Ausgezeichnet
Die Theologinnen Katharina von Kellenbach und Carlotta Israel werden mit dem „Dorothee Sölle-Preis für Aufrechten Gang“ 2024 für ihr Engagement für eine kritische und feministische Theologie ausgezeichnet.
Nach längerer Unterbrechung verleiht das Ökumenische Netzwerk Initiative Kirche von unten in diesem Jahr wieder den Dorothee-Sölle-Preis an Menschen, „die ihr christliches Engagement aus der politischen Verantwortung für unsere Gesellschaft herleiten und darin die Erinnerung an die Radikalität des Jesus von Nazareth wach halten“. Preisträgerinnen sind die Theologinnen Katharina von Kellenbach und Eule-Kolumnistin Carlotta Israel.
Anlass der Verleihung am 28. September in Frankfurt am Main ist der 95. Geburtstag der im Jahr 2003 verstorbenen Theologin, Dichterin und Aktivistin Dorothee Sölle. Im vergangenen Jahr 2023 wurde mit einem Gedenkjahr zwanzig Jahre nach ihrem Tod an das Wirken Sölles erinnert. (Die Eule hat dazu gemeinsam mit der Evangelischen Akademie Sachsen-Anhalt das Projekt „WIDERSTAND! – Dorothee Sölle & der Osten“ durchgeführt.) „Theologisches Nachdenken ohne politische Konsequenzen kommt Heuchelei gleich. Jeder theologische Satz muss auch ein politischer sein“, ist eines der Vermächtnisse Sölles. Mit dem Dorothee-Sölle-Preis sollen Menschen ausgezeichnet werden, die sich „für Befreiung und Toleranz“ einsetzen und „Einspruch gegen die Ausgrenzung von Menschen in Kirchen und Gesellschaft“ erheben.
Katharina von Kellenbach verbindet seit Studientagen verschiedene theologische Welten. Zu ihren Arbeitsschwerpunkten gehören die antisemitismuskritische Theologie und Exegese, sowie die Geschichte der christlich-jüdischen Beziehungen. Immer wieder bringt sie feministische Theologie in das interreligiöse Gespräch ein. Sie ist Professor Emerita of Religious Studies am St. Mary’s College of Maryland und Visiting Fellow in Christian-Jewish-Relations am Boston College.
Derzeit wirkt Katharina von Kellenbach vor allem an der Evangelischen Akademie zu Berlin, an der sie das Projekt „Bildstörungen“ leitet und im gleichnamigen Podcast antisemitismuskritische Bildungsarbeit leistet. Im Frühjahr 2024 brachte sie sich mit einem Publik-Forum-Artikel zur Kompostierung von Schuld in die Debatte nach der Veröffentlichung der „ForuM-Studie“ zu sexualisierter Gewalt in der Evangelischen Kirche und Diakonie ein. Ihren theologischen Neuansatz bei der Rechtfertigungslehre diskutierten wir mit ihr im Mai 2024 im Eule-Podcast.
Carlotta Israel ist evangelische Theologin und promovierte zum Thema „Evangelische Frauenordination im geteilten Deutschland. Die ‚Theologinnenfrage‘ in EKD, EKU, VELKD und BEK“. Seit 2024 ist sie Wissenschaftliche Mitarbeiterin für Kirchengeschichte am Institut für Evangelische Theologie und Religionspädagogik der Carl-von-Ossietzky-Universität Oldenburg. Nach ihrem Theologiestudium in Göttingen, Hamburg und München war sie von 2019 bis 2023 Wissenschaftliche Mitarbeiterin am am Lehrstuhl für Kirchengeschichte II der Evangelisch-Theologischen Fakultät der LMU München.
In zahlreichen Vorträgen und Publikationen arbeitet Israel an Fragestellungen des intersektionalen Feminismus und der Christ*innentumsgeschichte. Sie ist Gründungsmitglied der „Kritischen Religionswissenschafts- und The*logie Tage“, die seit 2021 Menschen aus Theologie, Kirche und Politik zusammebringen, um Wissen zu Diskriminierungsstrukturen und Antimarginalisierungsstrukturen zu teilen. Im vergangenen Jahr leistete sie mit einem Artikel in der schweizerischen Zeitschrift Neue Wege über das intersektionalen Erbe Dorothee Sölles einen wichtigen Beitrag zum Sölle-Gedenkjahr. In der Eule fragte sie zu diesem Anlass nach dem „digitalen Abdruck“ Sölles.
Seit März 2021 schreibt Carlotta Israel hier in der Eule die intersektionale Kolumne „Sektion F“. In ihrer Kolumne verbindet sie Theorie und Praxis einer diversitätssensiblen Theologie und schaltet sich regelmäßig in aktuelle Debatten in Politik, Kirche und Theologie ein. Im Eule-Podcast diskutierte sie 2021 ihre „To-Do-Liste für gute Verbündete“ in Kirche und Theologie und 2023 gemeinsam mit Eule-Familienkolumnistin Daniela Albert über „Vereinbarkeit, Kinder und die Kirche“.
Der Dorothee-Sölle-Preis 2024 wird vom Ökumenischen Netzwerk Initiative Kirche von unten (IKvu) auf einer Veranstaltung in Kooperation mit dem Verband der Evangelischen Studierendengemeinden in Deutschland (ESG), dem Verein zur Förderung Feministischer Theologie in Forschung und Lehre, dem Zentrum Oekumene der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) und der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck (EKKW) und weiteren Partnerorganisationen verliehen. Die Laudatio halten Daniela Kalscheuer (hier in der Eule) von der Katholischen Akademie Rabanus Maurus und Renate Jost, Professorin emerita für Feministische Theologie und Gender Studies an der Augustana-Hochschule Neuendettelsau.
Alle „Sektion F“-Kolumen von Carlotta Israel in der Eule.
Eule-Podcast Q & R mit Carlotta Israel
Wie können wir mit Mansplaining in der Kirche umgehen? Welche feministischen Themen sind für Theologie und Kirche wichtig? Kommt die (Frauen-)Quote? Im „Eule-Podcast Q & R“ beantwortet Carlotta Israel Fragen aus der Leser:innen- und Hörer:innenschaft der Eule.
Carlotta schreibt seit 2021 die Eule-Kolumne „Sektion F“ und ist vielfältig engagiert für einen intersektionalen Feminismus in Theologie und Kirche. In diesem Jahr wird sie mit dem Dorothee-Sölle-Preis ausgezeichnet.
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