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Aufeinander achtgeben – Die #LaTdH vom 4. Juni

Die Laienkatholiken streiten sich mit Contra-Bischöfen um das Geld für den Synodalen Weg. Außerdem: EU-Asylsystem in der Kritik, kritische Kita-Infrastruktur und antisemitische Bilder in Kirchen.

Herzlich Willkommen!

„Ich gehe ganz bestimmt nicht ans Krankenbett, um dem Patienten zu erzählen, wie es mir jetzt geht“, ist einer der vielen einprägsamen Sätze, die Alise Höhn in dieser Woche im „EHRENSACHE“-Podcast der Eule gesagt hat. Seit 18 Jahren ist sie als „Grüne Dame“ engagiert und schenkt Patient:innen, von denen viele dement sind, Zeit und ein Ohr für ihre Nöte. Als Podcast-Hörer hat mich dieser Satz in den vergangenen Tagen begleitet. Er steht diametral zur doch weitverbreiteten (Online-)Kultur des „Ich“, die am besten mit dem englischen self-obsessed beschrieben ist: Zu viel Zeit damit zubringen, über sich und die eigenen Probleme nachzudenken.

Als „EHRENSACHE“-Hörer:in würde man Alise Höhn jedoch völlig missverstehen, wenn man dächte, sie spräche damit einer Kultur der rücksichtslosen Selbstaufopferung das Wort. Ganz im Gegenteil! Etwas später im sehr hörenswerten Gespräch mit Podcast-Host Lisa Menzel erklärt sie eindrücklich, welche Schutzmechanismen es für die ehrenamtlichen „Grünen Damen und Herren“ gibt, damit sie ihren Dienst auf den Krankenhaus- und Pflegestationen unbeschadet leisten können.

„Wir leben in einem starken Land. Wir werden die Situation bewältigen, wenn wir besonnen bleiben und aufeinander achtgeben“, diese Sätze sind mir aus der Anfangszeit der Corona-Pandemie noch in Erinnerung. Vielleicht bin ich auch jetzt wieder auf sie gestoßen, weil Alise Höhn im Podcast auch von den Schwierigkeiten erzählt, die die Pandemie für Patient:innen und die „Grünen Damen und Herren“ mit sich brachte. Der Satz stammt vom damaligen Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU), der mit „Wir werden einander viel verzeihen müssen“ auch Urheber des theologischsten Satzes der Pandemie in Deutschland ist.

Alise Höhn spricht allerdings von mehr und anderem als „einfach“ vom Aufeinander-Achtgeben. Sie erklärt Strukturen und Sicherheitsnetze, in die erschöpfte und angefasste Ehrenamtliche zurückfallen können. Institutionelles Aufeinander-Achtgeben. Ohne die zeitgenössische Religionssoziologie überstrapazieren zu wollen, aber: Ist das nicht genau das, was viele Menschen an der Kirche schätzen, auch von ihr erwarten, manchmal auch gegen den Augenschein? Im 1. Brief an die Gemeinde in Thessalonich schreibt Paulus: „Darum tröstet euch untereinander und einer erbaue den andern, wie ihr auch tut.“

Erbauung werden viele Christ:innen in den kommenden Tagen in Nürnberg und Fürth auf dem Evangelischen Kirchentag suchen. Vom 7.-11. Juni werde ich live vor Ort sein und in einigen Beiträgen vom Kirchentag berichten. Ich bin gespannt auf Hinweise und Wünsche, woran ich nicht vorbeigehen sollte: Welche Themen und Diskussionen, Veranstaltungen und Menschen sollten wir in den Fokus rücken? Hinweise und Anfragen erreichen mich am besten über die Email-Adresse der Redaktion oder meinen Twitter-Account.

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Eine gute Woche wünscht
Philipp Greifenstein


Debatte

Mit dem Synodalen Weg der römisch-katholischen Kirche in Deutschland hat sich in dieser Woche eine aufwendige Tagung in Würzburg befasst: „Synode als Chance“. Dem Programm und (digitalen) Eindruck nach, haben sich bei der Tagung unter Leitung der ProfessorInnen Julia Knop (Universität Erfurt), Matthias Remenyi (Universität Würzburg), Matthias Sellmann (Universität Bochum) und Tine Stein (Universität Göttingen) die Reformwilligen, die Progressiven unter den Wegegänger:innen getroffen, um den bisherigen Synodalen Weg zu reflektieren, in den kirchenzeitgeschichtlichen Kontext zu stellen – und vielleicht auch ein wenig, um aufgerissene Wunden zu pflegen. Einen Eindruck davon vermittelt dieses Domradio-Interview mit Matthias Remenyi bei Renardo Schlegelmilch (@RenardoJoachim):

„Trotzdem glaube ich, dass es zu wenig ist, einfach nur zu sagen, dass der Synodale Weg in Deutschland ein kirchenrechtliches Nullum und sinnlos gewesen ist. Ich glaube, das wird dem synodalen Prozess in Deutschland nicht gerecht. Sondern man muss eben auch neben der Frage der Rezeption auch die Frage der Dynamiken stellen, die dadurch ausgelöst worden sind. Und das ist, glaube ich, eine lohnende Frage.“

Derweil steht in diesen Tagen auf der Kippe, ob und wie es eigentlich mit dem Gesprächsprozess weitergeht. Beschlossen wurde zwar schon im Herbst vergangenen Jahres ein „Synodaler Ausschuss“, der den Übergang zu einem „Synodalen Rat“ gestalten soll. Auf der letzten regulären Tagung des Synodalen Weges in Frankfurt (Main) im Frühjahr ’23 wurden die zahlreichen Arbeitsaufträge des Ausschusses noch einmal erweitert – vor allem um die Weiterarbeit am Handlungstext „Gemeinsam beraten und entscheiden“ – und die restlichen Mitglieder des Ausschusses gewählt. Dem Synodalen Ausschuss gehören insgesamt 74 Personen an, auch alle 27 Ortsbischöfe der römisch-katholischen Kirche in Deutschland sollen sich bitte zur Mitarbeit bereit finden. Und genau daran hapert es.

Wie schon seit einer Weile bekannt, haben vor allem die (Erz-)Bischöfe Rainer Maria Woelki (Köln), Rudolf Voderholzer (Regensburg), Stefan Oster (Passau), Gregor Maria Hanke (Eichstätt) und Bertram Meier (Augsburg) große Vorbehalte gegenüber dem Syndodalen Ausschuss (und Rat). Sie hatten bereits in Rom nachgefragt, ob sie da überhaupt mitmachen müssen. Darauf hin hatte es aus Rom eine Klarstellung darüber gegeben, dass auf dem Synodalen Weg niemand die Befugnis habe, neue kirchenleitende, tatsächlich mitbestimmende Organe zu schaffen. Die Synodalen Wegegänger:innen beeilten sich daraufhin, dies keineswegs als Absage Roms an ihre Reformbemühungen zu verstehen und versicherten, an ein solches Gremium sei überhaupt nicht gedacht. Es ginge ja „nur“ um eine freiwillige „Selbstbindung als Prozess“ der Bischöfe an Beschlüsse des Ausschusses und Rates.

Scheitert der katholische Reformprozess in Deutschland am Geld? – Christoph Renzikowski (KNA, katholisch.de)

Auf dem Synodalen Weg haben insbesondere Oster, Voderholzer und Hanke immer wieder den Eindruck erwecken wollen, sie würden von den Reformwilligen irgendwie untergebuttert. Das war schon auf den Tagungen des Synodalen Weges augenscheinlich unzutreffend, wird aber angesichts der tatsächlichen Machtverhältnisse nun gänzlich als lächerlich enttarnt. Nun blockieren die Contra-Bischöfe qua Amt und Machtfülle die Finanzierung des Ausschusses:

Ein Finanzbeschluss zu Personal und Sachmitteln für den Synodalen Ausschuss wurde im April [bis zum nächsten Treffen des Ständigen Rates der Bischofskonferenz am 19./20. Juni] vertagt. Zuständig dafür ist der Verband der Diözesen Deutschlands (VDD), in dem die Bistümer ihre Gemeinschaftsaktivitäten gebündelt haben. Dessen oberstes Beschlussorgan ist personell identisch mit dem Ständigen Rat. Der VDD verfügt über einen Haushalt von derzeit rund 130 Millionen Euro, in den alle Bistümer aus ihrem Kirchensteueraufkommen anteilig einzahlen.

Im Ständigen Rat der Bischofskonferenz sitzen die 27 Ortsbischöfe, die sich dort auch von Weihbischöfen vertreten lassen können. Pikant ist nun, dass im Vorfeld des Treffens Mitte Juni Gerüchte die Runde machen, die Bischöfe könnten sich nicht wie bisher auf einen einstimmigen Beschluss zum Haushalt des VDD einigen. Der ist aber nötig.

Der Augsburger Bischof Bertram Meier spricht von einem Dilemma. Er teile das Anliegen, „Synodalität als Lebensstil der Kirche in Deutschland zu fördern und zu stabilisieren“. Zugleich verweist Meier auf römische Vorbehalte und fügt hinzu: „Solange weder die genaue Zielstellung noch die konkreten Kompetenzen des Synodalen Ausschusses geklärt sind, ist der Sachstand dazu für mich noch nicht entscheidungsreif. Das betrifft meine Mitwirkung ebenso wie die Mitfinanzierung des Gremiums.“

In der Tat waren die Teilnehmer:innen des Synodalen Weges in Frankfurt (Main) auseinandergegangen, ohne eine Satzung oder Geschäftsordnung für den Synodalen Ausschuss verabschiedet zu haben. Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) verband mit dieser Offenheit in die Zukunft hinein vor allem die Hoffnung, sich im Ausschuss der Hemmschuhe entledigen zu können, die noch den Synodalen Weg geprägt hatten, insbesondere das doppelte Stimmrecht der Bischöfe. Sich Satzung und Geschäftsordnung zu geben, sei Aufgabe des Ausschusses selbst, wurde von den bisherigen PräsidentInnen des Synodalen Weges Irme Stetter-Karp (ZdK-Präsidentin) und Bischof Georg Bätzing (DBK-Vorsitzender, Limburg) betont.

Diese Offenheit wurde von den Contra-Bischöfen offenbar nicht nur registriert, sondern auch als Möglichkeit zur destruktiven Mitarbeit verstanden. Das ZdK fordert selbstverständlich, dass die Bischöfe ihr Säckel aufmachen, das im Übrigen ja mit Geld aus der von allen zahlenden Kirchenmitgliedern zu entrichtenden Kirchensteuer gefüllt ist. Aber:

Aufhorchen ließ laut KNA etwa ein Brief des Regensburger Bischofs Rudolf Voderholzer an seine Mitbrüder von Anfang April. Darin habe er geschrieben, dass noch gar nicht klar sei, „ob der VDD überhaupt Geld für einen synodalen Ausschuss zur Verfügung stellen wird“. […]

ZdK-Vizepräsident Wolfgang Klose rief die Bischöfe dazu auf, Verantwortung zu übernehmen und sich nicht wegzuducken. Und weiter: „Ich vertraue darauf, dass die Bischofskonferenz sich nicht von wenigen Bischöfen blockieren lässt in ihrem Anliegen, die Beschlüsse des Synodalen Weges jetzt konkret werden zu lassen.“

Die etwas unwürdige Bittstellerei, die Woelki, Voderholzer & Co. den Lai:innen zumuten, ist dabei jenseits der konkreten kirchenpolitischen Implikationen auch ein beredtes Beispiel für das schier unüberwindbare und institutionaliserte Machtgefälle in der römischen Kirche: Einmütigkeit episkopaler Entscheidungen als Qualitätsmerkmal kirchlicher Leitungsverantwortung. Es ist daher schwer vorstellbar, dass sich die anderen Ortsbischöfe unabhängig von den Contra-Brüdern zu einer Finanzierung auf Umwegen entscheiden:

So oder so wäre eine solche Konstellation ein historisches Novum. Denn bisher haben es die Bischöfe noch stets vermocht, Differenzen so auszutragen, dass ihre Haushaltsbeschlüsse davon nicht beeinträchtigt wurden. Misst man indes ihren Willen zum gemeinsamen Handeln am Anteil des VDD-Etats am Gesamtaufkommen der Kirchensteuer, so hat sich dieser im Laufe der vergangenen 20 Jahre etwa halbiert. Damals flossen mehr als vier Prozent des Kirchensteueraufkommens an den VDD, inzwischen sind es noch etwa zwei Prozent. Das sagt auch etwas aus.

In den VDD-Jahreshaushalt soll für den Synodalen Ausschuss eine „höhere sechsstellige Summe“ eingestellt werden. Für zwei Tagungen eines 74-Personen-Kreises plus Gefolge ist das eine einigermaßen realistische Kalkulation. Ein Synodaler Rat käme später jedenfalls teurer, was vor allem die Frage stellen lässt, ob sich ein verstetigter Gesprächsprozess ohne Entscheidungskompetenz wirklich lohnt. Zum Vergleich: Eine Tagung der EKD-Synode kostete vor Corona und den jüngsten Preissteigerungen 425.000 Euro. Wie teuer der Synodale Weg bisher tatsächlich war, teilt die Bischofskonferenz übrigens anhaltend nicht mit: Im VDD-Haushalt sind die Kosten nämlich unter dem Posten „Nachwirkungen der MHG-Studie“ verstaut, wie auch Anerkennungsleistungen an Missbrauchsbetroffene und weitere der Aufarbeitung des Missbrauchsskandals geschuldete Summen.

Nicht ohne Erwähnung darf an dieser Stelle bleiben, dass auch das ZdK selbst in direkter finanzieller Abhängigkeit von den Bischöfen steht. Die Zuschüsse des VDD von 2,45 Millionen Euro bildeten 2022 94 % der Einnahmen des ZdK. Dem stehen Mitgliedsbeiträge von lediglich 27.660 € gegenüber (1 % der Einnahmen). Aufrecht gehen heißt womöglich auch: selbst bezahlen.

Ein Veto wäre nicht ohne Risiken – Benjamin Leven (Herder Korrespondenz)

Ob und wie es also mit dem Synodalen Wegen und auch mit dem VDD als Institution der gemeinsamen Wirksamkeit der deutschen Diözesen weitergeht, wird sich weisen. Auch an bischöflichen Esstischen wird ja nichts so heiß gegessen, wie es die Mitarbeiterinnen gekocht haben. Die Warnung von Benjamin Leven (@levenbj) von der Herder Korrspondenz (@HK_Aktuell) haben die Bischöfe sicher im Ohr:

Ein Veto der fünf Bischöfe gegen eine gemeinsame Finanzierung könnte weitere gewichtige Konsequenzen haben. Bisher ist man stets davor zurückgeschreckt, missliebige Vorhaben auf diesem Weg zu torpedieren. Eine Eskalation auf der Ebene der Finanzen könnte rasch in eine Totalblockade führen – und damit sogar zu einem Ende des VDD in seiner bisherigen Form.

nachgefasst

Ermittlungen gegen Ex-Mitarbeiter der Domsingknaben (Süddeutsche Zeitung)

Ein 25-Jähriger soll von 2017 bis 2020 heimlich von den Kindern und Jugendlichen der Augsburger Domsingknaben Aufnahmen in Toiletten und Duschen gemacht haben. Auch einen Verdacht sexuellen Missbrauchs besteht. Dem Bericht der SZ zu Folge haben sich die Verantwortlichen vor Ort kooperativ und kompetent verhalten.

Die Grünen und ihre Grenzen – Christian Jakob (taz)

Über die Grünen und ihr Dilemma in der Asylpolitik schreibt taz-Reporter Christian Jakob (@chrjkb). Doch betrifft die von der Bundesregierung signalisierte Zustimmung zu einem neuen EU-Asylsystem nicht nur die grüne Partei, sondern ebenso auch große Teile der Sozialdemokratie und – man hofft es zumindest – der „Rechtsstaatspartei“ FDP. Wenige Tage vor dem Kirchentag herrscht also in wesentlichen protestantischen Milieus Wut, Ratlosigkeit und Enttäuschung. Oder müsste das zumindest so sein? Mal sehen, was daraus wird. Über die geplanten Verschärfungen und die Kritik der EKD-Ratsvorsitzenden an ihnen berichtete ich letzte Woche hier in der Eule.

„Lasset die Kinder zu mir kommen“: Die Zukunft der (kirchlichen) Kitas

In den vergangenen Tagen haben wir uns in der Eule intensiv mit dem Themenfeld Kindertagesstätten befasst, auch und besonders mit den evangelischen Kindergärten: Einen ausführlichen Überblick habe ich geschrieben, während Eule-Familienkolumnistin Daniela Albert (@dalbert79) bei Podcast-Host Michael Greder (@HerrPfarrerin) im „WTF?!“-Podcast über Gewalt in Kitas, ihre Hintergründe und mögliche Lösungen sprach. Im Eule-Interview vom Donnerstag mit Annika Friebe-Winterfeldt, die als Geschäftsführerin eines Kita-Zweckverbandes im Kirchenkreis Erfurt wirkt, haben wir die Lage evangelischer Kitas und mögliche Wege aus der Misere besprochen.

Buntes

Neue Mode auf dem reformierten Laufsteg: das Kollarhemd ist in – André Stephany (Liturgik Blog, Uni Bern)

André Stephany schreibt auf dem „Liturgik Blog“ über den Kollarhemd-Trend (unter Reformierten), der durch die Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) im Herbst ’22 in Karlsruhe und vor allem natürlich durch Instagram-Pfarrer:innen einigermaßen prominent geworden – oder doch zumindest in das digital-medial vermittelte Bild der evangelischen Kirchen in Deutschland, Österreich und Schweiz gerückt ist. Was er schreibt, könnte die in schöner Regelmäßigkeit auf den Sozialen Plattformen geführten Kleiderdiskussionen bereichern.

Der bei manchen vorhandene Wunsch, sich öffentlich durch Kleidung als Pfarrperson auszuweisen ist ein spannendes Phänomen, das hier nicht in Tiefe behandelt werden kann, aber auch nicht ganz ohne Spekulationen übergangen werden soll. Gibt es vielleicht wieder vermehrt einen Wunsch nach dem Anders sein, ganz im Sinne von Manfred Josuttis („Der Pfarrer ist anders“)? Hat die zunehmende „Professionalisierung“ des Pfarrberufes, die VerJobbung mit Stundenzählen und Feierabend eine neue Sehnsucht nach einem geistlichen Dasein geweckt?

Manfred Josuttis Gedanken über Pfarrer:innen als Geistliche kann man direkt hier bei uns in der Eule mit Miriam Schade nachgehen.

Vereinsamung und Schweigen: Mit unseren Messen stimmt etwas nicht – Valerie Judith Mitwali (katholisch.de)

Valerie Judith Mitwali, Promovendin in systematischer Theologie an der Ruhr-Universität Bochum, schreibt in ihrem „Standpunkt“ bei katholisch.de über die Messfeier, aus der „selbst ‚Communio‘, Gemeinschaft, hervorgehen“ soll, und wundert sich darüber „wenn bis zum unvermeidlichen Friedensgruß nicht einmal Blickkontakt aufgenommen wird“. Auch sie ruft zum Aufeinander-Achtgeben auf. Buchstäblich dazu, die Andere nicht aus dem Blick zu verlieren, sondern „dem Fremden, der allein sitzt, zumindest einen stillen Gruß zu schicken“.

Die Kirche hat viele Probleme und oft zerreißt es sie bis ins Mark. Für manches aber braucht es – Gott sei Dank – weder Synode noch Bischof. Gemeinden können selbst entscheiden, ob sie etwa einen Türdienst einrichten, der Menschen beim Betreten der Kirche grüßend ein Liedbuch reicht.

Gegendenkmal zur »Judensau« enthüllt – Markus Geiler (Jüdische Allgemeine)

An der Ruine der St. Nicolai-Kirche in Zerbst (Evangelische Landeskirche Anhalts) ist am Donnerstag dieser ein Gegendenkmal zur Schmähplastik der „Judensau“ enthüllt worden.

Die 125 Zentimeter hohe Stele mit dem Titel »Reflexion« wurde von einer Jury unter zehn Wettbewerbsbeiträgen ausgewählt. […] Das Kunstwerk ist als Lesepult gestaltet, wie es auch in einer Synagoge zu finden ist. An der Stirnseite ist der erste Artikel des Grundgesetzes »Die Würde des Menschen ist unantastbar« angebracht. An allen vier Seiten sind die Namen der Zerbster Jüdinnen und Juden aufgeführt, die Opfer des Nationalsozialismus wurden. Darunter steht an der Stirnseite der Bibelspruch aus dem Alten Testament »Gott schuf den Menschen nach seinem Bilde«.

Theologie

Das kollektive Bilderarchiv (ent-)stören – Karoline Ritter (Neue Wege)

Karoline Ritter ist Mitarbeiterin im Projekt „Bildstörungen: Elemente einer antisemitismuskritischen Theologie und Religionspädagogik“ an der Evangelischen Akademie zu Berlin (@EvAkad_Berlin) und wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Praktische Theologie der Universität Greifswald. In der schweizerischen Neue Wege (@neue_wege) schreibt sie über antisemitische Bild(er)-Programme in Kirchen. Das geht weit über die sog. „Judensauen“ an und in ausgewählten – und im Falle der Stadtkirche Wittenberg: prominenten – Kirchen hinaus. Ritter beschreibt, wie Gegensatzpärchen wie das von „Gesetz“ und „Evangelium“ auch den säkularen Antisemitismus befruchten.

Vom Christentum wurde während seiner gesamten Geschichte ein ganzes Arsenal antijüdischer Bilder hervorgebracht. Denn lange war christliche Theologie, und sie ist es teilweise noch immer, mit einem gedanklichen Mechanismus verknüpft: der Abgrenzung vom Judentum, um sich als neuere, bessere Religion darzustellen. Damit einher geht die Konstruktion des Jüdischen als das Andere. Dies machte die Abgrenzung vom Judentum zum Fluchtpunkt von sämtlichen Bibelauslegungen und theologischen Gedankengängen und führte zu einer spezifischen Bebilderung des Verhältnisses von Christentum und Judentum sowie der Herabwürdigung des Judentums als Vorgängerin der christlichen Religion.

Gemeinsam mit Projektreferentin Prof. em. Katharina von Kellenbach gestaltet Ritter auch den neuen Podcast „Bildstörungen“ über „christlich-theologische Traditionslinien hinter modernen antisemitischen Stereotypen“. Die ersten beiden Folgen sind schon einmal sehr interessant, nicht nur, aber vor allem für Fans der Kirchengeschichte.

Ein guter Satz