Beten tröstet und hilft die Gedanken sammeln. Vielleicht auch noch mehr. Pfarrer*innen, Kirchenleitungen, der Papst und sogar Ministerpräsidenten rufen zum Gebet für Kranke und Tote, für Helfer*innen und Bedrängte auf. Wenn Politiker*innen und Gemeindeleiter*innen allerdings in schwarz-rot-goldener Ästhetik die ganze Nation zum Gebet aufrufen, wird man fragen müssen, wer eigentlich einlädt und welcher Ideologie sich das Ansinnen verdankt.
Die Aktion “Deutschland betet gemeinsam” ruft für Mittwoch ab 17 Uhr zu einem gemeinsamen Gebet “für unser Land” auf. Dazu habe, so die Veranstalter, der bayerische Ministerpräsident Markus Söder aufgerufen, der sogleich auch die Schirmherrschaft über die Aktion übernommen habe. Weil “ein Ruck durch unser Land gehen” müsse, sollen sich “Hunderttausende” gleichzeitig um den Stream der Initiatoren digital versammeln. Zum äußeren Anlass des Gebets nehmen die Veranstalter den Beginn des jüdischen Pessachfestes am morgigen Mittwoch. Das Gebet solle auch “ein Zeichen gegen Antisemitismus” sein.
Am Gebetsaufruf und an der Formulierung des Gebetes selbst entzündet sich Kritik. Warum soll mitten in der globalen Corona-Krise für ein einzelnes Land gebetet werden? Widerspricht dies nicht dem christlichen Denken, nach dem Gott der Schöpfer aller Menschen und der ganzen Welt ist? Feiert hier ein nationales Christentum im Schatten der Krise ein Comeback? Warum gleichen weite Teile des Gebets einem Schuldbekenntnis, ist das Corona-Virus doch eine Folge der Sünde von Menschen oder gar eines ganzen Landes?
Die Veranstalter betonen, mit alldem habe ihr Gebet nichts zu tun. Nach einiger Kritik wurde am Montagnachmittag trotzdem der Aufruf für “unser Land” zu beten ergänzt. Nun soll auch “für unseren Kontinent und alle Menschen weltweit, die von der Krise betroffen sind” gebetet werden. Auch den Vorwurf des christlichen Antisemitismus, den sich die Veranstalter aufgrund der fragwürdigen Ineinssetzung der betenden Nation mit dem Volk Israel aus dem Ersten Testament einhandelten, versuchen die Veranstalter zu entkräften.
Illustre Unterstützer*innen
Auf der Unterstützerliste finden sich am Montagabend neben einer Reihe von Organisationen und Gemeindeleiter*innen aus dem evangelikalen und charismatischen Spektrum auch Prominente wie Peter Maffay und Maite Kelly, sowie Kirchenfunktionär*innen – darunter mehrere katholische Diözesan- und Weihbischöfe, zwei bayerische evangelische Regionalbischöf*innen und der Landesbischof der evangelischen Landeskirche in Württemberg Frank Otfried July. Auch Jana Higholder ist dabei, missverständlich als “Social Media Botschafterin der EKD” bezeichnet.
Als einzige nicht-christliche Religionsvertreter sind auf der Unterstützerliste Landesrabbiner Zsolt Balla von der Orthodoxen Rabbinerkonferenz Deutschland und Max Privorozki, Landesvorsitzender der jüdischen Gemeinden in Sachsen-Anhalt und Vorsitzender der jüdischen Gemeinde Halle, zu finden. (Anm. d. Red.: Die beiden haben bereits am Dienstag ihre Namen wieder von der Unterstützerliste streichen lassen. Nach Angaben der Veranstalter haben sie dafür keine Gründe angegeben. 8. April 2020, 17:15 Uhr)
Prominent aufgelistet werden ebenso eine Reihe aktiver und ehemaliger Politiker*innen vom ehemaligen Vorsitzenden der CDU/CSU-Bundestagsfraktion Volker Kauder angefangen, über den neuen Ostbeauftragten der Bundesregierung Marco Wanderwitz (CDU), bis hin zur “langjährig[en]” Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend Kristina Schröder (2009 – 2013).
Bei einigen von ihnen wird man sich, wie bei vielen der enthusiastischen Mitbeter*innen in den Sozialen Netzwerken, die gestern ihre Zustimmung zur Aktion signalisierten, fragen müssen, ob sie sich das Vorhaben und die Initiatoren dahinter gründlich angeschaut haben, bevor sie ihr Einverständis gaben, mit ihrem Namen für “Deutschland betet gemeinsam” zu stehen.
Endzeitideologen werben für die Wiederkunft Christi
Zum Gebet laden evangelikale und charismatische Organisationen ein. Darunter Prediger, die sich als Verkünder der Endzeit verstehen. Fadi Krikor vom “Fathers House for all Nations” bekennt auf seiner Website freimütig, Gott habe “persönlich und durch mehrere prophetische Worte” zu ihm gesprochen. Krikors Mission besteht darin, “die Völker” in der Endzeit zu sammeln. Es gäbe dafür eine “Dringlichkeit im spirituellen Reich”, Gott selbst habe “Alarm geläutet, seine Armee und Wächter zu sammeln”.
Es ginge nun darum, die “Global Bride” (“weltweite Braut”, die Kirche als Braut des wiederkehrenden Christus) auf das Kommen des Königs und Bräutigams (Christi Wiederkehr, Christus als Bräutigam der Kirche) vorzubereiten, damit sie sich ihm “ohne einen Flecken oder eine Falte, bereit, strahlend und voll seiner Ehre” präsentiert.
Diese Endzeitidelogie breitet sich derzeit unter evangelikalen und charismatischen Christ*innen aus. Die Corona-Krise wirkt als Katalysator dieser Entwicklung, Endzeit-Prophetien haben in unsicheren Zeiten Konjunktur. Messianische Juden und evangelikalen Zionisten predigen die Überzeugung, dass die Bekehrung aller Völker und ganz Israels die Wiederkunft Christi auslösen wird. Diese werde in Jerusalem geschehen, wohin sich alle Völker und ganz Israel wenden müssen.
In die Krisensituation hinein kann bei einiger rhetorischer Zurückhaltung anschlussfähig kommuniziert werden: Im Gebet von “Deutschland betet gemeinsam” wird die Krise als “Chance, durch die viele Menschen neu zu Dir [Gott] finden”, gedeutet.
Auf die Wiederkunft Christi müssen sich demnach alle Völker der Erde vorbereiten, weshalb auch stellvertretend für einzelne Nationen oder Kontinente (“Europe Shall Be Saved”) gebetet werden muss. Diesem Denken verdankt sich der Nationenbegriff, von dem die Veranstalter von “Deutschland betet gemeinsam” ausgehen. Es geht dabei also nicht um völkischen Nationalismus, sondern um eine Aufnahme der biblischen Gegenüberstellung der “Fremdvölker” zum Volk Israel. In den Worten von Markus Wenz, Jugendpastor des Gospelforums in Stuttgart, mit denen für die Aktion geworben wird, klingt das dann so: “Ich hoffe, Du klinkst Dich mit ein, wenn wir als gesamtes Land für unsere Nation im Gebet einstehen.”
Vielleicht der wichtigste Anker dieser Endzeitideologie im gewöhnlichen evangelikalen Denken ist die Notwendigkeit der Bekehrung zu Christus. Da Jesus Christus als “der Weg und die Wahrheit und das Leben” geglaubt wird, ohne den niemand “zum Vater kommt”, umfasst der Bekehrungsaufruf auch Jüdinnen und Juden. Darin widersprechen Teile der charismatischen und evangelikalen Bewegung den Überzeugungen der beiden großen Konfessionen.
Notwendigkeit der Judenmission
Sowohl die evangelischen Landeskirchen, als auch die röm.-kath. Kirche nehmen heute Abstand von der Judenmission. Gott habe Israel, so schreibt schon Paulus im Brief an die Gemeinde in Rom, zuerst erwählt und seine Erwählung könne ihn niemals gereuen. Gott habe sich nie von seinem Volk abgewandt. Zu dieser klaren Linie sind die Kirchen nach der Shoa im Dialog mit dem Judentum gekommen.
Es darf darum überraschen, dass immer wieder auch in evangelischen Landeskirchen und katholischen Bistümern zur Judenmission aufgerufen wird, obwohl Synodenbeschlüsse evangelischerseits und die Ergebnisse des 2. Vatikanischen Konzils katholischerseits dem eigentlich einen Riegel vorschieben.
Das Augsburger Gebetshaus und Johannes Hartl fungieren hier als Türöffner in den Mainstream-Katholizismus. Das Gebetshaus wird immer wieder als eine der führenden ökumenischen Initiativen für junge Menschen und für seine moderne Ästhetik gelobt, über den Inhalt der Verkündigung wird gerne hinweggesehen. Hartl gehört zu den Initiatoren von “Deutschland betet gemeinsam” und hält Kontakte zu Organisationen, die sich dem endzeitlichen Glauben und der Judenmission verschrieben haben.
Gemeinsame Bestimmung von Deutschen und Juden?
Dazu gehört Asher Intrater, ein international bekannter Leiter der messianisch-jüdischen Bewegung, dessen Buch “Alignment – Die Rolle der messianischen Juden, Jerusalems und der Nationen” auf Deutsch im schweizerischen Schleife-Verlag erschienen ist und im evangelikalen SCM-Shop vertrieben wird. Intrater trat zuletzt als Referent auf der MEHR-Konferenz des Gebetshauses auf, die im Januar 2020 nach Angaben der Veranstalter 12 000 Teilnehmer*innen anzog.
Der Teufel habe die Shoa verursacht, um die “gemeinsame Bestimmung des jüdischen und deutschen Volkes” zu zerstören, referierte Intrater dort. Gott aber wolle, das Deutsche und Juden gemeinsam in der Welt wirken. „Der Höhepunkt der ganzen MEHR und vielleicht des ganzen Jahres”, berichtete eine Teilnehmerin der katholischen Tagespost, “war für mich die ,Aufhebung des Fluchs‘ über Deutschland und die deutsche Geschichte durch Asher. Ich bin überzeugt, dass durch diesen jüdischen Segen etwas ganz Großartiges über Deutschland kommen wird.“
Bei der Übersetzung der endzeitlichen Völker-Ideologie in den Kontext des deutsch-israelischen oder jüdisch-christlichen Kontext knirscht es gewaltig: Es waren Deutsche und Christen, die den Völkermord an den europäischen Juden begangen. Die Geschichte lässt sich nicht durch ein emphatisches Zusammengehen in Richtung Weltenende auslöschen. Die religiöse Schuld- und Segenstopik verschleiert die Erinnerung an den Holocaust.
Ein Echo der “gemeinsamen Bestimmung” von Deutschen und Juden kann man in der Formulierung des Gebets von “Deutschland betet gemeinsam” wiederfinden. Im Gebet wird aus dem alttestamentlichen Buch 2. Chronik zitiert:
„Wenn mein Volk, über das mein Name genannt ist, sich demütigt, dass sie beten und mein Angesicht suchen und sich von ihren bösen Wegen bekehren, so will ich vom Himmel her hören und ihre Sünde vergeben und ihr Land heilen“
Mit Volk ist in diesem Kontext eindeutig das biblische Volk Israel gemeint. Durch den Gebetsaufruf “Wir beten für unser Land und sprechen: …” machen sich die Mitbeter*innen diese Verse zu eigen. Und zwar nicht als persönliches Gebet, sondern bewusst “für unser Land”, kritisiert der Theologe Georg Bloch-Jessen: “Das ‚deutsche‘ Volk ist nicht Israel, es hat keine besondere Auserwählung in der Heilsgeschichte. Dem jüdischen Volk die Gottesnähe abzusprechen, indem man den Segen auf ein national konstruiertes Volk überträgt, ist meiner Meinung nach antisemitisch.”

Das Gebet von “Deutschland betet gemeinsam”: oben in der ursprünglichen Fassung, unten mit Ergänzungen vom Montag (Screenshot)
Auf diesen, vielleicht schwersten, Vorwurf reagierten die Veranstalter mit Umformulierungen am Gebet (s. Bild) am Montag. Auf Twitter begegnete Johannes Hartl dem Vorwurf des christlichen Antisemitismus auch mit dem Hinweis auf die jüdischen Unterstützer der Aktion. Besonders die Unterstützung durch den Gemeindevorsitzenden der jüdischen Gemeinde in Halle, die im Herbst letzten Jahres Ziel eines rechtsextremen Terroranschlags war, spreche doch dafür, dass das Gebet als Zeichen gegen Antisemitismus anerkannt würde. (Anm. d. Red.: Die beiden jüdischen Religionsvertreter haben bereits am Dienstag ihre Namen wieder von der Unterstützerliste streichen lassen. Nach Angaben der Veranstalter haben sie dafür keine Gründe angegeben. 8. April 2020, 17:15 Uhr)
Auf die Kritik hin wurden Aufruf und Gebet ergänzt und bearbeitet. Beides geschah leider, ohne die vorgenommenen Veränderungen kenntlich zu machen. Als “Theologischer Beirat” der Aktion wurde Thomas Schirrmacher bestellt, ein anglikanischer Erzbischof und bekannter Missionstheologe. Auf Twitter sprach Hartl von “Nachbesserungsbedarf”, der sich bei einer in “wenigen Tagen aus dem Boden gestampfte[n] Aktion, die plötzlich weite Kreise zieht” ergebe. Für die ästhetisch hochwertige Gestaltung der Kampagne und das Rühren der Werbetrommel war jedoch Zeit genug.
Christlicher Antisemitismus
Christliche Judenfeindschaft hat eine lange, traurige Tradition. Sie beginnt bereits bei der Deutung des Kreuzestodes Jesu und der Behauptung, die Juden wären seine “Mörder”. Über den Zusammenhang des christlichen Judenhasses mit den Passionserzählungen, die in der Woche vor Ostern im Zentrum der Verkündigung stehen, hat Philipp Greifenstein bereits 2018 geschrieben. Alle weiteren der zahlreichen Beiträge zum Thema christlicher Antisemitismus in der Eule findest du hier.
34 Kommentare zum Artikel
Ihr seid nicht lesenswert. Weil meckern kann jeder….. Man sollte sich freuen das aufgerufen wird Gott zu suchen. Ja UNSER Land man darf auch mal patriotisch sein….. Weil die Menschen in den anderen Ländern beten auch für ihr Land und das ist super und ich feier das. Eure Seite werde ich nicht weiterempfehlen, weil ihr euch ja selber zum Ziel gemacht habt zu meckern anstatt das Gute zu fördern…. Sehr traurig das alles….
Puh, so schlecht recheriert, dass ich nach ein paar Absätzen aufgehört habe zu lesen.
“Warum soll mitten in der globalen Corona-Krise für ein einzelnes Land gebetet werden? Widerspricht dies nicht dem christlichen Denken, nach dem Gott der Schöpfer aller Menschen und der ganzen Welt ist?”, die Argumentation ist soo schlecht, sorry, als ob gemeinsames Gebet irgendwie schlecht sein könnte! Mir macht es eher den Anschein, als ob der Autor versucht, die Aktion irgendwie in ein schlechtes Licht zu rücken. Nicht gelungen! Ich hatte mich noch nicht als Mitbeter bei der Aktion gemeldet, jetzt werde ich das tun!
Ui ui ui, ist das ein schlechter Artikel. Polemische Hetze,
alles so verbiegen, bis es in die eigene Schublade passt – nein Danke!
Danke für die Mühe, die ihr euch mit dieser Recherche gemacht habt, für das Interview mit dem Theologen und den Hintergrundinfos zu den antisemitischem Grundmuster in diesem – sicher gut gemeinten – Gebetsaufruf.
Sollten wir uns nicht freuen, dass sich Menschen wieder Gott zuwenden, gerade in diesen schwierigen Zeiten? Sicher kann man manche Dinge kritisieren aber hier geht es doch um das Große Ganze. Wir sollten Gott zutrauen, dass er durch uns und gerade auch durch die Veranstalter dieser Aktion wirken möchte.
Gerade jetzt sollte man eigene Animositäten zurück stellen.
Ich danke Gott für alle Menschen auf der Welt & bitte ihn gleichzeitig für die Erweckung jedes einzelnen.
Lieber Autor ich bin ihnen nicht böse, sie wissen es einfach nicht besser……..
Deshalb respektiere ich auch ihre Berichterstattung dazu.
Hier wird Gutes schlecht gemacht. Gespickt mit Vorurteilen. Unterste Schublade!
Danke für die Recherchen und den Artikel mit seinen kritischen Einschätzungen! Das nationale Getöne, das auch in den Kirchen um sich greift, ist erschreckend.
Ihr schreibt: „Die Eule bietet Nachrichten und Meinungen zu Kirche, Politik und Kultur, immer mit einem kritischen Blick aufgeschrieben für eine neue Generation.“
Heißt das, dass ihr die nicht neue Generation ausschließt, eine Art Jugendchauwinismus betreibt und Eure „Nation“ die „neue Generation“ ist?
Was ich gerade geschrieben habe, klingt total lächerlich, weil ich hier die Logik Eures Meinungsbeitrages verwende.
Ganz genau das ist Euer Logikfehler, wenn ihr kritisiert, das „für Deutschland“ gebetet wird.
Ich glaube ich kann verstehen, was sie mit ihrer Kritik meinen, allerdings sehe ich die Sorgen bezüglich einer antisemitischen Ausprägung als eher unbegründet an. Für ein Land zu beten ist erstmal noch nicht nationalistisch, sondern für mich auch im Sinne des biblischen Gebotes für die Stadt (oder den Kaiser) zu beten in der man sich nunmal gerade befindet – für die Gesellschaft, von der man ein Teil ist. Und man könnte schon auch argumentieren, dass ein Vers, wie der zitierte aus der 2. Chronik für die Kirche, die ja wie Israel auch in einem Bund zu Gott steht, gelten kann.
Wenn ich dennoch Sorgen habe, ist es für mich beruhigend, wenn mit dem Vaterunser abgeschlossen wird, der Vers, “dein Wille geschehe”, ist für mich Versicherung dafür, dass ich und die Mitbeter nicht immer Gottes Willen richtig verstanden haben, aber ich vertraue fest, Gott ist gut, als Schöpfer per Definition letzte Wahrheit, und gnädig sich uns immer mehr zu offenbaren wenn wir ihn ehrlich suchen. Daher freue ich mich, wenn Menschen ihm im Gebet ihre Herzen öffnen, und seinen guten Willen für dieses Land erbeten. Gottes Segen!
Entschuldigen Sie, aber ihre Darstellung ist unfassbar verzerrt. Bereits im Titel legen Sie mit einem Wort den scheinbaren Fokus, was die Veranstalter nicht einmal benutzt haben. Man kann immer gerne Strömungen kritisieren, aber es ist abenteuerlich mit einzelnen Sätzen und Personen eine Art Antisemitische/ Nationale Gesamtkonstruktion aus einer Bewegung zu machen, die einfach nur möchte, dass Menschen sich in ihren Häusern zum Gebet versammeln.
Jeder der Jesus kennt wünscht sich, dass andere ihn kennenlernen. Es ist daher absolut daneben den Wunsch zu kritisieren, dass Menschen neu unseren Gott kennenlernen.
Ein Gebet anlässlich der Corona-Pandemie sollte sich von einer evangelistischen Zeltmission unterscheiden.
Der Artikel ist gut recherchiert! Auch wenn hier frömmlerisch das große Ganze beschworen wird: Gott straft nicht, Gott reagiert nicht auf Bittgebete. Dieses nicht einmal mittelalterliche, sondern neuscholastisch-interventionistische Gottesbild und Gebetsverständnis treibt die Denkenden aus den Kirchen und ist schlicht evangelikaler Fundamentalismus! Peinlich und typisch, dass sich die Diözesen Augsburg und Passau in dieses Umfeld begeben: moderne Ästhetik, knallhart exklusivistischer christlicher Nationalismus als Inhalt.
“Das Virus kommt nicht von Gott” war heute ein deutliches Statement einer der zugeschalteten Rednerinnen. Es wurde nirgends behauptet, dass Gott straft.
Warum Gott Ihrer Meinung nach nicht auf Bittgebet hören soll, erschließt sich mir nicht – in allen Kirchen gibt es die Tradition der Fürbitten. Gott lässt sich allerdings nicht manipulieren.
Und was an der Veranstaltung nationalistisch sein soll, verstehe ich auch nicht.
Ich habe mich heute einfach gefreut, mit Menschen unterschiedlichster Prägung im Gebet eins zu werden. Dass Leute dabei waren, deren theologischen Ansichten ich nicht teile, oder sogar schwierig finde, ist mir bewusst. Gerade deshalb fand ich es gut.
Ohmann, und so jemand landet in Deutschlandfunk Kultur [Gekürzt. Bitte verzichten Sie auf justiziable Beleidigungen. Die Redaktion.] Statt dankbar zu sein für die Menschen, die heute für viele andere gebetet haben nur Bloßstellerei basierend auf Vorurteilen eines Vollblutatheisten.
Kritisch zu gucken find ich grundsätzlich immer gut. Bei einer Initiative, der sich Menschen aus vielen Denominationen und Strömungen anschließen, finde ich allerdings immer etwas, was ich kritisch bewerten kann – oder sogar entschieden ablehne. Ich denke da als Christ evangelischer Prägung z.B. an so manche Lehren und Dogmen der römisch-katholischen Kirche – bei allem Respekt und aller Wertschätzung dieser Kirche gegenüber.
Ich habe die Zeit heute als wohltuend empfunden. Mit Menschen aus so vielen verschiedenen Strömungen im Gebet eins zu werden, das tat gut. Gott hat mich berührt, mir Impulse gegeben (z.B. für meine Eltern dankbar zu sein und ihnen spontan zu sagen, dass ich mich über sie freue – das mach ich sonst nicht).
Besonders hängengeblieben ist bei mir folgende Aussage: Das Virus ist nicht von Gott. Außerdem auch die offene Einladung an alle Menschen, unabhängig von ihrer Weltanschauung bzw. Religion. Deshalb kann ich eure Kritik nicht wirklich nachvollziehen. Weder wurde von Corona als Strafe, noch wurde von der Endzeit geredet.
Was ich mich frage: Was wollt ihr mit dem Artikel sagen? Dass man nicht mit Leuten beten darf, die theologisch nicht hundertprozentig auf der eigenen – richtigen – Linie liegen? Diese Argumentation kenne ich sonst eher aus der “Rechtsaußen”-Rechthaber-Ecke der evangelikalen Szene (ja, das klingt etwas despektierlich, sorry – aber ich will damit deutlich machen, dass es nur um einen kleinen Teil geht und nicht die ganze Strömung). Von dort kam übrigens Kritik an der Einladung an die Mitglieder anderer Religionen… Da drängt sich mir der Gedanke auf: Wenn aus so unterscheidlichen Ecken Kritik kommt, dann ist es vielleicht gar nicht so schlecht gelaufen. 😉
Ich könnte jetzt noch schreiben, dass Schuldbekenntnis auch ohne Gedanke an Strafen in der christlichen Gebetskultur seinen Platz hat (vgl. Vaterunser) und dass bei aller Schuld, die gerade deutsche Christen im Lauf der Geschichte auf sich geladen haben, in der christlichen (v.a. evangelikalen) Szene heute die Anerkennung und Bewunderung des Judentums nach meiner Beobachtung oft mit einer völlig kritiklosen Haltung zur israelischen Politik ins andere Extrem umschlägt – aber das würde jetzt zu weit führen…
Ich hab mich heute über die Einheit in der Vielfalt jedenfalls sehr gefreut. Das möchte ich mitnehmen in die Osterfeiertage. 🙂
Allein die Überschrift Ihres Artikels entbehrt jeglicher Grundlage!
Und es hieß im Titel
Deutschland betet
und nicht
Deutschland betet für Deutschland
Ich hoffe Sie haben jetzt im Nachgang den Mut zu einer seriösen und objektiven Nachberichterstattung
Sehr geehrter Herr Greifenstein, liebe Leser,
der Aufruf gestern gemeinsam zu beten für Deutschland und wie auch immer wieder betont wurde, für die Welt war nicht nur wichtig und nötig, sondern unsere dringende Aufgabe als Christen. Ein angenehmes Christentum, wie es wohl bei Ihnen, Herr Greifenstein und auch der deutschen Gesellschaft schön reinpasst, darf nicht alles sein. Ein bisschen Pastorentum und Heldentum in den Nachrichten, wir loben alle die sich engagieren und Gutes tun (Ist natürlich schön und gut), aber nur nicht zu viel, ein bisschen Engel hier, ein bisschen Trösten da ist ok, nur nicht zu Umkehr und Buße aufrufen, denn dann müssten wir uns ja wirklich ändern.
Doch genau darum geht es und es war gestern sehr moderat formuliert : nur Serafim hat es klar ausgesprochen und der kam am Anschluss und war zum Beispiel bei Bibel TV gar nicht mehr zu sehen. Alles passiert in der Fastenzeit zu Ostern, wie damals in Ninive. Wir brauchen Könige die unser Land, unsere Welt (=Ninive) zur Umkehr aufrufen. (Und bitte jetzt nicht wieder den Bezug zum AT diskreditieren. Das Christentum und Judentum gehören zusammen. Man kann das NT nicht ohne das AT lesen.)
Gestern war ein Anfang. Es muss weitergehen. Das hat nichts mit Endzeit oder Hardcore Evangelikalen zu tun. Unser Land und die Welt braucht gelebte Solidarität und dafür steht Jesus, unser Herr, zu dem sich die Veranstalter von DBG bekennen. Und ganz wichtig: meine jüdische Freundin, deren Eltern 1941 noch aus Deutschland fliehen konnten, unterstützt solche Initiativen, weil sie weiß, dass es um das eine geht: Liebe. Dagegen kann doch auch niemand etwas haben und dafür steht unser Gott.
Puh, echt mieser Artikel! Es wurde nicht nur für ein Land gebetet, sondern auch für andere. Und selbst wenn Christen für ihr Land beten – so what? Ist es nicht unsere Aufgabe auch jeweils fürs eigene Land einzustehen und zu beten und Gott anzurufen? Auch stellvertretend für jene vielen Mensche die so leben als gäbe es keinen Gott?
Echt interessant wie oft von “religiösen” Leuten bei großen Gebetsveranstaltungen das Haar in der Suppe gesucht wird … da fragt man sich echt, ob diese Autoren noch an Gott glauben und ob sie wissen was Gebet ist und bedeutet und wie essentiell es ist. Finde ich echt traurig … vor allem die ganzen Unterstellungen. Klar, machen manche Leute mit die für etwas stehen das nicht alle mittragen. So what?? Es gibt viele christl. Konfessionen, freuen wir uns doch, dass wir endlich gemeinsam beten können. MEHR davon!
Interreligiösität zu behaupten und tatsächlich zu praktizieren sind zwei sehr unterschiedliche Dinge. Es haben nur Christen vorgebetet. Jedes (!) gesprochene Gebet der Veranstaltung richtete sich an Jesus Christus. Von der Liedauswahl, die sowohl dem eigentlichen Anlass (der Corona-Pandemie) als auch dem interreligiösen Anspruch nicht entsprach, ganz abgesehen. Das ist für ein christliches Gebet selbstverständlich, aber eben nicht anschlussfähig, um gemeinsam mit Juden oder Muslimen zu beten. Eine kurze Internetrecherche zu interreligiösen Gebeten kann ich nur empfehlen!
Sehr geehrter Herr Greifenstein,
ich habe “Deutschland betet gemeinsam” gestern als sehr inspirierend empfunden: zu sehen, dass evangelische, katholische, freikirchliche und orthodoxe Gläubige im Glauben vereint sind. Dieses Miteinander tut gut!
Die Aktion gestern war nicht ausschließend oder exklusivistisch, insbesondere jüdische Gläubige und Religionsferne wurden ausdrücklich mitangesprochen. Näheres bei Prof. Schirrmacher in: https://www.thomasschirrmacher.info/blog/stellungnahme-von-thomas-schirrmacher-zum-webbeitrag-ueber-deutschland-betet-gemeinsam-in-die-eule/
Von daher fand ich es sehr schade, als ich heute morgen das Radioprogramm von Bayern 2 gehört habe, wo Sie sich erneut als Kritiker der Aktion geäußert haben – nicht mehr so scharf wie in Ihrem Blog und dankenswerterweise ohne viele der darin genannten Vorwürfe, die andere Kommentatoren ja schon richtiggestellt haben.
Sie haben jedoch bemängelt, dass es eine rein christliche Veranstaltung war. Auch wenn es schön gewesen wäre, wenn ein muslimischer Beter und eine jüdische Beterin teilgenommen hätten: Ist eine rein christliche Veranstaltung denn etwas Kritikwürdiges?
Zweitens haben Sie heute morgen im Radio-Beitrag kritisiert, dass in einer Schalte auch um Bekehrung gebetet worden sei. Auch da frage ich mich: Sind die ersten Worte Jesu im Markusevangelium (“Kehrt um und glaubt an die frohe Botschaft!”) jetzt auch schon zu kritisieren? Sollten wir selbst nicht immer wieder umkehren und hinhören, wozu Jesus uns inspirieren will?
Zusammengefasst: Es wäre schön, wenn ein stärkerer Geist des Zusammenhalts entstehen würde: zwischen den Konfessionen, zwischen Christen unterschiedlicher Länder (seien es polnische Katholiken, nigerianische Protestanten oder Freikirchler oder rumänische Orthodoxe) und zwischen Konservativen und Liberalen. Da dürfen Ansichten auch (weit) auseinander gehen. Solange der richtige Bezug zu Jesus da ist, überwiegen immer die Gemeinsamkeiten.
Ich würde mich jedenfalls freuen, wenn Kirchenkenner in Zukunft bei solchen Aktionen wie “Deutschland betet gemeinsam” nicht gleich reflexhaft als Kirchenkritiker auftreten oder sich von Gläubigen distanzieren würden (auch wenn es vielleicht eine entsprechende Erwartungshaltung in manchen Redaktionen geben mag – aber das weiß ich nicht).
Also: Gemeinsam!
Was Dr. Johannes Hartl und alle Beteiligten da initiiert hatten, war einfach großartig, wohltuend, tröstlich und Hoffnung gebend!
Schon das Video mit Peter Maffay hat mich sprachlos gemacht. Dazu gehört verflixt viel Mut, sich als prominenter Rockmusiker in Deutschland so eindeutig zum “lieben Gott” zu bekennen!
Zum Artikel von Philipp Greifenstein fallen mir zwei Zitate ein:
1. Goethe, Mephisto: “Ich bin der Geist, der stets verneint.”
2. Erich Kästner:”Wo bleibt das Positive?”
Wer nicht mitmachen wollte, musste es auch nicht. Wer mitmachen wollte, hat das gerne und vermutlich mit Freude getan. Möge Dr. Hartl ungeachtet aller Unterstellungen, Anfeindungen und Gehässigkeiten Kraft und Segen für weitere Aktionen wie DBG bekommen.
Ähm, danke für diese “konstruktive” Rückmeldung, in der Sie mich zum Teufel erklären. 🙄
Ich kann den Wunsch, zu wissen, wer oder was hinter einer Sache steht, durchaus nachvollziehen. Im Falle von DBG interpretieren Sie jedoch zu viel hinein. Es ging lediglich darum, gemeinsam vor Gott zu treten und für die Krise zu beten und wenn man dies überkonfessionell macht, können sich einfach mehr daran beteiligen. Dass es theologische Unterschiede gibt, wusste jeder und war in diesem Fall nicht relevant. Ich hoffe, Sie haben sich den Livestream auch angesehen. Da wurde dies sehr deutlich. Im Übrigen ist der Hinweis auf „christlichen Antisemitismus“ hier völlig deplatziert. Sie dürfen sich nicht wundern, wenn Sie deshalb nicht ernst genommen werden. Spätestens hier ist der Leser davon überzeugt, dass Sie die Aktion nur schlechtreden wollen.
Ich fand es interessant zu lesen. Und ich verstehe nicht, warum das Nationale so sehr in der Gestaltung des Aufrufs hervorgehoben wurde. Beten in schwarz-rot-gold ist mir völlig fremd.
Traurig eine derartig verzerrte Berichterstattung. Schon gestern vor dem Gebet haben Sie geschrieben das es eine Anmaßung ist gemeinsam zu beten. Wir haben von Süd Afrika aus mit gebetet ,für Deutschland und für unser
Land hier und die gesamte Welt. Warum
Müssen Menschen versuchen in allem das Haar in der Suppe zu finden und nicht danach zu suchen was
Uns verbindet in einer derartigen Zeit.
Allein schon diese dämliche politisch-korrekte Schreibweise *innen entlarvt diesen Artikel doch schon als triefendes anti-göttliches Pamphlet
Woran Sie an Karfreitag zur Sterbestunde so denken?!
Sehr geehrter Herr Greifenstein,
ich finde eine kritische Perspektive einzunehmen in der heutigen Zeit sehr wichtig, auch wenn es um Gebet und Glaube geht. Ich finde die Beiträge von “Die Eule” auch überwiegend hilfreich und sie scheinen von durchaus überdurchschnittlich intelligenten Menschen verfasst zu sein. Auch Ihren kritischen Anmerkungen zu “Deutschland betet gemeinsam” kann ich insgesamt folgen.
Aber was ich nicht verstehe ist: Was ist eigentlich ihr Ziel mit dieser Kritik?
– Wenn Sie die Initiatoren auf die kritischen Punkte hätten aufmerksam machen wollen, warum haben Sie ihnen dann nicht einfach eine Email mit ihren Hinweisen geschickt?
– Oder wollen Sie sich selbst profilieren und sich als der Schlauere, der weiter Denkende, … darstellen?
– Oder ist es Ihnen einfach entglitten und Sie sind versehentlich in die Haltung verfallen “Wenn man nur lange genug kopfschüttelnd über der Suppe sitzt, findet man sicher auch ein Haar darin?”
– Oder …?
Ich würde mich sehr freuen, wenn Sie hier auf dieser Seite ganz offen und ehrlich erläutern könnten, was ihre wirkliche Motivation war bzw. ist. Vielleicht kann ich dann besser verstehen, warum Sie sich die Mühe für diesen Beitrag gemacht haben.
Es ist schlicht nicht meine Aufgabe, in persönlichen E-Mails Verbesserungen an öffentlichen Veranstaltungen Dritter anzumahnen. Mein Job ist es, darüber zu berichten. Mit allen Hintergrundinfos, die mir dazu notwendig erscheinen.
Sehr geehrter Herr Greifenstein,
vielen Dank für die kurze Erläuterung zu Ihrer Motivation. Sie schreiben in Ihrer Antwort zu meinem Kommentar “Mein Job ist es, darüber zu berichten. Mit allen Hintergrundinfos, …”
Wenn Sie hätten berichten und Hintergrundinformationen liefern wollen:
– Hätte es dann nicht auch eine ganze Reihe von positiven Aspekten über „Deutschland betet gemeinsam“ gegeben, die durchaus Wert gewesen wären, über sie zu berichten?
– Warum haben Sie es dann nicht bei einem Bericht belassen? Nur ein Beispiel: Sie schreiben in Ihrem Artikel „Das Augsburger Gebetshaus und Johannes Hartl fungieren hier als Türöffner in den Mainstream-Katholizismus.“ Was hat das mit „berichten“ oder „Hintergrundinformation“ zu tun?
— Ist das nicht schlicht und einfach Ihre persönliche Meinung und Beurteilung (ich unterstelle Ihnen bewusst keine VERurteilung)?
— Und was meinen Sie mit „Mainstream-Katholizismus“? Im Kontext Ihres Artikels wirkt das sehr abwertend. Ist das auch so gemeint?
— Weiter zum „Mainstream-Katholizismus“? Sie schreiben den Begriff einfach so hin, obwohl es m.E. dafür keine allgemein akzeptierte und verstanden Definition gibt. Bemängeln dann zwei Sätze weiter zum Gebetshaus Augsburg „über den Inhalt der Verkündigung wird gerne hinweggesehen.“ und bieten selbst keine Hintergrundinformation an, was Sie mit Ihrer Beurteilung des Gebetshauses Augsburg als „Mainstream-Katholizismus“ eigentlich selbst „verkünden“ wollen. Und das, obwohl es Ihre Motivation ist, Hintergrundinformationen zu bieten.
Wie schon gesagt, ich schätze Ihre kritische Perspektive und Ihre Bemühung, kenntnisreich und nicht oberflächlich Dinge zu hinterfragen und zu kommentieren. Aber mir scheint doch, dass Sie in Ihrem Artikel sehr weit unter Ihren eigenen Ansprüchen geblieben sind.
Eine letzte Frage an Sie:
Kann man aus Ihrer Sicht auch gemeinsam beten, selbst wenn man in theologischen und anderen Fragen nicht 100% einer Meinung ist? Oder macht das dann aus Ihrer Sicht Gebet unmöglich oder unwirksam oder unsinnig oder …?
Ich bin bei dieser Frage selbst immer etwas hin- und hergerissen. Daher würde ich mich sehr über Ihre fundierte Antwort freuen und gerne auch mit Hintergrundinformationen, die dienlich für eine persönliche Meinungsbildung dienlich sind.
Ich danke allen die hier geschrieben haben. Ich habe schon gedacht, ich müsste alleine diesen Bericht kritisieren.
Marc
Besten Dank für die kritische Auseinandersetzung mit der Aktion.
Ich habe mir das lange Video der Veranstalter angeschaut. Dabei ist mir die Lust am Beten vergangen. Warum? Weil (wahrscheinlich unbewusste und ungewollte) Exklusionsmechanismen voll aktiviert wurden.
Der Schulterschluss mit den Mächtigen, die Abwesenheit derer, denen die Stimme genommen wurde … ist auffällig.
Ich konnte sie nicht finden, die Christen, welche nicht zur weißen Mittelschicht gehören, die mit Behinderung und chronischer Krankheit zu tun haben, die welche nicht in die Cis-Hetero-Norm passen, …
Der Bezug zum Pessach-Fest und zu den jüdischen Geschwistern blieb ein blasses Lippenbekenntnis. Jüdische Traditionen und Gebetsformen wurden nicht eingebaut. Es gab keine die christliche Tradition überschreitenden Erklärungen, kein Einbeziehen, kein Versuch eines jüdisch-christlichen Dialogs auf Augenhöhe.
Vermisst habe ich auch Vielfalt in den Gebetsformen und in der Musik, welche die Veranstaltung geöffnet hätte für andere Glaubensstile und Glaubenszugänge …
Die Veranstaltung hatte ihre Momente und ich kann und will ihr auch nicht jeden Wert abspreche. Für mich war sie in erster Linie Selbstvergewisserung und Selbstbeweihräucherung eines christlich evangelikal-konservativen Mainstreams …
Dazu passt auch, dass der Aufruf zur Umkehr der Herzen gefordert wird, ohne dass die eigenen Schattenseiten angesehen werden. Die unbequemen Fragen, die u.a. der Theologe Peter Rollins stellt ( https://www.youtube.com/watch?v=8h_5h4W26os) und die der Umkehr vorausgehen müssen, habe ich vermisst. Sich von “eigenen Vorstellungen frei zu machen” und in Gottes größere Barmherzigkeit einzutauchen erfordert zu prüfen, welche Vorstellungen und Schranken wir im Kopf haben und realiter praktizieren.
Es ging leider gar nicht, um den Mit-Erleidenden Gott. Die Heil’ge Drei auf Seiten der Ausgestoßenen, Nicht-Mächtigen, Ausgebeuteten, Ausgenutzten, Verachteten, … kam nicht vor.
Stattdessen: Gott als Person, die am Ende alles gut macht. Dabei wäre das eigene Mithelfen (durch die Vorstellung von Optionen wie Wohnungslose, psychisch und physisch Kranke und Menschen mit Behinderung unterstützt werden können, der Verweis auf Seelsorge- und Krisenangebote) als Komplementär so wichtig gewesen.
Mir war das erheblich zu wenig und es wirkte ein bißchen wie eine religiöse Veranstaltung mit opiatischem Charakter. In diese Art von Gebetsgemeinschaft kann ich nicht einschwingen …
Als besten Kommentar bewerte ich den von Karin:
„Deutschland betet und nicht Deutschland betet für Deutschland“. Dieser kurze Beitrag beschreibt den tendenziösen Charakter des Artikelsrecht gut.
Ich frage mich, ob Sie, Herr Greifenstein, wissen was ein Gebet ist. Ist es Ihnen nicht peinlich wie sie den Wunsch mit möglichst vielen Menschen vor Gott zu treten, versuchen in ein schlechtes Licht zu stellen? Hätten sich Österreicher und Schweizer, von denen ich weiß, als deutschsprachige distanzieren sollen? Sie hatte es richtig verstanden. Wir beten in einer gemeinsamen Sprache und stellen uns in unserer Unzulänglichkeit vor GOTT, den Allmächtigen. Kamen Ihnen mal solche Gedanken? Wie würden Sie es tun?
Ich freute mich über die Vielfalt der Teilnehmer an der Gebetsbewegung und würde mich auch über Zustimmung anderer Religionen oder Atheisten freuen. Beten könnte ich aber nur mit einer Person, die JA zu meinem Gegenüber sagt. Alles andere ist sinnentleert. Das Gebet soll aber Sinn haben und keine Propagandaveranstaltung sein. Ich wäre interessiert an einem Artikel von Ihnen mit folgendem Thema: „Was ist der Unterschied zwischen interreligiösem Dialog und Gottesbeziehung“.
Sie, Herr Greifenstein sprechen von Ihrem Job zu berichten. Ich schließe mich Michael an, der den Stil anmahnt. Als guter Journalist würden Sie z.B. den Untertitel „Illustre Unterstützer*innen“ nicht wählen. Abgesehen davon, dass sie damit diese Personen einer gewissen Lächerlichkeit preisgeben, sprechen sie ihnen die Ernsthaftigkeit ab und beklagen aber andererseits, dass nichtchristliche Vertreter nicht zu finden sind. Das ist aber eher eine Schande für anderen und nicht für die Initiatoren. Warum muss ich mich beim Lesen Ihres Artikels lfd. fragen warum Sie mir Ihre negative Meinung aufdrängen wollen.
Falls Sie, Herr Greifenstein, doch gläubig sind, dann initiieren Sie doch eine alternative Gebetsinitiative. Wie könnte sie aussehen? Vielleicht unterstütze ich sie.