Newsletter #LaTdH

Hör zu – Die #LaTdH vom 27. Juni

Um den Missständen in den Kirchen abzuhelfen, muss auf diejenigen gehört werden, die von Gewalt in ihren Mauern betroffen sind. Außerdem: Trauer und offene Fragen sowie #digitaleKirche.

Herzlich Willkommen!

„Gott ist einer, er ist mein Befreier“ – dieser Satz aus einem Jugendkatechismus hat mich durch die Woche begleitet. Ich finde ihn ziemlich catchy. Im Buch „Denk mal nach … mit Luther“ von 1989 werden mit diesem Satz die Erklärungen zu den 10 Geboten eingeleitet. Bei „Du sollst nicht töten“ heißt es:

Gott ist einer,
er ist mein Befreier.
Ihm allein gehört das Leben.
Das soll ich schützen,
mit Ehrfurcht bewahren
und niemanden verletzen
oder zerstören.

Am Ende einer bunten Woche, die mit dem tödlichen Angriff in Würzburg ein trauriges Ende nahm, ist das eine notwendige Erinnerung und Mahnung: Leben und Gesundheit sind Geschenk und Auftrag zur verantwortlichen Gestaltung. „Nicht töten“ heißt dem Leben dienen – und „Ehrfurcht vor dem Leben“ könnte man schlicht auch mit Dankbarkeit übersetzen.

Ein gute Woche wünscht
Philipp Greifenstein

Debatte

Hinter den Kölner Skandalen rund um den sexuellen Missbrauch und dessen Aufarbeitung rücken die Missstände in anderen Bistümern und Kirchen und die kontinuierlich steigende Zahl der bekannten Missbrauchs-Fälle häufig aus dem Sichtfeld.

Im Erzbistum Berlin hat in der vergangenen Woche ein Online-Hearing (Video) zum Umgang mit Missbrauch stattgefunden. Über die „emotionale Debatte“ auf dem Hearing berichtet Benjamin Lassiwe (@lassiwe) im Berliner Tagesspiegel. Er fasst auch das bisherige Geschehen im Erzbistum zusammen:

Ende Januar hatte die katholische Erzdiözese ein Gutachten der Kanzlei Redeker Sellner Dahs vorgestellt, das sich mit dem Umgang mit dem sexuellem Missbrauch im Erzbistum Berlin in den Jahren 1946 bis 2020 beschäftigt. Es nennt insgesamt 120 Betroffene sexuellen Missbrauchs und insgesamt 61 Geistliche, die in dieser Zeit solcher Taten beschuldigt wurden – wobei die Bandbreite der Beschuldigungen von unangemessenen Berührungen bis zu Vergewaltigungen und Geschlechtsverkehr reicht.

Seit letztem Freitag ist nun auch der Teil, in dem es um konkrete Fälle geht, auf der Homepage des Erzbistums veröffentlicht. Allerdings sind Teile des Gutachtens, aus denen Rückschlüsse auf noch lebende Personen gezogen werden könnten, weiterhin geschwärzt. Trotzdem werden die einzelnen Fälle detailliert geschildert – und es wird deutlich, dass auch die aktuelle Bistumsleitung Fehler begangen hat.

Die Erkenntnisse aus dem Hearing, an dem am Ende nur 20 Personen aus dem Erzbistum teilnahmen, seien „so vielfältig wie ernüchternd“, schreibt Gregor Krumpholz für die KNA:

Tom Urig vom Diözesanrat der Katholiken warnte davor, die Verantwortung nur kirchlichen Amtsträgern zuzuschieben. „Auch Laien haben verschleiert, vertuscht und verharmlost“, räumte das Mitglied der höchsten Laienvertretung im Erzbistum ein. Pastoralreferentin Lissy Eichert, bekannt auch als eine Sprecherin beim „Wort zum Sonntag“ in der ARD, betonte ebenfalls: „Lösungen dürfen wir nicht nur von Bischöfen oder Rom erwarten.“

Deutlich wurde auf der für sich genommen kleinen Veranstaltung, dass trotz aller Skandale und Berichterstattungen viele Christen noch kein ausreichendes Verständnis ihrer eigenen Verantwortung ausgebildet haben. In seinem Eingangsstatement stellt Johannes Norpoth, Mitglied im Betroffenenbeirat bei der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), fest:

Es braucht jetzt die Initiative aller und die mutigen Entscheidungen der Verantwortungsträger, sowohl auf Seiten der Laien, aber auch und vor allem auf Seiten des Klerus. […] Der professionelle Umgang mit Verfahren angezeigter Taten sexualisierter Gewalt, eine transparente und nachvollziehbare Dokumentation, die ebenso professionelle wie empathische und eine Retraumatisierung verhindernde Begleitung von Opfern in ihrer Rolle als Tatzeugen sind alles keine Fragen der Glaubenskongregation oder einer nationalen Bischofskonferenz, sondern können von jedem Ortsordinarius entschieden und umgesetzt werden.

„Die Rücktrittsfrage lässt mich nicht los“ – Interview mit Erzbischof Heiner Koch (Tagesspiegel)

Ebenfalls für den Tagesspiegel hat Benjamin Lassiwe mit dem Berliner Erzbischof Heiner Koch gesprochen. Im Lichte des ausgeschlagenen Rücktrittsangebots von Kardinal Reinhard Marx (wir berichteten) dreht sich das Gespräch um die Anerkennung persönlicher Verantwortung:

Ich habe mir diese Frage gestellt; auch, aber nicht nur in Zusammenhang mit dem Rücktrittsgesuch von Kardinal Marx. Ich habe vor solchen Überlegungen und einem solchen Schritt einen hohen Respekt. Bislang war für mich die Antwort aber immer: Du arbeitest mit Deinen ganzen Kräften daran, dass der Missbrauch im Erzbistum Berlin aufgearbeitet wird und es mit der Prävention hier vorwärts geht. Ich muss aber sagen, dass mich diese Frage nicht loslässt. […]

Ich hätte gern über die persönlichen Entscheidungen, die jetzt für die einzelnen Bischöfe anstehen, auch einmal in der Gemeinschaft der Bischöfe gesprochen. Ich glaube aber, dass es unter Deutschlands Bischöfen unterschiedliche Positionen in der Frage gibt, was jetzt zu tun ist. Da ist es ehrlicher, wenn jeder für sich eine Entscheidung trifft, wie es weitergeht.

Weil Bischöfe nicht vom Himmel fallen, hat Koch sicher Anlass genug, sein eigenes Handeln kritisch zu betrachten. Bevor er Bischof wurde, war Koch als Leiter der Hauptabteilung Seelsorge und stellvertretender Generalvikar im Erzbistum Köln tätig. Auch im viel kritisierten Gercke-Bericht, das im Auftrag der dortigen Bistumsleitung entstand, werden seine Einsatzfelder berührt.

Im Gespräch wird deutlich, dass Koch durch die Vorgänge durchaus erschüttert ist. Das ist unter den deutschen Bischöfen länger schon kein unique selling point mehr und sollte nach über 10 Jahren Missbrauchs-Krise in Deutschland eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein. Trotzdem stecken viele Projekte immer noch in der Anfangsphase fest. Das lässt sich nicht erklären, ohne auch die Rolle der Laien kritisch zu hinterfragen.

Und Köln?

Sind die letzten Meldungen aus Köln als kleine Hoffnungszeichen auf eine gütliche Weiterarbeit mit Kardinal Rainer Maria Woelki zu deuten oder nur noch Makulatur? Immerhin sucht man jetzt für die Organisation des Gespräches nach professioneller Hilfe. Derweil ist der Kölner Generalvikar Markus Hofmann immer noch mit Zurückrudern beschäftigt: Fast jede Woche räumt er nun Fehler ein, die er und sein Erzbischof im vergangenen Jahr – zumeist ohne große Not – gemacht haben. Ob’s hilft?

Unter der Woche war der DBK-Vorsitzende, Bischöf Georg Bätzing (Limburg), jedenfalls im Vatikan bei Papst Franziskus, dem alsbald der Bericht der beiden Visitatoren des Kölner Schlamassels vorliegen sollte. Thema der Unterredung war der Umgang mit dem Missbrauchsskandal in Deutschland. Nahezu ausgeschlossen ist es, dass die beiden zu diesem Anlass am massiven Vertrauensverlust in Köln vorbeigegangen sind.

Außerdem habe er [Bätzing] den Papst „ausführlich“ über den Stand des Synodalen Weges informiert. Bätzing habe klargestellt, „dass kolportierte Zuschreibungen, wonach sich die Kirche in Deutschland auf Sonderwege begeben wolle, aus der Luft gegriffen sind“. Damit bezog sich Bätzing auf Einwände aus Deutschland und in Teilen auch aus dem Vatikan, die den Reformweg der Kirche in Deutschland als „Irrweg“ oder „Suizidalen Weg“ verunglimpfen, weil dort Reformthemen diskutiert würden, die nur von Rom aus verändert werden könnten.

Demgegenüber habe Papst Franziskus Bätzing „ermutigt, den eingeschlagenen Synodalen Weg weiterzugehen, die anstehenden Fragen offen und ehrlich zu diskutieren und zu Empfehlungen für ein verändertes Handeln der Kirche zu kommen“.

Wie es in Köln und in den anderen Bistümern weitergeht, das liegt nicht allein in der Hand der Bischöfe, sondern ist an das Handeln oder Nicht-Handeln der einfachen Kirchenmitglieder gebunden. Wenn, wie in Köln, ein „gemeinsamer Weg“ kaum noch möglich erscheint, bleibt den Katholiken nichts anderes übrig, als sehnsüchtig in Richtung Rom zu schauen. Und zu warten.

nachgefasst

Größte Landeskirche plant Studie zu sexualisierter Gewalt (evangelisch.de, epd)

Die Landeskirche Hannovers will mit einer eigenen Studie die Hintergründe des Missbrauch-Schwerpunkts in Nenndorf bei Hamburg untersuchen lassen. Können Täter und Tatumfeld als typisch für die evangelische Kirche gelten? Nur bedingt. Zwar ist schon jetzt klar, dass der typisch evangelische Nexus aus „liberaler Pädagogik“ und Begeisterung für einen jungen, engagierten Pfarrer bei den Missbrauchsfällen eine Rolle gespielt hat, doch wird mit Blick auf die Fallzahlen aus Hannover erneut deutlich, dass der Schwerpunkt der Missbrauchsfälle in den evangelischen Kirchen woanders liegt:

In der Landeskirche sind laut Mainusch bislang 130 Fälle von sexuellem Missbrauch seit 1945 bekannt. 114 von ihnen ereigneten sich in der Nachkriegszeit in Erziehungsheimen der Diakonie. 16 Fälle geschahen in Kirchengemeinden, hier waren Pastoren, Diakone oder Kirchenmusiker die Täter.

Über die Bemühungen der Landeskirche Hannovers bei der Missbrauchs-Aufarbeitung hatte ich hier in der Eule bereits im März diesen Jahres berichtet.

Trauer und offene Fragen nach Messerattacke von Würzburg (evangelisch.de, epd)

Bei einem tödlichen Messerangriff in Würzburg am Freitagnachmittag gab es mindestens drei Todesopfer und zahlreiche Verletzte. Die Hintergründe der Tat liegen noch weitgehend im Dunklen. („Was wir wissen – was wir nicht wissen“ beim ZDF). Heute Nachmittag soll ab 15:30 Uhr eine ökumenische Gedenkfeier im Würzburger Kiliansdom stattfinden, die vom Bistum Würzburg und von BibelTV übertragen wird.

Der Würzburger Oberbürgermeister Christian Schuchardt (CSU) warnte davor, die ausländische Bevölkerung nach der Messerattacke nun unter Generalverdacht zu stellen. Nur weil der Täter aus Somalia stamme, dürfe es keine Pauschalverurteilungen geben. Der Friede in der Stadtgesellschaft müsse bewahrt werden, mahnte Schuchardt.

Buntes

Können wir über Ausländerkriminalität reden? – Özge (Mission Lifeline)

Auf dem Blog der Seenotrettungs-Organisation Mission Lifeline erklärt die Bloggerin und Jura-Studentin Özge (@oezgeschmoezge) was es mit der sog. Ausländerkriminalität auf sich hat. Nicht nur – aber auch im Kontext des Angriffs in Würzburg relevant.

Im Fall der Ausländerkriminalität sind die Fakten simpel: Es handelt sich um eine Kategorie ohne kriminologische Aussagekraft, die für nichts außer rassistische Stimmungsmache zunutze ist.

Bistum Augsburg vermietet an rechte Schlossherrinnen – Johannes Reichart (BR24)

Johannes Reichart (@JuanReichart) berichtet für den Bayerischen Rundfunk über Schloss Rudolfshausen bei Landsberg am Lech, wo die Schlossherrin eine inzwischen sattsam bekannte Melange aus Achtsamkeit, katholischem Sektierertum und völkischer Ideologie zu Markte trägt. Helene Walterskirchen ist überzeugt, „[w]irkliche Deutsche gehen in ihrer Blutlinie bis zu den Germanen zurück“. Pikant: Das Schloss befindet sich im Besitz des Bistums Augsburg:

Das katholische Bistum Augsburg weiß seit eineinhalb Jahren von den kruden Veröffentlichungen seiner Mieterin. Auf BR-Nachfrage distanziert sich das Bistum von Inhalt und Ausrichtung des Schloss-Magazins: „Das Bistum bedauert außerordentlich, dass der Name einer Immobilie im Besitz der Katholischen Pfarrpfründestiftung für ein Publikationsorgan mit derartigen politischen wie religiösen Extrempositionen in Verbindung gebracht werden kann.“

Die Vermietung der Immobilie sei zu einem Zeitpunkt erfolgt, als die Haltung von Frau Walterskirchen nicht erkennbar war, so das Bistum. Und beteuert: Man bemühe sich seit Längerem um Klärung, die einseitige Auflösung des Mietverhältnisses sei nach deutschem Recht jedoch „nicht einfach“.

Webhoster und das DSG-EKD – Wolfgang Loest (erLoest)

Wolfgang Loest (@wtlx), Social-Media-Pfarrer der Lippischen Landeskirche und bei @kircheplus, beschreibt auf seinem Blog einige Webhosting- und Newsletter-Werkzeuge, die im Rahmen des EKD-Datenschutzgesetzes genutzt werden können. Die Liste ist sicher nicht vollständig, aber ein nützlicher Anker für alle, die solche Angebote aufbauen wollen.

Durchzug statt Rückzug – Philipp Greifenstein (zeitzeichen)

Wenn ich für @zeitzeichenNET in die Kolumnisten-Bütt steige, schreibe ich zumeist über #digitaleKirche-Themen. In dieser Woche über das „wahre Leben“, das immer schon digital ist.

Äußerer Anlass ist die Rede des EKD-Ratsvorsitzenden, Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, auf dem jährlichen Johannisempfang des Bevollmächtigten der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) bei der Bundesrepublik Deutschland und der Europäischen Union, in der er einige Gedanken der EKD-Digitaldenkschrift vom Frühjahr ausführt. Die Denkschrift und Bedford-Strohm bemühen sich sehr, Leben in der Digitalität zu begreifen, fallen aber immer wieder in ein funktionales Verständnis derselben zurück.

Leben in der Digitalität funktioniert nicht mehr in der Dichotomie von On-/Off-Line. Es geht nicht um ein Nebeneinander von analoger und digitaler Welt, das „wahre Leben“ ist digital und analog. „Klare Offline-Regelungen“ funktionieren nur, wenn man unter Digitalität das Internet versteht. […] Erwachsensein in der Digitalität heißt demnach, Ver- und Gebote funktional zu begreifen und die Digitalität selbst als Fluidum, nicht umgedreht.

Wer, wie die EKD-Denkschrift zur Digitalisierung es versucht, die 10 Gebote aus der Bibel als Orientierungsbojen auf der Fahrt durch die Digitalität verstehen will, ist gut beraten, sich vom eingangs erwähnten Satz aus dem Luther-Katechismus für Jugendliche von 1989 inspirieren zu lassen. „Gott ist einer, er ist mein Befreier“ heißt z.B.:

Ruhe für Leib und Seele in der Digitalität gibt es nicht umsonst, sondern nur zum Preise des Nicht-Gesehenwerdens, des Nicht-Hörens und Nicht-Sprechens oder zumindest einer Prise FOMO. Wohl dem, der das zumindest teilweise aushalten kann.

Theologie

Diversität in der Bibel: Wege jenseits der Geschlechterbinarität – Lisa Baumeister (y-nachten)

Die römisch-katholische Kirche erkennt bis heute Geschlechtlichkeit neben den binären Kategorien von „Mann“ und „Frau“ nicht an. Oft wird dabei mit der biblischen Schöpfungsgeschichte argumentiert. Lisa Baumeister unterzieht biblische Texte einer kritischen Relektüre und weist dabei auf Spuren von Intergeschlechtlichkeit hin.

Heterotopien schwuler Existenz – Orte prekärer Vulnerabilität – Hildegund Keul (feinschwarz.net)

Im Theologischen Feuilleton feinschwarz.net treibt Hildegund Keul, Fundamentaltheologin an der Universität Würzburg, mit Rückgriffen auf Michel Foucault und Didier Eribon die Frage nach sicheren Orten für LGBTQI in der Kirche um. Hintergrund sind die zahlreichen Angriffe auf LGBTQI in Deutschland und international. Ihrer Kirche stellt Keul ein schlechtes Zeugnis aus:

Die römisch-katholische Kirche beteiligt sich an den zahllosen Diskursen und Praktiken, die die soziale Vulnerabilität von schwulen und lesbischen Menschen extrem erhöhen. Inwiefern ist sie als ein Global Player der Homophobie mitverantwortlich an Verbrechen gegen gleichgeschlechtlich liebende Menschen? Dieser harten Frage müssen wir uns als Kirche stellen. […]

Bei der Homophobie stehen Menschenrechte auf dem Spiel. Eine radikale Umkehr ist notwendig, damit aus dem Fluch endlich ein Segen wird.

Um wessen Menschenrechte es konkret geht, stellt Mara Klein im Gespräch mit der Publik-Forum (€) klar: Klein nimmt als einzige nicht-binäre Person am Synodalen Weg der römisch-katholischen Kirche in Deutschland teil (wir berichteten). Eine kurze Zusammenfassung bietet katholisch.de.

Die Zahl der Menschen in der Kirche, die sich weder als Frau noch als Mann definieren, dürfe nicht unterschätzt werden, sagte Klein weiter. Unter den Betroffenen aller Altersgruppen seien auch solche, „die dafür nie Worte hatten und sich vielleicht sogar selbst hassen, weil das, was sie sind, für falsch erklärt wird“. Es gebe in der Kirche nach wie vor Strukturen, „die diskriminieren, marginalisieren und zu seelischen Schäden führen“.

Bunte Fahnen und Regenbogen-Beleuchtung an den Kirchen können nicht darüber hinwegtäuschen, dass christliche Kirchen auch heute noch Orte sind, an denen LGBTQI diskriminiert und ausgeschlossen werden. Vielleicht ist manche Begeisterung fürs Fahnenschwenken sogar dem Bewusstsein geschuldet, hier bisher eine wahrhaftige Umkehr schuldig geblieben zu sein?

Bei den Soli-Aktionen rund um das EM-Spiel zwischen Ungarn und Deutschland ist jedenfalls bedenklich in den Hintergrund gerückt, dass es nicht allein um eine Pop-Aktion gehen kann, sondern z.B. um konkrete Unterstützung der LGBTQI-Aktivist:innen in Ungarn. Wo stehen die Kirchen da? Sehr einfach ist es stattdessen ein „Zeichen für Vielfalt, Offenheit und Toleranz“ zu setzen. Wenn man den Regenbogen soweit entpolitisiert hat, dass er ins gut-bürgerliche Protestschema passt, wem ist damit noch geholfen – außer denen, die gerne auch mal bunt sein wollen?

Ein guter Satz

„Was für ein herrliches Leben hatte ich! Ich wünschte nur, ich hätte es früher bemerkt.“

Colette, Danke für den Hinweis an @TommyDrexel