Kolumne Gotteskind und Satansbraten

Schmeißt doch mal ’ne Halloween-Party in der Kirche!

Kinder wollen Halloween feiern: Es ist zum Gruseln! Daniela Albert empfiehlt christlichen Eltern und Gemeinden: Hört auf zu meckern und feiert mit!

„Bald ist es wieder so weit: Reformationstag! Sind eure Kinder auch schon so aufgeregt?“ Habt ihr diesen Satz schon einmal gehört? Ich auch nicht! Aufgeregt sind die Albertschen Gotteskinder und Satansbraten trotzdem, wenn es auf den 31. Oktober zugeht. Aber nicht wegen des Reformationstages. Wie fast alle Kinder ihrer Generation lieben meine nämlich Halloween.

Doch wenn man das Wort Halloween in den Mund nimmt, kann man in christlichen Kreisen manchmal das Gefühl bekommen, Katharinas selbstgebrautes Bier sei sauer geworden. Viele Christ:innen sind rund um diesen Tag bemüht, der Welt und den sozialen Netzwerken zu erzählen, warum sie nicht Halloween feiern. In unseren liberalen Kreisen wird vor allen Dingen der Reformationstag angeführt. Meistens wird das Argument jedoch noch mit einer Prise Verachtung für US-amerikanische(n) Kommerz und Jugendkultur gewürzt.

Nur in sehr frommen Kreisen läuft die Unterhaltung noch ein bisschen anders, dort schwingt in der Ablehnung von Halloween noch die Angst vor satanischen Bräuchen und deren Einfluss auf die Seelen unserer Kinder mit.

Ein Kinderfest zu Luthers Ehren?

Doch auch wenn wir uns noch so verbissen gegen neue Trends aus Amerika wehren, werden wir nicht ändern können, dass Halloween in Deutschland längst Teil der Kinder- und Jugendkultur geworden ist. Nun könnte man argumentieren, dass es ja schließlich die Aufgabe von Erwachsenen sei, auch mal ein kritischer Gegenpol zu dem zu sein, was die junge Generation so macht. Das finde ich sehr schlüssig, wenn es um ausufernde Saufgelage, das Nachspielen von brutalen Netflix-Serien auf dem Schulhof oder gefährliche Trends auf TikTok geht. Aber bei einem Fest, bei dem Kinder sich verkleiden und Süßigkeiten sammeln? Echt jetzt?

Wie bei allem, was Kinder und Jugendliche machen, empfehle ich, hier einmal genauer hinzuschauen. Worum geht es denn bei dem Wunsch, Halloween zu feiern? Es geht um eine ganze Menge Spaß. Es geht darum, einmal in eine andere Rolle zu schlüpfen und sich spielerisch dem zuzuwenden, was gruselig ist und Gänsehaut macht. Es geht um Süßigkeiten und es geht darum, Teil einer Kinder- und Jugendkultur zu sein.

So richtig schlüssig sind die Argumente nicht, mit denen einige Christ:innen ihren Kindern die Teilnahme an Halloweenfest verbieten wollen. Das ist den meisten seit ein paar Jahren auch klar, und deswegen wird der Ruf nach einem Gegenangebot immer lauter. Doch wie soll dieses Gegenangebot aussehen?

Ein Kinderfest zu Luthers Ehren, sagen einige. Mit Lagerfeuer, Spielen und Lutherbrötchen. Nun – bis auf die Brötchen hat das alles allerdings relativ wenig mit der Reformation zu tun. Und wäre ein künstlich eingeführter Brauch am Reformationstag, der sich verzweifelt gegen Halloween stemmt, nicht genau das, was wir am „Kommerz aus der USA“ kritisieren? Immerhin geht es auch bei Halloween um die Überzeichnung eines Brauchs, dessen Ursprung viele in der mittelalterlichen Kirche vermuten.

Die dunklen Tage kommen!

Vielleicht sollten wir uns also stattdessen lieber überlegen, wie wir mit dem umgehen, was da ist. Überwiegend jüngere Menschen in diesem Land haben einen Brauch übernommen, mit dem anderswo schon lange der Vorabend zu Allerheiligen gefeiert wurde.

Den Übergang vom goldenen Oktober in den dunklen November zu begehen und mit gruseligen Kostümen sichtbar zu machen, dass uns ein Monat näher kommt, der allein schon durch seine Gedenktage dem Tod mehr Raum gibt als andere Monate, ist ja gar nicht die schlechteste Idee .

Statt zu kritisieren und abzulehnen, könnten Christ:innen auch einfach mitmachen. Philipp Greifenstein schlug einst vor, am Morgen Reformationstag zu feiern und am Abend Halloween. Warum also nicht die Kirche am späten Nachmittag des 31. Oktober noch einmal öffnen? Diesmal für alle jungen Menschen und ewigen Kindsköpfe. Lassen wir sie sich verkleiden und feiern und erzählen wir ihnen nebenbei, dass nun tatsächlich die dunkelsten Tage des Jahres angebrochen sind – an deren Ende wir feiern, dass das Licht in die Welt gekommen ist!

Wer weiß, vielleicht kommt ja sogar jemand zu der Party, der das noch gar nicht wusste und am Ende sogar begeistert von dieser Idee ist. Man kann nie wissen.