Gute Nachrichten – Die #LaTdH vom 17. Dezember

Es wird Zeit für gute Nachrichten, und die bringen wir heute. Außerdem: Eine (halb-)nackte Frau am Kreuz, Krümel-Kompott statt Gans und Predigt-Bullshit.

Es ist der 3. Advent, und da scheinbar außer der 6. Bitte des Vaterunsers (siehe Bibel) derzeit nicht viel diskutiert wird – alle mit Krippenspielproben, Plätzchenbacken und Basteln beschäftigt, nehme ich an – ist endlich Zeit für gute Nachrichten.

Debatte

Wo bleibt der Stolz auf die Flüchtlingshelfer? – Sieglinde Geisel (Deutschlandfunk Kultur)

Sieglinde Geisel (@geisel_s) beklagt völlig zu Recht, dass wir uns im Blick auf Flüchtlinge und Asyl nur auf schlechte Nachrichten konzentrieren. Denen steht bis heute das ehrenamtliche Engagement abertausender Menschen in der Flüchtingshilfe entgegen. Zeit, mehr über diese Menschen zu reden!

Inzwischen wird in der Turnhalle wieder geturnt, der kollektive Hilfseinsatz ist vorbei. Kaum einer der Helfer bereut seinen Einsatz: Viele haben Freundschaften mit Geflüchteten geschlossen und sind weiterhin ehrenamtlich tätig. Dies wird von einer Studie der Bertelsmann-Stiftung bestätigt: Demnach ist das Engagement robust, viele Initiativen haben sich inzwischen professionalisiert. Doch in den Medien erfährt man davon kaum etwas.

Ich bin angenommen wie ich bin! – Interview mit Finn Wolfrum (Kreuz & Queer, evangelisch.de)

Finn Wolfrum ist Pfarrer und transident. Im Sommer 2017 hat er das öffentlich gemacht. Seine Kirchengemeinde und seine Landeskirche stehen hinter ihm. Kerstin Söderblom (@KSoederblom) hat ihn für das Blog Kreuz & Queer interviewt.

Da wollte ich mit den Menschen offen umgehen. Sie sollen wissen, mit wem sie es zutun haben. Ich wollte nicht mehr in Parallelwelten unterwegs sein. Als öffentliche Person ist das nochmal schwieriger. Ich lebe von Vertrauen und Authentizität. […] Ich glaube aber auch, dass ich noch authentischer leben und arbeiten kann. Das Verständnis für die Vielfalt und Vielschichtigkeit von Lebenserfahrungen jedenfalls kann ich noch bewußter als bisher einbringen.

Danke für Eure Wärme! – Mandy (GekreuzSIEGT)

Nach einem halben Jahr Links am Tag des Herrn wird es Zeit, einmal den beliebtesten christlichen Blog des Landes drin zu haben: GekreuzSIEGT (@gekreuzsiegt). Und die gute Nachricht: Die Lager für die nächtlichen Fahrten zu Obdachlosen sind gefüllt.

Und Danke natürlich an sämtliche Lieferanten für eure Mühe! Großartig! Nun ist das Lager gut gefüllt und es kommt etwas Ruhe rein, da wir erstmal ausgesorgt haben. Sollte dringend etwas benötigt werden – werde ich hier Bescheid geben. Es ist schon etwas stressig, aber schön zu geben – es kommt viel zurück. Und es ist toll, etwas Sinnvolles zu tun – das erdet und erfüllt mich selbst mit Freude.

Adventsgewinnspiel

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Randständiges

Wie man Priester (und andere pastorale Berufe) auch ausbilden könnte… Ein britischer Einblick – Christian Hennecke

Kritisches zur Priesterausbildung in der röm.-kath. Kirche, mit viel Gelegenheit für evangelische Geschwister zum aufmerksamen Mitdenken. Oder für einen beruhigten Blick auf den Status quo der Predigerseminare?

Gleichzeitig ist es ja nicht so, dass die Ergebnisse der Ausbildung so blendend und überzeugend wären. Und das, obwohl die betroffenen Regenten und Ausbilder sehr wohl mit viel Kompetenz und Engagement zu Werke gehen. Dennoch: offensichtlich gilt ja die theologische Seminarausbildung in einem geschlossenen Seminar als gesetzt und normal? Warum muss das so sein? Kann man Seminar nicht anders denken? Es geht um mehr Freiheit und Selbstverantwortung.

Im theologischen Feuilleton feinschwarz.net wird die Tugend der Improvisation gelobt, sie sollte „als Ziel von Fort- und Ausbildungen von kirchlichen Haupt- und Ehrenamtlichen“ verankert werden. Dann machen wir mal einen Plan.

Die arme, arme Frau Thomalla – Johann Hinrich Claussen (Kulturbeutel, chrismon)

Über eine recht geschmacklose Werbung mit einer leichtbekleideten Sophia Thomalla am Kreuz schreibt der Kulturbeauftragte der EKD, Johann Hinrich Claussen. Gibt es einen noch protestantischeren Namen als diesen? Vielleicht noch Pfarrer Tabarius vom ZDF. Jedenfalls schreibt Claussen in seiner kurzen Glosse, dass wir uns nicht aufregen sollen. Damit ist (eigentlich) alles gesagt.

Die Frage der Woche, Folge 109: Was macht Frau Thomalla am Kreuz? – Hanno Terbuyken (evangelisch.de)

Auch Hanno Terbuyken von evangelisch.de bemüht sich, nicht über Sophia Thomalla zu schreiben. Er wundert sich über Christen, die Frau Thomalla die Pest an den Hals wünschen. Und meint:

Das Kreuz als Symbol ist stark genug, um auch von so einer absurden Werbung nicht beschädigt zu werden. Euer Christentum sollte es auch sein. Stark genug jedenfalls, um Sophia Thomalla und den Werbeleuten mindestens zu vergeben oder noch besser gar nicht erst beleidigt zu sein. Liebe statt Hass – fröhliche Weihnachten!

Amen.

Essen an Weihnachten – ganz entspannt… – Susanne Breit-Keßler (Mahlzeit, chrismon)

Wo ich einmal bei der chrismon vorbeischaue, bin ich auf Susanne Breit-Keßlers (@breitkessler) Rezept-Empfehlung für die Weihnachtsfeiertage gestoßen. Rezept ist hier mal ganz untypisch unmetaphorisch, also konkret gemeint: Es geht ums Essen.

Ja klar, man kann Gans oder Karpfen zubereiten, halbe Tage in der Küche verbringen, bis man verschwitzt, von Kopf bis Fuß nach Fett duftend und vollkommen erschöpft wieder auftaucht. Man kann es auch lassen. Hier mein heißer Tipp für alle, die ein nettes Drei-Gänge Menü zubereiten und dabei ganz entspannt bleiben möchten.

Was Frau Breit-Keßler dann vorkocht, entspricht zwar nicht dem traditionellen Weihnachtsmenü, dafür aber einem vermuteten Mainstream zwischen IKEA und Lafer, Lichter, lecker. Der Text ist darum doch eine Metapher: Nämlich für das, was die chrismon für modern und irgendwie fröhlich evangelisch hält. Weihnachten soll mich nicht entspannen. Ein Fest ist Zeit der höchsten Anspannung, nicht der Entspannung. Und weil ich selbst in der Küche steh, gibt’s Gans. Mit Rotkraut. Mit Klößen. Und mit viel Soße.

Bibel

Bereits in der letzten Ausgabe der Links am Tag des Herrn beleuchtete Thomas Wystrach (@wystrach) in der Debatte die gegenwärtige Diskussion um Sinn und Wortlaut der 6. Bitte des Vaterunsers. Eine kleine Zugabe: Jetzt sprechen die Neutestamentler!

Sie sechste Bitte – Gerd Häfner (LECTIObrevior)

Endlich ein neuer Blogbeitrag von Gerd Häfner. Es braucht immer die großen Diskussionen, um ihn hinter die Tastatur zu locken. Mehr davon!

Es bleibt die pastorale Frage: Soll man an der üblichen Übersetzung festhalten, wenn sie das Missverständnis produziert, die Bitte wolle einen in die Falle lockenden Gott abwehren? Ist an ein täglich gesprochenes Gebet nicht die Forderung zu stellen, dass es den Betern ohne Schwierigkeit verständlich ist? Diese Frage ist sicher berechtigt, doch man kann auch die Gegenfrage stellen, ob sich nicht gerade bei einem täglich gesprochenen Gebet die Mühe lohnt, Hürden zu überspringen und sich den Sinn zu erarbeiten.

Vom Glück der Versuchung – Werner Kleine (Dei Verbum)

Ebenso hat sich Werner Kleine (@WernerKleine) auf Dei Verbum (@Verbum_Dei) noch einmal ausführlich zu Wort gemeldet, nachdem wir letzte Woche ja schon seinen etwas älteren Beitrag empfohlen hatten, jetzt brandneu:

Die Interpretation von Texten unterliegt einer hohen Verantwortung – zumindest, wenn man die Texte nicht einfach dem eigenen Gusto anpassen möchte, sondern um ein Verstehen in ihrer ursprünglichen Form ringt. Dabei kann sicher der Schluss stehen, dass ein Text in sich falsch und unverständlich ist. Eine Änderung macht ihn damit aber trotzdem zu einem neuen, eigenen Text.

Predigt

Der Advent ist traditionell Weihnachtspredigt-Kritik-Zeit. Wunderbar. Auch wenn das jährliche Ritual Potential hat, richtig zu nerven: Wann, wenn nicht zu Weihnachten wird so intensiv über das gesprochen, was gepredigt wird? Zu Weihnachten ist die Predigt wieder relevant, Menschen kommen mit konkreten oder konfusen Erwartungen in die Kirchen. Für diejenigen, die schon da sind, bedeutet das, sich Gedanken zu machen. In zwei Artikeln werden wir das in der Woche bis zum großen Fest hier in der Eule tun.

Bullshit-Bingo „Weihnachtspredigt“ – Philipp Greifenstein (philipp-greifenstein.de)

An dieser Stelle der obligatorische Hinweis auf das Bullshit-Bingo zur Weihnachtspredigt, das dieses Jahr seinen 5. Geburtstag feiert. Was es mit dem Bullshit-Bingo auf sich hat, habe ich ebenfalls auf meinem Blog aufgeschrieben und hier in der Eule habe ich mich im Sommer im Anschluss an Harry G. Frankfurt mit Predigt-Bullshit im Allgemeinen beschäftigt.

„Weniger ist mehr“ …

… beliebte meine Kunstlehrerin zu sagen, und dieser alte Gestaltungshinweis ist immer noch gut, auch für die Predigt am Heiligen Abend. Was nicht in einfachen Worten und wenigen Sätzen zu sagen ist, ist an diesem Abend vielleicht einfach nicht dran, oder? In den Worten Niklas Luhmanns:

Ein guter Satz

„Von den Mythen bleiben die Bräuche, und von den Bräuchen die Rezepte.“

Richard Wagner, aus Weihnachtsmarkt in „Die deutsche Seele“ von Thea Dorn und Richard Wagner, Knaus Verlag