Newsletter #LaTdH

Alles neu macht der Advent! – Die #LaTdH vom 2. Dezember

Der Advent bringt in diesem Jahr Neues in die Kirchen des Landes. Außerdem: Eine südamerikanische Predigt, eine neue Pfarrer-Serie und katholische Diskussionen.

Advent, Advent …

Neue Texte und Lieder für den evangelischen Gottesdienst (ekd.de)

Mit einem Festgottesdienst in der Schlosskirche in Wittenberg wird am 1. Advent 2018 die neue „Ordnung gottesdienstlicher Texte und Lieder“ eingeführt. Sie gilt als Richtschnur für die Lesungen und Predigttexte in den evangelischen Gottesdiensten an Sonn- und Feiertagen:

Bei der Neuordnung wurde rund ein Fünftel der biblischen Texte ausgetauscht: In Zukunft werden in evangelischen Gottesdiensten mehr Texte aus dem Alten Testament zu hören sein, mehr Texte, in denen Frauen eine wichtige Rolle spielen. Auch Texte wie das Buch Hiob, die eine große Resonanz in Kunst und Kultur gefunden haben, sind stärker berücksichtigt worden. Bei den vorgeschlagenen Predigttexten gibt es nun eine größere Vielfalt: unterschiedliche Textgattungen wechseln sich ab, erstmals sind auch Psalmen als Predigttexte vorgesehen.

Einen digitalen Kirchenjahres-Kalender findet man unter www.kirchenjahr-evangelisch.de; Hintergrundinfos und Arbeitsmaterialien zur neuen Ordnung gottesdienstlicher Texte und Lieder stehen unter www.perikopen-evangelisch.de zur Verfügung.

Alles, was Sie zum neuen Lektionar wissen müssen – Felix Neumann (katholisch.de)

Alles neu macht der Advent auch in der römisch-katholischen Kirche – jedenfalls was die Lesungen im Sonntagsgottesdienst angeht. Ab dem 2. Dezember ist nämlich auch hier ein neues Lektionar im Gottesdienst-Einsatz. Felix Neumann (@fxneumann) hat auf @katholisch_de die wichtigsten Fragen und Antworten zur neuen Bibelübersetzung in der Messe gesammelt:

Leider gibt es derzeit keine aktuelle, ökumenisch verantwortete deutsche Bibelübersetzung. Die alte Einheitsübersetzung entstand gemeinsam mit evangelischen Vertretern, Psalmen und das Neue Testament sind ökumenische Texte. Bei der Revision der Einheitsübersetzung war das nicht mehr möglich: Die evangelische Kirche zog sich aus dem Projekt zurück, weil sie die Bedingungen der katholische Seite nicht mittragen kann. Dazu gehört, dass die revidierte lateinische Bibel („Nova Vulgata“) nach vatikanischer Vorgabe als Norm bei strittigen Fragen herangezogen werden muss sowie die Notwendigkeit einer Approbation durch den Papst der neuen Übersetzung.

Wer einen Blick in das Buch werfen will, findet beim Liturgischen Institut in Trier die Texte für die ersten drei Adventssonntage im Original-Layout als PDF.

Feine Unterschiede und herbe Schönheit: Das bringt das neue Lektionar – Michael Merten (katholisch.de)

Schon seit 2016 gibt es die neue (römisch-katholische) Einheitsübersetzung der Bibel, im Gottesdienst hörte man bis jetzt aber noch die alte Fassung. Das ändert sich nun. Im bisherigen Lektionar waren die Texte der Psalmen und des Neuen Testaments noch ökumenisch übersetzt worden, auch das ist nun nicht mehr der Fall. Der Trierer Bischof Stephan Ackermann, Vorsitzender der Liturgiekommission der Deutschen Bischofskonferenz, sieht das im Interview mit KNA (@KNA_Redaktion) entspannt:

Man kann das in der Tat bedauern, aber es ist weder ein Rückschritt noch eine Katastrophe. Dass für die Einheitsübersetzung von 2016 die ökumenische Zusammenarbeit nicht fortgeführt werden konnte, hing vor allem an Verfahrensfragen. Das Wohl und Wehe der Ökumene entscheidet sich daran aber nicht. Dabei steht außer Frage, dass die Heilige Schrift von zentraler Wichtigkeit für unser gemeinsames Bekenntnis zu Christus bleibt. Und da im Vorfeld ökumenischer Gottesdienste auch bisher immer zu klären war, aus welcher Übersetzung konkret die Schriftlesungen entnommen werden sollten, ändert sich auch hier in der Praxis nichts – bis auf die Tatsache, dass nun eben die Einheitsübersetzung von 2016 und die Lutherbibel von 2017 zur Auswahl stehen.

24 Türchen – und dann? – Viola Rüdele (Publik-Forum)

Mit dem 1. Dezember hat wieder die geheimnisvolle, erwartungsfrohe Vorweihnachtszeit begonnen. Auch Nichtchristen hängen Adventskalender auf. Warum machen sie das? @publikforum-Volontärin Viola Rüdele findet Antworten – in ihrer WG:

24 Tage, 24 Türchen, immer mit einer kleinen Überraschung. Diese Bildersprache verstehen alle. Wir warten alle darauf, dass etwas kommt, von dem wir noch nicht genau wissen, was es sein wird. Aber wir hoffen, dass es besser wird. Und während wir warten, ist ein bisschen davon schon da.

Die Adventskalender des Grauens – Harriet Wolff (taz)

In der taz-Rubrik „Die Wahrheit“ findet sich ein informativer Streifzug durch die völlig vermüllte Welt der 24 Türchen unter besonderer Berücksichtigung von Oswalt Kolle selig. Redakteurin Harriet Wolff (@Harriet12047) kann mit dem „wohl seltsamsten aller Kalender“ nichts anfangen: „Es handelt sich einzig und allein um eine jahreszeitlich bedingte, superb verpackte Verirrung der internationalen Kalenderindustrie.“

Advent in Mittelerde – Christian Trenk (y-nachten.de)

Wie ein mittelalterliches Gedicht die Figur des Earendil hervorbrachte und was das mit dem Advent zu tun hat? Christian Trenk (@c_trenk) lädt bei @ynachten auf eine kleine Reise durch J. R. R. Tolkiens Welt von Mittelerde ein:

Earendil ist niemand anderes als Earendil. Inspiriert von einem adventlichen Text, aber keine billige (oder auch wertvolle) Kopie, kann er jedoch als literarische Figur ein Impuls für den Advent sein: Ein Licht in dunkelster Not, das Hoffnung verheißt. Hoffnung und ein unerschütterliches Vertrauen darauf, dass Reue, Buße und Bitten nicht ins Leere gehen, sondern ihre unbedingte Antwort in Gott erwarten können.

Aktion gegen Einsamkeit an Weihnachten: #keinerbleibtallein (evangelisch.de)

Mit der Social-Media-Aktion #KeinerBleibtAllein wollen die Evangelische Kirche in Deutschland (@EKD) und die Telefonseelsorge Menschen in der Vorweihnachtszeit zusammenbringen. Ziel sei es, ungewollte Einsamkeit an den Feiertagen zu verhindern. Ein Video solle Mut machen, auch auf fremde Menschen zuzugehen. Wer Gemeinschaft sucht oder sie anbietet, kann sich bei der Initiative auf Twitter (@istnichtallein) oder auf Facebook melden.

nachgefasst

„Lichtjahre entfernt von der Lebensrealität der Glaubenden“ – Tobias Rösmann (FAZ)

Nach langem Warten und einer Welle der Solidarität (vgl. #LaTdH vom 14. Oktober) hat Pater Ansgar Wucherpfennig SJ doch noch das „Nihil Obstat“ für seine weitere Tätigkeit als Rektor der Jesuitenhochschule St. Georgen bekommen. Im Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (@faznet) äußert sich der Theologe zum überraschenden Sinneswandel des Vatikan:

Das kann ich mir schwer erklären, weil ich keinen Einblick habe. Es gab jedenfalls keine neue Faktenlage, die einen Sinneswandel begründen könnte. Mein Eindruck ist, dass drei Faktoren zusammengewirkt haben. Erstens waren sowohl der Provinzial der Jesuiten als auch der Limburger Bischof in ihrer Solidarität sehr beeindruckend. Der zweite Grund ist die breite öffentliche Solidarisierung mit meinen Positionen und mit mir. Und der dritte Punkt ist, dass sich ziemlich leicht klarmachen lässt, dass die meisten Vorwürfe der Glaubenskongregation auf Missverständnissen beruhten.

Die „üblichen Verfahrenswege“ und internen hierarchischen Kommunikationsstrukturen seien nicht mehr zeitgemäß. Wie soll denn eine Institution wie die römisch-katholische Kirche, die schon intern dermaßen schlecht kommuniziert, die Gläubigen von ihrem Angebot überzeugen?

Die Gefahr besteht, dass sich die Kirche, zumal in ihren lehramtlichen Äußerungen, sehr weit entfernt von den Menschen, denen sie eigentlich die Frohe Botschaft zu verkünden hat. Ein Freund von mir gebraucht immer das Bild vom Raumschiff Enterprise – Lichtjahre entfernt von der Lebensrealität und dem Alltag der Glaubenden. Trotzdem haben wir im wissenschaftlichen Betrieb einer kirchlichen Hochschule die Aussagen und Dokumente der kirchlichen Lehre zu berücksichtigen.

Kann die Kirche in moralischen Fragen dazulernen? – Gerhard Kruip (katholisch.de)

Als römisch-katholischer Sozialethiker beobachtet Gerhard Kruip auch die Morallehre der Kirche. Eine Weiterentwicklung sei möglich, meint der Theologe, so sei dem Vatikan in diesem Jahr mit der moralischen Verurteilung der Todesstrafe (die in der früheren kirchlichen Tradition bis zum Weltkatechismus von 1992 fast durchgängig als legitim angesehen worden war) ein „Lernfortschritt“ gelungen.

Umso mehr ärgern Kruip Äußerungen von Kardinal Gerhard Ludwig Müller über einen Atheismus, der – etwa in der „Causa Wucherpfennig“ – angeblich in Kirche und Theologie einziehe. Das sei nichts Anderes als Dialogverweigerung und Behinderung dringend notwendiger Lernprozesse:

Diejenigen, die in der Kirche und aus grundsätzlicher Loyalität zu ihr notwendige Reformen fordern, dürfen den Anspruch auf Rechtgläubigkeit nicht mehr länger denjenigen überlassen, die nichts verändern und dringend notwendige Fortschritte blockieren wollen. Nicht letztere stehen in der lebendigen Tradition der Kirche, sondern jene, die wissen, dass man sich zu jeder Zeit neu und ohne Ängste auf neue Herausforderungen einlassen und in ihnen nach dem moralisch Richtigen suchen muss. Wer sich dem verweigert, schadet der Kirche!

Kundschaft! Ein Plädoyer für eine Kirche, die endlich lernt, wirklich zu dienen – Werner Kleine (dei-verbum.de)

Werner Kleine (@WernerKleine), römisch-katholischer Theologe und Initiator der Katholischen Citykirche Wuppertal (@KathCitykirche), kritisiert im Blog @Verbum_Dei die verräterische Sprache kirchlicher Funktionäre. Die Herrschaftsfloskel, man wolle „den Menschen dienen“, während man eigentlich „ein gehorsames Goutieren ihrer Dienstleistung durch meist schweigsame Folgsamkeit“ erwarte, werde oft durch das Wörtchen „dürfen“ zusätzlich verschleiert:

Priester und auch Bischöfe sprechen neuerdings oft davon, dass hier und da mit den Kommunionkindern, Firmbewerbern, Alten, der Gemeinde oder wem auch immer eine Heilige Messe feiern „durften“ – als wenn sie die gottesdienstfeiernde Gemeinde je um Erlaubnis gefragt hätten. Das leicht durchschaubare Understatement soll wohl eine Demut vorgeben, die dem klerikalen Bewusstsein eher abhold ist. Tatsächlich hat man doch einfach eine Messe gefeiert – und zwar im Indikativ.

Buntes

„Einmal so richtig Werbung machen“ – Notizen zum chrismon-Reformationsheft – Andreas Mertin (theomag.de)

Andreas Mertin, Senior-Editor von „Tà katoptrizómena“ (Magazin für Kunst, Kultur, Theologie und Ästhetik), spießt in der neuen Ausgabe 116 das Sonderheft von Chrismon (@chrismon_de) zum Reformationstag (Auflage: 6,7 Millionen, s. #LaTdH vom 28. Oktober) zum Thema „Wie glauben junge Leute?“ auf. Ähnlich wie die jeden Samstag eintrudelnden Anzeigenblättchen von Discountern und Möbelhäusern nervt ihn auch die protestantische Werbebroschüre mit Angeboten zwischen Studienreise und Kaffeefahrt:

Blättern wir weiter über die kontrafaktischen fünf Seiten hinweg, in denen ausgewählte junge Leute über ihren Glauben und ihr Verhältnis zur Kirche erzählen und wo wir so aufregende Dinge erfahren, wie dass die Evangelien nicht von Gott, sondern von Menschen aufgeschrieben wurden. Oder auch, dass „die Bibel Gottes Wort ist, Jesus für uns gestorben ist“. Das alles sind repräsentative Aussagen heutiger Jugendlicher. Selten so gelacht. (…) Bedenkt man, dass chrismon Jahr für Jahr von der EKD mit 4 Millionen Euro bezuschusst und von der Synodenpräses Irmgard Schwaetzer, der Präses der Evangelischen Landeskirche von Westfalen Annette Kurschuss und dem EKD-Ratsvorsitzenden Heinrich Bedford-Strohm herausgegeben wird, dann stößt man vor zum Markenkern des Protestantismus: der Werbung (für die Kirche, aber auch für schöne Reisen und gute Weine). Man könnte auch sagen: Das ist Kulturprotestantismus – pur.

Da muss noch etwas kommen: Über den Zwang, Nachtisch zu verlangen – Christof Meueler (Neues Deutschland)

„Das Leben ist ein Imbiss, aber nur zur Mittagspause“, meint Christof Meueler in seiner Kolumne „Hassliebe“ in @ndaktuell, in der er das schnelle, unkonzentrierte Essen im Gehen oder im Stehen als Sinnbild des Kapitalismus deutet. Man brauche etwas Süßes, quasi das „Opium des Volks“ unserer Zeit:

Als Trost für das freudlos erreichte Sattsein. Wenn man in der überzuckerten Gesellschaft das Gefühl bekommt, unterzuckert zu sein. Ein Nachtisch muss her, sofort. (…) Da muss noch etwas kommen – das ist der Grundsatz des Kapitalismus. Zum Beispiel ein Nachtisch, den man merkt. Wenn das nicht klappt, hat der Kapitalismus ein Problem mehr. Dann wird dieser Spruch politisch. Oder man isst einfach einen Apfel.

Die Wege des Herrn (filmdienst.de)

Der „Filmdienst“ (@FILMDIENST), das Portal für Kino und Filmkultur, herausgegeben von der Katholischen Filmkommission für Deutschland, empfiehlt die preisgekrönte dänische Serie „Die Wege des Herrn“, die an drei Tagen bei ARTE (@ARTEde) gesendet wird bzw. mit allen zehn Folgen in der Mediathek bereitsteht.

Ein Drama um eine problembelastete Pfarrerfamilie, das sich gleichzeitig den großen Fragen um Kirche, Glaube und Gesellschaft widmet: Familie Krogh steht für eine lange Tradition von protestantischen Pfarrern. Vater Johannes könnte bald Bischof werden, Sohn August ist in die väterlichen Fußstapfen getreten, Sohn Christian hadert mit vielem:

In Kopenhagen, wo die Serie spielt, ist die Kirche wie andernorts in Europa damit konfrontiert, dass ihr immer mehr Menschen den Rücken kehren. Bei der Wahl eines neuen Oberhauptes, bei der auch Johannes kandidiert, geht es auch darum, wie sich die Kirche als Institution in Zukunft positionieren will.

Predigt

Jungen Menschen Hoffnung geben – María Helena Céspedes (adveniat.de) 

Das römisch-katholische Hilfswerk Adveniat (@adveniat) bietet in der Rubrik „Predigtimpulse im Advent“ neue Bibelauslegungen aus Lateinamerika an. Schwester María Helena Céspedes aus Kolumbien betrachtet das apokalyptische Evangelium vom 1. Adventssonntag (Lk 21,25-28.34-36) nicht mit dem Katastrophenblick, sondern lädt ein, mit den Armgemachten den Text mit der Brille der Hoffnung zu lesen:

Lukas stellt uns einen starken Text vor, der völlig in der apokalyptischen Tradition steht. Die menschlichen Fehler werden aus der Sicht ausgeschlossener Menschen und der enormen interkulturellen Herausforderungen ausgeschlossener Bevölkerungen gesehen. Aber diesem Text gehen zwei wichtige Elemente voraus: zum einen das Opfer der armen Witwe, die alles gibt, was sie besitzt, gegenüber denjenigen, die von dem geben, was sie im Überfluss haben. Zum anderen die überlaufende, individualistische und konsumorientierte Stadt, die vergessen hat, was sie menschlich machte, und die die armen Menschen und sogar die Witwen verworfen hat. […] Das Evangelium ist wie ein Ruf in dieser Zeit: Die Erde schreit und ruft danach, befreit zu werden, die Wasser wollen gesäubert und die Lüfte gereinigt werden.

Ein guter Satz