Zumutungen – Die #LaTdH vom 30. August
Corona im Spiegel von Verfassung und demokratischer Gesinnung. Außerdem: Eine Frechheit der Deutschen Ordensobernkonferenz, #digitaleKirche, Geschlechterfragen und Idealismus.
Debatte
Ein Ende der Corona-Krise ist nicht in Sicht, im Gegenteil: die aktuellen Fallzahlen des Robert-Koch-Instituts (@rki_de) geben eher Grund zur Sorge, die „zweite Welle“ rolle bereits an. Dessen ungeachtet gab es am Wochenende in Berlin wieder Demonstrationen gegen Maskenpflicht und Abstandsregeln, beteiligt waren „Querdenker“ und „besorgte Bürger“, aber auch esoterische Verschwörungsgläubige und organisierte Rechtsextreme.
„Wie die Corona-Protestanten ticken“ erklärt Sascha Lobo (@saschalobo) anschaulich in seiner Kolumne in @DerSPIEGEL. Aufschlussreich ist auch eine Recherche von @correctiv_org, die zeigt, wie ein bundesweites Netzwerk von Wissenschaftlern, Meinungsmachern und Anwälten versucht, die Corona-Maßnahmen zu untergraben.
Die von Innensenator Andreas Geisel (@derInnensenator) verfügten Verbote der Demos wurden von den Berliner Verwaltungsgerichten als „fehlerhaft und rechtswidrig“ kassiert. Neben den Gefahren für den Infektionsschutz war auch vor einer „europaweiten Mobilisierung unter Rechtsextremisten“ gewarnt worden.
Die Corona der Coronaleugner und das Versammlungsrecht – Christoph Gusy (Verfassungsblog)
Für Christoph Gusy, Professor für Öffentliches Recht, Staatslehre und Verfassungsgeschichte an der Universität Bielefeld, ist die provozierende Frage „Haben Rechte Rechte?“ längst beantwortet:
Mit großer Sensibilität achten Verfassungs- und Verwaltungsgerichte darauf, dass Meinungen und Meinungsäußerungen von Rechtsextremisten amtlicherseits nicht be- oder verhindert werden.
In seinem Beitrag im @Verfassungsblog weist Gusy darauf hin, diese immanente Schwäche des demokratischen Verfassungsdenkens bedeute keineswegs „Neutralität bis zum Selbstmord“:
Hier besteht jedenfalls Anlass zu besonderer Wachsamkeit, und zwar zunächst der Zivilgesellschaft selbst. Deren Funktionieren in Deutschland ist ein positives Zeichen lebendiger Demokratie. Aber auch die Staatsorgane sind nicht wehrlos, sondern in besonderem Maße zum Handeln aufgerufen.
Ja, heute werden wieder radikale, umstürzlerische, auch wahnhafte Verschwörungsanschauungen, Antisemitismus und Gewaltphantasien jeder Art durch Berlin getragen. Das nötigt zu Protest und Widerrede, zu konsequenter Ahndung von Verstößen gegen Recht und Gesetz.
— Petra Bahr (@bellabahr) August 29, 2020
Für die Traurigen und die Müden – Margarete Stokowski (DER SPIEGEL)
Viele Menschen haben nach wie vor große Angst vor COVID-19, doch die derzeitige öffentliche Debatte bilde diese Ängste kaum ab, schreibt Margarete Stokowski (@marga_owski) in ihrer Kolumne „Oben und unten“. Offenbar sei es leichter, sich über feiernde und in Urlaub fliegende Leute aufzuregen. Für Stokowski reicht es allerdings nicht aus, sich einfach von den Pandemie-Leugnern und Hygiene-Verweigerern abzugrenzen:
Für den Umgang mit der Corona-Pandemie gilt ähnlich wie für Bewegungen, die soziale Ungerechtigkeiten abschaffen wollen: Die Kritik der Rücksichtslosen und Ignoranten kann nur maximal die Hälfte dessen sein, was zu tun ist. Der Rest ist Kümmern und Bestärken und Aufpassen, dass niemand vergessen wird – auch die Leisen nicht.
Die demokratische Zumutung – Stefan Kuzmany (DER SPIEGEL)
Das Gezerre um die Berliner Demonstrationen zeige, vor welcher neuen Herausforderung die Gesellschaft durch das Corona-Virus stehe, meint Stefan Kuzmany (@kuzy). Erstaunlicherweise (möglicherweise unabsichtlich) habe Angela Merkel dafür die richtigen Worte gefunden: das Virus sei „eine demokratische Zumutung“.
Kuzmany hält es für besser. dass die Gegner der Corona-Maßnahmen demonstrieren dürfen, selbst wenn ihre Gründe unsinnig, falsch und im Falle der Rechtsextremen verachtenswert seien:
Das ist die demokratische Zumutung, der wir uns alle stellen müssen, Merkel-Anhänger und ihre Gegner, Corona-Leugner und Maskenbefürworter: Wir müssen ertragen, dass die anderen ihre anderen Ansichten öffentlich zum Ausdruck bringen.
Und wissen Sie was? Wir schaffen das.
Leben in Coronazeiten: zu viel Mehltau, zu wenig Aufbruch – Christian Wolff (wolff-christian.de)
Der Alarm-Modus der Corona-Krise habe sich wie Mehltau auf die Seele vieler Menschen gelegt, klagt Christian Wolff (@Chriwo49), ehemaliger Pfarrer an der Thomaskirche Leipzig, jetzt Blogger und Berater für Kirche, Politik und Kultur:
Deswegen ist es höchste Zeit, dass vor allem die Parteien neue gesellschaftliche Zielvorstellungen ihrer Politik entwickeln, die den Erfordernissen des Klimawandels, des sozialen Zusammenhalts in der Gesellschaft, der europäischen Einigung und der freiheitlichen Demokratie gerecht werden.
Es gilt, neue Ideen freizusetzen, um auf der einen Seite die soziale Abschottungsmentalität zu überwinden und ein hohles, rechtsgewirktes Freiheitspathos der Verschwörungsideologen auf der anderen Seite erst gar nicht aufkommen zu lassen. Das wird aber nur gelingen, wenn erstrebenswerte Veränderungen im gesellschaftlichen Leben als Vision angeboten werden.
Das Evangelium und die Kirche in Zeiten der Corona-Pandemie – Gregor Maria Hoff, Julia Knop und Thomas Söding (Synodaler Weg)
Die Aufgabe des Synodalen Weges (@DerSynodaleWeg), die römisch-katholische Kirche auf den Weg der Umkehr und der Erneuerung zu führen, verliere durch die Corona-Krise nicht an Dringlichkeit, sondern gewinne an Bedeutung, stellen Gregor Maria Hoff, Julia Knop und Thomas Söding in ihrem Impulspapier für die „Regionenkonferenz“ am 4. September fest. Auch die Kirche sei von der Pandemie betroffen und herausgefordert:
Die nötigen Einschränkungen und Veränderungen ihrer öffentlichen Präsenz haben einerseits bestehende Probleme gezeigt und verschärft, andererseits Reformpotenziale erschlossen, die es in Zukunft zu nutzen gilt.
Die digitale kirchliche Öffentlichkeit bildet innovative Formen der menschlichen und geistlichen Vernetzung, die im Leben mit Corona dringend benötigt werden. Sie braucht auch Vorkehrungen, dass nicht neue Formen klerikaler Pastoralmacht aufgebaut werden.
Sie muss die Gefahr bannen, dass Filterblasen entstehen und hate speech in die Kirche einzieht. Das Internet darf nicht zur Projektionsfläche von Kirchenbildern werden, die mit Ausgrenzungen arbeiten.
nachgefasst
In dieser Woche hat die Deutsche Ordensobernkonferenz (@dok_bonn) die Ergebnisse einer Befragung unter ihren Mitgliedern zum Thema „Sexueller Missbrauch Minderjähriger und erwachsener Schutzbefohlener durch Ordensangehörige sowie Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen“ veröffentlicht. Es sei klar geworden, dass der Missbrauchsskandal der römisch-katholischen Kirche nicht nur die Bistümer, sondern in erheblichem Ausmaß auch die Ordensgemeinschaften betreffe, so die Vorsitzende Sr. Katharina Kluitmann.
Rund drei Viertel der Orden haben Zahlen genannt: Demnach gab es 654 Missbrauchsvorwürfe gegen Ordensleute sowie 58 weitere gegen Ordensangestellte. Betroffen von den Übergriffen waren laut Umfrage mindestens 1.412 Kinder, Jugendliche oder Schutzbefohlene. Internationale Strukturen vieler Orden, aber auch „Grauzonen“ wie die Frage nach geistlichem Missbrauch oder körperlichen Misshandlungen in Kindenheimen, erschweren die Aufklärung.
Mindestens 1.400 Opfer bei den Orden – Philipp Gessler (zeitzeichen)
Die Zahlen wirkten eindeutig, unklar für eine genaue Bewertung bleibe aber, in welchem Zeitraum die Übergriffe stattfanden oder wie viele Frauen und Männer hierzulande in den vergangenen Jahrzehnten überhaupt in einem Orden waren, schreibt Philipp Gessler in zeitzeichen (@zeitzeichenNET):
Bodenlos ist auch das Ergebnis, dass bei der sehr allgemein gestellten Frage, ob die Ordensleitung um Missbrauchserfahrungen unter den Schwestern und Brüdern wisse, mehr als ein Viertel der Antwortenden dies bejahten, und zwar bei 65 Frauen- und 14 Männergemeinschaften.
Das legt nahe, dass Ordensmitglieder nicht nur Täter waren, sondern auch Opfer sexueller Übergriffe – ein Verbrechen und ein bröckelndes Tabu, das in den vergangenen Jahren in der katholischen Weltkirche immer wieder mal thematisiert wurde.
Es gebe auch eine weitere „deprimierende Aussicht“ für die Opfer von sexueller Gewalt durch Ordensmitglieder in Deutschland:
Zwar haben die deutschen Bischöfe schon angekündigt, dass sie den Orden bei den Entschädigungen unter die Arme greifen werden. Wie viel diese Ankündigung aber wert ist und wie viel dann am Ende die Opfer erhalten, ist noch völlig ungewiss.
Missbrauch im Orden: Die Aufarbeitung kommt erst noch – Lucas Wiegelmann (katholisch.de)
Die Umfrage zu sexuellem Missbrauch in Ordensgemeinschaften bringe kaum Erkenntnisse, meint Lucas Wiegelmann (@wiegelmann) in seinem „Standpunkt“ bei @katholisch_de, denn die Ordenslandschaft in Deutschland sei vielfältig und kaum vergleichbar. Daher müsse sich jede einzelne Gemeinschaft ihrer Verantwortung stellen, die eigene Vergangenheit unabhängig aufarbeiten zu lassen, so wie es etwa die Benediktiner des Klosters Ettal mit einem Bericht 2013 vorgemacht hätten:
Ob dazu überall das nötige Problembewusstsein vorhanden ist, steht seit der Präsentation der neuen Umfrage leider stärker in Frage als zuvor: Mehr als jede zweite Gemeinschaft hat angegeben, bisher nicht einmal einen Präventionsbeauftragten zu haben.
Missbrauch durch Priester und Ordensleute: Aufarbeiten. Und zahlen. – Christoph Strack (Deutsche Welle)
Die nun veröffentlichten Zahlen sind auch für den @DeutscheWelle-Kirchenexperten Christoph Strack (@Strack_C) im Grunde nur ein Zwischenergebnis. Nicht alle Gemeinschaften haben an der Umfrage teilgenommen, außerdem habe die DOK nach eigenem Bekunden nicht die Mittel, eine umfassende Studie mit strukturierter Akteneinsicht auf den Weg zu bringen:
Der jetzige Schritt der Orden offenbart wieder ein wenig von den vielen Geheimnissen in der katholischen Kirche, in der zwar alles mit allem zusammenhängt, aber vieles auch sehr unabhängig sein soll oder will. Selbst ein sehr aufklärungswilliger Bischof kann einer Ordensniederlassung auf dem Territorium seines Bistums nichts vorschreiben. (…)
Damit steht die Deutsche Bischofskonferenz in der Pflicht. Trotz aller kirchenrechtlichen Trennung zwischen Orden und Bistümern, auf die im Zweifelsfall gerade auch römische Stellen schauen werden. Doch nichts ist unmöglich in diesem System.
„Der Bericht trieft vor Selbstmitleid“ – Interview mit Karl Haucke (DOMRADIO)
Im Interview mit dem @domradio übt Karl Haucke, Sprecher des Betroffenenbeirats zur Aufklärung sexualisierter Gewalt im Erzbistum Köln, massiv Kritik an der schleppenden Aufarbeitung:
Der Bericht trieft ja nur so von Selbstmitleid. Es wird keine Gelegenheit ausgelassen, daran zu erinnern, wie alt, schwach und arm die Ordensgemeinschaften doch sind. Wenn von den Betroffenen sexueller Gewalt gesprochen wird, dann werden die als Betroffene benannt, ohne daran zu erinnern, dass wir mal kleine, schwache Kinder waren, als wir vergewaltigt und geschändet wurden.
Dass der Bericht der DOK gerade einmal elf Seiten umfasse, sei ein Abbild der Verzögerungen und des Unwillens, mit dem die Ordensgemeinschaften dieses Thema angegangen seien:
Die Orden durften ja so ziemlich machen, was sie wollten. Sie unterhalten Schulen, Heime, Internate, Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe. Das alles sind Körperschaften öffentlichen Rechts mit allen Vorzügen, die man in einer solchen Körperschaft genießt. Und es ist endlich Zeit, dass der Staat sich da in gewisser Weise einmischt.
Scharfe Kritik äußert auch Matthias Katsch (@KaMaZhe), Sprecher der Betroffenenorganisation @EckigerTisch im Gespräch mit Philipp Greifenstein (@rockToamna) hier in der Eule:
Wir sind wirklich empört darüber, dass die DOK zehn Jahre gebraucht hat, um eine solche Befragung durchzuführen. (…) Die Zahlen kommen zu spät, sie sind nicht vollständig, sie wurden nicht unabhängig erhoben. Es ist eine Unverschämtheit, nach zehn Jahren damit um die Ecke zu kommen.
Buntes
„Die Zeit der Eindeutigkeit ist vorbei“ – Interview mit Werner Ritter (DLF)
Im Februar hatte das Bundesverfassungsgericht (@BVerfG) das Verbot der geschäftsmäßigen Beihilfe zur Selbsttötung gekippt. Das Urteil wurde von den Vorsitzenden der Evangelischen Kirche (@EKD) und der römisch-katholischen Deutschen Bischofskonferenz (@dbk_online) in ökumenischer Eintracht scharf kritisiert.
Entgegen dieser gemeinsamen Stellungnahme hat Ralf Meister, Landesbischof der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers (@kirchehannovers), das Urteil begrüßt, weil es zeige, dass die Würde des Menschen auch dessen Selbstbestimmungsrecht beinhalte.
Der evangelische Theologe Werner Ritter hatte im Deutschen Pfarrerblatt bereits im Mai eine bittere Anklage gegen Politiker, Ärzte und Interessensverbände „einschließlich hochrangiger Vertreter der Kirchen, die meinen, Todkranken diktieren zu dürfen, wie sie zu sterben hätten“, veröffentlicht.
In dieser Woche gestand er im Interview mit Christiane Florin (@ChristianeFlori) im Deutschlandfunk (@DLF), dass er sich den humanistischen Verbänden in deren Engagement für Sterbehilfe stärker verbunden fühle als mit seiner eigenen Kirche:
Weil die evangelische Kirche, von der katholischen Kirche will ich jetzt gar nicht reden, weil die da völlig blockt, aber die evangelische Kirche ist durch den Ratsvorsitzenden Heinrich Bedford-Strohm derart festgelegt auf Verbot des assistierten Suizids, dass es schwierig ist.
Es gibt jetzt durch Ralf Meisters zweimalige Äußerungen wirklich Hoffnung, dass Bewegung in die evangelische Kirche kommt. Die evangelische Kirche war immer daran interessiert, auch plural auftreten zu dürfen und nicht derart einem evangelischen Papst unterstellt zu sein, der den Takt vorgibt.
Hier in der Eule erschien bereits im März der Kommentar „Sterben wollen dürfen – und können“ des evangelischen Theologen Hermann Diebel-Fischer (@hrmnn01), weitere Stellungnahmen sind in den #LaTdH vom 1. März nachzulesen.
Ein später erster Schritt – Rainer Hörmann (evangelisch.de)
Zum ersten Mal in ihrer Geschichte rehabilitiert die Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (@ekbo_de) einen Pfarrer, der von der NS-Justiz wegen des sogenannten „Homosexuellen-Paragraphen“ § 175 StGB verurteilt wurde.
In einem öffentlichen Gedenkgottesdienst mit Bischof Christian Stäblein am 1. September werde das Unrecht anerkannt, dass Pfarrer Friedrich Heinrich Klein, tätig in der Immanuelgemeinde Berlin-Prenzlauer Berg, 1942 außerdem aus dem kirchlichen Dienst entlassen wurde, heißt es in einer Pressemeldung der Landeskirche. Dieser Fall werde damit zum Präzedenzfall für die gesamte Evangelische Kirche in Deutschland (EKD).
In seinem Blogbeitrag bei „kreuz & queer“ auf @evangelisch_de würdigt Rainer Hörmann die späte Aufarbeitung. Der Gottesdienst sei ..
.. wichtig als Zeugnis, dass das Unrecht, das Homosexuellen in der Nazi-Zeit (und danach) angetan wurde, nicht zu den Akten gelegt wird, dass kein Schlussstrich gezogen wird. Er ist wichtig als Teil einer immer wieder neu auszugestaltenden Erinnerungskultur. (…)
Es ist ein später erster Schritt, der nun getan wird. Und vielleicht machen wir ihn nicht nur für den Pfarrer Friedrich Klein, sondern auch für uns. Mehr denn je ist von der evangelischen Kirche – und dies gilt ja nicht nur für den Umgang mit Homosexuellen – Transparenz gefordert, die Bereitschaft, nicht wegzuschauen, sondern aufzuarbeiten, was verdrängt, verleugnet, vergessen wurde.
Spitzen-Sekretärin gesucht – Christiane Florin (DLF)
Die Deutsche Bischofskonferenz hat einen Top-Managementposten zu besetzen, das Bewerbungsverfahren läuft bereits: Gesucht wird ein „Sekretär der Deutschen Bischofskonferenz (m/w/d)“! Alle bisherigen Amtsinhaber waren Priester – jetzt sind weder Weihe noch männliches Geschlecht erforderlich. Es könnte also auch eine Frau ausgewählt werden: Mehr als ein Symbol?
Für die Sendung „Tag für Tag“ im Deutschlandfunk (@DLF) hat Christiane Florin einige Stimmen aus der römisch-katholischen Kirche eingefangen. Ihre eigene Einschätzung zur Ernsthaftigkeit des römisch-katholischen „Diversity Managements“ klingt skeptisch:
Das europäische Recht schreibt die Dreifaltigkeit m-w-d vor. Das Lehramt der katholischen Kirche dagegen sortiert alles, was die Geschlechterwelt nicht binär ordnet, als zerstörerische Gender-Ideologie ein. Eine diverse Person im kirchlichen Spitzenmanagement – das wäre mehr als ein Kulturwandel in Bonn, das wäre ein Kulturkampf mit Rom.
Gesucht: Sekretär der Deutschen Bischofskonferenz (m/w/d): Deutsche Bischofskonferenz über ifp – Institut für Personal- und Unternehmensberatung https://t.co/WuxFJWhJPc #stellenangebot #jobs
— ZEIT ONLINE Stellenmarkt (@DIEZEIT_Jobs) August 14, 2020
Für einen neuen DBK-Sekretär müssen alle ihre Komfortzone verlassen – Joachim Frank (katholisch.de)
Es wirke so, als wären die Bischöfe wirklich bereit für etwas Neues, meint hingegen Joachim Frank in seinem „Standpunkt“ bei @katholisch_de. Jetzt brauche es aber Bewegung „auf beiden Seiten des Bewerbungstisches“ und den „ehrlichen Willen zur Suche nach den qualifizierten Katholikinnen“.
Es sei daher durchaus konsequent, wenn die Katholische Frauengemeinschaft (@kfd_BV) und die Basisinitiative Maria 2.0 Frauen dazu aufrufen, die „Komfortzone in Bistumsverwaltungen, Akademien, Universitäten oder auch Wirtschaftsunternehmen“ zu verlassen und sich auf die Nachfolge von Pater Hans Langendörfer SJ zu bewerben:
Dass die kfd-Spitze allerdings allein die Ausschreibung der Stelle in geschlechtsneutraler Formulierung „mit freudigem Erstaunen“ quittiert, zeigt unfreiwillig auch, wie sehr kirchliche Lebenswirklichkeiten der gesellschaftlichen Realität hinterherhinken.
Selbstverständlichkeiten zu loben, ist eigentlich eine pädagogische Maßnahme, die Kinder subtil zum Richtigen und Guten anhält. Mal sehen, ob 2020/21 für die Bischöfe eine Zeit des „Coming of Age“ wird, bekanntlich eine spannende Phase der Entwicklung.
Einen Notausgang hat der Theologe und Sozialethiker Thomas Eggensperger vorgeschlagen – eine Doppelspitze aus einem Mann und einer Frau:
Da in den vergangenen zwei Wochen kirchliche Gruppen vehement eine weibliche Sekretärin gefordert haben, würde eine neue Amtsinhaberin automatisch als „Quotenfrau“ gelten. Bei einem Mann als DBK-Sekretär würde das Amt beschädigt, da der Ruf nach einer Frau in dieser Position noch größer werden würde.
Theologie
Treffen für theologische Blogger*innen und Podcaster*innen (Kirche und Digitaler Wandel)
Am 4. September findet das dritte Treffen für theologische Blogger*innen und Podcaster*innen statt, in diesem Jahr coronabedingt online als Zoom-Konferenz. Über das „Bloggen im Spannungsfeld zwischen Kirche und Gesellschaft“ sprechen die Politikwissenschaftlerin Antje Schrupp (@antjeschrupp) und Frederike van Oorschot (@ReligionFESTHD1), Leiterin des Arbeitsbereichs Religion, Recht und Kultur an der Forschungsstätte der Evangelischen Studiengemeinschaft (FEST) und Mitherausgeberin der theologischen Open-Access-Zeitschrift @CursorZeth. Die Thesen der beiden #theobloggerInnen sind bereits vorab auf der Website der Evangelischen Akademie im Rheinland (@EvAkaRhein) nachzulesen.
Anschließend laden Ralf Peter Reimann (@ralpe), Frank Vogelsang (@F_Vogelsang) und Hella Blum (@hellablum) noch zum Meet & Greet des Barcamp Kirche Online ein.
Unsere Einladung steht weiterhin! Meldet euch gerne an!https://t.co/ZMD7refEig#bckirche @bckirche #barcampkirche #digitalekirche pic.twitter.com/2ehLvALbS9
— BarcampKircheOnline (@bckirche) August 23, 2020
Wegstationen (alt-katholisch.de)
Vor 150 Jahren wurden auf dem Ersten Vatikanischen Konzil die Dogmen von der Unfehlbarkeit und dem Jurisdiktionsprimat des Papstes verkündet – mit weitreichenden Folgen für die römisch-katholische Kirche bis heute (vgl. dazu auch das Interview mit dem Kirchenrechtler Norbert Lüdecke hier in der Eule).
Katholik*innen, die diesen neuen Glaubensätzen die Zustimmung verweigerten, wurden exkommuniziert und gründeten in den Folgejahren, insbesondere im deutschsprachigen Raum, „alt-katholische“ Gemeinden, die heute in den Bistümern der „Utrechter Union“ zusammengeschlossen sind. Unter der Überschrift „Wegstationen“ sind auf der Website des Katholischen Bistums der Alt-Katholiken in Deutschland (@Altkatholisch) kurze Beiträge zu wichtigen Ereignissen auf den Weg vom Ersten Vatikanischen Konzil zur alt-katholischen Kirchwerdung zu finden, bisher etwa zum „Protest von Königswinter“ (14. August 1870) oder zur „Nürnberger Erklärung“ (26. August 1870).
Das Filioque ist doch eigentlich nur für betrunkene Dogmatiker*innen in Kneipendiskussionen interessant.
— Theobubble-Streitgenerator (@theobrabbel) August 26, 2020
250 Jahre Hegel (praefaktisch.de)
Am 27. August 1770 wurde der Philosoph Georg Wilhelm Friedrich Hegel in Stuttgart geboren. Der Philosophie-Blog praefaktisch.de (@blogpraefakt) veröffentlicht seit einigen Monaten immer wieder Beiträge zur bleibenden Bedeutung des wichtigsten Vertreters des deutschen Idealismus:
Was bleibt von Hegel, warum sollten wir ihn heute lesen? Kann man Hegels Philosophie als Steinbruch betrachten, aus dem man sich die passenden Theoreme und Gedanken heraushaut, die man gerade braucht oder gibt es ihn nur im Paket? Und: was tun mit Hegel außerhalb der akademischen Schreibstuben?
Wer einen Überblick der aktuellen Auseinandersetzung mit Hegel aus dem theologischen Bereich sucht, wird auf der Themenseite des Münsteraner Forums für Theologie und Kirche (MFThK) fündig.
Ein guter Satz
»Stehen Männer an der Spitze der Regierung, so ist der Staat in Gefahr, denn sie handeln nicht nach den Anforderungen der Allgemeinheit, sondern nach zufälliger Neigung und Meinung.«
Georgina Wilhelmine Friederike Hegel (1770-1831)
— Pre-Raphaelite Girls Explaining (@PGexplaining) August 27, 2020