Agenda 2060: alles nur Projektion? – Die #LaTdH vom 5. Mai
Wird die Zukunft projiziert, wird sofort auch projektiert, wenn nicht gleich kollektiviert. Außerdem: Historische Twitter-Fallen, Österliche Testamente, Glauben und Handeln.
Debatte
Das Forschungszentrum Generationenverträge (FZG) der Albert-Ludwig-Universität Freiburg hat erstmals eine koordinierte Mitglieder- und Kirchensteuer-Vorausberechnung für die römisch-katholische und die evangelische Kirche in Deutschland erstellt.
Für die 20 evangelischen Landeskirchen und die 27 (Erz-)Bistümer wurde ermittelt, wie sich Kirchenmitgliederzahlen und Kirchensteuer-Aufkommen langfristig bis zum Jahr 2060 entwickeln werden – wenn das Tauf-, Austritts- und Aufnahmeverhalten der vergangenen Jahre auch für die Zukunft repräsentativ ist.
Zum ideologischen Hintergrund der Forscher sei auf den Eintrag in der „Lobbypedia“ bei @lobbycontrol verwiesen:
Das Forschungszentrum Generationenverträge (FZG) ist ein der Versicherungswirtschaft nahestehendes Institut, das in seinen Studien und Stellungnahmen regelmäßig eine Förderung der privaten Altersvorsorge propagiert. Das FZG wird von Versicherungsunternehmen und der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) gesponsert.
Die Details der Studie werden konfessionell getrennt aufgearbeitet, dazu haben DBK und EKD eigenen Themenseiten gestaltet. Dort heißt es etwa aus protestantischer Sicht, die „Projektion 2060“ zeige,
dass die evangelische Kirche durchaus die Chance hat, auf ihre Mitgliederentwicklung Einfluss zu nehmen: Neben der kritischen Überprüfung vorhandener Strukturen muss sie neue Angebote insbesondere für junge Erwachsene entwickeln und frische Impulse setzen.
Die Deutsche Bischofskonferenz geht auch auf mögliche kritische Nachfragen ein, etwa zu der von Papst und Bischöfen immer wieder beschworenenen „Neuevangelisierung“: Wäre es nicht wichtiger, bestehende Mitglieder zu halten und stärker an sich zu binden?
Sich nur auf die zu konzentrieren, die dabei sind, wäre zu wenig. Das wäre so etwas wie der „Heilige Rest“, den es zu bewahren gilt. Als Kirche versuchen wir beides: Unsere Mitglieder zu binden […], aber auch neue Mitglieder für die Kirche zu begeistern. Daher sind Begriffe wie Mission und Neuevangelisierung für uns keine Fremdworte, sondern konkrete Handlungsoptionen.
Hört bitte auf mir zu folgen, sonst krieg ich doch nie ein Gespür für diesen Mitgliederschwund meiner Kirche.
— Johannes (@johannesheun) May 3, 2019
Warum Kirche sich neu finden muss – Markus Bechthold (evangelisch.de)
Die beiden großen Kirchen sollen bis zum Jahr 2060 rund um die Hälfte weniger Mitglieder und um die Hälfte weniger Geld in der Kasse haben. Doch es gebe Hoffnung, meint Markus Bechtold (@MarkusBechtold):
Die „Projektion 2060“ hat mit dem Mitgliederschwund und den leerer werdenden Kassen beider Kirchen bestätigt, was sozialwissenschaftliche Studien bereits vorab aufgezeigt hatten. […] Nicht alles, was jetzt noch möglich ist, wird sie auch künftig machen können. Neu ist, dass die Studie Hoffnung macht, dass die Probleme abgefedert werdern können, wenn Kirche jetzt handelt, auf Menschen zugeht und ihre Mitglieder bindet.
„Frömmigkeit ist ein Zukunftsmodell“ – Annette Langer (SPIEGEL ONLINE)
Wie will die evangelische Kirche auf die negative Entwicklung reagieren? Dazu hat der EKD-Ratsvorsitzender Heinrich Bedford-Strohm (@landesbischof) Fragen von @SPIEGELONLINE schriftlich beantwortet:
Dass wir heute nicht mehr allein aus Konvention Kirchenmitglied sind, sondern aus Freiheit und bewusstem Willen, ist ja auch gut. Wenn Menschen aus der Kirche austreten, gehört das zu dieser Freiheit. Ich möchte, dass wir als Kirche so einladend und gewinnend sind, dass die Menschen gern bei uns mitmachen wollen. […] In den kommenden Jahren müssen die laufenden regionalen Reformprozesse noch konsequenter verbunden werden. Das betrifft etwa die Beteiligung junger Menschen oder die Digitalisierung. Da müssen wir noch viel besser werden. Wir dürfen allerdings nicht den Fehler machen, die Erwartung an Programme zur Mitgliedergewinnung zu überhöhen. Nicht alles ist planbar und machbar.
Die Kommentator*innen aus Funk und Presse:
Die beiden großen christlichen Kirchen werden sich eher krank- als gesundschrumpfen, kommentiert Christiane Florin (@ChristianeFlori) im Deutschlandfunk. Der Gesellschaft dürfe das nicht egal sein:
[Es] fehlt etwas, wenn große Institutionen implodieren, wenn Parteien, Gewerkschaften und eben auch Kirchen ihre Bindekraft verlieren. Dieses Etwas könnte man den solidarischen Gedanken nennen. Es verengt den Horizont, wenn die große christliche Erzählung von Nächsten- und Feindesliebe unter Fernerliefen verschwindet.
Der Umbauprozess der Kirchen wird schmerzhaft, meint Matthias Drobinski (@MatthiasDrobins) in der Süddeutschen Zeitung:
[Es] wird vom Mut dieser Kirchen abhängen, fröhlich loszulassen, was ihnen zu groß geworden ist, und das Besitzstandsdenken zu überwinden. Es wird von der Glaubwürdigkeit der Menschen abhängen, die auch ohne Quasiverbeamtung von einem Gott erzählen, dem die Liebe stärker ist als der Hass und Gerechtigkeit wichtiger als die Macht. Es wird vom Vertrauen abhängen, das Menschen in die Kirchen setzen. Die aber haben gerade erst durch die sexuelle Gewalt in ihren Reihen fundamental Vertrauen zerstört.
Die Prognosen zur Zukunft der Kirchen sind schon lange bekannt. Für die Phrasen, mit denen die Kirchenleitungen jetzt auf die Studie reagieren, gilt das allerdings leider ebenfalls, meint Reinhard Bingener (@RBingener) in der FAZ:
Die Zahl der Kirchenaustritte hängt aber auch erkennbar vom Bild ab, das die Kirche in der Öffentlichkeit abgibt. Die Führungsebene der katholischen Kirche gibt bei der Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs schon seit Jahren ein verheerendes Bild ab, das von vielen Menschen als Verhöhnung der christlichen Ethik wahrgenommen wird. Und es gibt keinen Anlass zur Annahme, dass dieser Missstand bald abgestellt wird.
Die alarmierende Prognose der Studie sollte die Kirchen zur radikalen Neuausrichtung ihrer Prioritäten zwingen, fordert Malte Lehming (@MalteLehming) im Tagesspiegel:
Manche Gebäudesanierungen sind sündhaft teuer. Wie sinnvoll sind noch Akademien? Was darf die Mission kosten? Alles gehört auf den Prüfstand. Andererseits können Zusammenlegungen von Gemeinden und Kirchenschließungen den Trend sogar beschleunigen.
Und Lösungsvorschläge:
Der Rückgang der Kirchensteuer trifft besonders finanzschwache Diözesen im Norden und Osten Deutschlands hart. Roland Müller (@roland_molitor) fordert daher eine größere finanzielle Solidarität in der Kirche:
Die Studie zur Zukunft der Kirche zeigt, wie sehr die Not der weniger finanzstarken Diözesen ansteigen wird, zumal ihnen schon jetzt das Wasser bis zum Hals steht. Es ist also höchste Zeit, dass die deutschen Bistümer in finanziellen Dingen näher zusammenrücken. […] Nur wenn die Unterstützung untereinander nicht an den Bistumsgrenzen Halt macht, kann die Evangelisierung auch in schon jetzt entchristlichen Landstrichen gelingen.
Noch ganz andere Konsequenzen aus der Kirchenkrise sind denkbar. Dem Kölner Pastoralreferenten Peter Otten (@PeterOtten) kommen passend zum 1. Mai einige wünschenswerte Berufe in den Sinn, die es bislang noch nicht gibt:
Menschen finden in der Arbeit ihre göttliche Berufung und Bestimmung. Da ist es gut, auch an Menschen zu denken, die arbeiten wollen, aber nicht arbeiten dürfen. Frauen zum Beispiel, die Diakonin oder Priesterin werden möchten. Wer Frauen kennt, denen von Männern verwehrt wird, zu tun, was in ihnen steckt, der weiß, welche Verletzungen dies verursacht. Wieviel hochspezialisiertes Wissen damit hingegen erst gar nicht generiert wird, lässt sich kaum ermessen.
Hanno Terbuyken (@dailybug) trägt auf seinem #digitaleKirche-Blog in die Debatte ein, was aus seiner Sicht jetzt konkret dran ist:
[…] in der Konsequenz bedeutet das Investitionen in Gemeinden vor Ort und übergreifende Kommunikation, in all ihren Facetten (von Impulspost über Publizistik über local SEO bis zu Twitch-Predigten). Der Rest verliert dagegen deutlich. Eine solche Priorisierung wird allen schwerfallen, die andere Aktivitäten liebgewonnen haben.
Matthias Sellmann (@ProfSellmann), Gründer und Leiter des Zentrums für angewandte Pastoralforschung (ZAP) an der Ruhr-Universität Bochum, formuliert streitbare Bemerkungen zur aktuellen Kirchen- und Theologiekultur:
Es ist Zeit für eine gemeinsame Verpflichtung auf praktische und konzeptionelle Verbindlichkeit. Ich sage das (als Ecclesiopreneur) selbstkritisch. Die Hausaufgaben der Anderen „da draußen“, die wir von ihnen erwarten, gelten auch für uns von der Kirche und von der Theologie. […] Verbindlichkeit, z.B. in der Form von Professionalität, ist dabei kein Surplus, sondern das Erkennungssignal, wie ernst wir es selbst meinen. Der Ernst des Evangeliums vermittelt sich nicht über die Pflege von Komfortzonen.
Ebenfalls auf feinschwarz.net antwortet Wolfgang Beck (@wolfgang_beck), Pastoraltheologe an der PTH Sankt Georgen, seinem Kollegen, und wirft ihm eine panische Angst vor dem (kirchlichen) Untergang vor:
Die Professionalität ist gerade in ihrer Besonnenheit die entscheidende Alternative zur Panik. […] Mit dem Ideal der Verbindlichkeit kritisiert Matthias Sellmann dabei nicht nur rundweg alle, die nicht bereit sind, in ähnlich panischen Aktionismus zu verfallen. Es liegt schon ein wenig Hybris darin, die haupt- und ehrenamtlich Engagierten und auch die Kollegen und Kolleginnen derart anzugehen.
Den feinschwarz.net-Reigen beendet Markus Heil mit der Feststellung: „Panik ist durchaus zeitgemäss„. Die Frage ist, ob Kirche da mitmachen muss.
Und nun?
Es scheint so, als hätten alle möglichen Menschen nun alles Mögliche zur Projektion 2060 gesagt und geschrieben. Auf Twitter hat sich das alles unter dem Hashtag #Apokalypse2060 überschlagen. Dabei wurde sich vielleicht nicht immer die Zeit und Ruhe gegönnt, die Projektion und daraus abzuleitende Handlungsempfehlungen zu prüfen. Wie immer bei einer Projektion ist doch wichtig, ob wirklich etwas dahinter steht.
Nur eine Frage zu #Apokalypse2060
Sollten wir Christen nicht etwas gutes mit der Apokalypse verbinden? Frei, ledig und losgesprochen müssen wir uns zwar nicht drauf freuen, aber zu befürchten gibt es doch auch nichts.
— Obi Jaan Kenobi (@jaanthiesen) May 3, 2019
nachgefasst
Was heißt Sozialismus für Sie, Kevin Kühnert? – Interview mit Jochen Bittner und Tina Hildebrandt (DIE ZEIT)
Zum Beispiel die Kollektivierung von Firmen wie BMW, antwortet der Chef der Jusos. In der Wirtschaftsordnung, die er sich vorstellt, gäbe es auch kein Eigentum an Wohnraum mehr. @JochenBittner und Tina Hildebrandt haben mit Kevin Kühnert (@KueniKev) ein Gespräch über eine radikale Alternative geführt, das in dieser Woche für einige Aufregung gesorgt hat – im Original war das Interview am revolutionären 1. Mai noch barrierefrei verfügbar und ist inzwischen nur noch hinter der kapitalistischen Paywall zu finden.
Kühnert hatte darüber nachgedacht, wie diese „freie, gerechte und solidarische Gesellschaft“, die die SPD zu ihrem Ziel erklärt hat, zu erreichen ist und was sich dafür in der Ökonomie ändern müsste. Der Juso-Chef stellte dabei die klassische Frage nach der Verteilung des Mehrwerts. Er zog in Erwägung, ob Formen der genossenschaftlichen Organisation von Unternehmen nicht möglicherweise gerechter wären. Er wies darauf hin, dass manche Rendite erwirtschaften mit Wohnraum, den andere zum Leben brauchen.
Die Reaktionen reichen von begeisterter Zustimmung über den Aufruf, den linken Jungspund baldmöglichst aus dem Bällebad abzuholen oder dem Drogen-Entzug zuzuführen, bis zu Vorwürfen, Kühnert sei dabei, Verhältnisse wie damals in der DDR oder heute in China heraufzubeschwören (Na, was denn nun genau?).
„Ich habe das sehr ernst gemeint“ – verteidigt Kühnert inzwischen seine Äußerungen. Die empörten Reaktionen zeigten seiner Meinung nach, „wie eng mittlerweile die Grenzen des Vorstellbaren geworden sind“. Er fügte hinzu: „Da haben 25 Jahre neoliberaler Beschallung ganz klar ihre Spuren hinterlassen.“
Macht er die SPD zur SED? – Robert Pausch (ZEITonline)
Die Reaktionen innerhalb der SPD auf Kühnerts Thesen verraten viel über den Zustand der Partei, meint Robert Pausch (@bertpsch) in seiner Analyse. Ihm drängten sich ein paar Fragen auf, zum Beispiel:
Wie groß muss die Angst vor einem Juso-Chef sein, wenn man ihm zutraut aus der SPD die SED zu machen? Wie sehr muss sich eine Partei selbst misstrauen, wenn man beginnt, sich vor dem eigenen Grundsatzprogramm zu fürchten? Und wie viel Wahlen müssen noch verloren werden, bis die SPD erkennt, dass man die Mitte mit Ideologie gewordener Mittigkeit nicht gewinnt, sondern verschreckt?
Schon immer wollen Juso-Bundesvorsitzende den Sozialismus einführen. Aber @KuehniKev ist der erste, dem die ganzen Konservativen es zutrauen. 🤷♂️
— Erik Flügge (@erik_fluegge) May 2, 2019
Das Unbehagen im Kapitalismus – Stefan Reinecke (taz)
Die Gedankenspiele des Juso-Vorsitzenden Kevin Kühnert seien nicht beunruhigend; traurig seien vielmehr seine Genossen, die sich aus Angst von ihm distanzierten, so Stefan Reinecke in der tageszeitung:
Der laute Chor der Empörten, in den leider auch der rechte Flügel der SPD einstimmt, zeigt, dass dieses unspektakuläre Interview einen Nerv trifft. Es ist schwer von der Hand zu weisen, dass das auf Markt und Gewinn geeichte System Schäden hinterlässt – auf den Wohnungsmärkten, per Bankenkrisen und Klimawandel. Das Unbehagen im Kapitalismus wächst. Deshalb klingen die Reaktionen so atemlos.
Die Reaktionen auf @KuehniKev sind derart heftig, man könnte fast meinen, er sei mit Trommlern und Fackelträgern durch Plauen marschiert.
— Mario Sixtus 🇭🇰 (@sixtus) May 2, 2019
Über den Kapitalismus – Rainer Bucher (feinschwarz.net)
Im theologischen Feuilleton @feinschwarz_net erinnert Rainer Bucher, Professor für Pastoraltheologie an der Universität Graz, an die traditionelle anti-kapitalistische Frontstellung der römisch-katholischen Kirche, die kulturelle, ethische und soziale Gründe hatte:
Denn der Kapitalismus ist nicht nur ein immer expansiveres ökonomisches System, er schreibt sich auch tief in uns ein, in alles, in Wissenschaft und Politik, in Sport und auch in Religion und selbst unsere Liebesbeziehungen und auch in uns selbst. Wettbewerb, Verdinglichung, Quantifizierung, Kommodifizierung, extrinsische Motivationsanreize und intrinsische Motivationssteuerung, dichte Rückkopplungsnetze, permanente Optimierung und überhaupt das Leben im Kalkül: Der Kapitalismus formt das Innerste. Ein Außen zu ihm ist theoretisch relativ leicht, politisch schon schwerer, aber faktisch nur sehr schwer möglich.
Buntes
Aberwitzige Offenheit: Twitter und Geschichtswissenschaften – Hedwig Richter (Zeitgeschichte online)
Hedwig Richter (@RichterHedwig) weist auf dem Fachportal Zeitgeschichte online (@zeitgeschichte) auf aufschlussreiche Parallelen zur kirchlichen Debatte über die vermeintliche „Twitter-Falle“ (vgl. die LaTdH vom 10. März oder verschiedene Beiträge in der Eule) hin. Auch im Wissenschaftsbetrieb gelte die Social-Media-Kommunikation bisweilen als ordinär. Twitter verderbe die Schriftkultur und stelle möglicherweise eine Gefahr für die Demokratie dar, lauten die Vorwürfe.
Ist das aber wirklich so klar und einfach mit der Schlechtigkeit von Twitter? Das größte Missverständnis der Kritiker*innen liegt auf der Hand: Sie meinen, das Medium sei auf den Punkt zu bringen. Als gäbe es die eine Eigenschaft von Twitter, seine ganz bestimmte Diktion und die klar definierte Funktion, die den Griff nach der Weltmacht vollzieht und die Demokratie stranguliert.
Die Historikerin wirbt für mehr Verständnis:
Twitter ist ein bisschen wie Paulus: Den Griechen ein Grieche, den Populisten ein Trump. […] Die Flexibilität und hohe Durchlässigkeit des Mediums Twitter erlauben einen intensiven Flow an Meinungen, Hinweisen, Fakten, Vermutungen. Deren Vermengung oder säuberliche Differenzierung sind auf Twitter für jeden vernunftbegabten Menschen nicht schwerer nachzuvollziehen als in anderen Medien.
Ehrliche Reue? Mein Nazi-Großvater und seine Umkehr – Kilian Pfeffer (SWR2)
Ein starkes Stück brachte SWR2 Wissen (@swr2wissen) am 1. Mai im „Feature am Feiertag„: Kilian Pfeffers (@hsbkp) Großvater Karl Heinz Pfeffer war überzeugter Nationalsozialist. Nach 1945 gehörte er zu den wenigen, die ihre Vergangenheit nicht verschwiegen. Als er in den 60er-Jahren als Professor für Soziologie an die Universität Münster berufen wurde, diskutierte er mit den Studierenden, warum er Nationalsozialist war – und nun aber keiner mehr sei.
Viele Jahre lang engagierte er sich unentgeltlich bei Brot für die Welt und im Weltkirchenrat, wo er die Befreiungstheologie unterstützte. Der Enkel hat in Archiven geforscht und mit Menschen gesprochen, die seinen Großvater erlebt haben. Je mehr er herausgefunden hat, desto komplexer wurde das Bild. Die Radio-Sendung (55 min.) steht zum Nachhören und Nachlesen zur Verfügung.
Bibel
Es fehlt – Till Magnus Steiner (Dei Verbum)
Ob Tora oder Propheten: In der Osterzeit müssen die Lesungen aus dem Alten Testament in den Gottesdiensten weichen. Stattdessen wird die Apostelgeschichte gelesen. Für Till Magnus Steiner (@TillMSteiner) ist das ein Unding.
Ja, heute – erst recht nach der Shoa – lesen wir das Alte Testament auch mit anderen Augen als noch die ersten Christen. Das Alte Testament hat in der Geschichte einen doppelten Ausgang: sowohl ins heutige Judentum als auch ins Christentum. Die Menschwerdung Gottes, das Sterben Jesu am Kreuz und seine Auferstehung sind kein logischer Schluss aus den prophetischen Worten an Israel. Aber ihr göttlicher Ursprung gehört doch auch in der Osterzeit zum Glaubensfundament. Hätten die Apostel nach der Auferstehung Jesu das Alte Testament einfach so beiseitegelegt und nicht wie Jesus mit den beiden Jüngern auf dem Weg nach Emmaus in die Hand genommen, die Kirche wäre nichts anderes als eine Blume ohne Wurzeln, die heute schon längst ausgetrocknet wäre.
Predigt
Dritter Sonntag der Osterzeit (Lesejahr C) – Kristell Köhler (in principio)
Erkennen, glauben, bekennen, sich in den Dienst nehmen lassen – diese vier Dimensionen werden durch zwei Jünger Jesu aufgezeigt. Sie sind die Grundlage der Sendung der Kirche, legt Kristell Köhler im Bibel-Projekt in principio (@principio_in) das heutige Tagesevangelium (Joh 21,1-19) aus:
Petrus und der Lieblingsjünger gehören zusammen und zeigen uns gemeinsam verschiedene Dimensionen christlichen Lebens auf, wie sie für die Gemeinde der Leser des Johannesevangeliums und auch für uns heute gelten. Das intuitive Verstehen, Glauben und Bekennen des Lieblingsjüngers ist genauso wichtig wie das intuitive Handeln und Bereitschaft Verantwortung zu übernehmen durch Petrus.
Ein guter Satz
Wenn Gott mich fragt, was es mir so schwer mache, an ihn zu glauben, dann sage ich: „Deine blöden Fans“ und dann müssen wir beide lachen.
— Peter Breuer (@peterbreuer) April 28, 2019