Uns ist ein Sündenbock geboren! – Die #LaTdH vom 23. Dezember
Schuld wird man nicht einfach los, indem man nur kräftig einen Sündenbock durch die Straßen treibt. Außerdem: #sagenwasist, Weihnachtsgrüße und #mitRechtenreden.
Debatte
SPIEGEL legt Betrugsfall im eigenen Haus offen – Ullrich Fichtner (Der Spiegel)
Ein vielfach ausgezeichneter Reporter des SPIEGEL (@DerSPIEGEL) hat in großem Umfang eigene Geschichten manipuliert: „Durch interne Hinweise und Recherchen erhärtete sich in den vergangenen Tagen der Verdacht gegen Claas Relotius – der inzwischen Fälschungen zugegeben und das Haus verlassen hat“, legte Chefredakteur Ullrich Fichtner (@UllrichFichtner) am Mittwoch offen. Seine „Rekonstruktion in eigener Sache“ fand viel Anerkennung, stieß aber nicht nur wegen des pathetischen Tons auch auf Kritik.
Hätte in die große @DerSpiegel-„Rekonstruktion“ von @UllrichFichtner nicht eigentlich auch der Hinweis gehört, wer zeitweise Leiter des Ressorts war, für das Claas #Relotius schrieb?
Nämlich: @UllrichFichtner.
— Stefan Niggemeier (@niggi) December 20, 2018
Wir haben sehr viele Fragen an uns selbst – Steffen Klusmann und Dirk Kurbjuweit (Der Spiegel)
Steffen Klusmann (@SteffenKlusmann), künftiger SPIEGEL-Chefredakteur, und Dirk Kurbjuweit (@DirkKurbjuweit), derzeitiger Stellvertreter, gehen den Fall vordergründig mit etwas mehr Selbstkritik und Demut an:
Es tut uns leid, was passiert ist. Wir haben eine große Leserschaft, die sich nun fragen kann, ob dem SPIEGEL noch zu trauen ist. Wir haben viele Mitarbeiter, die sauber und gut arbeiten und die in nächster Zeit damit leben müssen, unter Generalverdacht zu stehen. Wir müssen unter Beweis stellen, dass dieser Verdacht unbegründet ist. Uns ist bewusst, dass der Fall Relotius den Kampf gegen Fake News noch schwerer macht, für alle: für die anderen Medien, die an unserer Seite stehen, für die Bürger und Politiker, denen an einem wahren Bild von der Realität liegt.
Der Fall Claas Relotius: So reagiert die Medienbranche auf den Betrugsskandal und die Aufarbeitung des Spiegels – Nils Jacobsen (MEEDIA)
Der Manipulationsskandal um Claas Relotius erschüttert nicht nur den SPIEGEL – die ganze Medienbranche reagiert geschockt auf die Enthüllung „in eigener Sache“ (nicht zuletzt auch, weil der Journalist auch für andere Medien gearbeitet hat und mit Preisen nahezu überhäuft wurde). Die Art der Aufarbeitung wird von manchen kritisch betrachtet: Ist DER SPIEGEL in der Rekonstruktion der Ereignisse, die sich für manche aber wie die Vernichtung eines 33 Jahre jungen Reporters lesen, über das Ziel hinausgeschossen? Nils Jacobsen (@crackr) fasst bei MEEDIA (@MEEDIA) die Reaktionen im Netz (hauptsächlich Tweets von journalistischen Kollegen) zusammen.
Alle Schuld auf einen Mann abladen?Statt die Mechanismen der Branche zu hinterfragen? Wie können so viele Medien zugleich betroffen sein? Vielleicht wegen der elenden Spar- und Kürzungsorgien? Routine? Gedankenlosigkeit? Anfälligkeit für Blenderei? Referenz-Gläubigkeit? #Relotius
— Thorsten Gerald Schneiders (@tgs2001) December 20, 2018
Fälschungen des Spiegel-Reporters schaden dem Journalismus – Joachim Frank (Kölner Stadt-Anzeiger)
Für Joachim Frank, Chefkorrespondent der DuMont Mediengruppe und Vorsitzender der Gesellschaft Katholischer Publizisten Deutschlands (@GKPde), erweist sich die Vertrauenswürdigkeit des Journalismus als ebenso hohes wie zerbrechliches Gut:
Hier geht es um nicht weniger als die Aushöhlung der Pressefreiheit von innen. Claas Relotius ist vielleicht kein Totengräber der offenen Gesellschaft und der Demokratie. Aber er drückt ihren Feinden die Schaufel in die Hand. Das wirklich Schlimme ist, dass Relotius’ Egotrip seine ganze Zunft, den Berufsstand der Journalisten, an einem Punkt trifft, an dem sie letztlich schutzlos ist. Das Werben um Vertrauen ist in dieser Situation mehr denn je die Bitte um einen Vorschuss. Das beinhaltet bestmögliches Bemühen um Vertrauenswürdigkeit und – ein Stück Demut.
Für Paul-Josef Raue (@pjraue), der bei der Verleihung des Peter-Scholl-Latour-Preises die Laudatio für den Ex-SPIEGEL-Reporter hielt, sind die Fälschungen „kein Fehler im System, aber ein Fiasko der Qualitätssicherung“. Der Autor des Standard-Werks „Das neue Handbuch des Journalismus“ lobt in seiner Kolumne im Branchendienst kress (@kressZwitscher) die hausinterne Aufklärung des SPIEGEL:
Einen Journalisten-Preis hätte, bei aller Traurigkeit des Falls, Chefredakteur Fichtner verdient: So wie er recherchiert, aufklärt und in die Redaktion blicken lässt, verdient er Respekt, einfach nur Respekt. Das ist guter, ehrlicher Journalismus.
Was für ein Super-GAU – Armin Wolf (arminwolf.at)
Auch für den ORF-Anchorman Armin Wolf (@ArminWolf) geht DER SPIEGEL „geradezu vorbildlich“ damit um, dass das Nachrichtenmagazin gerade seinen „Super-GAU“ erlebt habe:
Für jene, die so gerne „Lügenpresse“ brüllen, war gestern dementsprechend Feiertag. In Hektolitern trieft die Häme aus den sozialen Medien. Dabei hat der SPIEGEL natürlich nicht wissentlich falsche Geschichten gedruckt, sondern wurde von einem Betrüger vorsätzlich getäuscht. Inwieweit strukturelle Mängel, organisatorische Schwachstellen oder überforderte Vorgesetzte den Betrug begünstigt haben, wird eine eigene Kommission untersuchen.
Der Betrugsfall betreffe nur eine schmale Gattung des Journalismus, nämlich die Auslandsreportage, meint auch der Journalist Ariel Hauptmeier (@arielloo). Er selbst hatte als Jury-Mitglied den jetzt aufgeflogenen Kollegen für den jüngsten Reporterpreis mit ausgewählt und warnt jetzt im Deutschlandfunk (@DLF) davor, gut geschriebene Texte unter Generalverdacht zu stellen – Relotius sei „ein absoluter Ausnahmefall“.
Ähnlich sieht das wohl auch Frank Überall (@ueberalltv) in einer Pressemitteilung des Deutschen Journalisten-Verbandes (@DJVde): Als positiv hebt der DJV-Bundesvorsitzende die Informationsoffensive des SPIEGEL-Chefredakteurs hervor. Dem „vermeintlichen Reporter“ Relotius hingegen habe „offenbar jegliches Verantwortungsgefühl für sein Blatt und die Leserinnen und Leser gefehlt“.
Ein Text, in dem ganz oft die Begriffe #Spiegel und #Reporterpreis vorkommen und der es völlig offen lässt, welche Schlüsse man daraus ziehen will. https://t.co/4DquF3vV0M
— Christian Jakubetz (@cjakubetz) December 20, 2018
„Die Blender sind unterwegs“, urteilt hingegen Ludwig Greven (@LudwigGreven) im Medienmagazin Journalist (@journ_online):
Nicht wenige Verantwortliche in den etablierten Medien legen offenbar kaum mehr Wert auf Fakten, die ihr eindimensionales Weltbild erschüttern und aufregenden, Auflage und Klicks bringenden „Geschichten“ ihre Überzeugungskraft und Eindeutigkeit nehmen könnten. […] Die Medienbranche, genauer gesagt: viele ihrer führenden Leute feiern lieber sich selbst und „tolle Reportagen“ als das journalistische Graubrot: die gründliche, differenzierte, selbstkritische Recherche; das Hinterfragen vermeintlich sicherer Quellen; die Geschichte gegen den Strich. Sie lieben das Wortgeklingel und den „wunderbaren“, ungewöhnlichen, eigenwilligen Stil – und Journalisten, die sich ihnen fügen.
Während für Holger Stark (@holger_stark) von der (auch selbst betroffenen) Wochenzeitung DIE ZEIT (@DIEZEIT) die Causa Relotius „ein Fall für die Lehrbücher“ darstellt und als Schock „heilsam für den Journalismus sein“ könnte, darf für Wolfgang Messner (@wolfagunter1), Gründer von ProRecherche, einer gemeinnützigen Lehrredaktion für investigativen Journalismus, „hier eben nicht der negative Einzelfall, zu dem ihn die Apologeten des selbstverliebten Schönschreiber-Autorenkults machen wollen“, am Pranger stehen:
Doch nicht allein der „Spiegel“ ist gefordert, in der ganzen Branche muss ein Umdenken einsetzen. Es ist notwendig, zu erkennen, dass die schöne Verpackung einer News nichts ist oder den wahren Kern der Ware Nachricht wert ist. Bevor mal wieder jemand den schönen ersten Satz finden möchte, sollte er wissen, was an seiner Geschichte stimmt oder nicht stimmt.
Die Causa Relotius – Thomas Knüwer (Indiskretion Ehrensache)
In seinem Medienblog zieht Thomas Knüwer (@tknuewer) ein erstes Fazit der Debatte:
So wie Alkoholiker sich eingestehen müssen, dass sie suchtkrank sind, damit eine Besserung möglich ist, so sollten Chefredakteure, Ressortleiter, Reporter, Redakteure und all die anderen Re’s einen Satz aussprechen, auch wenn es sehr, sehr weh tut und angesichts der aktuellen gesellschaftlichen Lage zur Unzeit kommt. Dieser Satz lautet: Der Journalismus hat in Deutschland ein systemisches Problem mit der wahrheitsgetreuen Darstellung von Fakten und Situationen – und wir müssen dies gemeinsam ändern.
Fall Relotius: Die Verwundbarkeit des Journalismus – Erik Flügge (erikfluegge.de)
Dem Autor und Strategieberater Erik Flügge (@erik_fluegge) verspricht eine „radikal andere Journalismus-Kritik“. In seinem Blog erklärt er, was der Debatte aus seiner Sicht noch fehlt:
… eine Reflexion darüber, warum eine ganze Branche in Aufruhr gerät, nur weil das gleiche passiert ist wie es in jeder anderen Branche ganz alltäglich ist. Irgendwo hat irgendwer irgendwen betrogen. […] Ein selbstkritischer Journalismus muss sich auch an seine Achillesferse heranwagen, nicht aushalten zu können, als Kritiker selbst kritisiert zu werden.
Ausgerechnet mit einer großen Reportage feiert @DerSPIEGEL sein bisher größtes Redaktionsversagen – und bestärkt damit ausgerechnet jene Form des Journalismus, die den Fall #Relotius begünstigt hat, schreibt @DoktorDeutsch . https://t.co/yMIb0Qu7YH
— Salonkolumnisten (@Salonkolumnist) December 19, 2018
„Sagen, was ist“, so lautet nicht nur das Motto des Gründervaters Rudolf Augstein, prominent platziert im Eingang der SPIEGEL-Zentrale („niemand sollte die silbernen Lettern für bloßen Wandschmuck oder journalistische Folklore halten“, Fichtner): Unter diesem Titel stellt DER SPIEGEL auch ein 24-seitiges PDF-Dossier zum Fall Relotius zum kostenlosen Download zur Verfügung – nicht ohne die Gelegenheit zu nutzen, auf das neue Heft am Kiosk hinzuweisen:
… und bei Twitter trendet der Hashtag #sagenwasist, unter dem Journalisten unterschiedlicher Medien von ihren Erfahrungen mit zweifelhafter journalistischer Arbeit berichten. Philipp Greifenstein (@rockToamna) hat sich in dort mit einem Blick auf die Kirchenmedienszene eingemischt.
nachgefasst
Wo Kirche zur Plattform politischer Diskurse wird – Interview mit Julia Helmke (feinschwarz.net)
Der Evangelische Kirchentag gehört seit 1949 zu den großen protestantischen Institutionen, die Plattformen für gesellschaftliche und kirchliche Diskussionen bieten. Alle zwei Jahre bringt er Zehntausende für Gottesdienste, Diskussionen, Vorträge und Bibelarbeiten zusammen. Mit Prof. Dr. Julia Helmke steht eine Theologin an der Spitze der Zentrale des Kirchentages in Fulda. Wolfgang Beck (@wolfgang_beck) hat sie für das theologische Feuilleton @feinschwarz_net u.a. dazu befragt, warum es beim DEKT (@kirchentag_de) keine Bühne mehr für die AfD geben wird:
Die Mechanismen und Strategien des rechten Populismus beginnen zu wirken. Es ist das perfide Wechselspiel von gezielter Provokation und nachträglicher Relativierung, die Verschiebung der Grenzen des Sagbaren, Aufrufe zur Denunziation an Schulen, die Narration als sogenannte Andere definierte Menschen für gesellschaftliche Probleme verantwortlich zu machen und auszugrenzen. […] Es wäre blauäugig, diese Zeichen der Zeit nicht zu sehen. Hier ist eine Grenze überschritten, die es zu markieren gilt.
Thomas Arnold (@arni1988), Direktor der Katholischen Akademie des Bistums Dresden-Meißen, hat auf dem diesjährigen Katholikentag in Münster eine Podiumsdiskussion mit einem AfD-Politiker moderiert. Das Interview mit ihm über den „Doppelbeschluss von Dortmund“ und darüber, wie man #mitRechtenreden kann ohne auf ihren Opfer-Mythos reinzufallen, gibt es hier in der Eule.
Buntes
Die Empörung der Einmal-im-Jahr-Christen – Anna Sauerbrey (Der Tagesspiegel)
Kurz vor Weihnachten gönnt sich die Republik traditionell noch einen kleinen Kulturkampf. Bisher sorgte zuverlässig DER SPIEGEL mit einer antiklerikalen Titelstory oder einem unheiligen Cover dafür – in dieser Woche sind die Hamburger Laizisten „in eigener Sache“ beschäftigt. Den Anlass für höchste Erregung in Redaktionen und Social-Media-Trends bietet diesmal aber auch nicht nicht die alle Jahre wiederkehrende Debatte um „Nikolaus oder Weihnachtsmann?“ oder die angebliche Umbenennung von Martinszügen und Weihnachtsmärkten (wegen „Political Correctness“ oder „Kapitulation vor dem Islam“).
Verdammte politische Korrektheit! Weihnachtsreifen heißen jetzt plötzlich "Winterreifen"https://t.co/HXeEqho173
— Der Postillon (@Der_Postillon) December 17, 2016
Nein, in diesem Jahr schaffte es Annette Widmann-Mauz (CDU), Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, in die Schlagzeilen des Boulevards. Ihre Pressestelle hatte eine flapsige Weihnachtskarte („Egal, woran Sie glauben“) an etwa 100 Journalisten verschickt, auf der ausgerechnet das Wort „Weihnachten“ fehlte. Das Zauberwort lieferte @AWidmannMauz (stilsicher mit Gruß an die bereits angelaufene @BILD-Kampagnenmaschinerie) via Twitter nach:
Fröhliche Weihnachten allen in Deutschland! Ihre Annette Widmann-Mauz @BILD pic.twitter.com/DkYfD7JNot
— A.Widmann-Mauz (@AWidmannMauz) December 18, 2018
Für Anna Sauerbrey (@annakatrein) ist die Karte kein Grund zur Aufregung, sondern „ein Gruß an die deutsche Realität“:
Psychisch verkraften können das viele aber offenbar nicht. Je weniger religiös man selbst zu empfinden vermag, desto größer das Bedürfnis danach, dass es um einen herum noch ein bisschen christlich zugeht, auch im Kanzleramt, bitteschön. […] Am Montag strömen sie dann wieder in die Kirchen, die Einmal-Christen dieser Republik (die Autorin eingeschlossen) und googeln in der letzten Reihe den Text von „Oh, du fröhliche“. Da kommt alles zusammen: Sehnen, Scham, Schuld, Versagen.
Auf Facebook schreibt sich unterdessen Georg Streiter, stellvertretender Sprecher der Bundesregierung, in Rage. Der Journalist Streiter (@georgstreiter), delikaterweise von 2005 bis 2009 Ressortleiter Politik der BILD und für seine Schlagzeile „Wir sind Papst!“ ausgezeichnet, korrigiert in seiner Social-Media-Philippika die Fake News der früheren Kollegen:
Die wirkliche Weihnachtskarte der Staatsministerin nimmt sehr wohl Bezug auf Weihnachten, wünscht ein „gesegnetes“ Jahr 2019. Ergänzt durch ein Zitat des tiefreligiösen Arztes und Theologen Angelus Silesius, der 1653 vom evangelischen Glauben zum Katholizismus konvertiert ist. Mehr christlich geht kaum noch.
„Bild“ lässt Ministerin Weihnachten abschaffen – Moritz Tschermak (BILDblog)
Korrektur? Fehlanzeige! Wie das Flaggschiff des Springer-Konzerns damit umgeht, wenn ihm Halb- und Unwahrheiten nachgewiesen werden, ist auch in diesem Fall im BILDBlog (@BILDblog) dokumentiert:
Bei Bild.de durften die Leserinnen und Leser bereits über die berufliche Zukunft der Integrationsbeauftragten abstimmen. In den Sozialen Netzwerken haben die Hetzer, denen „Bild“ das nächste Opfer zum Fraß vorgeworfen hat, Widmann-Mauz längst beleidigt und beschimpft.
Bibel
Jesus, einer der Sündenböcke – Till Magnus Steiner (Dei Verbum)
Der Exeget Till Magnus Steiner (@TillMSteiner) entwickelt im Blog Dei Verbum (@Verbum_Dei) lesenswerte „(un)weihnachtliche Gedanken“ zur biblischen Geschichte vom Sündenbock (Levitikus 16,20-23). Könnte man Weihnachten im Sinne des Religionsphilosophen René Girard und seiner „mimetischen Theorie“ feiern? Hat der freiwillige Tod Jesu die menschliche Gewalt kanalisiert zu einer allumfassenden Sündenvergebung?
Diese theologische Frage rückt schnell in den Hintergrund, wenn man sieht, wie im Alltag immer neue Sündenböcke durch die Menschheitsgeschichte getrieben werden. Schuld sind doch am besten immer die Anderen – und wenn die Anderen auch noch die Fremden sind, dann lässt sich noch einfacher mit dem Finger auf sie zeigen. […] Auch innerhalb der Kirche verläuft das Spiel nicht anders. Am Missbrauchsskandal sind längst verstorbene oder emeritierte Bischöfe und die „anderen“ Priester schuld. Aber die biblische Lehre vom Sündenbock ist realitätsnäher als die alltägliche Praxis erahnen lässt.
Predigt
Predigt zum 4. Adventsonntag – Hermann Kügler SJ (Orientierung Leipzig)
In der im heutigen Tagesevangelium (Lk 1,39-45) geschilderten Begegnung der Schwangeren Maria und Elisabeth sieht der Jesuit Hermann Kügler „ein Stück frühchristlicher Theologie“ am Werk:
Die frühe Kirche versucht, die Gruppe der Johannes-Jünger in die eigenen Kreise aufzunehmen, die damals noch wie nebeneinander bestanden haben, und Brücken zu schlagen zwischen der Lebensausrichtung des Johannes und der Lebensausrichtung Jesu. […] Das Ziel der Religion ist Erlösung. Wir Menschen brauchen die Kraft des Verstehens, des Begleitet-Werdens, der Geduld und der Liebe, die niemals endet. Denn sie ist von Gott. Durch sie allein bereitet sich die Ankunft des neuen Menschen vor, der in uns lebt und darauf wartet, geboren zu werden.
Ein guter Satz
Johannes Dreiundzwanzig sagte sich: „Giovanni, nimm dich nicht so wichtig." Aber der hatte leicht reden. Er war ja nur Papst.
Und nicht Journalist.— Peter Unfried (@peterunfried) December 20, 2018