Kolumne Sektion F

In Christus gilt nicht Ost noch West?

Vor 35 Jahren fiel die Berliner Mauer. Doch auch viele Jahre nach der Wiedervereinigung, ist die Herkunft aus „Ost“ oder „West“ noch von Bedeutung. Auch für Kirche und Theologie?

„Ost“ und „West“ – eigentlich könnte damit ganz viel gemeint sein, aber die Wörterkombination bedeutet in unseren Debatten doch meistens: Es geht um die Bundesrepublik Deutschland. Und darum, dass die Bundesländer, aus denen sie besteht, zu unterschiedlichen Zeitpunkten Teil dieser Bundesrepublik geworden sind. Und darum, dass das nach wie vor Unterschiede macht.

Anlässlich der Landtagswahlen in den ostdeutschen Bundesländern im Herbst 2024 ist wieder viel über die Unterschiede von Ost und West geschrieben worden. Journalist*innen reisten in „den Osten“, um herauszufinden, was und warum die Menschen dort so wählen. Eine Folge von „Reschke Fernsehen“ (ARD-Mediathek) zeigt anschaulich, wie sehr die Berichte und Analysen der Medien maßgeblich von westdeutschen Perspektiven geprägt werden.

Manch eine*r könnte sich denken: „Ok, Carlotta rattert in „Sektion F“ einfach verschiedene Aspekte von Marginalisierung und Diskriminierung durch und jetzt nimmt sie sich mit der Ost-West-Problematik noch ein anderes Feld vor.“ Wahrscheinlich muss ich das einfach als Anfrage hinnehmen. Aber: Um ein reines Nebeneinanderstellen von Marginalisierungs- und Diskriminierungserfahrungen, zum Beispiel aufgrund von Herkunft, Gender, race oder Religion, geht es nicht. Intersektionalität bedeutet, verschiedene Diskriminierungsformen miteinander in Verbindung zu bringen und sich überlagernde bzw. überkreuzende und dadurch gegenseitig verstärkenden Aspekte zu ermitteln.

Das fordert auch die (medialen) Bilder heraus, die wir uns häufig vom Osten machen: Was können uns Schwarze und People of Color (PoC) mit Ostbiografie erzählen, über die ehemalige DDR und ihre internationalen Beziehungen und über das Leben im wiedervereinigten Deutschland? Wie ging es jüdischen Menschen in der DDR und welche Bedeutung spielt die Herkunft aus verschiedenen (post-)sowjetischen Gesellschaften für die jüdischen Gemeinde heute? Wie haben Schwule und Lesben die DDR, ihren Zusammenbruch und die „neue Zeit“ erlebt – auch und besonders in der Kirche, die gelegentlich Freiheitsraum war – und was davon ist heute für LGBTQI+ im Osten tatsächlich von Bedeutung?

Welche Wege sind ostdeutsche Männer und Frauen gemeinsam gegangen – und wo haben sie in der DDR und seit „der Wende“ ganz verschiedene Erfahrungen von Integration auf der einen Seite und Diskriminierung auf der anderen Seite gemacht? Ist der ostdeutsche, Weiße, hetero Mann ein „Wendeverlierer“, weil FLINTA* und Migrant*innen im wiedervereinigten Deutschland „besser angekommen“ sind? Und wie passt das damit zusammen, dass zum Beispiel reproduktive Gerechtigkeit in der DDR (auf dem Papier) progressiver war als in der Bundesrepublik?

Erlerntes Wissen aus dem Geschichtsunterricht und mediale Eindrücke treffen auf konkrete biographische Erfahrungen und Erzählungen von Communities, jedenfalls dann, wenn man sich wirklich begegnet. Wir können gern auch als Frage stehen lassen, ob es überhaupt sinnvoll ist, „Ost und West“ mit hineinzunehmen in eine – dadurch sehr deutsche – intersektionale Analyse. Vielleicht überholt sich diese Fragerichtung auch, wenn nicht mehr jene Menschen die Gesellschaft prägen, die im geteilten Deutschland geboren wurden.

In Beziehung treten

Ich fände es richtig schön, wenn ich sagen könnte: Ich bin „gesamtdeutsch“, weil ich 1993 geboren bin. Aber ich merke auch: Ich habe eine westdeutsche Perspektive, weil ich in Niedersachsen aufgewachsen bin und die Komplettumwälzung der Verhältnisse in den Jahren um und nach 1989/90 weder am eigenen Leib noch über Familiengeschichten erfahren habe. Ich habe auch nie im Osten gelebt. „Gesamtdeutsch“, das sind wohl vor allem Menschen, die in Ost und West beheimatet sind. (Und selbst hier könnte man kritisch fragen, was mit „gesamt“-deutsch angesichts der Migrationsgesellschaft eigentlich gemeint sein kann.)

Ich sehe es aber als Aufgabe meiner Generation, Perspektiven auf Geschichte und Gegenwartswahrnehmung zu suchen, die nicht in zwei quasi feststehende Kategorien voreinteilen, sondern gegenseitiges Durchdringen und Beeinflussen ermitteln wollen. In meiner Dissertation habe ich deswegen mit dem Konzept von Verflechtungsgeschichte gearbeitet, das der Historiker Christoph Kleßmann schon Anfang der 1990er Jahre für den Zugang zur deutsch-deutschen Geschichte vorschlug.

Wenn’s gut läuft, wird gezeigt, dass durchaus gegenseitige Wahrnehmungen vorlagen. Auch in Ablehnungshaltungen zeigt sich ein verflochtenes Verhältnis an. Abgrenzung ist ebenso eine Beziehungsaussage. Also zumindest würden wir das historisch so betrachten, aber nehmen wir das gerade auch so wahr? Das Aufschrecken über die AfD-Wahlergebnisse im Osten zeigte eigentlich eher: Die meisten nehmen gar keine Beziehungsfähigkeit an.

Wie war das mit den Kirchen in der DDR – historisch und verflochten betrachtet? Eigentlich das perfekte Beispiel! Nämlich nicht unbedingt nur für Abgrenzung, sondern dafür, dass sich Menschen begegneten und bemüht waren, Freund*inschaften und christliche Gemeinschaft auch über die Mauer hinweg zu pflegen oder aufrechtzuerhalten. Bis zur zweiten DDR-Verfassung von 1968, in deren Folge 1969 der Bund Evangelischer Kirchen in der DDR (BEK) gegründet wurde, war der Kirchenbund der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) gesamtdeutsch, wenngleich sich auch schon vorher Regionalisierungstendenzen finden lassen.

Besonders durch die Einschränkung von Reisetätigkeiten, u. a. durch den Mauerbau, war die Zusammenarbeit erschwert. Außerdem waren die Verhältnisse zunehmend so unterschiedlich, dass vieles kompliziert wurde. Im Westen wurden die Kirchen als staatstragend angesehen und sie verstanden sich bisweilen selbst auch als Ordnungshüterinnen. Im Osten hingegen wurden die Kirchen als Hindernis für den Aufbau einer marxistisch-leninistischen Gesellschaft eingestuft. Schrittweise wurden zunächst Diskriminierungs- und dann Zersetzungsstrategien angewendet. Wie sich die Kirchen in der DDR selbst gesehen haben? Da ist an die Begriffsformel „Kirche im Sozialismus“ (von 1971) zu denken, die aber auch ihrerseits unterschiedlich verstanden werden kann.

Und da gab es diejenigen Gruppen und Personen, die sich immer wieder und aus durchaus unterschiedlichen Motiven heraus als Kirche im Gegenüber zum SED-Staat empfanden oder sogar in Opposition zu ihm – auch durch widerständiges Verhalten. Mit- und Gegeneinander von Staat, Kirchen und Christ*innen in der DDR waren ein komplexes Geschehen, das häufig noch nicht ausreichend aufgearbeitet ist. Auf jeden Fall sanken die Kirchenmitgliedschaftsanteile in der ostdeutschen Bevölkerung von etwa 90% auf etwa 25%.

Verflochtene Geschichte: Schwerter zu Pflugscharen

Ein typisches verflechtungsgeschichtliches Beispiel der Kirchengeschichte ist „Schwerter zu Pflugscharen“. Bereits seit 1979/80 machte unter christlichen Jugendlichen in der DDR das Symbol von Herbert Sander die Runde, das er in Anlehnung an die Skulptur gestaltet hatte, die von der Sowjetunion den Vereinten Nationen geschenkt wurde.

Das „Schwerter zu Pflugscharen“-Motiv auf einer Einladung zum Friedensgebet in St. Nikolai (Leipzig) Grafik: André Steidtmann 1982, Foto: Matthias Sengewald 2013

Zur Friedensdekade 1980 waren die Drucke auf Flies, gestaltet vom sächsischen Landesjugendpfarrer Harald Bretschneider und der Grafikerin Ingeborg Geißler, so weit verbreitet, dass sie das DDR-Regime zu Repressalien provozierten. Schon bald wurde eine Leerstelle an der Jacke oder am Rucksack, an deren Stelle ein Aufnäher gewesen war oder auch nur gewesen sein könnte, zum Erkennungszeichen. Im Jahr 1982 wurde die Verwendung des Slogans „Schwerter zu Pflugscharen“, der aus dem Micha-Buch stammt, in der DDR verboten.

Zum Wittenberger Kirchentag anlässlich des Lutherjubiläums 1983 schmiedete dann Stefan Nau ein Schwert zu einer Pflugschar um. Die Aktion des Wittenberger Friedenskreises um Friedrich Schorlemmer erregte wenig später durch einen Fernsehbericht der ARD grenzübergreifend Aufmerksamkeit. Zuvor hatten weder die DDR- noch die BRD-Medien berichtet, obwohl mit dem damaligen Regierenden Bürgermeister von Berlin (West) und späteren Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker ein prominenter Gast bei der Schmiedekation im Wittenberger Lutherhof dabei war. Weizsäcker war zuvor viele Jahre lang Präsident des (West-)Deutschen Evangelischen Kirchentages gewesen und bis 1984 auch Mitglied im Rat der EKD.

Symbol und Slogan von „Schwerter zu Pflugscharen“ waren auf beiden Seiten der Mauer in der Abrüstungs- und Friedensbewegung und bei Protesten gegen den NATO-Doppelbeschluss präsent. Bis heute ist das Emblem das Logo der Ökumenischen FriedensDekade und wird in der christlichen Friedensbewegung genutzt.

In Christus gilt nicht Ost noch West?

Auch die Geschichte der Wiedervereinigung der Evangelischen Kirche nach der Wiedervereinigung Deutschlands ist kompliziert. Aus westdeutscher Perspektive mag man sie als reibungslose Erweiterung erinnern, im Osten sieht das zum Teil anders aus. Einige Zeitgenoss*innen aus Ost wie West waren gegen eine vorschnelle Vereinigung der EKD. Andere und so die Mehrheit setzten sie schneller um, als ursprünglich geplant. Auf der EKD-Synode 2019 berichtete der ehemalige Landesbischof der Kirchenprovinz Sachsen, Axel Noack, von den ersten Begegnungen, die zur Wiedervereinigung der EKD führen sollten: „Die Leute kamen und sagten: ‚Freut euch, ihr habt es hinter euch!‘ Und wir sagten: ‚Ey, das war unser Leben!‘“

In der Folge der Wiedervereinigung wurden die evangelischen Landeskirchen im Osten umgestaltet, Vorbild für Kirchenverwaltung und -Dienste waren immer die Kirchen im Westen. Theolog*innen und Kirchenjurist*innen aus dem Westen unterstützen die Kirchen im Osten bei der Transformation, zogen selbst in die Kirchen- und Pfarrämter im Osten ein. Etwas später fanden junge ostdeutsche Theolog*innen Arbeit in den westdeutschen Landeskirchen, wo nicht wenige von ihnen bis heute – häufig „unerkannt“ – wirken.

Zugleich verschwanden grenzüberschreitende Traditionen wie zum Beispiel die Ost-West-Gemeindepartner*innenschaften, die zum Teil über Jahrzehnte hinweg nicht nur materielle, sondern auch immaterielle Verbundenheit ausgedrückt hatten. Heute spielen sie kaum mehr eine Rolle. Viele Beziehungen aus dieser Zeit sind abgebrochen.

Welche Ost-West-Erfahrungen bringen heutige Kirchenleitende mit? Haben sie ost- oder westdeutsche oder eine gesamtdeutsche Perspektive? Macht das noch den Unterschied? Gibt es – parallel zu den Marginalisierungserfahren in Kirche und Gesellschaft von Anfang der 1990er Jahre – noch heute eine westdeutsche Dominanz in Kirche und Theologie?

Wo sind die Ostdeutschen?

Im „Elitenmonitor“ untersuchen Forscher*innen der Universitäten Leipzig und Jena sowie von der Hochschule Zittau/Görlitz Führungskräfte in Deutschland. Dabei liegt ein besonderer Fokus auf der Unterrepräsentation sozialer Gruppen. Schlagzeilen macht das Projekt vor allem, weil es den geringen Anteil von Menschen mit ostdeutscher Herkunft in Führungspositionen nachgewiesen hat. Raj Kollmorgen und Jan Schaller haben zuletzt in der Zeitschrift Aus Politik und Zeitgeschehen (APuZ) über Gründe und Folgen des ostdeutschen „Elitenmangels“ geschrieben. Die beiden halten fest:

„Ostdeutsche haben zu Beginn des Vereinigungsprozesses eine deutliche Marginalisierung in der Elitenrekrutierung erfahren, eine Verbesserung hat seitdem nur teilweise eingesetzt. […] Einiges war unvermeidlich, vieles aber war und ist anhaltend politisch alternativ gestaltbar. Ein schnelles Auswachsen jeder ostdeutschen Mindervertretung wird es aber nicht geben. Insofern braucht es weiter politische Aufmerksamkeit und Unterstützung – auch für andere Minderheiten, die, wie etwa Menschen mit Migrationshintergrund, teils deutlich stärker unterrepräsentiert sind.“

Die Forscher*innen gehen also durchaus intersektional vor. Die ostdeutsche Herkunft gilt ihnen nicht als einziges Identitätsmerkmal, das Einfluss auf ihren Forschungsgegenstand hat. Natürlich sind Pauschalisierungen immer falsch. Trotzdem habe ich einmal als Indikator für ost- oder westdeutsche Perspektiven in Führungspositionen in Kirche und Theologie nach den Geburtsorten der Menschen geschaut, die dort wirken, sofern das möglich war.

Der Geburtsort garantiert keine langandauernde oder eindimensionale Sozialisation auf „einer“ Seite, ist aber ein erstes Ermittlungstool. Im „Elitenmonitor“ gilt als „ostdeutsch“, wer vor und nach Ende der DDR in Ostdeutschland geboren wurde und/oder bis zum 14. Lebensjahr im Osten aufgewachsen ist (mehr dazu im oben verlinkten APuZ-Artikel).

Schauen wir mal, woher die Menschen kommen, die an den Spitzen der evangelischen Landeskirchen stehen (Stand: November 2024): Von den viereinhalb ostdeutschen Landeskirchen – Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO), Sachsen (EVLKS), Mitteldeutschland (EKM) und Anhalt sowie Nordkirche (mit Mecklenburg und Pommern) – haben nur zwei eine in Ostdeutschland geborene Person an der Spitze. Sonst sind alle Kirchenleitenden in Westdeutschland geboren, lebten aber zum Teil schon vor ihrer Zeit als Bischöf*in im Osten. In den (ausschließlich) westdeutschen Landeskirchen ist kein*e Leitende*r Geistliche*r im Osten geboren oder aufgewachsen. Der Anteil Ostdeutscher im Verhältnis zu allen Kirchenleitenden bei den EKD-Gliedkirchen liegt also bei 2/20, also 10%.

Wie sieht es bei den Dekan*innen der Evangelisch-Theologischen Fakultäten aus? Von den Dekan*innen an den 22 Standorten, an denen Evangelische Theologie auf Pfarramt studiert werden kann, stammt nur eine Person aus dem Osten Deutschlands. Bei fünf Personen ließ sich nur von ihren Bildungsbiografien zurückschließen, dass sie aus dem Westen kommen. Mit 1/22, also 4,5%, sieht es hier ziemlich schlecht für Ostdeutsche aus. Das spiegelt sich allgemein in der Hochschullandschaft wider. 2018 gab es keine ostdeutsche Person an der Spitze der Universitätsleitungen in Deutschland.

Und wie sieht es aktuell im Rat der EKD aus? 10 Ratsmitglieder wurden im Westen (davon eine nach der Wiedervereinigung), drei im Osten geboren. Im Rat der EKD sind 3/14, also etwa 20% ostdeutsch. Umso jünger die Ratsmitglieder sind desto deutlicher kann man wohl von einer gesamtdeutschen Perspektive sprechen, auch durch familiäre und berufliche Beziehungen in Ost und West.

Rein personell zeigt sich bei diesen Beispielen und Stichproben jedoch eine westdeutsche Dominanz in Kirche und Theologie, die sich vermutlich aufgrund von Netzwerken und Gewohnheiten auch in theologischen und kirchlichen Arbeitsgruppen, Think Tanks und auch in den Kirchenämtern und Ausbildungsstätten fortsetzt.

Von Ostdeutschland lernen?

Daran anschließend stellen sich mehrere Fragen: Zuerst einmal danach, was überhaupt ein „fairer“ Anteil von Ostdeutschen an Führungspositionen in Kirche und Theologie wäre. Fifty fifty kommt ja aufgrund des geringeren Anteils von Ostdeutschen an der Gesamtbevölkerung nicht in Frage. Aber müsste das Bild zumindest im Osten nicht trotzdem anders ausschauen? Lohnt es sich, in ostdeutschen Landeskirchen und an ostdeutschen Fakultäten danach (neu) zu fragen?

Insgesamt können Kirche und Theologie von mehr ostdeutschen Erfahrung profitieren, gerade angesichts sinkender Kirchenmitgliedschaftszahlen. Die aktuelle Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung (KMU 6) bescheinigt den ostdeutschen Landeskirchen im Vergleich zu den westdeutschen eine höhere Kirchenbindung. Werden die Kirchen im Westen so werden wie die Osten? Vielleicht nicht. Aber wie man Kirche in der Minderheit und/oder Diaspora sein kann, jedenfalls mit schlankeren Strukturen, das schauen sich nicht wenige westdeutsche Reisegruppen inzwischen an. Wie geht Kirche, wenn wenig(er) Geld da ist? Solche Erfahrungen wurden bereits vor Jahrzehnten in ostdeutschen Kirchen gemacht, als in Westdeutschland die sogenannte „dagobertinische Phase“ (Wolf-Dieter Hauschild) dominierte.

In westdeutschen Landeskirchen wird heute manches entdeckt oder neu entwickelt, was im Osten lange Tradition hat. Häufig, ohne klarzustellen, dass man nicht als erste auf gute Ideen gekommen ist. Zum Beispiel waren die DDR-Kirchen weitaus versierter, was multiprofessionelle Teams betraf. Hier wurde in den 1970er Jahren überlegt, wie ein Dienstgesetz für alle kirchlichen Berufe und nicht „nur“ den Pfarrdienst aussehen könnte. Pfarramt und andere kirchliche Berufe waren beim Verdienst nicht so stark unterschiedlich privilegiert wie das im Westen der Fall ist (und im Osten nach der Wende synchron gestaltet wurde).

Westdeutsche Überheblichkeit und Selbstverständnisse als Nonplusultra zu setzen, das kann in Sackgassen beim theologischen Denken und kirchlichen Handeln führen. Mehr ost- und gesamtdeutsche Perspektiven zu wagen, kann sich in der personalen Zusammensetzung von Führungsgremien niederschlagen, aber auch auf anderen Pfaden erreicht werden. Wie könnten sich evangelische Theologie und Kirchen verändern, wenn wir von ostdeutschen Erfahrungen lernen?


Alle Ausgaben von „Sektion F“ hier in der Eule.


Eule-Podcast Q & R mit Carlotta Israel

Wie können wir mit Mansplaining in der Kirche umgehen? Welche feministischen Themen sind für Theologie und Kirche wichtig? Kommt die (Frauen-)Quote? Im „Eule-Podcast Q & R“ beantwortet Carlotta Israel Fragen aus der Leser:innen- und Hörer:innenschaft der Eule.

Carlotta schreibt seit 2021 die Eule-Kolumne „Sektion F“ und ist vielfältig engagiert für einen intersektionalen Feminismus in Theologie und Kirche. In diesem Jahr wurde sie mit dem Dorothee-Sölle-Preis ausgezeichnet.

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