Grenzüberschreitung – Die #LaTdH vom 10. Oktober

In Frankreich enthüllt ein neuer Bericht die unfassbaren Ausmaße des Missbrauchs in der Kirche. Außerdem: Bischöfliche Sätze auf dem Synodalen Weg und internationale Inspirationen.

Herzlich Willkommen!

„Mit meinem Gott kann ich über Mauern springen“, heißt es in Psalm 18. Gelegentlich tut es Not, die eigenen Grenzen zu verschieben und sich von der Kirche in anderen Ländern inspirieren zu lassen. Zwei Beispiele für internationale Inspirationen finden sich in dieser Ausgabe der #LaTdH.

Manchmal ist es regelgerecht bestürzend, welch engen Grenzen sich die Christ:innen hierzulande für ihr Handeln setzen, und auf welche großen Widerstände diejenigen treffen, die nach neuen Aufbrüchen suchen oder dringend notwendige Reformen fordern. Bleibt dann nur wie im Kirchenlied zu rufen: „Herr, erbarme Dich“?

Eine gute Woche wünscht
Philipp Greifenstein

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Debatte

Studie zählt etwa 330.000 Missbrauchsopfer in katholischer Kirche (DER SPIEGEL)

In Frankreich wurde in der zurückliegenden Woche ein umfassender Bericht zum sexuellen Missbrauch in der römisch-katholischen Kirche veröffentlicht. Die nach ihrem Vorsitzenden umgangssprachlich „Sauvé-Kommission“ genannten Aufklärer:innen identifizierten 2 700 Opfer und ca. 3 000 Täter. Weil der Untersuchungsbericht eine Kombination aus Hell- und Dunkelfeld-Studie ist, enthält er auch eine informierte Schätzung der tatsächlichen Betroffenen-Zahl:

In der katholischen Kirche in Frankreich sind seit den Fünfzigerjahren nach Hochrechnungen einer Untersuchungskommission 216 000 Kinder und Jugendliche Opfer von sexuellem Missbrauch geworden. Unter Einbeziehung von weiteren Einrichtungen, die von der Kirche betrieben werden, gehe man von 330 000 Opfern aus […].

Die Zahlen entsprechen, eingedenk der unterschiedlichen Methoden, den Ergebnissen anderer Missbrauchs-Berichte aus den USA, Irland und Australien. Beobachter:innen im deutschen Sprachraum müssen sie erschreckend hoch erscheinen, was u.a. daran liegt, dass eine Dunkefeld-Studie des Missbrauchs in Deutschland, Österreich und der Schweiz nach wie vor aussteht. Zu den von der MHG-Studie 2018 in der römisch-katholischen Kirche erfassten 3 677 Fällen sind inzwischen hunderte weitere hinzugekommen, die von den Beauftragten in den Diözesen gemeldet wurden.

Doch der Reihe nach:

Sauvé teilte weiter mit, dass 22 mutmaßliche Straftaten, die noch verfolgt werden können, an Staatsanwälte weitergeleitet worden seien. Mehr als 40 Fälle, die zu alt für eine Strafverfolgung seien, aber mutmaßliche Täter betreffen, die noch am Leben sind, seien an Kirchenvertreter weitergeleitet worden. Zahlreiche Fälle sind bereits verjährt und können nicht mehr vor Gericht gebracht werden.

Dieser Befund der französischen Untersuchung lässt erahnen, welche Bedeutung einer gründlichen Aufklärung des sexuellen Missbrauchs in den Kirchen „auch jetzt noch“ zukommt. Kaum ein kirchlicher Täter musste sich in Deutschland bislang vor Gericht verantworten. Auch kirchliche Strafverfahren, die zumindest im Entzug von Altersgeldern resultieren könnten oder im schlimmsten Fall die Entfernung aus dem Priesterstand nach sich zögen, sind nach wie vor selten.

Sentimentalitäten statt Entschädigung

Wie es sich gehört, schämten sich sowohl die französischen Bischöfe als auch der Papst für die von der Sauvé-Kommission erfassten Verbrechen. Das ist, ob der steten sentimentalen Wiederholung, kaum noch eine Nachricht wert. Auch sonst klingt so vieles nach Jahren der Missbrauchs-Krise wohlvertraut:

Auch der Präsident der Päpstlichen Kommission für den Schutz von Minderjährigen, Kardinal Sean Patrick O’Malley, zeigte sich bestürzt über die Ergebnisse des Berichts, wenngleich er dessen Veröffentlichung begrüßte. „Im Namen der Päpstlichen Kommission bringe ich unsere tiefe Trauer zum Ausdruck und bitte demütig um Vergebung für all jene, die durch diese Verbrechen und verwerflichen Verletzungen der Menschenwürde zu Schaden gekommen sind“, […]

Die französischen Bischöfe wollen sich indes um eine angemessene Entschädigung bemühen. Zwar könne das „Irreparable nicht repariert werden“; allerdings sei die Kirche bereit, ihr Möglichstes zu tun, sagte der Vorsitzende der nationalen Bischofskonferenz, Erzbischof Eric de Moulins-Beaufort von Reims, am Mittwoch dem Sender France Info. Bislang seien dafür jedoch noch keine Finanzmittel zur Seite gelegt.

Auf die katholische Kirche in Frankreich kommen nun wohl, ähnlich wie auf die deutsche (wir berichteten), moralische Forderungen in Millionenhöhe zu. Man darf gespannt sein, welchen Verwaltungsapparat die französischen Bischöfe installieren, um sich dieser – auf dem Rechtsweg kaum einforderbaren – Ansprüche zu entledigen.

Bischöfe wollen Opfer mit Spenden abfinden (ntv)

Einen Vorgeschmack liefert dieser ntv-Bericht: Weil sich die Kirche in Frankreich allein über Spenden und nicht über eine Kirchensteuer finanziert, ruft der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Eric de Moulins-Beaufort, zu einem Extra-Almosen zu Gunsten der Betroffenen auf. Die Untersuchungskommission hatte davon strikt abgeraten.

Bisher hat man nur eine „finanzielle Beteiligung“ von 5 Millionen vorgesehen. Zum Vergleich: Sollte die Deutsche Bischofskonferenz (DBK) bei der „Anerkennung des Leids“ von Missbrauchs-Betroffenen tatsächlich Wort halten, stünden in Deutschland Gesamtkosten von ca. 220 – 270 Millionen Euro an.

In der FAZ (€) dazu:

[Betroffenen-Sprecher] Devaux nutzte die Vorstellung des Abschlussberichts für eine eindringliche Mahnung an die Bischöfe. Er erinnerte daran, wie sich die Kirche bislang geweigert hatte, in finanzielle Wiedergutmachungszahlungen für die Opfer einzuwilligen. Die französischen Steuerzahler finanzierten stattdessen einen Fonds, aus dem die Missbrauchsopfer entschädigt werden sollen. „Meine Herren, Sie sind eine Schande für die Menschlichkeit“, sagte Devaux. Er sprach von einem doppelten Verrat: „Verrat an der Unschuld der Kinder, Verrat an der Botschaft des Evangeliums“. „Die Institution Kirche ist dysfunktional. […]“

Nur folgerichtig forderten Betroffenen-Vertreter:innen in Deutschland nach der Veröffentlichung der französischen Studie, dass endlich auch in Deutschland eine wirklich umfassende Aufklärungs-Studie in Auftrag gegeben wird. Einer gemeinsamen Dunkelfeld-Studie mit anderen gesellschaftlichen Akteuren (z.B. aus dem Sport) stimmen beide großen Kirchen zu, die Verhandlungen mit dem Unabhängigen Beauftragten für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs (UBSKM) der Bundesregierung, Johannes-Wilhelm Rörig, stocken aber gehörig.

Politische Konsequenzen

Und hier liegt auch eine letzte Erkenntnis aus der französischen Studie für die Situation in Deutschland: Die aktuellen Sondierungen und folgenden Koalitionsverhandlungen könnten erweisen, wie mit dem Thema sexueller Missbrauch von Kindern und Schutzbefohlenen in Deutschland zukünftig umgegangen wird.

Betroffene und Expert:innen – zuletzt auch Hans Zollner, der Leiter des Centre for Child Protection (CCP) an der päpstlichen Universität Gregoriana in Rom, nach einer Stippvisite von Kanzlerin Merkel in dieser Woche – fordern seit langen, dass von staatlichen Stellen drängender ermittelt und aufgeklärt wird.

Zumindest eine Bundestags-Enquete-Kommission müsste doch möglich sein, genauso wie eine rechtlich saubere Fortsetzung der Arbeit beim UBSKM. Auf alle Fälle muss eine neue Bundesregierung, der der Schutz von Kindern und Betroffenen ein Anliegen ist, entschiedener handeln als ihre Vorgänger-Regierungen.

nachgefasst I: Synodaler Weg

Was ist der ausführlichen Rückschau aus unmittelbarer zeitlicher Nähe auf die 2. Synodalversammlung des Synodalen Weges, die Thomas Wystrach (@wystrach) in den #LaTdH vom vergangenen Sonntag angestellt hat, noch hinzuzufügen? Vielleicht ja Ludwig Ring-Eifels (@LudwigRingEifel) Rückblick im Neuen Ruhrwort:

Die als Grundlage für die kommenden Synodalversammlungen verabschiedeten Papiere laufen in der Summe auf eine Verfassungsreform der katholischen Kirche in Deutschland, auf die Schaffung neuen Kirchenrechts und an einigen Punkten auch auf eine Veränderung der kirchlichen Lehre hinaus.

Der Chefredakteur der Katholischen Nachrichtenagentur (KNA) erklärt auch die konstanten Mehrheitsverhältnisse unter der Teilnehmer:innenschaft und die Grenze der Unternehmung:

Einer konservativen Minderheit von 30 bis 40 Delegierten, die in fast allen Abstimmungen deutlich unterlag, stand eine reformorientierte Mehrheit von 160 bis 170 Stimmen gegenüber. In dieser Gruppe wiederum gab es eine radikalere Minderheit von etwa 40 Delegierten, die in Einzelfällen auch für noch weitergehende Reformideen stimmten. […]

Jede Abstimmung stand unter dem Vorbehalt, dass es sich nur um eine Art Meinungsbild handelte. Die für gut befundenen Vorlagen müssen nun überarbeitet und in den kommenden drei Synodalversammlungen in zweiter und dritter Lesung verabschiedet werden. Erst dann kommt es unter den deutschen Bischöfen zum Schwur. Denn die Bischöfe können, so sehen es die Regeln vor, mit nur einem Drittel ihrer Stimmen jede Vorlage am Ende noch zu Fall bringen und damit die jetzt aufs Gleis gesetzte Verfassungsreform der katholischen Kirche abrupt bremsen.

Eine geradezu emphatisch positive Würdigung der 2. Synodalversammlung hat Matthias Sellmann (@ProfSellmann), Pastoraltheologe an der Ruhr-Universität Bochum, auf katholisch.de vorgelegt. Er lobt insbesondere die Bereitschaft der Teilnehmer:innen, sich auf Kompromisse einzustellen und wünscht sich außerdem eine verstärkte internationale Vernetzung (s. Benedikt Heiders Beitrag unter Buntes) sowie größeres Verständnis vonseiten des Vatikans.

Für alle Datenschutz-Interessierten erklärt Felix Neumann (@fxneumann) auf seinem Datenschutz-Blog „Artikel 91“, warum der Stream von der Synodalversammlung Aussetzer hatte (auch für nicht örtlich anwesende Teilnehmende!). Zentrale Erkenntnis für mich ollen Datenschutz-Vereinfacher: Vorsicht bei der Einholung von Einverständniserklärungen, manchmal braucht es sie gar nicht!

Und dann wären da noch die Nachleben zweier episkopaler Wortmeldungen während der Tagung in Frankfurt, die in dieser Woche für hitzige Diskussionen sorgten:

Viola Kohlberger wirft Kardinal Woelki «Täter-Opfer-Umkehr» vor – Raphael Rauch (kath.ch)

Bei kath.ch spricht Raphael Rauch (@raphael_rauch) mit Viola Kohlberger (@viola_kohlberger), die unter der Woche auf Instagram öffentlich machte, wie sie vom Erzbischof von Köln, Kardinal Rainer-Maria Woelki, auf den Fluren der Synodalversammlung abgefangen wurde. Im Artikel sind sowohl Kohlbergers Wortmeldung auf der Synodalversammlung sowie weitere relevante Infos erwähnt bzw. verlinkt – die Kolleg:innen von kath.ch haben da ganz vorbildlich gearbeitet.

In den sozialen Medien werfen Ihnen manche vor, überempfindlich zu sein.

Kohlberger: Ich bin katholisch sozialisiert. Ich habe früher gelernt: Man spricht einen Priester mit «Herr Pfarrer» an. Wenn dann ein Kardinal vor mir steht, potenziert sich die Machtaura. Ich war in der Situation wie gefangen, ich konnte mich nicht adäquat wehren. Rainer Maria Woelki hat mir aber keine Chance gegeben, anständig mit ihm zu diskutieren. Er war gar nicht an meinen Argumenten interessiert. Er hat mir nicht zugehört, sondern mich unter Druck gesetzt.

Anhand des Interviews und der Materialien kann sich jede:r ihr eigenes Urteil über den Vorgang bilden, den ich selbst als Einschüchterungsversuch oder zumindest hilflose Reaktion des Erzbischofs bewerten würde. Dieser hatte nicht einmal die Traute, den auf der Tagung reichlich geäußerten Anwürfen aus den Reihen der Teilnehmer:innen im Plenum zu begegnen. Erwähnenswert ist noch, dass Woelki allerdings direkt auf Instagram in einem Kommentar auf Kohlbergers Video antwortete:

„Liebe Frau Kohlberger, ich habe Sie nach Ihrem Statement auf dem Synodalen Weg angesprochen, weil der synodale Weg von einem offenen Diskurs und Diskussion lebt. Es war mir somit ein wichtiges Anliegen, mich mit Ihnen über Ihre Kritikpunkte persönlich auszutauschen. Im Verlauf unseres persönlichen Gesprächs ist bei Ihnen offenbar der Eindruck entstanden, dass ich auf Ihre Person Druck ausüben wollte. Nichts lag mir ferner und das tut mir leid. Ich bin einfach fest davon überzeugt, dass es nur dann gelingt, gemeinsam Wege zu finden, wenn wir einen wertschätzenden, offenen Austausch suchen und im Gespräch bleiben.“

Dieser Hauch von Digitalkompetenz sei auch deshalb nicht verschwiegen, weil in der katholischen Kirche sonst unter dem Siegel der Verschwiegenheit getagt und anschließend vermittels von Pressesprecher:innen kommuniziert wird. Woelkis Kommentar ist auf Instagram zwischen hunderten Kommentaren, überwiegend Solidaritätsbekundungen für Kohlberger, kaum auffindbar. Auch das ist eine Egalisierung von Sprecher:innen-Positionen, die für alle Kirchen eine Herausforderung ist. Kohlbergers Statement wurde inzwischen 14 000 Mal aufgerufen.

Eine letzte Einordnung noch zu den Kommentaren auf Instagram und Twitter: Gelegentlich ist statt von Machtmissbrauch und der Asymmetrie im Setting auch die Rede von einem „Angriff“ Woelkis oder davon, er würde so die „Aufklärerin von Missbrauchsverbrechen“ Kohlberger angreifen. Beides stimmt nach Darstellung Kohlbergers nicht.

Man nimmt dem geschilderten Vorgang und auch Kohlbergers mutiger Reaktion nichts von ihrer Bedeutung, wenn die Maßstäbe nicht vollends verrutschen. Das sind auch Kommentator:innen in den Sozialen Netzwerken den Missbrauchs-Betroffenen und mutigen Aufklärer:innen ebensolcher Verbrechen schuldig, finde ich.

Verachtung. Vom „unfehlbaren Lehramt der Betroffenen“ – Thomas Schüller (feinschwarz.net)

Eine weitere bischöfliche Wortmeldung, die von der 2. Synodalversammlung hängen bleibt, stammt vom Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer: „Was ich ablehne, ist eine Emotionalisierung und das unfehlbare Lehramt der Betroffenen“. Im theologischen Feuilleton feinschwarz.net nimmt der Münsteraner Kirchenrechtler Thomas Schüller (@tschueller61) den unsäglichen Satz auseinander:

Voderholzers Angriff will nicht nur die logisch und moralisch selbstverständliche Diskurshoheit der Opfer brechen, wenn sie die an ihnen begangenen Verbrechen zur Sprache bringen. Vielmehr sieht er sie als Konkurrenten um seine Macht, die es mit allen Mitteln zu verteidigen gilt – auch um den Preis der Auslöschung im Diskurs und im Wissen um neue Wunden, die seine Attacken schlagen.

An gleicher Stelle widerspricht auch ein Mitglied des DBK-Betroffenenbeirates Voderholzer in der Sache. Viel ist in den vergangenen Tagen über Voderholzers Rolle bei der Aufarbeitung der Missbrauchs-Verbrechen diskutiert worden. Bei den Regensburger Domspatzen entstand z.B. einer der maßgebenden Berichte über Gewalt und sexuellen Missbrauch im Kontext katholischer Bildungseinrichtungen (wir berichteten).

Das macht seine Einlassungen über den Synodalen Weg im Allgemeinen und die Rolle der DBK-Betroffenenbeiräte im Besonderen nicht akzeptabler. Die Frage ist allerdings, ob man dem mit Widerspruch in der Sache beikommt. Voderholzers „Unfehlbares Lehramt“-Diktum ist eine bewusste Diskursstörung, die sich zureichend nur als Projektion (von sich auf andere schließen) erklären lässt. Dabei werden ja zumindest unbewusst als falsch empfundene eigene Haltungen und/oder Eigenschaften anderen Menschen angedichtet. Es besteht also noch Hoffnung für Voderholzer.

Mir ist jedenfalls während meiner Beschäftigung mit dem Themenkomplex noch kein:e Betroffene:r begegnet, die für sich oder Betroffene im Allgemeinen ein „unfehlbares Lehramt“ in Anspruche nähme. Oder mit Heinrich Zille gesprochen: „Jeder schließt von sich auf andere und vergisst, dass es auch anständige Menschen gibt.“

nachgefasst II

Umstrittener theologischer Gutachter im Fall Latzel hört auf (KNA, katholisch.de)

Von seiner Funktion als Gutachter im Berufungsverfahren um Olaf Latzel (s. #LaTdH vom 12. September, 5. September und Kommentar in der Eule) ist der evangelikale Theologieprofessor Christoph Raedel zurückgetreten.

Staatsanwaltschaft, Verteidigung und Gericht sind sich laut dem Sender aber nach wie vor einig, sich in dem Verfahren von einem Sachverständigen beraten zu lassen. Ein neuer Sachverständiger sei noch nicht gefunden; die zuletzt für frühestens Anfang 2022 terminierte Hauptverhandlung verschiebe sich dadurch weiter nach hinten.

„Religionsführer haben beim Kampf gegen Hassrede überragende Bedeutung“ – Christoph Strack, Tessa Clara Walther (Deutsche Welle)

Damit es auch den Christ:innen in Deutschland nicht entfleucht: Diese Woche tagte in Landau die „Conference of the World Council of Religious Leaders on Faith and Diplomacy: Generations in Dialogue“ von @religions4peace. In diesem Kontext sprachen Christoph Strack (@Strack_C) und Tessa Clara Walther (@Tessa_C_Walther) von der Deutschen Welle mit Alice Wairimu Nderitu, der UN-Sonderbeauftragten für Verhütung von Völkermord.

Was wollen Sie bei [den Religionsführer:innen] erreichen?

Sie haben Autorität, sie haben Einfluss. Menschen folgen ihnen – vielleicht auch bis hin zum Völkermord. Bedenken Sie: Es gibt in der Geschichte nicht einen Völkermord, eine Gräueltat, ein Menschheitsverbrechen, das nicht durch Hassrede vorbereitet und begleitet wurde. Hassrede ist der wesentliche Faktor. Zugleich können Religionsführer mit ihrer Rede auch beruhigend wirken und in die richtige Richtung weisen. Das ist mein Appell an die Religionsführer und -akteure. Sie haben beim Kampf gegen Hassrede eine herausragende Bedeutung. […] Denn weltweit wächst die Bedeutung von Religion, sie nimmt nicht ab.

Weitere Eindrücke von der Tagung hat Christoph Strack auf Twitter gesammelt, inkl. eines Lobes an die EKD-Synodenpräses Anna-Nicole Heinrich (@AnnaHeinr), die an der gesamten Tagung teilnahm.

Buntes

Weltsynode: Was Papst Franziskus in den nächsten zwei Jahren plant – Benedikt Heider (katholisch.de)

In der Eule und im WTF?!-Podcast hat Benedikt Heider (@_DerHeidi_) bereits über die unterschiedlichen Synodalitäts-Verständnisse aufgeklärt, die bei Papst Franziskus und Kirchenreformer:innen gepflegt werden. Auf katholisch.de erklärt er nun noch einmal, was es mit dem weltweiten Synodalen Prozess auf sich hat, der von Papst Franziskus gestern gestartet wurde:

Das synodale Experiment erreicht im Herbst 2023 seinen Höhepunkt. […] Der Papst wünscht sich, dass dabei deutlich werde, dass auch er ein Bischof unter Bischöfen ist – der als Nachfolger des Heiligen Petrus „in Liebe über alle Kirchen herrscht“.

Eine verkaufte Kirche sorgt für Streit – Benjamin Lassiwe (Der Prignitzer)

Shit happens! In Bartschendorf, tief in der ostdeutschen Provinz, in die sich nur wenige Verantwortliche der großen – immer noch bestürzend westdeutsch dominierten – Kirchen trauen, hat die Kirchengemeinde die Ruine der Dorfkirche verkauft. Das gefällt nicht allen Anwohner:innen.

Benjamin Lassiwe (@lassiwe) hat die Vorgänge für die Regionalzeitung Der Prignitzer aufgezeichnet: Ein wahrhaftes Lehrstück darüber, wie man mit den in den kommenden Jahren für den engeren gemeindlichen Gebrauch überflüssigen Gotteshäusern (nicht) umgehen sollte.

Wenn sich die Mitgliederzahlen der Kirche bis 2030 – wie 2019 von einer Studie vorhergesagt – halbieren, werden noch mehr Kirchen zum Verkauf stehen. Und dass die Kommunikation zwischen den örtlichen Kirchengemeinden, den Fördervereinen, der Landeskirche und den Anwohnern dann deutlich besser werden muss, zeigt am Ende nicht zuletzt das Beispiel Bartschendorf.

Spiritual Tonic – Christoph Naglmeier-Rembeck (y-nachten)

Beim katholischen Jugendblog y-nachten (@ynachten) denkt Christoph Naglmeier-Rembeck über Kirchen als „Third Places“ und damit auch über ihre (Weiter-)Nutzung unter veränderten Bedingungen nach.

Eine Option kirchlichen Handelns ist es, das nach wie vor vorhandene Spiritualitätsbedürfnis der Gesellschaft als eigene Aufgabe dahingehend wahrzunehmen, Räume für individuelle Spiritualitätserfahrungen unter christlichen Vorzeichen zu eröffnen.

Yo!

Ein guter Satz