Überlebensfragen – Die #LaTdH vom 29. September
Was steht in der Katholischen Kirche zu Recht oder Unrecht im Mittelpunkt? Darüber hat die Bischofskonferenz in dieser Woche beraten. Außerdem: Offene und verschlossene Türen und eine Auszeichnung.
Herzlich Willkommen!
„Faschismus is back“, stellt Jan Böhmermann in seinem neusten Musikvideo fest und liefert eine häufige Ausrede der „bürgerlichen Mitte“ gleich mit: „Und keiner hat’s kommen sehen“. Dieses Narrativ wurde schon bei der von den Allierten angeordneten „Entnazifizierung“ nach dem Zweiten Weltkrieg und der anschließenden „Vergangenheitsbewältigung“ bemüht – damals wie heute eine Schutzbehauptung wider besseren Wissens.
Der vermeintliche „Eklat“ etwa, der sich bei der konstituierenden Sitzung des Landtags in Erfurt am vergangenen Donnerstag abspielte, war bis ins Details von engagierten Jurist:innen im „Thüringen-Projekt“ des Verfassungsblogs durchgespielt worden. Doch alle Warnungen wurden in den Wind geschlagen. „Dämmert’s jetzt?“ heißt die lesenswerte Rekonstruktion des Stücks, dass die AfD auf der politischen Bühne aufgeführt hat. Und das war erst der Anfang. Dennoch scheint sich die Partei in Thüringen verhoben zu haben, als sie teilweise evident rechts- und verfassungswidrig gehandelt, Vereinbarungen und Absprachen mit den anderen Fraktionen im Parlament gebrochen hat:
Spätestens nach gestern dürfte vielen dämmern, dass die AfD die Institutionen der parlamentarischen Demokratie unverhohlen missachtet, und das mit einer immer neuen Dreistigkeit. Die Debatte um ein Verbotsverfahren dürfte in eine neue Phase treten.
Fast 2.400 Beweise für die verfassungsfeindlichen Bestrebungen der Alternative für Deutschland hat das Zentrum für Politische Schönheit in einem Online-Archiv zusammengetragen, um den Antrag auf ein Verbot der Partei zu beschleunigen.
Sehr geehrte Damen und Herren in Bundestag,
Bundesrat und Bundesregierung – bitte übernehmen Sie!
Einen guten Start in die neue Woche
wünscht Ihnen Ihr Thomas Wystrach
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Debatte
In der vergangenen Woche hat sich die Deutsche Bischofskonferenz (DBK) zu ihrer traditionellen Herbst-Vollversammlung in Fulda getroffen. Im Mittelpunkt der Beratungen standen laut Pressebericht die bevorstehende zweite Sitzungsperiode der Weltsynode in Rom und die Situation der Kirche im Nahen Osten angesichts des Konflikts zwischen Israel und der Hamas. In seiner Eröffnungspredigt räumte der DBK-Vorsitzende, der Limburger Bischof Georg Bätzing, freimütig ein, die Säkularisierung der deutschen Gesellschaft sei weit fortgeschritten:
„Immer noch argumentieren wir, die Menschen hätten in ihrem tiefsten Inneren doch eine Sehnsucht nach Gott, sie seien suchend unterwegs. Tatsache aber ist, dass den meisten nichts fehlt, wenn sie ohne Religion und Glauben ihr Leben gestalten.“
Kirche muss sich vom Ballast der gekränkten Grübelei befreien – Peter Otten (katholisch.de)
Dieser Gedanke sei auf den ersten Blick kränkend, denn als unbedeutend, ohne Resonanz und (Selbst)wirksamkeit, wolle niemand sich und seine Überzeugungen empfinden, so Peter Otten in seinem „Standpunkt“ für katholisch.de. Doch wenn die Kirche die Realität akzeptiere, könne sie auch neue Freiräume gewinnen:
Dort, wo die Welt zu fragen beginnt: Warum machst du einen Unterschied – wenn Menschen krank werden? Wenn sie sterben, wenn Tiere gequält werden, wenn Fremde verjagt oder an den Grenzen verprügelt werden? Warum geht dir das nahe? Woher nimmst du mitten in der Verzweiflung die Hoffnung? So besehen könnte – befreit vom Ballast der gekränkten Grübelei – der Kirche eine aufregende Zeit bevorstehen.
Die Überlebensfrage – Benjamin Leven (Communio)
Auf die Frage eines Journalisten bei der Abschlusspressekonferenz, ob angesichts des Mitgliederschwunds der römisch-katholischen Kirche die Bischöfe auch darüber gesprochen hätten, „wie man den Trend umkehren oder zumindest erstmal aufhalten kann“, erklärte DBK-Generalsekretärin Beate Gilles, wie sich die knapper werdenden finanziellen Mittel auswirken – insbesondere auf die Aktivitäten der Deutschen Bischofskonferenz mit ihrem Sekretariat in Bonn und den angeschlossenen Arbeitsstellen. „Ist das alles?“, zeigt sich Benjamin Leven in seinem Kommentar für die Zeitschrift Communio verwundert.
Zwar sei zu erkennen, dass die Oberhirten die „ernüchternden religionssoziologischen Analysen fest verinnerlicht“ hätten. Doch der Aufforderung in Bätzings bereits erwähnter Predigt, die Christen sollten ihre Positionen in die „Debatten um Krieg und Frieden, Migration und Fluchtursachen, um Schöpfungsverantwortung und Nachhaltigkeit, um das Recht ungeborener Kinder auf Leben“ einbringen, hält Leven die durchaus berechtigte (und auch von Bätzing selbst freimütig eingeräumte) Skepsis entgegen, ob kirchliche Beiträge zum „gesellschaftlichen Diskurs“ überhaupt noch einen Effekt hätten. Als vermeintliches Patentrezept präsentiert Leven selbst aber auch nur altbekannte Floskeln aus einer bestimmten konservativ-binnenkirchlichen Perspektive:
Es gibt Orte, an denen die Kirche mit Gottes Gnade wächst und blüht. Es gibt Ideen, von denen man lernen kann. Überlieferung des Glaubens ist eine „aktive, bewusste Weitergabe“, sonst bleiben am Ende nur Ruinen ohne Bedeutung. Papst Franziskus spricht vom „Primat der Evangelisierung“. Das muss auf die Tagesordnung – alles, wirklich alles andere kann warten.
Hoffnung spärlich gesät – Philipp Gessler (zeitzeichen)
Es sei um politische Themen im In- und Ausland gegangen, und um Kirchenpolitik, doch mit großen Erwartungen bezüglich konkreter Kirchenreformen machten sich die deutschen Bischöfe nicht auf den Weg zur anstehenden Weltsynode in Rom, schreibt Philipp Gessler in seiner Bilanz für die Zeitschrift zeitzeichen:
Wenn man bedenkt, mit welchem Aufwand die deutsche katholische Kirche in den letzten rund fünf Jahren nach Reformen über das Instrument des Synodalen Weges gesucht hat, scheint nun fast alles auf der weltkirchlichen Ebene zu versanden oder zumindest zu stocken.
Eindrucksvoll sei bei der DBK-Herbstversammlung hingegen der Auftritt von Kardinal Pierbattista Pizzaballa gewesen, der nüchtern über die Lage im Nahen Osten gesprochen und sich enttäuscht von den führenden religiösen Kräften in der Krisenregion gezeigt habe. Es sei, so der Lateinische Patriarch von Jerusalem, fast unmöglich geworden,
„interreligiöse Treffen abzuhalten, zumindest auf öffentlicher Ebene. Gläubige Juden, Christen und Muslime sind nicht in der Lage, sich zu treffen, nicht einmal, um ihre Meinungsverschiedenheiten auszudrücken. Interreligiöse Beziehungen, die gefestigt schienen, scheinen nun von einem gefährlichen Misstrauen überschattet zu werden. Jeder fühlt sich vom anderen verraten, nicht verstanden, nicht verteidigt, nicht unterstützt.“
Die neuen DBK-Kriterien machen den Umgang mit Extremisten leichter – Steffen Zimmermann (katholisch.de)
Die von den Bischöfen im Frühjahr verabschiedete Erklärung „Völkischer Nationalismus und Christentum sind unvereinbar“ und die darin formulierte Abgrenzung zur AfD wurde über kirchliche Kreise hinaus wahrgenommen. Unklar blieb aber, welche konkreten Folgen der Text für den Umgang mit rechtsextremen Umtrieben von kirchlichen Mitarbeitern habe, rechtssichere Vorgaben für mögliche Sanktionen seien bisher ausgeblieben, hatten Kirchenrechtler beklagt.
Wie erst jetzt bekannt wurde, hatte der Ständige Rat der DBK bereits vor einem Monat „Erläuterungen zum Umgang mit extremistischen Positionen, die im Widerspruch zu tragenden Grundsätzen der katholischen Kirche stehen“, die eine „Hilfe zur Auslegung von Artikel 6 und 7 der Grundordnung des kirchlichen Dienstes“ bieten, zustimmend zur Kenntnis genommen. In seinem „Standpunkt“ bei katholisch.de zeigt sich Steffen Zimmermann nun zufrieden, dass die Verantwortlichen in Bistümern und Pfarrgemeinden damit nun konkrete Leitlinien hätten – gerade im Lichte der jüngsten Vorgänge in Thüringen:
Wie wichtig es ist, dass die Kirche bei ihrem im Frühjahr so klar eingeschlagenen Kurs gerade gegenüber der AfD bleibt, zeigte sich ebenfalls am Donnerstag im Thüringer Landtag, wo ein AfD-Politiker als Alterspräsident handstreichartig die demokratischen Regeln des Parlaments außer Kraft setzen wollte. Die Gefahr durch die AfD ist real – und gerade da besonders groß, wo sie zentrale Schalthebel in den Parlamenten in die Hände bekommt. Alle Demokraten sind aufgerufen, sich den faschistoiden Fantasien der AfD entgegenzustellen. Dass die Bischöfe diesen Kampf durch ihr Handeln weiter aktiv unterstützen, ist ein wichtiges Zeichen.
Kommen endlich Impulse für große Veränderungen? – Markus Nolte (Kirche+Leben)
Die Weltsynode war in den vergangenen Tagen bereits Thema der DBK-Vollversammlung; ab der kommenden Woche tagt die abschließende Synodalversammlung in Rom. Markus Nolte weist darauf hin, die Erwartungen an der Basis seien nicht überall groß – womöglich zu Unrecht?
Synodalität jedenfalls ist das große und wohl auch eigentliche Thema. Für manche bleibt es ein schwer zu fassender Begriff. Für andere hat er explosive Kraft, weil er einen neuen, eben nicht nur hierarchischen Weg aufzeichnet, wie die Kirche insgesamt ihre Aufgaben in Zeit und Welt erkennen und angehen will. (…)
Womöglich versteht Franziskus dieses „Format Weltsynode“ als Energie-Aufladung, als dynamisches Einüben und Installieren einer kraftvollen Methode, mit der sich die Kirche mit ihrer Botschaft in dieser Zeit erst noch fundiert und nachhaltig verorten soll – in einem neuen Konzil.
nachgefasst
Missbrauchsbetroffene von Jesuitenorden erwarten hohe Entschädigung (KNA)
Sie waren damals die ersten, die als von kirchlichem Missbrauch Betroffene eine größere Öffentlichkeit erreichen konnten. Matthias Katsch und weitere Mitstreiter wollen jetzt „nicht länger auf eine Einigung mit der katholischen Kirche über eine transparente, faire und kirchenunabhängige Entschädigungslösung“ warten. Nach 15 Jahren haben die im Verein Eckiger Tisch zusammengeschlossenen ehemaligen Schüler des von Jesuiten geführten Canisius-Kollegs in Berlin erstmals Anträge auf Anerkennungsleistungen gestellt; vgl. zu den Hintergründen auch den Beitrag „Katholische Rechenspiele“ von Philipp Greifenstein vor vier Jahren hier in der Eule.
Die 2018 veröffentlichte MHG-Studie zur Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch in der römisch-katholischen Kirche habe empfohlen, dass die 27 Diözesen Beratung und Unterstützung für Betroffene anbieten sollten – unabhängig von der Kirche und ihren Strukturen. Auch sechs Jahre später gebe es aber lediglich Ansprechpersonen bei den Bistümern und einzelnen Ordensgemeinschaften, die diesen Anspruch nicht erfüllen können, so die Kritik des Eckigen Tischs. Der Verein hat daher in der vergangenen Woche seine professionalisierte Onlineberatungsstelle für Betroffene von sexuellem Missbrauch in der Kindheit und Jugend im Kontext der römisch-katholischen Kirche neu eröffnet.
Ein neues Zertifikatsprogramm „Prävention, Intervention und Aufarbeitung sexualisierter Gewalt“, initiiert und organisiert vom Seminar für Moraltheologie der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Bonn, soll Theologiestudierende grundlegend für alle Erscheinungsformen sexuellen Missbrauchs sensibilisieren. Zudem solle die „Sprach- und Handlungskompetenz“ gefördert werden:
Die Theologie kann hierbei einen Beitrag leisten, in dem sie aus ihrer Perspektive nach erschwerenden und erleichternden Faktoren im Kontext der katholischen Kirche fragt und die theologische Dimension der Geschehnisse aufzeigt.
Aufarbeitung sexualisierter Gewalt (nicht nur) in den Kirchen: Herausforderung für den Rechtsstaat – Stephan Rixen (Experteninitiative Religionspolitik)
Zwar sei sexualisierte Gewalt ein gesamtgesellschaftliches Phänomen, es betreffe nicht nur die beiden „großen“ Volkskirchen, so Stephan Rixen, sondern mehr oder weniger jeden gesellschaftlichen Bereich, nicht zuletzt die Familien. Wie aber die Aufarbeitung im Interesse der Betroffenen sexualisierter Gewalt in den Kirchen gelingen könne, sei nicht nur eine politische Frage, sondern auch eine rechtliche Herausforderung, erläutert der Kölner Staatsrechtler in seinem Beitrag im Blog der Experteninitiative Religionspolitik.
Den in der Debatte häufig gezückten Verweis auf das sogenannte „kirchliche Selbstbestimmungsrecht“ als scheinbar unüberwindliche Hürde für eine stärkere Intervention des Staates will Rixen indes nicht gelten lassen:
So dürfen staatliche Regelungen z. B. auch für die Kirchen definieren, was unter „Aufarbeitung“ zu verstehen ist. Der Staat darf ferner Qualitätsstandards auch für die Arbeit kirchlicher Aufarbeitungskommissionen festlegen. Das betrifft etwa die Arbeitsfähigkeit (Geschäftsstelle, Budget), die äußere und innere Unabhängigkeit der Kommissionsmitglieder, den Zugang zu Akten, das Verhältnis von Aufarbeitung und Prävention, Zeitplan und Ziele der Kommissionsarbeit, die Information der Öffentlichkeit, aber auch Standards für wissenschaftliche Aufarbeitungsprojekte und deren Finanzierung. (…)
Einer stärkeren Inpflichtnahme steht nicht das zutreffend verstandene Grundgesetz entgegen, sondern nur der politische Unwille, die Kirchen rechtsstaatlicher Kontrolle zu unterwerfen.
Buntes
Pfadfinder – Die Sendung mit der Maus (WDR, 12 Minuten)
Wie funktioniert ein Kompass? Wie macht man ein Lagerfeuer? Und wie schnitzt man richtig, ohne sich dabei zu verletzen? Das und mehr lernt Moderator André bei den Pfadfindern in Gifhorn. Zu sehen war das bereits in der Maus vom 15. September. Findigen Zuschauer:innen entgeht nicht, dass die Maus beim Stamm Fred Joseph der Deutschen Pfadfinderschaft St. Georg (DPSG) zu Gast ist. Dort gibt es eine Warteliste, weil der Zulauf bei den Wölflingen und Jungpfadfindern so hoch ist.
Über das Pfadfinden sprach im „EHRENSACHE“-Podcast der Eule bei Lisa Menzel bereits im vergangenen Jahr Becca Lögers da Silva. Sie ist Theologiestudentin, Pfadfinderin und ehrenamtlich als Diözesankuratin (geistliche Leiterin) beim Diözesanverband Osnabrück der DPSG aktiv. Was sind Pfadfinder-Stämme und welche Verbände von Pfadfinder:innen gibt es? Welche Rolle spielen Natur und Gemeinschaft für die Spiritualität junger Menschen?
„Türen auf mit der Maus!“ heißt es am 3. Oktober 2024. Der diesjährige „Maus-Türöffner-Tag“ steht unter dem Motto #ZusammenTun. Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) etwa lädt Familien herzlich ein, an diesem Tag mit ihren Kindern im Kirchenamt der EKD in Hannover vorbeizuschauen.
Ein unwürdiges Dasein? – Interview mit Sebastian Knapp (Domradio)
In unseren Städten gibt es immer mehr Tauben – sehr zum Leidwesen vieler Menschen. Wie soll man dieses Problems Herr werden? Sebastian Knapp, Referent der Katholischen Erwachsenenbildung im Bistum Mainz und Dozent am Institut für Theologische Zoologie, kritisiert im Interview mit Tobias Fricke vom Kölner Domradio das oft brutale, tierschutzwidrige Vorgehen gegen die Vögel und erinnert an den hohen Stellenwert, den die Taube im christlichen Glauben einnimmt.
Die Kirchen als große Immobilienbesitzerinnen hätten das Potential, etwa mit der Einrichtung von kontrollierten Taubenschlägen nach dem „Augsburger Modell“ ihren Beitrag für einen artgerechten Umgang mit den Tieren zu leisten und einen respektvollen Umgang mit der Schöpfung vorzuleben.
Theologie
Verleihung des Dorothee Sölle-Preises 2024 (IKvu)
In Erinnerung an die feministische Theologin und Dichterin Dorothee Sölle (1929 – 2003) vergibt das Ökumenische Netzwerk Initiative Kirche von unten seit 2011 den „Dorothee Sölle-Preis für Aufrechten Gang“ an Personen, die ihr christliches Engagement aus der politischen Verantwortung für unsere Gesellschaft herleiten und darin die Erinnerung an Jesus von Nazareth wach halten. Dorothee Sölle hat öffentlich gekämpft, diskutiert, sich eingemischt, den Mund nicht gehalten – und sie stellte sich damit auch oft quer zu offiziellen kirchlichen Positionen.
Den diesjährigen Preis erhielten gestern in der Evangelischen Kirche Cantate Domino in Frankfurt am Main zwei evangelische Theologinnen (vgl. dazu vorab schon eine Bemerkung „In eigener Sache“ von Philipp Greifenstein hier in der Eule):
Katharina von Kellenbach leitet in der Evangelischen Akademie zu Berlin das Projekt „Bildstörungen“ auf der Suche nach Elementen einer antisemitismuskritischen pädagogischen und theologischen Praxis. Seit ihrer Studienzeit forscht sie zu antisemitismuskritischer Theologie und Exegese und stärkt feministische Perspektiven im interreligiösen Gespräch. Sie ist Professor Emerita of Religious Studies am St. Mary’s College of Maryland und Visiting Fellow in Christian-Jewish-Relations am Boston College. Hier ist ihre Dankesrede nachzulesen.
Carlotta Israel befasst sich in ihrer kirchengeschichtlichen Forschung mit den Themen Geschlecht und Diversität. Seit 2021 verfasst sie die feministisch-theologische Kolumne „Sektion F“ hier in der Eule. Sie ist außerdem Gründungsmitglied der Kritischen Religionswissenschafts- und The*logie Tage, einem Online-Bildungsformat, das Menschen aus Universität, religiösen und politischen Gruppen aufruft, sich zu vernetzen und Wissen zu Diskriminierungsstrukturen und Antimarginalisierungsstrukturen zu teilen. Derzeit arbeitet sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Evangelische Theologie und Religionspädagogik in Oldenburg.
In ihrer Dankesrede nahm sie die am Nachmittag ebenfalls in Frankfurt stattgefundene Wahl von Christiane Tietz zur Kirchenpräsidentin der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau zum Anlass, kritisch zu fragen, ob Kirche in dieser Form am besten funktioniere:
Mit einem Menschen an der Spitze? Und zwar mit einem Menschen, der*die bereits aus machtvollen Positionen in eine noch machtvollere kommt? Sowohl Theologie als auch Kirche werden von Personen dominiert, die mehrfach privilegiert sind, sich dessen aber nur begrenzt bewusst sind oder wenig bis keine Taten daraus folgen lassen.
Als privilegierte Personen in dieser Welt ist es unser aller Aufgabe Platz zu schaffen und Räume zu eröffnen, dass Machtverhältnisse nicht weiter so bestehen bleiben und Machstrukturen als solche benannt und davon ausgehend befreiend verändert werden können.
Ein guter Satz
„Theologisches Nachdenken ohne politische Konsequenzen kommt Heuchelei gleich. Jeder theologische Satz muss auch ein politischer sein.“
– Dorothee Sölle