Pressemitteilung, die die Evangelisch-lutherische Landeskirche Hannovers heute herausgeben will. Von der Polizei gab es am Montag ebenfalls keine Auskunft.
Die Landeskirche Hannover veröffentlichte am Dienstag, 3. April, das Bekennerschreiben der Täter und eine Stellungnahme von @bellabahr, Landessuperintendentin für den Sprengel Hannover:
Die Gemeindeglieder und die Verantwortlichen in der Kirchengemeinde, aber auch der gesamte Ort Schweringen haben in den letzten Wochen und Monaten sehr intensiv über den weiteren Umgang mit der Glocke diskutiert. Aufgrund des langwierigen Diskussionsprozesses und der strittigen Entscheidung, die Glocke weiterläuten zu lassen, kann ich einerseits nachvollziehen, wenn jetzt Fakten geschaffen worden sind. Andererseits sehe ich die Verantwortlichen in der Kapellengemeinde unverändert in der Pflicht, die Aufarbeitung der Geschichte der Schweringer Kirchenglocke weiterzuführen. Als Landeskirche werden wir jetzt sorgfältig prüfen, ob und ggf. welche rechtlichen Schritte jetzt zu ergreifen sind.
Tertium datur – Gerhard Schreiber (feinschwarz.net)
Die mögliche Einführung eines dritten Geschlechtseintrags im deutschen Personenstandsregister bis Jahresende könnte die Gesellschaft verändern. Gerhard Schreiber hat sich kirchliche Stellungnahmen (ZdK und EKD) angesehen und plädiert für die Wertschätzung des ganzen Spektrums menschlicher Existenz:
Warum aber verstört es uns so sehr, wenn Gott sich, frei nach einem Diktum von Regina Ammicht Quinn, nicht an die von uns Menschen gemachten Ordnungen hält? Menschen, die jenseits oder zwischen den als »männlich« und »weiblich« bezeichneten Geschlechtergruppen stehen und leben, sind keine defizitären Abweichungen von einer als »naturgegeben« oder gar »gottgewollt« angesehenen »Norm« der Zweigeschlechtlichkeit. Sie sind ein Ausdruck der Vielfältigkeit und Vielgestaltigkeit von Gottes Schöpfung. Intersexualität fordert das theologische Denken und das kirchliche Handeln heraus. Das weite Spektrum menschlicher Wirklichkeit gilt es wertzuschätzen und nach Maßgabe des biblischen Liebesgebotes mit aller verfügbaren Kraft zu schützen.
Wenn der Datenschutz die Seelsorge behindert – Felix Neumann (katholisch.de)
Wenn Ende Mai ein neues Datenschutzrecht in Kraft tritt (das Gesetz über den Kirchlichen Datenschutz / KDG, das die kirchlichen Regeln an die ebenfalls neu in Kraft tretenden EU-DSGVO anpasst), dann werde zwar der Datenschutz auf ein weltweit einmaliges Niveau angehoben. Doch um welchen Preis, fragt @fxneumann:
Schlagworte wie »Menschen da abholen, wo sie sind«, »personales Angebot«, »dialogische« und »missionarische« Kirche tauchen in Pastoralplänen auf, im kirchlichen Datenschutzrecht sind sie nicht vorgesehen. Oder polemisch ausgedrückt: Paulus ging nach Athen, eine deutsche Pastoralreferentin darf nicht mal auf WhatsApp.
Datenschutz: Keine Insellösungen für die Öffentlichkeitsarbeit – Ralf Peter Reimann (Theonet)
»Die Uhr tickt, das neue EKD-Datenschutzgesetz kommt auf einmal ganz plötzlich. Es ist fast so wie bei Weihnachten, das ganz unerwartet am 24. Dezember auf einmal da ist, und man besorgt die letzten Geschenke am Vormittag des Heiligabends«, schreibt @ralpe, Internetbeauftragter der Evangelischen Kirche im Rheinland:
Das neue Gesetz bringt Veränderungen für die Arbeit in Kirchengemeinden, Kirchenkreisen und Einrichtungen mit sich. Im Bereich der kirchlichen Verwaltung werden Vorbereitungen für die neue Rechtslage getroffen, Unsicherheiten im Umgang mit dem neuen Datenschutzrecht gibt es vor allem im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit. Gerade in Bezug auf Datenschutzerklärungen für Websites versuchen zurzeit unseriöse Anbieter, diese Unsicherheit auszunutzen und mit überteuerten Angebote zur Überarbeitung Profit zu machen.
Bibel
Das heutige Evangelium (Joh 20, 19-31) ist eine bekannte Geschichte: Als Jesus das erste Mal nach seiner Auferstehung den Jüngern erscheint, fehlt der Apostel Thomas, und als die anderen ihm erzählen, daß sie den Herrn gesehen haben, erwidert der: »Wenn ich nicht die Male der Nägel an seinen Händen sehe und wenn ich meinen Finger nicht in die Male der Nägel und meine Hand nicht in seine Seite lege, glaube ich nicht.« Acht Tage später erscheint Jesus erneut seinen Jüngern (diesmal ist Thomas dabei) und fordert den Zweifelnden auf, seine Hand in das Wundmal in seiner Seite zu legen und fortan zu glauben.
Ob Thomas der Aufforderung Jesu gefolgt ist oder nicht, wirft eine ganze Reihe von Fragen auf – darunter jene nach dem Verhältnis von Sehen und Glauben, aber auch die nach der Leiblichkeit des Auferstandenen. So ist es nicht verwunderlich, daß diese Bibelstelle seit fast zweitausend Jahren Gegenstand zahlreicher theologischer Überlegungen ist.
Der ungläubige Thomas als Prototyp des modernen Christen – Andreas Malessa (Deutschlandfunk Kultur)
Hat der »ungläubige Thomas« seine Finger in die Wunde des auferstandenen Jesus von Nazareth gelegt? Konnte er »seinen Augen trauen«? Und was ist bewiesen, wenn wir etwas gesehen haben? Das sind keine kriminalpsychologische Spitzfindigkeiten, sondern Stellschrauben am Fundament des Christentums. Glenn W. Most, einer der weltweit führenden klassischen Philologen, hat darüber ein interessantes Buch geschrieben, das Andreas Malessa im DLF rezensiert: Der Autor füge in seinem Buch »Der Finger in der Wunde« den
spannenden exegetischen, sprach- und erkenntnistheoretischen Erörterungen eine ebenso detailversessene Untersuchung der sogenannten »apokryphen« Textquellen hinzu. Jener Texte also, die zeitgleich entstanden, aber nicht in die Bibel mit aufgenommen wurden. Nach der Zusammenfassung von Thomas-Legenden aus 1500 Jahren Kirchengeschichte folgen Bild-Interpretationen der Thomas-Szene aus ebenso vielen Jahrhunderten Kunstgeschichte. Das, mit Verlaub, erfordert viel guten Leserwillen …
Der zweifelnde Thomas im Spiegel seiner Rezeptionsgeschichte – Jörg Frey (Hermeneutische Blätter)
Dr. Jörg Frey, Professor für Neutestamentliche Wissenschaft mit den Schwerpunkten Antikes Judentum und Hermeneutik an der Universität Zürich, weist darauf hin, das Johannes-Evangelium sei »ein Werk mit einer höchst subtilen narrativen Strategie, die sich jedoch nur bei näherem Hinsehen erschließt«. Sein Fazit der Rezeptionsgeschichte:
Im ›Zweifel‹ des Thomas spricht sich somit die Spannung zwischen vorösterlicher Nachfolge und nachösterlichem Glauben aus, die Episode über den ›ungläubigen Thomas‹ ist dazu gestaltet, um diesen nachösterlichen Glauben einerseits (durch das Zeugnis der Osterzeugen) mit zu begründen, andererseits aber auch die Leserinnen und Leser des johanneischen Werks in die neue Situation und in die neue Gestalt des Glaubens einzuführen, die auch ohne physisches Sehen oder physische Präsenz aufgrund des Zeugnisses der Zeugen und des vergewissernden Zeugnisses des Geistes möglich ist. (… Thomas) verkörpert (.) das Problem aller Nachgeborenen, und die Art und Weise, wie Jesus seinem Ansinnen begegnet, wird somit zum Modell und zur Verheissung für diejenigen, die »nicht (mehr) sehen (können), und doch glauben.«
Predigt
Osterwunder, mehrfach – Prof. Klaus Müller (Universität Münster)
In seiner Auslegung zum 2. Ostersonntag (Lesejahr C: Joh 20, 19-31) fordert Klaus Müller, Professor für Philosophische Grundfragen der Theologie an der Universität Münster, Ostern nicht einfach als ein inneres, geistiges Geschehen zu betrachten:
Es hat vielmehr eine greifbare Außenseite, ein menschlich wahrnehmbares Echo sozusagen, wie unser Evangelium erzählt, wenn es gleich am Ende der ersten Begegnung mit dem Auferstandenen auf einmal von Sündenvergebung spricht. Das, das Sünden vergeben, ist die Sendung der Ostermenschen. […] Wo sie es tun, wird die Schöpfung erneuert, wo sie es nicht tun, bleibt das Alte. Darin gründet das Gewicht von Ostern für uns Christen. Nicht als Freilichtaufführung eines Himmelsdramas geschieht Auferstehung, Aufstehen und Herausgehen aus den Verstrickungen der Angst, sondern an den Christinnen und Christen selbst ereignet sich das, an uns.
Ein guter Satz
Followerpower: Anlässlich des ersten halben Jahres #EheFürAlle, suche ich traditionelle Kleinfamilien, die durch die Homoehe zerstört wurden, um sie zu porträtieren. Interview-Termine einzeln möglich. Gerne RT.
— nabibi 💫 (@Nabertronic) April 2, 2018