Wo findet Feministische Theologie statt?
Unsere Kolumnistin schaut sich in der Evangelischen Kirche und an den Theologischen Ausbildungsstätten um: Wie ist es um feministische Theologien bestellt?
Feministische The*logie. Großes Wort, das gar nicht unbedingt leicht zugänglich ist. Es gibt verschiedenste Akteur*innen, Definitionen, Informationen und Aktivist*innen online. Doch welche Institutionen, waren schon zuvor oder sind hauptsächlich analog mit Feministischer The*logie beschäftigt? Wie ereignet sich Feministische The*logie oder einfacher gefragt: Wo findet sie statt?
Natürlich kann nicht jeder Ort, nicht jede Personengruppe, die sich in Kirche, akademischer Theologie und Gesellschaft über Feminismus unterhält, griffig ermittelt werden. Natürlich sind Informationsaustausch oder direktes Gespräch nicht von vornherein fest zu kategorisieren und natürlich ist der Austausch feministisch the*logischer Inhalte keiner, der auf bestimmte Konstellationen und Institutionen festzulegen wäre.
Gott sei Dank ist das Leben und sich-für-Themen-Interessieren weniger schematisch, als ich gleich einige diese Orte darstelle. Dennoch lohnt sich ein kleiner Zwischenblick auf die klassischen Orte, an denen Feministische The*logie diskutiert wurde und wird. Mein Versuch, diese Orte oder Institutionen mindestens im evangelisch-landeskirchlichen Kontext etwas nachzuzeichnen und im Gegenüber von Kirche und Universität als den klassischen Orten Feministischer The*logie darzustellen, hat für mich überraschende Erkenntnisse gebracht.
Neben den kirchlichen Diskussionsdrehkreuzen habe ich mir auch die Theologischen Fakultäten und Kirchlichen Hochschulen als Ausbildungsstätten von Pfarr- und Lehramtsnachwuchs aber auch als Indikator für den Rang, dem Feministischer The*logie an diesen klassischen Bildungsorten in Deutschland beigemessen wird, angeschaut.
Und da das gerade startende Sommersemester im Grunde digital unterrichtet wird, ist mit einer Durchsicht der Vorlesungsverzeichnisse vielleicht ja auch die Möglichkeit gegeben, dass das Studienangebot an einem Standort durch das an anderen ergänzt wird. Einen ähnlichen Aufruf startete auch die Leipziger Studierendeninitiative @theoversity Anfang der Woche auf Instagram.
Die Kirche als feministischer Diskussionsort und Arbeitgeberin
Blickt mensch auf Orte Feministischer, das heißt für mich geschlechtersensibler The*logie, so lassen sich einige kirchliche Institutionen finden: Auf EKD-Ebene zeigt sich ein typisches Nebeneinander verschiedener Stellen. Das Referat für Chancengerechtigkeit, dessen Ordnung 2020 überarbeitet wurde, spiegelt in seiner Präambel schon eine gewisse Entwicklung wider. Auf der EKD-Synode 1989 beschloss die damals westdeutsche Synode, „dass das Engagement für Geschlechtergerechtigkeit Teil des ureigenen Auftrags der Kirche ist.“ Diese sicherlich von der 1988 vom Ökumenischen Rat der Kirchen ausgerufenen „Ökumenische Dekade – Kirchen in Solidarität mit den Frauen“ mitbeeinflusste Entscheidung zeigt, dass sich die Kirche seit dieser Zeit offiziell und damit auch als Arbeitgeberin mit Anliegen von Gleichstellung beschäftigt hat.
Damals wurde die Binarität von Männern und Frauen vorausgesetzt. Die aktuelle Präambel verlässt diesen Pfad deutlich. In den Aufgabenbereichen findet darauf aufbauend eine Vermischung von Arbeitgeberinaufgaben zur Gleichstellung bzw. zum Diskriminierungsabbau einerseits und Unterstützung von „der Gender-Perspektive verpflichtete[r] theologische[r] Forschung und Bildungsarbeit“ andererseits statt. Das Referat für Chancengerechtigkeit hält zudem den Kontakt zu Geschlecht thematisierenden evangelischen Diskussionsorten und begleitet das Studienzentrum der EKD für Genderfragen.
Dieses „feierte“ am 7. April 2021 seinen siebten Geburtstag und ging aus dem 1994 gegründeten Frauenstudien- und Bildungszentrum hervor. Die Website mit Einblicken in die Projekte ist sehr empfehlenswert. Weitere von mir als „Diskussionsorte“ bezeichnete kirchliche Stellen werden in der Ordnung des Referats für Chancengerechtigkeit als „mit Geschlechterfragen befasste[] evangelische [] Verbände[], Organisationen und Gruppen“ beschrieben. Hierunter fallen klassischerweise die Frauenarbeitsstellen oder Frauenwerke der Landeskirchen, wie sie sich seit 2008 auch in dem Verein Evangelische Frauen in Deutschland e.V. zusammengeschlossen haben.
Und wenn ich „klassischerweise“ sage, dann ist tatsächlich von einer mindestens vier Generationen andauernden kirchlichen Arbeit von und mit Frauen die Rede, die sich von der Mütterarbeit aus auf verschiedene Bereiche ausdehnte, die sich mit Feministischer The*logie seit ihren Anfängen auseinandersetzt und diese in Gemeinden trug und trägt.
Clash der Theologie-Kulturen
Eine Art „Schnittstelle“ zwischen diesen kirchlichen Stellen und der akademischen Theologie stellen die Kirchlichen Hochschulen in Wuppertal-Bethel und Neuendettelsau dar. Und hier zeigt sich eine Besonderheit, die diese Studienorte gegenüber den meisten Theologischen Fakultäten an Universitäten auszeichnet: Beide haben eine „Professur Feministische Theologie und Gender Studies“ in Neuendettelsau bzw. in Wuppertal eine Professorin für Neues Testament und Theologische Geschlechterforschung.
Diese beiden Bezeichnungen deuten auf eine Grundsatzfrage Feministischer The*logie und ihrer institutionellen Verankerung hin. Knapp zusammengefasst: Werden solche Stellen als eigene Professuren für Feministische The*logie ausgeschrieben oder sind sie – je nach Stelleninhaber*in – mit einer der theologischen Disziplinen direkt zu verbinden? Beide Formen haben ein Für und Wider: Jede*r Theolog*in qualifiziert sich durch Dissertation und Habilitation in einem, seltenerweise in zwei theologischen Fächern für eine Professur. Daher wäre es nur ehrlich, wenn diese Fachrichtung sich auch in dem Lehrstuhltitel widerspiegeln würde.
Andererseits ist eine eigene Professur für Feministische The*logie – in der Hoffnung, dass sie lange bestehen möge – durchlässiger für zukünftige Stelleninhaber*innen und vermittelt eine gewisse Form der Wertschätzung. Von dieser organisatorischen Frage abgeleitet, kommt mensch damit aber zu der Frage: Ist die Feministische The*logie ein eigenes Fach in der Theologie oder nicht?
Mir scheint, hier clashen mit deutscher universitärer Theologie und Feministischer The*logie zwei strukturell verschiedene Pole aufeinander. Deutsche universitäre Theologie ist klassischerweise in die Bibelwissenschaften, die historisch-systematischen Disziplinen und die Praktische Theologie aufgeteilt. Je nach Standort haben Religionswissenschaft, Interkulturelle Theologie oder auch Judaistik verschiedene Ränge im Fächerkanon. Auf der anderen Seite zeichnet sich Feministische The*logie dadurch aus, dass sie zunächst unsichtbar gemachten Frauen in Bibel und Christ*innentumsgeschichte angenommen hat und sich nun auch stärker Fragen nach Geschlechterrollen in einem intersektionalen Fragensetting widmet.
Damit bricht sie von ihrer Grundidee aus mit den klassischen theologischen Disziplinen, wenngleich sie auch von Expert*innen aus einzelnen dieser Fächer mit Forschung innerhalb dieser Disziplingrenzen betrieben wurde. Weil Feministische The*logie das Ganze der Theologie umfasst, scheint mir an der katholischen Münsteraner Arbeitsstelle für Theologische Genderforschung ein guter Umgang gefunden.
Dort koordiniert die Arbeitsstelle die jeweils in den Disziplinen eingebrachte geschlechterbezogene Lehre und Forschung. Durch die Einrichtung einer eigenen Arbeitsstelle, die idealerweise evtl. mit einer eigenen Professur versehen werden könnte, ist ein fester universitärer Diskussionsort etabliert, der durch die Konzertierung der Aktivitäten in den Einzeldisziplinen zu deren Eigenaktivität anregt und sich darauf berufen kann, dass sich die einzelnen Fachvertreter*innen in das gemeinsame Projekt involvieren.
Doch noch einmal zurück zur „Schnittstelle“ Kirchliche Hochschulen. Nicht nur sind in ihnen beiden diese Professuren etabliert, nein: Beide Standorte bemühen sich in ihren Sozietäten auch explizit darum, dass in ihnen Personen aus Kirche und Universität aufeinandertreffen und gemeinsam diskutieren! Dadurch sind diese „Orte“ besonderes Dreh- und Angelkreuz zwischen universitär geprägter feministisch-the*logischer Forschung und kirchlich-praktischem Reflektionsraum dieser Forschung und eigener Anliegen.
Zeigt her eure Vorlesungsverzeichnisse!
Wie findet aber an den anderen 19 Standorten, an denen evangelische Theologie auf Magister*ra Theologiae bzw. Kirchliches Examen studiert werden kann, Feministische Theologie statt? Um mir darüber einen Überblick zu verschaffen, habe ich einmal die Vorlesungsverzeichnisse der Theologischen Fakultäten durchgesehen. Dabei habe ich mich von Stichworten wie „Frauen“, „Gender“, „Geschlecht“ oder „Queer“ in den Veranstaltungstiteln leiten lassen, aber auch von weiblichen Einzelpersonen, denen Veranstaltungen gewidmet wurden. Dass aber natürlich auch Veranstaltungen Feministische The*logie verhandeln, die dies nicht im Titel tragen, fällt in diesem Überblick etwas hinten runter.
So habe ich z.B. keine Veranstaltung in Greifswald gefunden, die in das Titel-Schema fällt – wohl aber eine kirchengeschichtliche Übung zu „Umstrittenen Theologen“, in der auch die Frauenfeindlichkeit Tertullians betrachtet wird. Erfreulich ist es auch, dass einige Veranstaltungstitel sich mit „Evangelische Theolog*innen in der parlamentarischen Demokratie“ (Münsteraner systematisch-theologisches Hauptseminar) oder eine Einführungsvorlesung in Praktische Theologie in Göttingen einen „Überblick über zentrale Protagonist*innen und ihre Theorien“ im Untertitel trägt. Mit dieser Sichtbarmachung ist Entscheidendes passiert!
Aber auch diese Veranstaltungen habe ich nicht in die Übersicht über Veranstaltungen aufgenommen: Eigentlich sollte Inklusion nämlich eine Art Normalfall darstellen. Außerdem habe ich beim Zählen andere intersektionale Themenbereiche nicht erfasst, wobei sich zum Beispiel in Berlin auch ein neutestamentliches Oberseminar mit postkolonialen Perspektiven beschäftigt. Um nach diesen quasi methodischen Einschränkungen einen ersten Überblick zu bekommen:
Außer Greifswald fielen auch Rostock, Halle und Erlangen durch das Raster. Die meisten Veranstaltungen bietet Göttingen mit acht Lehrveranstaltungen an. Es folgt Neuendettelsau mit sechs, Berlin und Marburg mit fünf, Kiel mit vier, Heidelberg, München, Mainz und Wuppertal mit drei. Zwei Veranstaltungen werden in Hamburg, Münster, Bonn, Frankfurt und Tübingen angeboten. Eine Lehrveranstaltung ist jeweils in Bochum, Leipzig* und Jena zu finden.
Zudem wurde an der Darstellung in den Vorlesungsverzeichnissen deutlich, dass das Feld geschlechterbezogener the*logischer Forschung bereits unterschiedlich eingeordnet wurde. Teilweise wurde dieser Themenbereich wie in Berlin, Göttingen, Heidelberg, Marburg, Neuendettelsau und Wuppertal extra angegeben und damit entsprechende Lehrveranstaltungen aus verschiedenen Fächern gebündelt oder in den Kirchlichen Hochschulen eben ein eigenes Programm entworfen.
Unter den Veranstaltungen sind sechs dem Alten Testament, sieben dem Neuen Testament, elf der Kirchengeschichte, sechs der Systematischen Theologie, acht der Praktischen Theologie und sechs den Fächern Religionswissenschaft, Interkulturelle Theologie, Ökumenische Theologie und Judaistik zuzuordnen. Es geht also einmal durch den bunten Fächerkanon der Theologie hindurch.
Nur wenige Vorlesungen
Die Veranstaltungsformen variieren dabei stark. Vorlesungen stellen gegenüber Seminaren und Übungen die deutliche Minderheit dar. So ist unter den klassischen theologischen Disziplinen eine Vorlesung in München zum Thema „Frauen in Text und Welt des Alten Testaments“ zu besuchen, in Marburg eine systematisch-theologische Vorlesung zur Gotteslehre, die Kontextuelle Theologien mitaufnimmt, und in Heidelberg die Vorlesung „Praktische Theologie und Genderforschung“. Hingegen widmen sich die zusammengefassten jüngeren Fächer zur Hälfte in Vorlesungsform zum Beispiel in Hamburg „Gender- und Queerstudies als erkenntnistheoretische Herausforderung an die Religionswissenschaft“, in Göttingen „Frauen in den christlich-orientalischen Kulturen“ und „Sexualität und Geschlecht in den Religionen“.
Vorlesungen als Veranstaltungsform sind konzeptionell davon geprägt, dass die Lehrperson hier ihre Perspektiven und Forschungsinteressen neben Grundlagen ausbreiten kann. Es drückt sich daher also einerseits eine Wertschätzung des Themas aus, wenn es „Vorlesungsrang“ erhält – andererseits spiegelt die Seltenheit von Vorlesungen auch wider, dass feministische Perspektiven eben nicht zu den Hauptthemen der meisten Professor*innen gehören.
Seminare sind demgegenüber die häufigste Veranstaltungsform, vor allem im Alten und Neuen Testament aber auch in der Kirchengeschichte. Alttestamentliche Seminare zur Erzelternerzählung werden unter diesem Titel ähnlich oft angeboten, wie an anderen Standorten mit „Abrahamszyklus“ betitelte Seminare. Damit hat dieser auch die sogenannten Ahnfrauen inkludierende Begriff Einkehr in die Vorlesungsverzeichnisse gefunden – hier explizit in Bonn und Marburg. Ähnlich fragt in Göttingen ein alttestamentliches Hauptseminar auch nach Göttinnen und schließt so diesen Teil von G*ttesbildern schon im Titel direkt ein.
Neutestamentliche Seminare variieren zwischen der Beschäftigung mit weiblichen Einzelpersonen – z.B. einem Hamburger Seminar zu Maria, der Mutter Jesu, oder in Göttingen „Marta, Judas und Petrus: Figuren im Neuen Testament“ – oder grundlegender „Gender Troubles im Neuen Testament“ in Mainz. Hervor sticht das interdisziplinäre alttestamentliche sowie neutestamentliche Seminar in Frankfurt „Methoden der Auslegung in Exegese und Bibeldidaktik: ‚Es gibt nicht männlich und weiblich; denn ihr seid alle einer in Christus Jesus.‘ (Gal 3,28) Geschlechtliche Vielfalt seit biblischen Zeiten“.
Die Seminare in der Kirchengeschichte orientieren sich an weiblichen Einzelgestalten – wie in Kiel in einem Seminar zum Reisebericht der Egeria – oder blicken als „Historische Spurensuche“ (Göttingen) auf den Einfluss von Frauen oder von Frauen geprägte Frömmigkeit (München) und Institutionen (Bochum). Das ebenfalls in Göttingen angesiedelte Hauptseminar „Schwangerschaft – Theologische Erkundungen in Geschichte und Gegenwart“ bietet einen Querschnitt zu einem historisch als genuin weiblich verstandenen Phänomen.
Seminare zeichnen sich als Veranstaltungsform einerseits durch ihre Interaktivität aus, andererseits dadurch, dass sie auf Hausarbeiten vorbereiten, die eine eigenständige Beschäftigung von Studierenden mit dem Seminarthema beinhalten. Dass so viele Seminare angeboten werden, weist auf ein grundsätzliches Diskussionsinteresse seitens der Dozierenden in Antizipation oder Reaktion auch auf das Interesse der Studierenden hin.
Übung macht die Meister:in
Übungen sind je nach Studienordnung mehr Kür als Pflicht und von ihrer Anlage her interaktiv. In der Systematischen Theologie werden sowohl in Kiel als auch in Tübingen Übungen angeboten, die sich mit grundsätzlichen Fragen von Geschlecht, Theologie und Hermeneutik beschäftigen. Dabei fällt auf, dass hier „Gender“ das erstgenannte Wort im Titel ist.
In Kiel und Münster befassen sich praktisch-theologische Übungen vor allem mit der Identität von Pfarrpersonen – in Münster dezidiert mit „Queere[n] Pfarrbiographien als Ausgangspunkt pastoraltheologischer Reflexionen“. Ebenfalls in Münster wird ein Workshop zu Geschlechtsentwicklung in interdisziplinärer Perspektive angeboten. Das heißt, dass neben pastoraltheologischen Überlegungen zu Pfarrpersonen und Geschlechtlichkeit hier auch grundsätzliche Informationen bspw. zu Transidentität vermittelt werden, die für queersensibles oder queerfreundliches Kirchesein unerlässlich sind.
Von den praktisch- und systematisch-theologischen Seminaren sind zudem zwei zu nennen, die sich mit Männlichkeitskonstruktionen beschäftigen: In Frankfurt werden Männer als religionspädagogischen Herausforderung thematisiert, in Bonn werden explizit männliche G*ttesbilder thematisiert – dadurch wird die vermeintliche Norm eines männlichen Gottesbildes vom Sockel gerissen.
Digitale Alternativen bei Dürre?
Blickt mensch auf die hier aufgeführten klassischen Orte Feministischer The*logie, so zeigt sich, dass von kirchlich-institutioneller Seite verschiedene Angebote gefördert und im Blick auf allgemeine Diskussionsverschiebungen aktualisiert werden. Auf der akademischen Seite stellen die Kirchlichen Hochschulen durch ihre besonderen Professuren und dadurch festeren Institutionalisierung Feministischer The*logie einen Sonderfall gegenüber anderen Ausbildungsorten dar. Zudem sind sie bemüht, den Kontakt zwischen universitären und kirchlichen feministisch-the*logischen Denker*innen zu stärken.
An Theologischen Fakultäten werden im Sommersemester 2021 geschlechterbezogene Lehrveranstaltungen angeboten. Dabei variiert je nach Fach, aber auch nach Standort, wie viele Lehrveranstaltungen und welche Formen diese haben. Dass Göttingen dieses Semester Zentrum für ein The*logiestudium ist, das Geschlecht in verschiedener Form thematisiert, überrascht vermutlich die meisten. Ein Semester „dort“ im Online-Studium dabei zu sein, könnte für diejenigen interessierten Studierenden, die an Standorten mit wenig feministischem Auswahlreichtum studieren, eine gute Alternative sein.
Vielleicht geraten aber auch die kirchlichen Angebote mehr in den Blick. Und wer nun frustriert sein sollte, weil diese Themen ihr*m im universitären oder kirchlichen Kontext unzugänglich waren, der sei zu wünschen, dass die finanziellen und sonstigen Ressourcen für den neuen Durchgang des Fernstudiums Theologie „geschlechterbewusst kontextuell – neu denken“ vielleicht aufbringbar sind. Hier zeigt sich auch die Tendenz, dass sich die Kirche, hier die EKD und besonders das Frauenwerk der Nordkirche, dahinter stellt, dass diese Themen breitgestreut und zugänglicher werden.
Hoffentlich zeigt sich auch am Lehrangebot an Theologischen Fakultäten weiterhin ein ausbaufähiges Commitment gegenüber Feministischer The*logie, die in ihren Anfängen durch Intrigen herausgedrängt werden sollte, das nicht zuließ und nun ein breitgestreutes Diskussionsthema an klassischen und nicht klassischen Orten ist. Dass ich anhand von Vorlesungsverzeichnissen auf Stichworte schaue, zeigt aber, dass es aus meiner Erfahrung als Theologiestudentin keineswegs selbstverständlich ist, dass Feministische The*logie aufgenommen, thematisiert und gelehrt wird. Hoffentlich sind irgendwann solche Stichproben auf einzelne Signalworte nicht mehr nötig, weil Geschlecht eine etablierte the*logische Forschungskategorie ist.
*: Ergänzung 9.4.2021, 21:00 Uhr: Auch an der Theologischen Fakultät in Leipzig findet eine feministisch-theologische Veranstaltung statt.