Christians for Future: Kirchen sollen bis 2030 klimaneutral werden

„Christians for Future“ fordert von den Kirchen, ihr Engagement für den Klimaschutz zu erhöhen. Eine Liste mit zwölf Forderungen wird heute an Landeskirchen, Bistümer und Freikirchen übergeben.

Kurz vor der Bundestagswahl (26.9.) und dem nächsten Globalen Klimastreik (24.9.) fordern die Klimaktivist:innen von „Christians for Future“ die Kirchen auf, ihr Engagement für den Klimaschutz drastisch zu erhöhen. „Das Fortschreiten der Klimakrise“ zeige, „dass die bisherigen Maßnahmen nicht ausreichen“, erklären die Aktivist:innen. Bei „Christians for Future“, das zur weltweiten „For-Future“-Bewegung gehört, engagieren sich Christ:innen unterschiedlicher Konfession.

Sie haben zwölf Forderungen zur Klimagerechtigkeit formuliert, die am heutigen Tag den Kirchenleitungen von evangelischen Landeskirchen, römisch-katholischen (Erz-)Bistümern und Freikirchen übergeben werden. Unterstützung erhalten die „Christians for Future“-Aktivist:innen dabei von einer Reihe von Professor:innen und Kirchenfunktionär:innen, darunter der Hauptgeschäftsführer von Misereor Pirmin Spiegel, die evangelische Bischöfin a.D. Bärbel Wartenberg-Potter, der Co-Chair des diesjährigen UNO-Weltklimarat-Berichts Professor Hans Pörtner vom Alfred-Wegener Institut sowie der Benediktinerpater und Bestsellerautor Anselm Grün.

Bis 2030 klimaneutral und aktives Divestment von Öl, Gas und Kohle

Die zwölf Forderungen von „Christians for Future“ sind in drei große Anliegen gegliedert, die von den Aktivist:innen an die Kirchen herangetragen werden: Sie sollen (1) ihre prophetische Stimme für diejenigen erheben, die unter dem Klimawandel besonders zu leiden haben und sich „durch Worte und Taten“ mit der „Fridays for Future“-Bewegung solidarisieren.

Auch ihr (2) eigenes Handeln sollen die Kirchen verstärkt umstellen. Dazu zählt für die Aktivist:innen, dass die Kirchen sich öffentlicht zum Divestment von Kohle, Gas und Öl verpflichten (wir berichteten mehrfach), „alle land- und
forstwirtschaftlichen Flächen in kirchlichem Besitz bis 2035 klimapositiv und
nach den Kriterien des Ökolandbaus bewirtschaftet“ werden und die Kirchen sich selbst zum Ziel setzen, bis 2030 klimaneutral zu werden.

Trotz vieler guter Beispiele für Klimaschutz-Engagement innerhalb der Kirchen, blieben sie bisher sogar hinter den Zielformulierungen der Bundesregierung zurück, bis zum Jahr 2045 klimaneutral zu werden, analysieren die Aktivist:innen: Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) hat sich vorgenommen, bis zum Jahr 2050 klimaneutral zu werden. Das entspreche aber nicht dem 1,5°-Ziel des Pariser Klimaschutzabkommens, kritisiert „Christians for Future“. Manche Landeskirchen haben jedoch bereits schärfere Ziele verabredet.

Die Katholischen Bistümer haben nur in Einzelfällen überhaupt Klimaneutralitätsziele formuliert (Freiburg: 2030). „Katholische Bischöfe lassen sich kaum auf Klimademos blicken und finden selten deutliche Worte zum Klimaschutz“, kritisieren die Klimaschützer – und das trotz der Umweltenzyklika „Laudato Si'“ von Papst Franziskus aus dem Jahr 2015. Die katholische Kirche hinke außerdem bei der Einrichtung von hauptamtlichen Arbeitsstellen im Umwelt- und Klimabereich hinterher.

Die Aktivist:innen fordern außerdem (3) einen Bewusstseinswandel innerhalb der Kirchen und Gemeinden. Vor Ort in den Kreisen und Gruppen müsse die Klimagerechtigkeit permanent Thema werden. Die Kirchen sollen sich auch spirituell und seelsorglich engagieren, um den Menschen die Angst vor den notwendigen Veränderungen zu nehmen, und kooperative Bündnisse fördern, „die das Engagement für Klimagerechtigkeit in den Kirchen vorantreiben, wie das Ökumenische Netzwerk Klimagerechtigkeit“.

Analyse: Wir haben keine Zeit mehr

Wichtig sei, so „Christians for Future“-Aktivistin und Mitautorin Claudia Schwegmann im Gespräch mit der Eule, „sich ein Ziel zu setzen und dafür alle Hebel in Bewegung zu setzen.“ Wichtiger noch als die eigene Klimaneutralität sei bei der Betrachtung aller Faktoren allerdings, dass sich die Kirchen stärker politisch für Klimagerechtigkeit und -Schutz einsetzen, so Schwegmann weiter.

Die Kirchen könnten dabei helfen, wichtige Fragen zu stellen: „Wie können wir positive Visionen schaffen? Wie kann eine Transformation bei uns vor Ort gelingen? Welche Schritte können wir gemeinsam gehen?“ Zwar müssten sich die Kirchen Glaubwürdigkeit auf den Klima-Handlungsfeldern zum Teil erst noch erarbeiten, aber man könne „nicht warten, bis alle Landeskirchen oder (Erz-)Bistümer ihre eigenen Klimaziele erreicht haben, bevor die Kirche laut wird!“


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