(R)auswege – Die #LaTdH vom 12. März

In Frankfurt am Main beschließt der Synodale Weg seine Arbeit an Reformen in der katholischen Kirche. Außerdem: Evangelische Kirchenaustritte in Rekordhöhe und die Aufregung um „Künstliche Intelligenz“.

Herzlich Willkommen!

Die Evangelische Kirche in Deutschland (@EKD) hat im vergangenen Jahr wieder einen deutlichen Mitgliederverlust hinnehmen müssen. Laut der am Dienstag veröffentlichten Kirchenstatistik waren im Jahr 2022 rund 19,1 Millionen Deutsche evangelisch, das entspricht einem Anteil von 22,7 % der Bevölkerung. Gegenüber 2021 sind es noch einmal 575.000 weniger Menschen, ein Rückgang von 2,9 Prozent, ein neuer „Rekordwert“.

Der „anhaltend hohe Mitgliederverlust“ bleibe eine „Herausforderung“, so die Reaktion der Ratsvorsitzenden Annette Kurschus. Mit verstärkten „Transformationsprozessen“ und einem jährlichen bundesweiten „Tauftag“ am 24 . Juni wolle man den weiter sinkenden Mitgliederzahlen begegnen. „Wege, Gründe und Anlässe“ für Kirchenaustritte untersucht das Sozialwissenschaftliche Institut der EKD (@SI__EKD) schon seit längerem.

In der Sendung „Tag für Tag“ des Deutschlandfunks (@DLF) hat Eule-Redakteur Philipp Greifenstein (@rockToamna) am Freitag das neue „Allzeithoch“ kommentiert. Nach seinem Eindruck seien es jedoch weniger die Anzahl der Kirchenaustritte als die zahlreichen Strukturdebatten und -veränderungen, die Haupt- und Ehrenamtlichen bedrückend fänden, weil sie nicht mutig und nachhaltig seien. Danach befragt, welche Erklärung er für die Austritte hat, erklärte er:

Egal welcher Theorie man zuneigt, eine Konkretion aus ihnen ist: Wenn Menschen heute auf die Kirche zukommen, dann suchen sie was mit Glaube und Gott. Die Kirche als Glaubens-Gemeinschaft. In diesem Kompositum steckt alles drin, was die Kirchen antizipieren müssen – gut biblisch und manchmal entgegen der eingefahrenen Systemlogiken saturierter Großorganisationen.

Viel Segen auf Ihren Wegen wünscht

Ihr Thomas Wystrach


Debatte

Mit der fünften Synodalversammlung in Frankfurt am Main ist der Synodale Weg (@DerSynodaleWeg) zu seinem vorläufigen Abschluss gekommen. Das „Gesprächsformat für eine strukturierte Debatte“ war zwischen der Deutschen Bischofskonferenz (@dbk_online) und dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken (@zdkonline) als Reaktion auf die MHG-Studie zum Umgang mit Missbrauch innerhalb der römisch-katholischen Kirche in Deutschland vereinbart worden und nach dem Start im Dezember 2019 zunächst nur auf zwei Jahre angelegt.

Zwischen den Vollversammlungen wurden Grund- und Handlungstexte in vier Synodalforen („Macht und Gewaltenteilung in der Kirche“, „Priesterliche Existenz heute“, „Frauen in Diensten und Ämtern in der Kirche“ und „Leben in gelingenden Beziehungen – Liebe leben in Sexualität und Partnerschaft“) vorbereitet. Dokumente, Reden und Beiträge sowie die Beschlüsse des Synodalen Weges sind auf einer eigens eingerichteten Website zu finden.

Täuschung oder Weg in in die Zukunft?

Schon vor seinem Start war der Synodale Weg als „kirchenrechtliches Nullum“ (Thomas Schüller, @tschueller61) oder „Beteiligungssimulation“ (Norbert Lüdecke, @norbertluedecke) eingeschätzt worden, damit verbundene Hoffnungen auf substantielle Kirchenreformen beruhten auf einer „Täuschung“, „Synodalität“ sei das „Stille-Post-Spiel guter Katholik:innen“. Nach und nach wuchsen Bedenken, es gehe „unbekümmert um die Balance mit der Weltkirche (…) mit Volldampf in die Sackgasse“, gleichzeitig mache die „uneingestandene Ohnmacht verführbar“ für taktische Spiele und Rechtsbeugung.

Zuletzt hatte der Vatikan mit massiven Interventionen klargestellt, wer der Herr im Hause bleiben müsse. In seinem Grußwort vor der Frühjahrsvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz wies der päpstliche Nuntius darauf hin, dass Rom die Gründung sogenannter „Synodaler Räte“, also gemeinsamer Leitungsorgane von Laien und Klerikern, auch in Bistümern kategorisch untersage.

Unter Druck lernt der Synodale Weg endlich Synodalität vom Papst – Felix Neumann (katholisch.de)

In seinem Beitrag für das Portal katholisch.de (@katholisch_de) stellt Felix Neumann (@fxneumann) fest, die Synodalen hätten sich für den „mühsamen und behutsamen Weg des Kompromisses entschieden“, um einen „brüchigen synodalen Burgfrieden“ zu bewahren. Die massiven Konflikte hätten zu einer anderen Arbeitsweise geführt:

Weniger von der deutschen Verbandskultur, die auf Entscheidung per Mehrheit setzt und in Rom als zu parlamentarisch und zu wenig synodal empfunden wird. Und stattdessen mehr Konsens, aufeinander hören und Arbeit am Text, die alle mitnehmen will.

Der Synodale Weg arbeitet plötzlich viel mehr in der Art, wie sich Papst Franziskus Synodalität vorstellt: kein parlamentarischer Prozess, sondern ein gemeinsames Suchen. Auch um den Preis sehr abgeschliffener Kanten. Und die Bischöfe sitzen am längsten Hebel.

Segnung für alle: Jetzt kommt es auf die Bischöfe an – Christian Wölfel (BR)

Während die Synodalversammlung mit den zukünftig geplanten „Segensfeiern für Paare, die sich lieben“ (also auch wiederverheiratet geschiedene und gleichgeschlechtliche Partner:innen) aus Sicht von Georg Löwisch (@georgloewisch), Chefredakteur von Christ & Welt (@christundwelt), nur „einen kleinen Aufstand gegen Rom“ geprobt habe, sieht Christian Wölfel (@woelfelc) vom Bayerischen Rundfunk (@BR24) darin einen „Meilenstein“ für die römisch-katholische Kirche in Deutschland. Allerdings bleibe ein fahler Beigeschmack mit dem Beschluss des Synodalen Wegs verbunden:

Denn es werden die 27 Ortsbischöfe sein, von denen abhängen wird, ob es einen Segen für wiederverheiratete Geschiedene und gleichgeschlechtliche Paare gibt oder nicht. Manche haben schon angekündigt, den Beschluss nicht umsetzen zu wollen.

Und mehr als einmal wird in Redebeiträgen deutlich, dass die Mehrheit der Delegierten deutliche Kompromisse an den ursprünglichen Texten schlucken muss, um zu verhindern, dass die Bischöfe einen Text mit ihrer Sperrminorität durchfallen lassen – und zwar nicht nur bei den Segensfeiern. Synodale erleben dies als Machtmissbrauch.

Lob der tüchtigen Frauen – Ingo Brüggenjürgen (Domradio)

In seinem Wochenkommentar im @domradio weist Chefredakteur Ingo Brüggenjürgen darauf hin, es seien die Frauen, besonders die Ordensfrauen gewesen, die durch ihre Wortbeiträge die überkommenen männlichen (meist bischöflichen) Positionen ins Wanken und die Debatten des Synodalen Weges immer wieder voran gebracht hätten:

Selbst wer den Zweifel am ganzen Reformprozess vorbringt, muss, wenn er bei den synodalen Treffen in Frankfurt dabei war, dankbar feststellen: Es gilt Gott zu loben, für so viele intelligente, kluge und fromme Frauen, die sich trotz aller kirchlichen Diskriminierungen und Benachteiligungen über all die Jahre nicht längst verbittert und enttäuscht zurückgezogen haben.

Wo ist der Mut zur Veränderung?

„Wir brauchen mehr Mut für Veränderungen“ – so die Bewertung der Ergebnisse der fünften Synodalversammlung durch den Bund der Deutschen Katholischen Jugend (@bdkj):

Der Synodale Weg hat etwas bewegt, er ist aber in seinem Kern doch gescheitert. Denn wir brauchen mehr Mut für Veränderungen, um die strukturellen und systemischen Probleme, die den Machtmissbrauch begünstigen und bereits von der MHG-Studie benannt worden sind, endlich zu beheben. Hier sind die Erwartungen vieler junger Menschen, die über Beschlüsse der ‚Würzburger Synode‘ hinausgehende Veränderungen erwartet haben, enttäuscht worden.

In der Tat, bei der Lektüre vieler Grund- und Handlungstexte des Synodalen Wegs stellt sich die Frage, ob man sich im Vergleich mit der bisherigen Position überhaupt von der Stelle bewegt hat. Die Idee einer Weihe von Viri probati (verheirateten Männern) etwa ist alles andere als neu. Bereits 1970 schrieb Joseph Ratzinger, die „Kirche im Jahre 2000“ werde „auch gewisse neue Formen des Amtes kennen und bewährte Christen, die im Beruf stehen, zu Priestern weihen“ – auch wenn er davon später als Papst nichts mehr wissen wollte.

Und im Beschluss „Die pastoralen Dienste in der Gemeinde“ der Gemeinsamen („Würzburger“) Synode der Bistümer in der Bundesrepublik Deutschland vom 10. Mai 1975 hieß es:

Zur Suche nach neuen Zugangswegen zum Priestertum gehört auch die Prüfung der Frage, ob in Ehe und Beruf bewährte Männer zur Priesterweihe zugelassen werden sollen und ob die Zölibatsgesetzgebung grundsätzlich geändert werden soll.

Die Frage, ob man (ohne Aufhebung der sonst geltenden Pflicht zum Zölibat) nicht auch verheiratete Männer zu Priestern weihen könnte, war schon vor einem halben Jahrhundert virulent – und bleibt doch (wie auch andere Anliegen) seit über 50 Jahren unbeantwortet. Daran erinnerte bereits zur „Halbzeit“ des Synodalen Weges der damalige ZdK-Präsident Thomas Sternberg (@th_sternberg) in seinem Beitrag „Viri probati – Zum 50-Jährigen einer Debatte“ im Anzeiger für die Seelsorge (Heft 6/2021).

In ihrem Handlungstext „Der Zölibat der Priester – Bestärkung und Öffnung“, beschlossen am 10. März 2023, bittet die fünfte Synodalversammlung nun erneut …

„… den Heiligen Vater, im Synodalen Prozess der Weltsynode (2021-2023) die Verbindung der Erteilung der Weihen mit der Verpflichtung zur Ehelosigkeit neu zu prüfen.“ (Votum 1)

Und als „Votum im weltkirchlichen Kontext“ wurde am 11. März 2023 im Handlungstext „Frauen in sakramentalen Ämtern – Perspektiven für das weltkirchliche Gespräch“ beschlossen, dass sich die deutschen Bischöfe weiterhin in Rom für die Zulassung von Frauen zum sakramentalen Diakonat einsetzen sollen. Ein Fortschritt gegenüber der 1975 formulierten Bitte der Würzburger Synode an den Papst, …

„… die Frage des Diakonats der Frau entsprechend den heutigen theologischen Erkenntnissen zu prüfen und angesichts der gegenwärtigen pastoralen Situation womöglich Frauen zur Diakonatsweihe zuzulassen,“

… ist nicht zu erkennen. Seit einem halben Jahrhundert scheint die römisch-katholische Kirche in einer Zeitschleife ewigen Prüfens gefangen.

Zur weiteren Arbeit wurden zum Abschluss der Synodalversammlung 20 Personen gewählt, die zusammen mit den Diözesanbischöfen und Delegierten des ZdK einen „Synodalen Ausschuss“ bilden sollen.

Und sie bewegt sich doch: Der Synodale Weg der katholischen Kirche – Christoph Strack (Deutsche Welle)

Einen ausführlichen kommentierenden Rück- und Ausblick auf den Synodalen Weg wirft Christoph Strack (@Strack_C) bei der Deutschen Welle. Es sei Bewegung in die katholische Kirche in Deutschland gekommen, auch wenn eine Revolution ausgeblieben ist. Strack beschreibt auch einige der zahlreichen Lernschritte, die Bischofskonferenz und ZdK gegangen sind – und fasst im letzten Satz die Chance und Problematik synodalen Arbeitens zusammen:

Strukturveränderungen sind in aller Regel nicht revolutionär, sondern zähe Arbeit.

nachgefasst

Streikverbot in kirchlichen Einrichtungen? – Christoph Schmitz-Scholemann (weltanschauungsrecht.de)

Die Drohung mit arbeitsrechtlichen Konsequenzen für Mitarbeiterinnen einer von der Evangelischen Kirche der Pfalz betriebenen Kita in Kaiserslautern, falls sie sich an den Streiks im Öffentlichen Dienst beteiligen sollten, nimmt Christoph Schmitz-Scholemann, bis 2014 Richter am Bundesarbeitsgericht in Erfurt, zum Anlass, sich in einem Aufsatz für das Institut für Weltanschauungsrecht (@ifw_recht) mit der Frage des Streikrechts in kirchlichen Einrichtungen auseinanderzusetzen.

Als Vorsitzender eines Vermittlungsausschusses in der römisch-katholischen Kirche wisse er aus eigener Erfahrung, dass im sogenannten „Dritten Weg“ durchaus faire Ergebnisse ausgehandelt würden, zuweilen sogar arbeitnehmerfreundlichere, als die Gesetze es vorschrieben. Was aber, wenn kirchliche Einrichtungen aber gar kein eigenes tarifliches Regelwerk anstrebten, sondern von vornherein erklärten, den TVöD ohne Abstriche übernehmen zu wollen, so wie er mit der Gewerkschaft ver.di (@_verdi) in Tarifverhandlungen vereinbart werde?

Die Kirchen betonen bei der Verteidigung ihrer Sonderrechte zwar immer, Beschäftigte und Dienstgeber bildeten eine „Dienstgemeinschaft“, die Arbeit sei Ausdruck ihrer christlichen Sendung und nicht nur als neutrale Dienstleistung zu begreifen. Aber reduzieren sich die hehren Ansprüche letztlich darauf, sich den Ärger mit Streik zu ersparen und die Ergebnisse von Arbeitskämpfen bei nichtkirchlichen Trägern zu übernehmen?

Man könnte sich (…) auch als Kirche die Frage stellen, ob man nicht den Dritten Weg als Innovationschance nutzt und versucht, sich abzuheben von gewinnorientierten und staatlichen Unternehmen. So könnte man seinen Ehrgeiz darein setzen, für die kirchlichen Mitarbeiter(innen) besonders attraktive Beschäftigungsbedingungen zu schaffen, die zum Beispiel die Vereinbarkeit von Familie und Beruf verbessern oder Weiterbildungsangebote vorsehen.

Buntes

Wenn die künstliche Intelligenz halluziniert – Christoph Markschies (zeitzeichen)

Der Hype um ChatGPT, einen von der Firma OpenAI (@OpenAI) entwickelten Prototypen eines Chatbots, der auf Machine Learning basiert, hat inzwischen auch die Theologie erfasst. Christoph Markschies (@markschies), Professor für Antikes Christentum (Patristik) an der Humboldt-Universität zu Berlin (@HumboldtUni) und Präsident der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften (@bbaw_de), teilt in zeitzeichen die Ergebnisse seines „Selbstversuches“ mit.

Er habe die „Künstliche Intelligenz“ gebeten, zwei Texte zu typischen Themen zu schreiben, die Studierenden seines Fachs im Rahmen von Übungen wie Prüfungen vorgelegt werden, einmal über „Trinitätslehre in der Antike“, zum anderen ein Essay über Origines. Die vernichtende Bewertung der Texte durch den Herausgeber der Theologischen Literaturzeitung ist gleich auf mehreren Ebenen aufschlussreich:

Gerade die mangelnde Präzision (…) in beiden Texten erinnerte mich stark an Übungs- und Examensklausuren mancher Studierender, die mit wenig Engagement und Interesse studiert haben und sich auch nicht viel Mühe mit der Examensvorbereitung gemacht haben. (…)

Es lässt sich nur schwer herausfinden, ob man es mit Menschen zu tun hat, die einen mittelprächtigen Text verfasst haben und sich noch etwas anstrengen müssen, oder mit sturzfaulen Studierenden, die einfach einen Ausdruck der „ChatGPT“ als eigenen Text ausgeben und abgeben haben.

„Verteufelung bringt nichts“ – Interview mit Claudia Paganini (Augsburger Allgemeine)

Wesentlich gelassener nähert sich Claudia Paganini (@PaganiniClaudia), Professorin für Medienethik an der Hochschule für Philosophie München (@hfph_muc), der Herausforderung durch „Künstliche Intelligenz“. Im Interview mit Daniel Wirsching von der Augsburger Allgemeinen Zeitung (@AZ_Augsburg) sieht sie in ChatGPT eine technische Neuerung mit großer Eigendynamik. Auch wenn die technische Überlegenheit im Umgang mit großen Datenmengen zunächst als eine Kränkung des Menschen wahrgenommen werde, könnte mit de´m Siegeszug der KI auch eine Rückbesinnung auf die humane Fähigkeit zu Empathie und Emotionalität einhergehen:

Wir haben es in der Hand, Software zu programmieren und zu kontrollieren. Ich stelle mir eher eine andere Frage: Ist es überhaupt unser Ziel, am Alten festzuhalten? Wir stehen vor einer Richtungsentscheidung: Reagieren wir auf die neuen technischen Möglichkeiten, indem wir uns ihnen anpassen? Oder wollen wir das nicht? Es wird entscheidend sein, welchen Rahmen wir ihnen setzen. Eine Verteufelung jedenfalls bringt nichts, weil das kein Problem löst.

Theologie

Anschlussfähigkeit führt zum Bedeutungsverlust – Benjamin Leven (Herder-Korrespondenz online)

In der vergangenen Woche hatte das Berliner Wissenschaftskolleg (@wiko_berlin) zu einer Tagung über das Thema „Theologie und Glaube“ eingeladen. Bei einem Podium am Donnerstagabend diskutierten der Publizist und Orientalist Navid Kermani, der Schriftsteller Martin Mosebach (Streiter gegen die als „Häresie der Formlosigkeit“ verurteilte Liturgiereform nach dem Zweiten Vatikanum), die liberale Rabbinerin und Judaistin Birgit Klein sowie der römisch-katholische Theologe und Priester Michael Seewald.

Welche Rolle der Glaube noch spiele, wenn sich Theologie als Wissenschaft neben anderen verstehe, und was Theologie von Religionswissenschaft unterscheide, waren die Ausgangsfragen einer „denkwürdigen Debatte“, die Benjamin Leven (@levenbj) auf der Website der Herder-Korrespondenz (@HK_Aktuell) protokolliert. Während man sich weitgehend einig darüber gewesen sei, dass der Wunsch der Theologie nach „Anschlussfähigkeit“ erst recht in den Bedeutungsverlust führe, gingen die Meinung darüber auseinander, was denn der Glaube sei, den die Theologie voraussetzt:

All das, was die Kirche zu glauben vorlegt, meinte Martin Mosebach. Denn Subjekt des Glaubens sei nicht der Einzelne, sondern die Gemeinschaft. „Die Kirche ist Besitzerin des Glaubens“, so Mosebach (Unruhe). Nein, widersprach Seewald, sie sei nur „Zeichen und Werkzeug“.

Rabbinerin Klein wiederum sprach – ihrem religiösen Profil entsprechend – von „Annäherungen“ an das, was „letztlich nicht fassbar“ sei; niemand könne für sich in Anspruch nehmen, die „letzte Weisheit“ zu besitzen. Ein breiteres Spektrum gegenwärtiger Positionen über Theologie und Glaube als bei der Berliner Podiumsdiskussion ist wohl kaum vorstellbar.

Ein guter Satz