Freut euch! – Die #LaTdH vom 21. April

Die #LaTdH mit fröhlichen Ostern, alten Festbräuchen, Weinen und Osterlachen. Außerdem: In Bayern hängen Kreuze und Kirchenasyl wird vor Gericht verteidigt.

Der HERR ist auferstanden! Er ist wahrhaftig auferstanden!

Debatte

Dieser Aufruf erfüllt mich stets wieder so mit Freude, befreit mich, lässt mich aufrecht stehen, macht mir mein Herz frei. Ganz besonders bei allem, was uns so heutzutage bedrückt. Brennende Kathedralen, Kriege, ertrinkende Flüchtlinge, selbstherrliche Herrscher, die jahrzehntelang anhaltenden Frieden gefährden, erstickendes Klima, und und und …

„Da werden Untergangsvorstellungen aktiviert“ – Johanna Dürrholz befragt Silke Horstkotte (FAZ)

Die Karwoche begann mit den erschütternden Bildern aus Paris. Im Gespräch mit Johanna Dürrholz (@Duerrholz) erläutert Silke Horstkotte (@shorstkotte), warum dieser Brand so viele Menschen auf die Straßen trieb, vor den Fernseher lotste, Ängste auslöste.

Gerade sehr alte Gebäude symbolisieren eine gewisse Permanenz. Wenn sie untergehen, werden wir mit unserer eigenen Vergänglichkeit konfrontiert und mit der unserer Kultur. Alles kann sich ändern. Das ist im Moment besonders präsent, es gibt eine Konjunktur von Apokalypse-Filmen, schon seit etwa zwanzig Jahren. Wir leben in einer Zeit, die eine sehr starke Vergangenheitsorientierung hat und eine schwache Zukunftsorientierung. […] Auch angesichts des Klimawandels gibt es diese Vorstellung: Wir leben in einer Endzeit! Da hat so eine Zerstörung von etwas, das es vielleicht nie wieder geben wird, eine hochemotionale Wirkung. Wenn dann in der Realität so etwas passiert, werden diese Untergangsvorstellungen aktiviert.

Notre Dame, Tagesschau24 und zwei Missverständnisse – Thomas Lückerath (DWDL)

Wer sich vor dem Fernseher Bilder bei den öffentlich-rechtlichen Sendern gewünscht hatte, vielleicht sogar mit ethnologischer und theologischer Einordnung, zeigte sich mitunter enttäuscht und twitterte dies auch kund. Thomas Lückerath (@lueckerath) geht auf diese Vorwürfe ein und räumt mit Missverständnissen auf:

Ja, man kann an solchen Abenden natürlich mal wieder einen öffentlich-rechtlichen Nachrichtensender fordern, für den der Brand in Paris auch stundenlang Programm hätte sein können. Ich persönlich fände das logischer und effektiver als die aktuelle Situation, aber der müsste politisch erst einmal beauftragt werden, denn weder Phoenix noch Tagesschau24 sind als Nachrichtensender im Sinne der internationalen Konkurrenz beauftragt. Beide bemühen sich je nach Anlass, diese Lücke mit ihren Möglichkeiten zu füllen. Wer gestern länger Tagesschau24 sah, merkte, wie improvisiert wurde. Aber die ganzen Beitrags-Milliarden! Nun, auch die nützen nichts, wenn nötige Strukturen nicht aufgebaut und vorgehalten werden dürfen.

Heute staunen wir ob der Summen, die schon für den Wiederaufbau gesammelt worden sind und über die Pläne, einen solchen tatsächlich umzusetzen. Aber heute ist Ostern, da geht Staunen uneingeschränkt mit Freude einher (Etwas für ein Ostern-Bullshitbingo?). Und wir haben tatsächlich Grund zur Freude. Ostern ist zu einem Familienfest geworden, bei dem ein oder anderen auch zu einem weiteren Geschenkefest.

Infografik: So feiern die Deutschen Ostern | Statista

Christen im Irak: Wiederkehrendes Leben (Vatican News/ AP)

Und auch anderswo auf der Welt kann wieder aufgeatmet werden. Im Irak kehrt das Leben wieder und die zurückgekehrten Christen können auch dort wieder Ostern feiern.

„Ein gutes Zeichen“, findet Paolo Thabit Mekko, der Leiter einer christlichen Gemeinde im Norden des Landes. Es sei das dritte Mal, dass die Christen Ostern in ihrer Heimat begehen können. Handelte es sich in den beiden vergangenen Jahren noch um eine eher symbolische Zusammenkunft inmitten desolater Kirchen, bestehe dieses Jahr wahre Hoffnung, dass alles wieder ein bisschen wie vorher wird, so der Priester.

Ostern 2019 war schon – Matthias Meyer zur Heyde (Westfalen-Blatt)

Angesichts der vielfachen Freude ist es dann auch vollkommen egal, wann denn nun genau Ostern dieses Jahr hätte gefeiert werden müssen. Aber interessant ist es schon zu lesen, was Matthias Meyer zur Heyde zum Osterparadoxon geschrieben hat:

Zwecks Berechnung des Frühlingsanfangs nach modernen, auf die Sekunde genauen Kriterien setzen die Astronomen die Dauer des sogenannten Tropischen Jahres auf 365,2422 Tage (365 Tage, 5 Stunden, 48 Minuten, 46 Sekunden) fest. Weil man aber ein Kalenderjahr zu vollen Tagen rechnet, ergibt sich eine Differenz: Normaljahre (mit 365 Tagen) sind etwas zu kurz – dadurch rückt das Datum des Frühlingsanfangs im Kalender drei Jahre in Folge Stück für Stück auf ein späteres Datum. Schaltjahre mit ihren 366 Tagen hingegen sind etwas zu lang, wodurch sich der Frühlingsanfang in jedem vierten Jahr wieder auf ein früheres Datum verschiebt.

Karfreitag – Inga von Thomsen (schokofisch)

Inga von Thomsen (@schoko_fisch) ist Social-Media-Managerin bei @KircheimNDR, evangelische Theologin, Bloggerin und Buchhändlerin. Auf ihrem Blog schokofisch schreibt sie über gemischte Gefühle zu Karfreitag und Ostern. Auch dieses Jahr wurde ja wieder lautstark der Karfreitag als stiller Feiertag infrage gestellt. Thomsen meint: Stille vorschreiben geht nicht, und doch:

[…] tief in meinem Innersten hege ich eine streng protestantisch verankerte Auffassung: An Karfreitag ruht das Leben. Draußen die Wäsche aufhängen oder im Garten arbeiten? Undenkbar. Der äußere Widerspruch bringt mich in einen Konflikt. Warum nicht den freien Tag genießen? In den Gottesdienst gehe ich heute nicht. Mir persönlich bedeutet der Karfreitag nicht so viel. Schon früher fand ich den Kontrast seltsam, wenn ich doch wusste: Am nächsten Abend zur Osternacht, spätestens aber am Ostersonntag, freue ich mich wieder. Karfreitag war immer trocken und spröde. „Künstliche“ Trauer? Ich konnte mich nie einfühlen. Heute überlege ich, ob mir der Karfreitag als Feiertag nicht schlicht weggerutscht ist.

Frohe Ostern!

Mit oder ohne Stille vor dem Ostermorgen. Mit oder ohne Hase und Geschenke. Egal. Die Redaktion der Eule wünscht allen Leser*innen ein gesegnetes Osterfest: Der HERR ist auferstanden! Er ist wahrhaftig auferstanden!

nachgefasst

Ein Jahr Kreuzerlass: Was hat sich seitdem verändert? – Johannes Reichart (BR24)

Nicht nur „nachgefasst“ in Sinne unserer so benannten Rubrik, sondern tatsächlich im Sinne des weiten Rückblicks: Vor einem Jahr hatten auch wir immer wieder den Kreuzerlass zum Thema (hier & hier). Johannes Reichart (@JuanReichart) hat sich ein Jahr nach dem Kreuzerlass mal umgehört, wie die Stimmung diesbezüglich heute so ist.

Vor einem Jahr hatte Bedford-Strohm die Regierung aufgefordert, Kreuze nicht nur an Wände zu hängen, sondern auch danach zu handeln. In einigen Bereichen habe sich seitdem tatsächlich etwas bewegt, bescheinigt Bedford-Strohm der Staatsregierung, etwa in der Flüchtlingspolitik: „Wenn wir die Politik in Bayern im letzten Jahr anschauen, etwa die Frage, wie mit Flüchtlingen und Asylsuchenden umgegangen wird, dann lassen sich schon Anzeichen dafür finden, dass man hier nochmal weiter nachgedacht hat.“

Hausdurchsuchungen bei Pfarrern im Hunsrück waren rechtswidrig – Gernot Ludwig (SWR)

Im Hunsrück hatten fünf Pfarrer*innen abgelehnten Asylbewerber*innen Kirchenasyl gewährt und sich dadurch den Vorwurf eingehandelt, die Abschiebung der Männer verhindert zu haben (s. #LaTdH vom 3. Februar 2019). Die Behörde eröffnete damals ein Ermittlungsverfahren. Gegen das Vorgehen der Behörde – speziell die Hausdurchsuchungen, bei denen private und auch Gemeindeglieder betreffende Dokumente beschlagnahmt wurden – reichten die Pfarrer*innen wiederum Beschwerde ein, und bekamen nun durch das Landgericht Bad Kreuznach Recht.

Ein Sprecher sagte dem SWR, nach Ansicht des Gerichtes hätte die Ausländerbehörde die Asylbewerber ja aus dem Kirchenasyl holen können. Darauf habe die Behörde aber aus Respekt vor der Kirche verzichtet. Daher sei es nicht die Schuld der Pfarrer, dass die Asylbewerber nicht abgeschoben wurden. Und damit seien auch die Hausdurchsuchungen rechtswidrig.

Predigt

Nicht Handeln. Sondern Heulen. Ein Manifest. (mit Dank an John Lennon, Yoko Ono, Walter Benjamin und Richard Huelsenbeck) – Birgit Mattausch (Frau Auge)

Ein Aufruf zum Heulen! Also, er ist nicht zum Heulen, sondern er ruft zum Heulen auf, ungezwungen, frei hinaus. @FrauAuge kritisiert das unaufhörliche Handeln und ruft dazu auf, den siebten Tag wirklich mal wieder zum Ruhen zu nutzen, im Bett zu bleiben und nichts Nützliches zu tun: Ein Tag, den sich jeder wünscht, sich aber nicht gönnt. Wer will schon Tanzen gehen, wenn er einfach mal wieder einen PJ-Tag verbringen könnte? Zeigt Mut und gönnt euch diesen Tag und nutzt ihn, euch mal wieder so richtig auszuheulen, sei es bei einem Film, der euch zum Weinen bringt, oder vor Erschöpfung – Weint!

Wir fordern 3. und letztens: Es muss mehr geheult werden! Auch hier gehen wir mit gutem Beispiel voran: Wir schneiden Zwiebeln und schauen Pretty Woman, Dirty Dancing und Queer Eye. Wir glauben fest, dass Paulus recht hat und Gottes Kraft in den Schwachen mächtig ist. Deshalb erzählen wir, was unsere größte Angst ist und wer unsere größte Liebe. Wir reden nichts mehr schön und wir brauchen viele Taschentücher. […] Und wenn wir fertig sind mit Weinen, dann sagen wir einander, dass wir schön sind.
Can you believe?
Und wir schnäuzen uns und dann lachen wir.
Weil wir glauben:
Der eine wird auferstehen.
Wir wissen nicht wie.
Nur dass er auch in Betten lag, oft nichts tat als essen, trinken, hören – und dass er vielleicht eine Schildkröte mit sich führte, unsichtbar, die Treppe hinab.
Durch die letzte aller Passagen.
So langsam, dass es drei Tage dauerte.

Ein guter Satz

„Vom Osterlachen wird dringend abgeraten, um weiterhin ernsthaft an den Auferstehungerlebnissen der Urgemeinde zweifeln zu können.“

– Alex Luthiger (@ALuthiger), Quelle