Foto: Annett Klingner (Pixabay)
Papst Franziskus

War der Papst ein guter Ally?

Papst Franziskus ist tot. Weltweit trauern Menschen um einen Papst, auf den viele Menschen gehofft hatten. Bleibt seine Mission unvollendet? Was wird vom Papst „vom Ende der Welt“ bleiben? Ein Meta-Nachruf:

Eine Übersicht über Nachrufe und Diskussionsbeiträge nach dem Tod von Papst Franziskus aus anderen Medien findest Du in unserem #LaTdH-Newsletter vom Sonntag, den 27. April 2025. Jetzt zum Newsletter anmelden!


Am Ostermontag ist Papst Franziskus verstorben. Jorge Mario Bergoglio war seit 2013 Papst der römisch-katholischen Kirche. Am Samstag nimmt die Welt Abschied vom Papst „vom Ende der Welt“. Das feierliche Requiem für Franziskus vor dem Petersdom wird von vielen tausenden Menschen vor Ort und Millionen an den Bildschirmen weltweit verfolgt werden. Was wird von Papst Franziskus in Erinnerung bleiben?

Nach dem Tod von Papst Franziskus ist der Streit um sein Erbe erwartungsgemäß heiß gelaufen. Weil Sendeplätze, Zeitungen und Websites gefüllt werden wollen, kommentieren zahlreiche Vatikan-Expert:innen, Theolog:innen, Influencer:innen und andere Akteur:innen sein Leben und Wirken. Die einen glauben, dass von seinem Pontifikat vor allem seine barmherzige Zuwendung zu den Armen und Geflüchteten bleiben wird: Die Kirche als „Feldlazarett“. Franziskus sei ein Papst „der Gesten, nicht der Worte“ gewesen, sind sich sowohl Kritiker:innen und Freunde sicher.

Andere argumentieren, er habe gerade mit seinen Lehrschreiben und Enzykliken wichtige Impulse gegeben, insbesondere mit „Laudato si'“ für globale Gerechtigkeit und Klimaschutz. Und wiederum andere erklären, Franziskus habe zwar nicht die Lehre der römisch-katholischen Kirche reformiert, aber doch auf den Dialog mit Reformer:innen als Prozess gesetzt und die Synodalität seiner Kirche irreversibel als Wesensmerkmal eingeschrieben.

Im konservativen Magazin Communio lobt Jan-Heiner Tück, der Papst habe „einen neuen synodalen Kommunikationsstil in der Kirche implementiert“: „Tabuthemen und Schweigegebote sollte es fortan keine mehr geben.“ Die Beteiligung von Frauen und Laien an Beratungsprozessen der Kirche könne auch sein Nachfolger nicht mehr „zurückdrehen“, diagnostizieren – und hoffen – zahlreiche Kommentator:innen.

Unzuverlässige Zeugen

Aber sowohl (kirchen-)politische Verbündete als auch Gegner sind unzuverlässige Zeugen. Im SPIEGEL-Interview (€) bezeichnet Armin Schwibach Franziskus als „autoritärsten Papst der letzten zweihundert Jahre“ und beschwert sich herzhaft über dessen Missachtung der Traditionalisten. Was kann man anderes vom Rom-Korrespondenten des rechtsradikalen kath.net erwarten? Dass Franziskus der Kurie in Rom die Gängelung der Gläubigen und Amtsträger in den Ortskirchen austreiben wollte, die seine direkten Amtsvorgänger zur Kunstform erhoben hatten, dass er die Kirche als Instrument der Barmherzigkeit verstand, und zu diesem Zwecke jenseits ihrer Hierarchien nach Rat fragte und mittels eines kleinen Vertrauenskreises regierte, nehmen ihm die Reaktionäre weiter krumm.

Doch auch den sehr viel positiveren Würdigungen von progressiven Katholik:innen merkt man an, dass Norbert Lüdecke mit seiner Einschätzung im Eule-Interview von 2020 immer wieder Recht behält: „Auch die Gläubigen können sich ihre Kirche ohne Papst nicht vorstellen. Vor jeder Papstwahl bestätigen sie mit ihrer Hoffnung auf den guten Papst je aufs Neue das primatiale System und seine internalisierte Alternativlosigkeit.“

Andere Nachrufe und Einordnungen stammen aus der Feder von Journalist:innen. Zum Journalismus pflegte Franziskus eine ambivalente, ja, spezielle Beziehung. Kein anderer Papst zuvor gab so viele und lange Interviews wie er, die zudem in Buchform in vielen Sprachen Verbreitung fanden. Franziskus setzte das Interview als kirchenpolitisches Instrument ein. Seine „spontanen“ Einlassungen auf den Pressekonferenzen „über den Wolken“ sind legendär und weckten immer wieder Hoffnung auf umwälzende Veränderungen in der Kirche.

Als Journalist konnte man sich bei Franziskus stets auf taufrisches Zitatmaterial freuen. Er machte sich die Sehnsucht der journalistischen Zunft nach der nächsten großen Schlagzeile mehr als einmal zunutze. Insgesamt hatte der Papst ein erfrischend instrumentelles Verhältnis zu den Medien, das von wenig Zuneigung geprägt war. Bereits 2016 warf er den Medien einen Hang zur Koprophilie vor, weil sie lieber über Skandale und „ugly things“ als positiv über die Kirche berichteten. Weil die Menschen dazu neigten, den Mist auch zu essen, könnten Journalist:innen so großen Schaden anrichten. Rhetorisch kräftig zulangen konnte der Papst sehr gut und schöpfte dazu aus dem reichen Fundus des Machismo.

War der Papst ein guter Ally?

Die kirchlichen Stellungnahmen zu seinem Tode, allzumal von anderen Kirchen und den römisch-katholischen Bischöfen aus Deutschland, fallen allesamt höflich lobend und ein wenig wehmütig aus. Von Franziskus‘ Amtszeit hat man sich einfach mehr und anderes erwartet – so oder so.

Sein Navigieren und Lavieren in der aufs Äußerste angespannten römischen Weltkirche traf hierzulande stets nur auf wenig Verständnis, sowohl im Lager der Reformer:innen als auch auf Seiten der Konservativen. Weil „die Weltkirche“ schnell zum – auch billig angewandten – Argument der deutschsprachigen Reformverweigerer auf den synodalen Wegen avancierte, fällt es den Reformer:innen noch heute schwer, die Achsenverschiebung des Papstes von Nord zu Süd, vom Westen weg, von Europa zur Welt angemessen positiv zu würdigen. War Franziskus ein guter Verbündeteter (Ally) der Progressiven und Reformer:innen?

Exemplarisch für das schwierige Verhältnis zu jenen, die sich mehr Reformen für ihre Kirche wünschen, ist nach seinem Tode das Gedenken daran, was Franziskus in der „Frauenfrage“ alles nicht durchgesetzt habe. Natürlich kann man seine Totalverweigerung der Priesterinnenweihe und seine etwas weichere Verweigerung selbst der Weihe von Diakoninnen wortreich rationalisieren. Ehrlicher ist es gleichwohl, sich vom rhetorischen Klimbim der „Mystik der Frau“ nicht beeindrucken zu lassen, die der katholischen Anthropologie zutiefst eingeschrieben ist, wie die Fundamentaltheologin Margit Eckholt auf katholisch.de beschreibt.

„Franziskus war ein Papst, der bestimmte Frauen liebte“, stellt Christiane Florin in ihrem Nachruf zutreffend fest, in dem sie das franziskanische Sprachspiel transparent macht. Doch hat auch Thomas Reese in seinem Nachruf für den RNS wohl nicht ganz Unrecht: „Seine Formulierungen haben Erste-Welt-Feministinnen durchdrehen lassen. Man könnte ihn vielleicht einen Dritte-Welt-Feministen nennen, weil es ihm mehr um Probleme wie Menschenhandel und Armut ging als um Sprachpolitik.“

Noch deutlicher tritt Franziskus als schwieriger Akteur in LGBTQI+-Fragen zu Tage: Bereits kurz nach seinem Amtsantritt erklärte er – na klar, auf einer Flugzeugpressekonferenz (Video) – er wolle nicht über Homosexuelle urteilen, die aufrichtig nach Gott suchen. Im gleichen Atemzug kritisierte er die „Homosexuellen-Lobby“ in seiner Kirche. Dass die barmherzigen Worten zugleich die bestehende Kirchenlehre bestätigte, nach der homosexuelle Handlungen „in sich nicht in Ordnung“ sind, aber die Kirche Schwulen und Lesben „mit Achtung, Mitleid und Takt“ begegnen soll, wurde von vielen liberalen Franziskus-Fans geflissentlich überhört.

Die seelsorgliche Haltung Franziskus‘ gegenüber LGBTQI+, wie sie sich zuletzt in „Fiducia Supplicans“ (s. hier, hier & hier in der Eule) bezüglich der Sekunden-Segnungen von gleichgeschlechtlichen (und wiederverheirateten) Paaren niederschlug, traf bei den Konservativen und Reaktionären auf vehemente Ablehnung, obwohl sie allenfalls eine nur in Nuancen freundlichere Fortschreibung des bisherigen kirchlichen Handelns darstellt. Und doch ist auch hier der gesellschaftliche Kontext entscheidend: Zwar wehrte sich die Afrikanische Bischofskonferenz erfolgreich gegen „Fiducia Supplicans“, aber zumindest einige römisch-katholische Bischöfe treten nun selbst in Ländern, in denen LGBTQI+ verfolgt werden und homosexuelle Handlungen unter Strafe stehen, als Kritiker der (strafrechtlichen) Verfolgung und Ausgrenzung von LGBTQI+ auf.

In Deutschland gerne überhört wurde Franziskus‘ beharrlich und immer wieder vorgetragene Kritik an „Gender-Ideologie“ und „Schwulen-Lobby“. Es fiel vor allem universitären Theolog:innen und Laienvertreter:innen zu, diese Verdikte zu relativieren oder zurückzuweisen. Deutsche Bischöfe hielten sich mit Kritik üblicherweise arg zurück. Die endliche Geduld des Papstes wollte man angesichts der eigenen synodalen Wege nicht überstrapazieren. Auch während der Amtszeit von Franziskus beteiligten sich der Vatikan und zahlreiche Ortskirchen an LGBTQI+-feindlichen Kampagnen. Nur in den westeuropäischen Ländern versteht sich die römische Kirche in ihrer Mehrheit nicht mehr als Gegnerin der LGBTQI+-Communities.

Der erste Papst, der …

Jorge Bergoglio war der erste Nicht-Europäer „auf dem Stuhl Petri“ (in der Neuzeit), der erste Südamerikaner, der erste Jesuit, der erste Papst, der Frauen in Spitzenämter der Kurie beförderte und Frauen und Laien Stimmrecht auf Bischofssynoden einräumte, der erste Papst des Social-Media-Zeitalters, der erste Papst, der (ansatzweise) mit dem vatikanischen Zeremoniell brach und mit Bescheidenheit glänzte.

In entscheidenden Fragen erwies sich Franziskus jedoch ganz der Kontinuität des kirchlichen Lehramts verpflichtet, drehte nur am Lautstärkeregler. „Diese Wirtschaft tötet“ als Fundamentalkritik an Kapitalismus und einer menschenunwürdigen Globalisierung wurzelt tief in der katholischen Soziallehre, wie der linke Ökonom Patrick Kaczmarczyk im Surplus-Magazin in einer emphatischen Würdigung schreibt. Bereits Benedikt XVI. / Joseph Ratzinger hatte immer wieder die Schäden an Umwelt und Klima sowie die Armut beklagt, die unser gegenwärtiges Wirtschaften verursacht.

Auch die Zuwendung zu den Armen und Geflüchteten als Pflicht der Kirche hat Franziskus nicht erfunden, versuchte sie aber – gut jesuanisch und franziskanisch – ins Zentrum zu rücken. In vielen Ländern tobt innerhalb des Katholizismus der Kampf darum, wie diese im Verhältnis zu anderen politischen Anliegen der Kirche gewichtet werden soll. Franziskus wollte seit Beginn seines Pontifikats, dass die Armen und Geflüchteten genauso wichtig genommen werden wie „das ungeborene Leben“. In den USA, in Osteuropa und Afrika aber gelingt es den Bischöfen auch angesichts der Verfolgung von unschuldigen Migrant:innen nicht, sich so deutlich für Geflüchtete einzusetzen wie gegen Abtreibungen.

Angesichts immer weiterer Verschärfungen der EU-Asylpolitik und der zweiten Trump-Präsidentschaft kann man wohl kaum davon sprechen, dass Franziskus mit seiner Anwaltschaft für Geflüchtete breiten Erfolg hatte. Wenn schon, dann blieb er ein Stachel im Fleisch auch der europäischen Politik. Seine klare Kritik an nationalen Egoismen und die Barmherzigkeit, die er Geflüchteten in Wort und Tat angedeihen ließ, haben die Katholik:innen in Deutschland berührt – zum Teil sogar begeistert. Das hat sie allerdings nicht davon abgehalten, bei der letzten Bundestagswahl für eine „Wende in der Asylpolitik“ zu votieren (wir berichteten).

In Fragen der Liturgie, der Kirchenzucht und der Organisation der Kurie versuchte Franziskus, nach Jahren der Restauration in den Pontifikaten von Johannes Paul II. und Benedikt XVI., dem 2. Vatikanischen Konzil umfassend Geltung zu verschaffen. Für die katholische Kirche bedeutet das noch immer ein Aggiornamento, während sich außerhalb ihrer Mauern die Welt in den 60 Jahren seit dem Konzil weitergedreht hat. Wollte Franziskus wirklich zur Welt aufschließen? War er tatsächlich „der erste Papst des 21. Jahrhunderts“ oder nicht doch wie seine Vorgänger auf das 20. Jahrhundert fixiert?

In seinem Nachruf auf Franziskus beschreibt der langjährige Vatikan-Journalist Robert Mickens die Wirkung Franziskus‘: „Dies war kein woker Papst. Er war ein wahrhaftiger Glaubender, der sich hartnäckig an Gott festhielt und versuchte, die Lehren Jesu zu leben und seinem Beispiel kompromisslos zu folgen.“ In unserer grausamen Welt sei Franziskus eine „Stimme der Barmherzigkeit“ für diejenigen gewesen, „die ignoriert und gemieden werden – die Armen, Einwanderer, sexuelle Minderheiten und andere Außenseiter und Ausgestoßene“.

Dazu zählten für Franziskus insbesondere auch die Palästinenser und die Christen im Nahen Osten. Fast täglich telefonierte er mit der katholischen Gemeinde im Gaza-Streifen. Er betete für die Christen im Heiligen Land und sie beteten in den letzten Tagen seiner schweren Krankheit für ihn. Franziskus‘ Mahnungen zum Frieden sind sowohl im Russland-Ukraine-Krieg als auch im neuesten Gaza-Krieg weitgehend unerhört geblieben – auch und vielleicht besonders in Deutschland.

Die Kirche als „Feldlazerett“ gefiel vielen Menschen, solange es nicht im Gaza-Streifen aufgebaut wurde. Manche empfanden seine Solidarität mit den Palästinensern als ungebührliche Parteinahme gegen Israel. Seine Beziehungen zum Staat Israel und zu jüdischen Gemeinden und Organisationen waren deshalb zuletzt angespannt. Bis zuletzt kritisierten Expert:innen den zuweilen unentschiedenen Kurs des Vatikans in Bezug auf Russland. Den Gesprächsfaden mit der russischen Orthodoxie wollte Papst Franziskus nicht abreißen lassen.

Der lachende Pilger

Es ist das Bild des einfachen Pilgers, der zum Kennenlernen „Guten Abend“ sagt, zu Geflüchteten und Gefangenen reist und ihnen die Füße wäscht, der in den Jargon der Straße rutscht und „den Geruch der Schafe“ annimmt, das Franziskus von sich entworfen hat – und das wohl, gerade weil es weit über die Mauern seiner Kirche hinweg Anklang gefunden hat, von ihm übrig bleiben wird.

Dazu gehören auch die Anekdoten, die man sich von diesem Papst erzählt wie von einem etwas durchgedrehten Dorfkaplan. Als Pastor der Welt, nah bei den Gläubigen, wollte Jorge Bergoglio Papst sein. Dieser Papst hatte Humor! Er widersetzte sich trotzig den ärztlichen Diät-Vorschriften und soll zur Mitternachtsstunde den Kühlschrank des Gästehauses St. Martha geplündert haben. Dogmatische und kirchenpolitische Debatten, die längst ins Sophistische abgedriftet waren, versuchte er mit Charme und Witz zu erden – beenden konnte er sie gleichwohl nicht.

„Der Karneval ist vorbei“, sagte er angesichts der ihm wenige Minuten nach seiner Wahl angetragenen Kleider, die noch unter seinem Vorgänger päpstlich-monarchischen Prunk verströmen halfen. „Es gibt eine sehr gute evangelische Kirche in Deutschland. Wir brauchen nicht zwei“, ist vielleicht mein Lieblingswitz von Franziskus. Man hätte gerne gewusst, was er damit eigentlich meinte! Der ehemalige EKD-Ratsvorsitzende und bayerische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, heute Vorsitzender des Zentralausschusses des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK), ruft ihm jedenfalls nach: „Er war ein evangelischer Papst, indem er unermüdlich und immer wieder mutig das Evangelium in Wort und Tat gepredigt hat. Aber natürlich war er genauso ein katholischer Papst.“ Wer kommt da nicht ins Schmunzeln?

Sigmund Freud hat den Humor bekanntlich als Mittel gepriesen, um sich gegen die „Ungunst der realen Verhältnisse“ zu behaupten. Wenn er seinen Bewachern ausbüxte oder mit Kindern und „einfachen Leuten“ scherzte, Schimpfworte benutzte und Slang sprach, mit harrscher Kritik an Kurie und Klerus nicht sparte, schien Bergoglio in seinem Element zu sein. In seinem epischen Nachruf erinnert Frank Hornig im SPIEGEL (€) daran, dass Franziskus in seiner Weihnachtsansprache 2014 ein Gebet von Thomas Morus zitierte, das er jeden Tag bete, weil es ihm gut tue: „Gib mir eine Seele, der die Langeweile fremd ist und die weder Murren noch Seufzen noch Klagen kennt. Schenke mir den Sinn für Humor. Gib mir die Gnade, einen Scherz zu verstehen.“

Jede franziskanische Geste der Bescheidenheit und der Demut wirkte vor dem Hintergrund des vatikanischen Prunks und der Selbstanmaßungen der römischen Kirche umso größer – aber eben auch unvollständig. Hofnarr und absoluter Monarch zugleich zu sein, ist eine Kunst, die niemand kann. Die Möglichkeit, nicht fertig zu werden, unverstanden und unvollendet zu bleiben, selbst immer wieder nur „einfacher Sünder“ und erlösungsbedürftig zu sein, war Jorge Bergoglio auch als Papst Franziskus kein Schreckensbild. Alle Menschen müssen mit ihren Grenzen leben und dieser Papst hat es getan.

„Entgegen einem (auch moralischen) rigiden Perfektionismus und einer verbissenen Rechthaberei“, schrieb der längst verstorbene Linzer Moraltheologe Alfons Riedl, „ist Humor eine assoziative und aggressionsfreie Weise des Umgangs mit den widrigen Erfahrungen der Wirklichkeit und der Unvollkommenheit der Menschen (einschließlich der eigenen Person!)“. Es fällt leicht, in Papst Franziskus einen Vertreter einer solchen humorvollen Ethik zu sehen, die nichts anderes ist und meint als „solidarische, verständnisbereite und nachsichtige Liebe“. Wer mit solchem Humor gesegnet ist, der „schottet sich nicht ab gegen Betroffenheit“, ist „nicht abweisend, banal oder resigniert“, sondern „trägt in den Wechselfällen des Lebens eine letzte Gelöstheit, Gelassenheit und Zuversicht durch“.


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